Forest

"Der Regen", sagt Tyler.

Josh nickt langsam.

"Er ist wie..." Tyler hält inne, um das richtige Wort zu finden.

"Gestochen scharf", sagt Josh.

"Genau", sagt Tyler nickend.

"Fast so wie..." Josh runzelt die Stirn, "Rot vielleicht?"

"Hauptsächlich", sagt Tyler. "Mit einer Spur orange"

"Orange, richtig" Josh zeigt auf Tyler. "Das stimmt. Ich vergesse das immer"

"Aber viele Dinge sind orange", sagt Tyler stirnrunzelnd.

"Nicht da, wo ich herkomme", sagt Josh bitter. "Alles ist nur blau-schwarz dort"

Tyler zuckt zusammen. "Das kann ich mir nicht einmal vorstellen"

"Tu es nicht" sagt Tyler mit Nachdruck. Er schüttelt den Kopf. "Versuch es nicht mal"

Tyler erschaudert ein wenig. "Glaub mir, dass will ich auch nicht"

Josh nickt. "Gut" Er setzt sich gerade hin, auf einmal richtet er seinen Kopf auf.

"Kommt meine Mom?"fragt Tyler. Josh nickt und steht auf.

"Fass dich kurz, ja?", sagt Josh, als er die Tür schließt.

"Okay", antwortet Tyler in den jetzt lehren Raum.

Ein sanftes Klopfen ertönt an der Tür, bevor seine Mutter den Kopf hineinsteckt.

"Was machst du Tyler?" fragt seine Mutter.

"Mit Josh reden", erzählt Tyler ihr. Sofort bereut er es, überhaupt etwas gesagt zu haben.

"Tyler", seufzt sie. "Josh ist nicht echt,erinnerst du dich? Darüber haben wir schon tausend mal geredet"

"Richtig, Mom" sagt Tyler nickend. "Tut mir leid"

"Tyler, Ich-" Seine Mutter stoppt und schaut ihn unsicher an. "Entschuldige dich nicht, okay, Es ist nur so, dass Josh nicht existiert.

"Okay", sagt Tyler und wartet darauf, dass sie geht, damit Josh zurück kommt.

Seine Mutter schaut ihn an, etwas gelb-blau-rotes in ihren Augen. Er hat vergessen, wie andere Leute es nennen. Josh würde es wissen.

"Tyler, du hast morgen einen Termin, erinnerst du dich? Mit Dr. Paulson"

Dr. Paulson hat viele Leuchtstifte, ein Schachbrett und eine großzügige Auswahl an Süßigkeiten, damit Tyler niemandem über dass eine Mal erzählt, als alles nach Metall und Seife und in Magenta getunktes Kerzenwachs geschmeckt hat.

"Okay", sagt er nickend.

Seine Mutter beißt sich auf die Lippe. "Also gut Tyler", sagt sie. "Vergiss nicht, etwas zu essen, in Ordnung?"

"In Ordnung", echot Tyler und sie schließt die Tür.

Sofort öffnet Josh die Schranktür.

"Dr. Paulson", sagt er mit einem Ton Abneigung.

"Warum magst du ihn nicht?"fragt Tyler, während er Josh dabei beobachtet, wie er sich auf den Schreibtisch setzt.

"Er klingt so..." Josh beißt sich auf die Lippe, nach Worten suchend. "Ich würde sagen lila-grün, aber ich übersehe etwas, nicht war?"

"Pink", sagt Tyler sofort.

"Richtig, richtig" , sagt Josh. Er verzieht das Gesicht. "Ich mag es nicht, wenn du dort hin gehst"

"Würdest du lieber, dass ich zurück zu Dr. Craig gehe?", schlägt Tyler vor.

"Nein!" ruft Josh. "Niemals!"

"Ich mache nur Witze", sagt Tyler während er sich auf dem Bett ausstreckt.

"Toller Witz", murmelt Josh. "Mach keine Witze darüber, okay?"

"Okay", sagt Tyler und erinnert sich auf einmal an das Gespräch mit seiner Mutter. Das Geräusch von Butter, die auf Toast gestrichen wird, fade und lila-rote Akzeptanz.

"Nicht wirklich", sagt Josh und springt vom Schreibtisch herunter, damit er Tylers Hand nehmen kann. "Mach darüber keine Witze. Das ist schlecht"

"Ja, ist es", gibt Tyler zu und Josh presst seine Lippen gegen Tylers Hand.

"Bitte mach keine Witze darüber, Tyler", murmelt Josh"

Und Tyler ist so fasziniert davon, wie Joshs Mund seinen Namen formt, dass er automatisch zustimmt.
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Tyler kann erkennen, dass Dr. Paulson einen langen Tag hatte.

"Alles in Ordnung mit ihrer Frau, Doctor?", fragt Tyler höflich.

"Ja " ,schnaubt er und lehnt sich in seinem Stuhl zurück. "Schokolade oder Lollipop?"

"Lollipop", antwortet Tyler. Er mag es ab und zu ,so obszön wie möglich an ihnen zu lecken, nur um Dr. Paulsons Prioritäten zu überprüfen.

Der Lollipop ist rot und schmeckt  grün-rot-gelb, wie Kirschen. Tyler reibt ihn über seine Lippen um sie so rot wie möglich zu machen.

"In der letzten Sitzung haben wir Bücher diskutiert", sagt der Doctor. "Und Kopfschmerzen"

"Diese zwei Dinge könnten auch gut Synonyme sein", sagt Tyler.

"Ja, dass hast du oft erwähnt" Dr. Paulson klingt müde.

"Und die Bibel-"

"-hat so kleine Schrift, dass du auch gut einen Regenbogen anschauen könntest", beendet der Doctor.

"Obwohl ja der erste Teil-"

"Von Genesis fast ausschließlich grün ist, also kannst du es lesen", sagt Dr. Paulson. "Ich mache mir sehr gute Notizen, erinnerst du dich?"

"Ich erinnere mich", sagt Tyler in der gleichen Tonlage, die er auch bei seiner Mutter benutzt.

Dr. Paulson, der sich mit seinen Tonlagen auskennt seufzt.

"Tyler, es tut mir leid, ich bin heute nicht gut drauf", sagt er. Er lehnt sich nach vorne und Tyler weicht so schnell zurück, dass er seinen Lollipop beinahe verschluckt. "Es tut mir leid", entschuldigt sich Dr. Paulson. Er nimmt seine Brille ab, damit er sich sein Gesicht reiben kann. "Es tut mir so leid, Tyler"

Tyler sagt überhaupt nichts. Er denkt, dass wenn er seinen Mund aufmachen würde, nichts als den "Unsinn", den nur Josh versteht, heraus kommen würde. Sein Herzt pocht in seiner Brust und er legt seine Hand darauf. Dr. Paulson folgt seinen Bewegungen und zuckt zusammen.

"Es tut mir so leid, Tyler", wiederholt er. "Ich wollte dich nicht erschrecken"

"Mir geht es gut", sagt Tyler, zufrieden als er hört, dass es "normale" Wörter sind, die er sagt.

"Nein das tut es nicht, Tyler", sagt Dr. Paulson seufzend. "Dir geht es nicht gut" Er schüttelt langsam den Kopf. "Worüber willst du heute reden?"

Tyler zuckt mit den Schultern. "Ich weiß es nicht"

"Hast du geschrieben?", fragt Dr. Paulson.

"Ein wenig",murmelt Tyler und pickt einen losen Faden von seiner Jeans.

"Hast du über etwas besonders interessantes geschrieben?"

"Das Baumhaus", sagt Tyler und bereut es sofort, denn Dr. Paulsons Augen werden blau-orange-grün, interessiert und beinahe hungrig.

"Welches Baumhaus?", fragt er und notiert sich etwas.

"Wir- ich habe ein Baumhaus im Wald gefunden", murmelt Tyler und starrt missmutig auf den Teppich. Er fühlt sich jetzt merkwürdig bloßgestellt.

"Wie ist das Baumhaus so?", fragt der Doktor und schaut dabei nicht von seinem Notizbuch hoch.

"Ich weiß nicht. Holzig" Gelb-lila. So wie nasse Kreide sich anfühlt. Das tiefste B auf seinem Klavier.

"Wissen deine Eltern über das Baumhaus bescheid?", fragt Doctor Paulson.

"Ist das wichtig?", fragt Tyler, ein bisschen lauter als beabsichtigt.

Dr. Paulson blinzelt. "Ich nehme an, dass es das nicht ist", sagt er langsam. "Ich wollte nur wissen, ob du mit ihnen geredet hast"

"Sie könnten sie einfach danach fragen. Sie könnten mich einfach danach fragen"

"Du hast Recht Tyler. Tut mir leid", sagt Dr.Paulson. "Hast du mit deinen Eltern geredet?" Tyler schnaubt. "Habe ich mir schon gedacht" Der Doctor lehnt sich langsam nach vorne, damit Tyler Zeit hat um sich auf seine Präsenz vorzubereiten. "Ich denke du solltest mit ihnen reden, Tyler. Sie Sorgen sich wirklich um dich"

"Das tuen sie nicht" Tyler klingt wie ein Kind, wie der Geruch von Orangenschalen, aber es ist ihm egal.

"Das tun sie, Tyler. Und sie waren so bestürzt, als sie herausgefunden haben, was mit dir passiert ist"

"Sie haben mir nie geglaubt"

"Tyler, du warst damals nicht sehr einfach zu verstehen", sagt Dr. Paulson sanft. "Um ehrlich zu sein ,bist du das immer noch nicht"

"Sie scheinen es hinzubekommen"

"Ich kenne dich seit langer Zeit, Tyler"

"Meine Eltern auch"

"Tun sie das wirklich?"

Tyler sitzt für einen Moment still da. "Nein" Er hält inne. "Sie kennen mich kein bisschen"

"Tyler, hast du je daran gedacht mit deinen Eltern Frieden zu schließen?" , fragt Dr. Paulson.

Tyler macht ein finsteres Gesicht. "Sie sollten diejenigen sein, die Frieden mit mir schließen"

"Das versuchen sie, Tyler, wirklich" , sagt der Doctor. "Ich denke, es ist dir nicht aufgefallen, aber sie versuchen es wieder gut zu machen"

"Naja, sie machen einen beschissen Job"

Dr. Paulson ignoriert diesen Kommentar. "Sie sagen, sie versuchen dich mit nach draußen zu nehmen und Familienaktivitäten zu machen"

"Ich hasse Menschenmengen", erzählt Tyler seinem Doctor. "Ich hasse Brettspiele. Ich hasse Fernsehen"

"Sie wissen nicht, was du magst, Tyler", sagt Dr. Paulson. "Aber ich bin sicher, sie wären glücklich, dass zu machen was du magst"

"Ich- Es gibt nichts, was ich mag"

Dr. Paulson wird für einen Augenblick still. "Du magst Josh"

Tyler blinzelt. "Was?" Dr. Paulson hat noch nie freiwillig Josh erwähnt.

"Ich sage nicht, dass er echt ist Tyler", sagt er schnell." Aber vielleicht könntest du jemandem aus deiner Familie über ihn erzählen"

"Und was für einen Zweck sollte dem dienen, außer meine Wahnvorstellungen zu vergrößern?"

"Es wird dir helfen, dich zu öffnen" sagt der Doctor und ignoriert seinen Sarkasmus. "Du bist einfacher zu verstehen, wenn du über etwas redest, für das du eine Leidenschaft hast"

Tyler denkt darüber nach. "Sie müssen meinen Eltern zuerst sagen, dass es in Ordnung für mich ist, über Josh zu reden"

Dr. Paulson seufzt. "Das war nicht das, was ich beabsichtigt hatte, als ich ihnen von Josh erzählt habe, Tyler. Es tut mir leid"

Tyler zuckt mit den Achseln. "Wie auch immer"

Dr. Paulson nickt langsam und kritzelt etwas in sein Notizbuch. "Ich werde mit ihnen reden"
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"Was wirst du über mich erzählen?", fragt Josh, während er ein Stück abgesplittertes Holz in ihrem Baumhaus begutachtet.

Tyler zuckt mit den Schultern. "Ich weiß nicht. Es gibt viel zu sagen"

"Du könntest ihnen sagen wie pink-rot-orange ich bin", sagt Josh und schenkt Tyler eines dieser Lächeln, dass ihn schmelzen lassen. "Wie sexy ich bin, wie ich nach geschmolzenen Marshmallows klinge, wie meine Lippen die Note tiefes C sind, wie ich-"

"Oh halt die Klappe", sagt Tyler und schubst ihn spielerisch.

Josh lacht, seine Augenwinkel bilden Fältchen, als er grinst. Tyler schaut weg, bevor Josh sieht, wie er ihn anstarrt.

"Meine Eltern denken, ich bin verrückt", sagt Tyler auf einmal.

Sofort wird Josh ernst und runzelt die Stirn. "Du bist nicht verrückt"

"Ich weiß", sagt Tyler. "Aber ihnen von dir zu erzählen wird sie nicht davon überzeugen.

Für einen Moment ist Josh ruhig. "Was wirst du machen?"

"Mit ihnen über dich reden" sagt Tyler. "Scheiß drauf, was sie denken"

Josh grinst. "Du bist echt pink-rot-orange wenn du fluchst.

Tyler wird rot. "Nein, bin ich nicht"

Josh schaut ihn gedankenverloren an.
"Du bist ziemlich schön, Tyler"

"Ziemlich schön?", sagt Tyler.

Josh lacht. "Nicht meine beste Wortwahl"

"Warum reden wir überhaupt so?", fragt Tyler. "Wenn wir unsere Worte benutzen würden, würde so etwas nicht passieren"

"Du hast mich gebeten "normal" zu reden", sagt Josh. "Zum üben"

Tyler runzelt die Stirn. "Warum habe ich das gemacht?"

Josh zuckt mit den Achseln. "Irgendwas, von wegen besserer Kommunikation"

Tyler nickt langsam."Klingt nach etwas, dass ich machen würde. Damals, weißt du?"

"Ja", sagt Josh. "Du warst total-", er macht ein paar undefinierbare Handbewegungen, "blau-lila. Ungeordnet"

"Durcheinander", sagt Tyler nickend.

"Nicht wirklich", sagt Josh. "Irgendwie... Ich kann mich nicht an das Wort dafür erinnern. Orange-grün-lila"

"Verwirrt",übersetzt Tyler. Josh nickt.

"Das ist es. Irgendwie vergesse ich das Wort immer", sagt er. "Verwirrt. Du warst verwirrt. Wie der Buchstabe M. Und die Art wie August riecht"

"Verwirrt vielleicht", gibt Tyler zu.

"Du warst verloren", sagt Josh sicher.

"Vielleicht", sagt Tyler wieder. Er beobachtet ,wie Josh das Feuerzeug das er immer bei sich hat, an und aus macht. "Warum hast du das überhaupt? Du rauchst nicht"

Josh zuckt mit den Schultern. "Du weißt nie, wann du alles in Flammen setzten musst"

Tyler hebt die Augenbrauen. "Was? Wovon redest du?"

Josh zuckt erneut mit den Schultern. "Du wirst es eines Tages verstehen"
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"Er hat sich gestern die Haare gefärbt", erzählt Tyler seiner Mutter.

Sie sitzen draußen auf den Stufen und beobachten, wie der Wind durch die Bäume in ihrem Vorgarten fegt.
Es klingt wie ein kühles Kissen auf Tylers Haut und er lächelt.

"Welche Farbe?", fragt seine Mutter.

"Blau. Hellblau", sagt Tyler und grinst ein wenig vor sich hin. "Es war vor einer Weile noch rot"

"Das ist schön, Tyler",sagt seine Mutter und sieht immer noch unwohl aus.

"Er hat diese wirklich dunkelbraunen Augen", sagt Tyler und entscheidet sich dafür, das Unbehagen seiner Mutter auszublenden. "Kaffee Augen. Die Art mit Kaffee und Kakao. Wie heißt das nochmal?"

"Mocha", schlägt seine Mom vor.

"Mocha Augen"

"Tyler", sagt seine Mutter und beißt sich auf die Lippe. "Wer ist Josh für dich?"

"Wie meinst du das?"

"Ist er ein Freund?", fragt seine Mutter. "Dein fester Freund?"

"Was? Nein!"

"Es ist, du weißt schon, es ist okay, wenn du einen festen Freund haben willst", sagt Tylers Mutter."Nur damit du bescheid weißt"

"Toll", sagt Tyler, immer noch mit geweiteten Augen. "Wie kommst du darauf?"

"Du hast immer diesen verträumten Blick, wenn du von ihm sprichst, Tyler", erzählt seine Mom ihm.

"Ja, aber das hat dich automatisch denken lassen, dass ich schwul bin?"

"Naja", seine Mutter zuckt mit den Achseln. " du kamst mir nie sehr heterosexuell vor, Tyler"

Tyler blinzelt. "Danke Mom"

"Das war keine Beleidigung", protestiert sie, aber hält inne, als sie Tyler lachen sieht.

"Ich bin schwul", versichert Tyler ihr, als er mit Kichern fertig ist. "Ich habe nur nie erwartet, dass du es bemerkst"

"Natürlich bemerke ich etwas über dich, Tyler", sagt seine Mutter.

Sofort wird Tyler ernst. Er zuckt mit den Schultern und seine Mutter nimmt seufzend seine Hand.

"Es tut mir so leid, Tyler", sagt sie ihm. "Ich weiß, eine Entschuldigung macht es nicht besser, ändert nichts, aber es tut mir trotzdem so leid"

"Warum-", Tyler schluckt hart, "warum habt ihr mir nicht geglaubt?"

"Ich-", seine Mutter seufzt. "Dr. Craig wirkte sehr professionell, Tyler. Er sollte der beste Arzt weit und breit sein. Und er war sehr charmant, er versicherte uns, dass kein Fehlverhalten vorlag." Sie seufzt wieder und drückt Tylers Hand sanft. "Ich bereue es, dir nicht zugehört zu haben, Tyler"

"Tun wir das nicht alle, murmelt Tyler. "Tun wir das nicht alle"
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"Wie fühlst du dich?" , fragt Josh eines Tages.

"Wer bist du, Dr. Paulson?"

Josh verdreht die Augen. "Komm schon Ty", er gibt ihm sein Taschenmesser. "Zeig es mir. Mit "normalen" Worten"

Tyler starrt das Messer an, warum und schwer in seiner Faust, wie Seide oder taubenetztes Gras.

"Zeig es mir", wiederholt Josh.

Tyler drückt die Klinge auf den hölzernen Boden des Baumhauses.

"Normale Worte", flüstert er sich selbst zu und versucht sich an eines dafür zu erinnern, wie er sich fühlt.

Ä-N-G-S-T-L-I-C-H

"Ängstlich", ließt Josh. "Warum?"

Tyler zuckt mit den Schultern und wischt Holzstücke von der Klinge des Messers, bevor er es Josh zurück gibt.

"Ich weiß nicht. Ich habe immer Angst", sagt er.

"Warum?", wiederholt Josh."Wovor?"

Tyler zuckt erneut mit den Schultern. "Davor, was als nächstes kommt, nehme ich an", sagt er.

Josh runzelt die Stirn. "Das ist nichts, wovor man Angst haben muss", sagt er.

"Warum habe ich dann Angst?"

Josh lächelt auf diese sanfte Art und Weise. "Orange-grün-lila", sagt er.

"Bin ich nicht", murmelt Tyler. "Nicht wirklich"

"Bist du", sagt Josh. "Wie gestreckte orangene Wolle. Nicht zu wissen, was als nächstes kommt, ist das beste aller Zeiten"

"Zum fürchten" , sagt Tyler kopfschüttelnd.

"Vielleicht ein bisschen", gibt Josh zu. "Aber vielleicht ist das, was als nächstes kommt, das beste was du dir vorstellen kannst"

"Aber was wenn nicht?"

"Aber was wenn doch?"

"Aber was wenn nicht?"

Josh lehnt sich nach vorne und nimmt Tylers Finger weg von der Gravierung im Holz.

"Aber was wenn doch?", flüstert er.

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"Wie laufen die Dinge, zwischen dir und deiner Mutter?", fragt Dr. Paulson, als Tyler einen Erdnussbutterkeks in seine Tasche gleiten lässt.

"Gut", sagt Tyler.

"Gut?", wiederholt Dr. Paulson mit angehobenen Augenbrauen.

"Besser"

Dr.Paulson nickt langsam."Hast du also mit ihr über Josh geredet?"

Tyler nickt. "Sie sah nicht allzu glücklich darüber aus.

"Wie zu erwarten, Tyler", sagt Dr. Paulson. "Es kann nicht angenehm für eine Frau sein, wenn ihr siebzehnjähriger Sohn über seinen imaginären Freund redet"

"Von dem sie denkt, dass er imaginär ist",verbessert Tyler ihn.

Dr. Paulson blickt endlich von seinen Notizen hoch.

"Tyler" ,sagt er sanft. "Josh ist-"

"Ja, okay, was auch immer", sagt Tyler schnell.

Der Doctor seufzt und fährt sich abwesend durch die dünner werdenden Haare.

"Er ist nicht echt, Tyler", sagt er sanft. "Es tut mir leid, aber er existiert einfach nicht"

"Ja, was immer sie sagen"

Dr. Paulson reibt sich mit der Hand seine Stirn. "Tyler-"

"Sehen Sie", sagt Tyler, auf einmal bereit dafür zu kämpfen. "Ich weiß, Sie denken ich bin verrückt deswegen, aber Josh ist echt, okay? Sie werden mich nicht anderweitig überzeugen können"

Dr. Paulson lächelt trocken. "Das sehe ich, ja"

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"Es ist alles schwarz-blau", sagt Josh. "Daheim, meine ich. Deswegen mag ich es lieber hier"

"Das hast du mir erzählt", sagt Tyler. "Oft"

"Das macht es nicht weniger wahr"

"Ich weiß", sagt Tyler. "Ich meine nur, dass ich dich höre, wenn du es mir sagst.

"Aber ich will nicht, dass du mich hörst", sagt Josh eindringlich. "Ich will, dass du zuhörst.

Tyler runzelt die Stirn. "Wo ist der Unterschied?"

Josh macht ein frustriertes Geräusch.
"Manche Leute, Philosophen vor allem, sagen, dass andere Leute sich nie hören", sagt er. "Aber ich glaube, das stimmt nicht. Ich glaube, alle hören, aber die wenigsten Leute hören zu"

"Ich verstehe es immer noch nicht"

"Es ist wie-" Josh nimmt Tylers Hand. "Okay, wenn ich dir sage 'nimm meine Hand', dann denkst du daran, Händchen zu halten, richtig? Nicht daran, mich und meine Hand mit dir mitzunehmen. Außer wir gehen Hand in Hand irgendwo hin, aber das ist eine andere Geschichte. Was ich meine ist, du hörst 'nimm meine Hand', aber du hörst zu und verstehst 'halte meine Hand'"

"Oh", Tyler hält inne um nach zu denken. "Ich verstehe es" Er runzelt erneut die Stirn. "Denke ich"

Josh lächelt. "Naja, wenigstens bist du ehrlich"

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"Tyler, den Psychiater und ich wollen neue Medikamente ausprobieren", sagt Dr. Paulson, als Tyler sich hinsetzt.

"Was?", fragt Tyler und sucht sich einen lilafarbenen Lollipop aus. "Erinnern Sie sich nicht daran, wie es beim letzten Mal gelaufen ist?"

"Keine Antipsychotika", sagt Dr. Paulson. "Das war ein Fehler, ich weiß" Er seufzt und fährt sich mit einer Hand durch sein Haar. "Das war ein Fehler"

"Welche Medikamente dann?", fragt Tyler, packt den Lolli aus und steckt ihn sich in den Mund.

"Lorazepam", sagt Dr. Paulson. "Ativan"

Tyler runzelt mit der Stirn. "Ist das nicht für Angststörungen?"

"Es wirkt auch gegen Schlafstörungen", sagt Dr. Paulson. "Offen gesagt, Tyler, du fängst an wie ein Skelett auszusehen. Eines das dringend Schlaf braucht"

Tyler zuckt mit den Achseln. "Ich denke, mir geht es gut"

Dr. Paulson seufzt. "Deine Mutter hat mir erzählt, dass sie dich um drei Uhr nachts hört, wie du mit dir selbst redest. Jede Nacht"

Tyler öffnet den Mund, um ihm zu sagen, dass er nicht mit sich selbst redet, sondern mit Josh, aber er entscheidet sich dagegen.

"Mir geht es gut", sagt er stattdessen.

"Tyler, ich denke wirklich nicht, dass di genug Schlaf bekommst", sagt Dr. Paulson sanft. "Du siehst die ganze Zeit erschöpft aus"

"Ich fühle mich gut"

"Tyler, dass ist das Beste für dich"

Tyler starrt ihn an. "Und warum interessiert es Sie, was das Beste für mich ist?" Er lehnt sich nach vorne. "Ich denke nicht, dass Sie das tun"

Dr. Paulsons Miene wird ernst. "Tyler", beginnt er. "Tyler, es tut mir so so leid deswegen"

Tyler verdreht die Augen und lehnt sich zurück. "Wie auch immer"

Der Doctor seufzt und reibt sich sie Augen. "Es gibt keine Entschuldigung dafür", sagt er. "Aber Tyler, es ist nur für dein eigenes Wohl" Er nimmt ein anderes Stück Papier heraus und notiert sich etwas darauf. "Ich werde mit deinen Eltern reden und wenn ich ihre Einverständigung habe, versuchen wir es mit Ativan. Okay Tyler?"

"Wie auch immer", sagt Tyler erneut.

Dr. Paulson seufzt wieder. "Okay. Tyler, jetzt dachte ich mir-"

"Hören Sie auf damit", sagt Tyler.

"Womit?"

"Hören sie auf damit, meinen Namen in jedem Satz zu erwähnen", sagt Tyler. "Ich weiß, wie ich heiße, okay?"

"Angewohnheit, T- Angewohnheit", sagt Dr.Paulson.

Tyler lächelt trocken. "Ich hasse meinen Namen", erzählt er seinem Doctor.

"Warum das?", fragt Dr. Paulson und notiert sich etwas.

"Es ist nur eine Erinnerung"

"Eine Erinnerung an was?"

"Es ist nur eine weitere Erinnerung daran, dass niemand wirklich einzigartig ist", sagt Tyler. "Niemand ist wirklich besonders"

Der Doctor legt seine Notizen bei Seite und schaut Tyler an.

"Wissen Sie, es gibt jemanden da draußen mit dem Namen Tyler Joseph. Vielleicht nicht gerade, aber es wird jemanden geben. Vielleicht sogar beides, kommt darauf an, wie lange ich Leben werde", er hält inne. "Und wenn es wirklich unendlich viele Universen gibt, gibt es eine unendliche Anzahl von Tyler Josephs, die genau die gleichen Dinge sagen, die ich sage, genau die gleichen Dinge denken, wie ich sie denke. Ja, es gibt eine unendliche Anzahl von Welten in denen Tyler Joseph ein Klempner ist, der in seiner Freizeit gerne Crossdressing betreibt und nicht ein einziges Mal in Betracht gezogen hat, dass andere Universen existieren, aber dass würde bedeuten es gäbe eine Unendliche Anzahl an Welten, die eine exakte Kopie davon sind. Und wenn das stimmt, gibt es keinen Grund, sich besonders zu fühlen. Man könnte natürlich immer argumentieren, dass es so etwas wie parallel Universen gar nicht gibt, aber selbst wenn, gibt es jemanden mit deinem Namen in der Vergangenheit, in der Gegenwart und in der Zukunft. Und ich habe gelesen, dass jeder einen Doppelgänger auf dieser Welt hat, auch wenn zwei Doppelgänger vielleicht nicht zur gleichen Zeit leben" Tyler seufzt. "Was ist also der Sinn dahinter, einzigartig zu sein"

Dr. Paulson starrt ihn an."... und deshalb magst du deinen Namen nicht?"

Tyler lacht ein bisschen. "Eine langatmige Version weshalb, ja"

"Es ist auf jeden Fall interessant", sagt Dr. Paulson ihm. "Ich werde auf jeden Fall später lange darüber nachdenken"

"Gut", sagt Tyler ihm ehrlich. "Ich finde jeder sollte ab und zu darüber nachdenken. Nahrung für die Gedanken, wissen Sie"

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"Mom?", fragt Tyler, als er die Küche betritt.

"Tyler?", antwortet seine Mutter und dreht sich mit einem erstaunten Ausdruck zu ihm um.

"Ich muss dir etwas erzählen", sagt er, nimmt ihre Hand und setzt sich mit ihr an den Küchentisch

"Was ist denn?", fragt sie.

"Ich-" bin verliebt in den Jungen, von dem du denkst, dass er imaginär ist. Was soll ich tun. ".... ähm" Tyler kratzt sich im Nacken. "Ähm"

"Ja?", sagt seine Mutter.

"Was gibt es zum Abendessen?"

Seine Mutter blinzelt überrascht. "Spaghetti und Fleischbällchen", sagt sie."Warum? Möchtest du mit uns essen?"

Und aus einem unerklärlichen Grund, nickt Tyler.

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"Also, lass mich das recht verstehen:", beginnt Josh. "Du hast versucht die Spaghetti mit einem Löffel zu essen, hast deinen kleinen Bruder einen neunmalklugen Staubwedel genannt, als er dir eine Gabel geben wollte, hast deiner Schwester zugehört, wie sie über ihr Basketball Turnier gesprochen hat, dann bist du vom Stuhl gefallen, weil dein Bruder dich unter dem Tisch getreten hat, deinen Dad beobachtet, wie er alkoholfreies Bier getrunken hat, deiner Mom zugehört, wie sie über das Basketball Turnier deiner Schwester gesprochen hat und bist dann in Tränen ausgebrochen, weil dein Bruder , der dich getreten hat, gefragt hat, warum du nicht zur Schule gehst"

"Ja, dass fast es ganz gut zusammen", sagt Tyler nickend.

Josh hebt eine Augenbraue an. "Warum bist du überhaupt zum Abendessen gegangen?ä

Tyler wird rot. "Es war irgendwie ein Versehen"

Josh hebt die andere Augenbraue."Wie kannst du aus versehen mit deiner Familie zu Abend essen?"

"Ich-äh", Tyler fährt sich durch die Haare."Naja ich wollte meine Mutter etwas fragen, aber äh, habe sie stattdessen gefragt, was es zu Essen gibt"

"Was wolltest du sie fragen?"

Tyler spürt, wie sein Gesicht dunkelrot anläuft. "Nichts", sagt er ein wenig zu schnell.

Joshs Augenbrauen sind nun so weit oben, dass sie beinahe unter seinen hellblauen Haaren verschwinden. Bevor Tyler sich aufhalten kann, langt er nach vorne und zieht Joshs Augenbrauen nach unten.

Für einen Moment starren sie sich an, bevor sie beide in schallendes Lachen ausbrechen.

Letztendlich sitzen sie sich gegenüber, die Stirn aneinander gepresst und die Finger fest verschlungen, immer noch kichernd. Tyler schaut herunter auf Joshs tiefe C Lippen. Es wäre so leicht, einfach....

"Tyler?"

Tyler schrickt nach oben und blickt in Joshs Mocha Augen. Seine Stirn immer noch gegen Joshs' gepresst,

"Kann ich, ähm..." Bevor Tyler Zeit zum nachdenken hat, schnellt er nach vorne. Es ist kurz, aber Tyler kann immer noch diese perfekten tiefen C Lippen spüren, als er sich zurück zieht.

"Oh", sagt Josh erschrocken.

"Oh", echot Tyler und steht auf."Oh, oh man, es tut mir leid, Ich, ich werde...." Er steigt die Leiter hinunter.

"Nein, warte Tyler-", ruft Josh, aber Tyler blickt nicht zurück.

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"Du wirkst heute niedergeschlagen" sagt seine Mutter, als Tyler sich Milch in eine Schüssel gießt.

Tyler zuckt mit den Achseln. "Mir geht es gut"

Sie runzelt die Stirn. "Du bist den ganzen Tag nicht draußen gewesen"

Tyler zuckt erneut mit den Achseln. "Ich habe keine Lust"

"Hast du etwas dagegen, wenn ich mich dazu setzte?", fragt seine Mutter und deutet auf den Platz gegenüber Tyler. Er schüttelt den Kopf. "Danke"

Für einen Moment sitzen sie still da.

"Ich wusste nicht, dass du diese Art von Müsli magst"

"Hmm?", sagt Tyler und schaut auf. "Oh ja, es ist Joshs...." er unterbricht sich selbst, als er auf die schwimmenden braunen Flocken schaut, "...Lieblingssorte"

Bevor er weiß, was los ist, heult er plötzlich in seine Schüssel Reese's Puffs.

"Tyler", sagt seine Mutter alarmiert. "Hey, was ist los"

"Sorry, sorry", sagt Tyler während eines Schluchzers. "Ich-ich weiß nicht, ich-" Ein weiteres Schluchzen unterbricht ihn.

"Schh", sagt seine Mutter und kniet sich neben ihn, die Hand auf seiner Schulter. "Hey, es ist okay"

Tyler schlingt die Arme um sie und vergräbt seinen Kopf in ihrer Schulter. Auf einmal wird er von Erinnerungen, als er immer an ihr hing, wenn er Albträume hatte, bombardiert. Er hat aufgehört nach seiner Mutter zu fragen, als Josh ins Spiel kam. Er hatte sich stattdessen immer an ihn geklammert.

"Es ist okay", sagt seine Mutter sanft und tätschelt seinen Rücken. "Liebling, alles ist in Ordnung"

"Mom?", flüstert er in ihren Nacken.

"Ja Tyler?", antwortet sie.

"Ich bin in Josh verliebt", seine Stimme bebt bei dem Wort 'verliebt'.

"Oh" Tylers Mutter hält ihn noch fester. "Oh Tyler"

"Und ich weiß-", Tyler hält inne und atmet tief ein. "Ich weiß, dass du denkst, er nicht echt ist und jeder ist so vehement deswegen, dass ich es manchmal glaube. Und wohin würde mich das führen?" Er fängt an zu zittern. "Verliebt in einen Geist, dass ist es"

"Oh Baby", sagt seine Mutter sanft. "Es tut mir so leid"

Die Position in der sie sind, ist nicht besonders bequem und Tylers Mutter hilft ihnen langsam aufzustehen, bevor sie sich auf das Sofa legen. Sofort vergräbt Tyler seinen Kopf in der Schulter seiner Mutter.

"Ich habe es vermasselt", sagt Tyler schaudernd. "Ich habe ihn geküsst und er hat mich nicht zurück geküsst und ich will sterben, Mom. Er bedeutet mir so viel und ich habe es vermasselt.

"Oh Liebling", sagt seine Mutter sanft und fährt mit ihrer Hand durch seine Haare.

"Ich habe es vermasselt", sagt Tyler wieder. "Ich habe es so sehr vermasselt"

"Tyler", sagt seine Mutter vorsichtig." Hast du daran gedacht, dass es vielleicht etwas gutes sein könnte?"

"Was?" , sagt Tyler verwirrt.

"Es ist nicht gesund, sich so auf jemanden zu verlassen, wie du es tust", sagt sie sanft. "Vielleicht solltest du eine Pause von Josh nehmen?"

"Eine Pause?", sagt Tyler, so erschüttert, dass er aufgehört hat zu weinen.

"Eine Pause", wiederholt sie. "Nur für eine kurze Weile. Such dir ein neues Hobby"

"Josh ist kein Hobby, Mom", sagt Tyler, entrüstet von ihrer Aussage. "Er ist eine Person. Eine Person mit der ich etwas klären muss", sagt er und springt auf.

"Tyler, warte-"

Aber Tyler ist schon längst aus dem Haus und rennt in den Wald um Josh zu finden.

Tyler kann Josh summen hören, als er das Baumhaus erreicht. Vorsichtig steigt er die Leiter hoch und steckt seinen Kopf in das Baumhaus.

Josh sitzt da und knipst das Feuerzeug wie in Trance an und aus.

"Hey", sagt Tyler und Josh lässt vor Überraschung beinahe das Feuerzeug fallen.

"Hi", sagt er und steckt den Anzünder zurück in seine Tasche."Komm rein"

"Ich wollte mich entschul-"

Sein Wort wird im angeschnitten, als Josh sich nach vorne lehnt und seine tiefen C Lippen auf Tylers presst.

Der Kuss dauert länger, als der letzte und dieses Mal beteiligen sich beide. Joshs Mund ist warm und süß und Tyler kein sein Herz wie verrückt klopfen spüren.

Endlich ziehen sie sich zurück und Tyler öffnet die Augen, um zu sehen, dass Josh seine immer noch geschlossen hat.

So sitzen sie dort für eine Weile und schnappen nach Luft.

"Warum bist du weggerannt?", fragt Josh und unterbrich die Stille.

"Warum hast du nicht zurück geküsst?", antwortet Tyler.

Es gibt einen weiteren Moment der stille.

"Ich mag dich", sagt Josh auf einmal. Seine Stimme klingt anders. Wie Regen, der nach oben fällt. "Ich mag dich sehr"

"Ich mag dich auch sehr", sagt Tyler und Josh strahlt ihn an, Tiger-Knurren Zähne blitzen durch die tiefen C Lippen.

"Gut", flüstert er und küsst Tyler wieder.

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"Oh", japst Tyler in Joshs Mund, "Josh"

"Gut?", murmelt Josh und bewegt seine Finger. Tyler jault auf.

"Wie-wie-" Tyler reißt seinen Kopf zurück und knallt gegen den hölzernen Boden des Baumhauses. "Ich kann es schmecken-ahh..."

Josh lässt sein Stöhnen verstummen, als er seine perfekten tiefen C Lippen gegen Tylers presst. Tyler wimmert erneut und presst seine Hüften nach oben.

"Josh", keucht er.

"Tyler", sagt Josh, warm und tief in seiner Kehle, Honig und Vogelgezwitscher und dunkel, süße orange.

Tyler ist ein Durcheinander aus Keuchen und Stöhnen, als Josh langsam seine Finger in ihm bewegt. Er kann etwas schmecken, wie Metall, aber nicht ganz und er ist so verzweifelt für etwas, aber er weiß nicht was.

"Bitte" flüstert Tyler, nicht einmal sicher worum er bittet. Joshs Finger drücken nach oben und der nicht-Metall Geschmack wird so überwältigend, dass ein Schluchzer auf ihm heraus bricht.

"Hey", sagt Josh. Er berührt Tylers Wange mit sanften, himmelblauen Händen. "Alles in Ordnung?"

"Ja", sagt Tyler zitternd. "Ja, alles in Ordnung"

Josh drückt ihm einen sanften Kuss auf die Stirn. "Sag mir, wenn es zu viel wird"

"Okay", murmelt Tyler. Er presst sich gegen Joshs Finger und Josh lächelt, tiefes C süß.
"Komm schon", sagt Tyler, seine Kehle auf einmal trocken," du kannst-ah"

Josh fährt fort, langsam seine Finger zu bewegen. Tyler ist sich nicht sicher, was er macht, aber es ist gut.

Er kann etwas anderes in seinen Venen spüren, heiß und verlangend und rot-schwarz samtig. Er keucht und presst sich gegen Joshs Finger.

"So gut. So, so... wie-ah, nicht Metall, aber fast, und samtig, und-ahh..."

"Schh", sagt Josh sanft. "Ich weiß"

Langsam zieht Josh seine Finger heraus. Tyler legt die Stirn in Falten, in Anbetracht des Verlustes.

"Was?", beginnt er zu fragen, aber Josh zieht auf einmal Tylers Hüften zu sich und presst etwas warmes und hartes gegen ihn. "Oh"

"Okay?", murmelt Josh und blickt auf ihn herab, mit weiten Mocha Augen.

"Ja", sagt Tyler, absolut sicher. "Ja"

Josh presst sich vorsichtig hinein, die tiefen C Lippen zurück gezogen. Tiger-Knurrende Zähne kommen zum Vorschein.

Tylers Augen verdrehen sich, als er langsam ausgefüllt wird. Es brennt, aber es ist wie Creme für Kaffee, wie Rotkelchenfedern und es ist okay.

"Okay?", flüstert Josh.

"Ja", sagt Tyler und schließt die Augen. Das nicht-Metall in seinem Mund kommt zurück und er keucht, als Josh seine Hüften bewegt. "Oh! Oh,ahh..."

Josh küsst ihn wieder und Tyler küsst so hart wie er kann zurück.

"So,so, ahh", stöhnt Josh in Tylers Mund. "Du bis so, oh, oh...." Tyler küsst ihn und bringt sein Stöhnen damit zum
schweigen.

Josh beginnt langsam seine Hüften zu bewegen und Tyler passt sich an den Rhythmus an , in dem er mit seinen eigenen Hüften entgegen kommt.
Josh trifft jedes Mal etwas in ihm und Tyler kann nicht anders, als in einem langanhaltendem tiefen Ton zu wimmern.

"Sag mir",Josh keucht," sag mir, wenn es zu viel wird"

"Es ist zu viel", murmelt Tyler. "Mach weiter"

Josh lacht verwundert, aber hört nicht auf.

Tyler fährt mit seinen Haaren durch Joshs weiche, blaue Haare und zieht leicht an ihnen. Josh keucht und vergräbt seine Fingernägel in Tylers Schultern. Tyler schlingt seine Beine um Joshs Taille. Er wimmert als Josh anfängt, die Stelle in ihm noch härter zu treffen.

"Komm schon", stöhnt Josh in Tylers Ohr. "Kann ich...?"

Tyler weiß nicht einmal wonach ihn Josh fragt, aber er presst seine Hüften noch näher an Joshs und mit einem jaulen, erstarren Joshs Bewegungen.

"....alles in Ordnung?" ,fragt Tyler.

Josh keucht immer noch, als er sich nach unten beugt und seine Hand um Tylers -whoa.

"Mir geht es super", sagt er, als er beginnt seine Hand zu bewegen.

"Ahh" ist Tylers Antwort.

Er schlingt seine Arme um Joshs Rücken und klammert sich sich verzweifelt an ihn. Der nicht-Metall Geschmack ist nun stärker, als vorher und er vergräbt seine Zähne mit einem Stöhnen in Joshs Schlüsselbein.

"Oh Gott", keucht er. "Oh Gott"

Tyler fühlt den Samt in seinen Venen, schmeckt das nicht-Metall in seinem Mund und er beginnt ein Summen zu hören, ein perfektes hohes G.

Er stöhnt, tief in seiner Kehle.

"Komm schon" murmelt Josh. "Fast dort"

Tyler weiß nicht einmal wovon Josh redet, aber er ist zu durcheinander und überwältigt, um danach zu fragen.

Josh bewegt seine Hand, reibt seinen Daumen über die Spitze und das nicht-Metall in Tylers Mund wird auf einmal zu viel und er schluchzt in Joshs Haut.

"Es ist okay", flüstert Josh. "Lass los. Lass einfach los"

Tyler lässt los.

Er fällt, sinkt und er kann sich zittern spüren. Das nicht-Metall in seinem Mund kommt auf einmal als ein Stöhnen heraus, höher als er je dachte, er könnte es machen. Er streckt die Arme aus, einer trifft den Holzboden und er spürt alle seine Muskeln auf einmal.

Das hohe G wird lauter und lauter, bis er endlich schreit, stöhnt und wimmert. Josh murmelt sanfte, wolkensüße Worte in sein Ohr, als Tyler endlich ruhig wird.

"Oh", sagt Tyler, als er wieder reden kann.

"Hi", murmelt Josh in Tylers Nacken.

"Hi", wiederholt Tyler. "Das war- das war...." Zum ersten Mal in seinem Leben gibt es etwas, dass Tyler nicht beschreiben kann.

"Ja", sagt Josh und küsst ihn. "Ich weiß"

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"Ich weiß", sagt Tyler und wünscht sich sofort, er könnte das gesagte rückgängig machen, denn Joshs Mocha Augen werden dunkel.

"Was", sagt Josh sanft, die tiefen C Lippen zurückgezogen, Tiger-Knurrende Zähne blitzen auf. "hast du gesagt?"

"Es tut mir leid, Josh", sagt Tyler sofort.

Josh atmet aus, in einer Art und Weise die Tyler nur als rot-grün-orange beschreiben kann. Wie ein Bach über einem Bett aus scharfkantigen Kristallen. Perfekt gefährlich.

"Es tut mir leid", wiederholt Tyler.

"Du-", Josh atmet tief ein. "du verstehst es nicht, okay?"

"Ich-"

"Du hast keine Ahnung wie es ist", knurrt Josh, "sich davor zu fürchten nach Hause zu gehen. Keine Ahnung, wie es ist, Angst vor seinen eigenen Eltern zu haben" Er steht auf und tigert, so gut es in dem beengten Baumhaus geht, hin und her. "Du hast keine Ahnung wie es ist, sich verstecken zu müssen, immer dann, wenn dein Vater betrunken wird und alles kaputt macht, was ihm in den Weg kommt und deine Mutter zu high ist, um sich dafür zu interessieren. Du hast keine Ahnung, wie es ist, deinen Körper zu benutzen, um deine Schwestern zu schützen, deinen kleinen Bruder. Du hast keine Ahnung von der Angst, die dich packt, wenn dein Vater seinen Gürtel nimmt, weil er angepisst ist und seine Wut an etwas auslassen muss. Du hast keine Ahnung, wie es ist, so fest geschlagen zu werden, wie es einem erwachsenem Mann, der betrunken von billigem Likör und Wut ist, möglich ist. Und lass mich dir eins sagen, Tyler" Er bleibt stehen und schaut Tyler direkt in die Augen. "Es. Tut. Weh"

Tyler schluckt hart. "Es-es tut mir leid-"

"Tut dir leid, tut dir leid", spottet Josh. "Jedem tut es verfickt noch mal leid"

Er fährt fort damit, auf und ab zu laufen. "Alles ist blau-schwarz", wiederholt er. Er hält inne und runzelt die Stirn. "Für mich", fügt er hinzu.

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"Was ist los, Tyler ?" , fragt Tylers Mutter.

"Mh?", sagt Tyler und blickt auf.

"Den ganzen Tag sitzt du schon hier rum", sagt sie und lässt sich neben ihn auf das Sofa fallen. "Ist alles in Ordnung?"

"Naja", sagt Tyler. Er versucht sich daran zu hindern, aber die Worte sprudeln aus ihm heraus. "Josh und ich haben miteinander geschlafen, okay? Und seitdem ist er extrem schlecht gelaunt und ich weiß nicht was ich tun soll. und gestern haben wir uns gestritten, weil ich ihm zugestimmt habe, dass alles blau-schwarz ist und er ist wütend geworden, weil ich nicht weiß, wie es ist. Und er hat Recht. Ich weiß nicht, wie es ist, wenn alles blau-schwarz ist. Aber er hat immer weiter und weiter geschrienen und Mom, ihm
wird zu Hause weh getan und ich will ihm helfen, aber ich kann nicht und dass tut weh"

"Du- du hast mit Josh geschlafen?"

Tyler blickt auf, das Gesicht seiner Mutter ist gespenstisch weiß geworden.

"Ja", sagt er langsam. "Das habe ich doch gesagt, richtig?"

"Tyler", sagt seine Mutter eindringlich und drückt seine Hand so fest, dass sie beginnt zu schmerzen, "hat es weh getan?"

Tyler schaut sie geschockt an. "Was?"

"Als du mit Josh geschlafen hast, hat es weh getan?", sagt seine Mutter. "Hat er dir weh getan?"

Tyler runzelt die Stirn. "Naja, ein bisschen. Aber ich habe es nicht wirklich bemerkt. Am nächsten Tag hat das hinsetzten weh getan", sagt er ehrlich.

Seine Mutter sieht absolut entsetzt aus. "Oh Tyler", flüstert sie und umarmt ihn fest. "Es tut mir so leid"

"Was?", sagt Tyler verwirrt. Warum tut es ihr leid? War es nicht gut gewesen, dass er mit Josh geschlafen hat? Es hatte sich gut angefühlt.

"Es ist in Ordnung", sagt seine Mutter und streicht ihm sanft über den Rücken. "Es ist alles okay. Du bist hier sicher"

Tyler sitzt da, vollkommen verwirrt. Durfte ihm es nicht gefallen haben?

Seine Mutter fährt durch seine Haare. "Alles in Ordnung. Niemand wird dich mehr verletzten. Niemals wieder"

Tylers Mutter hat ihn nicht mehr aus den Augen gelassen, seit dem er ihr erzählt hat, dass er mit Josh geschlafen hat.

Er hofft, dass Josh versteht, warum er noch nicht draußen war um die Sache mit ihm zu klären.

Seine Mutter war nur dann von ihm gewichen, wenn sie ein paar Leute angerufen hat und mit seinem Vater redete.

"Ich sage nur schnell deinen Geschwistern Hallo, okay?", sagt seine Mutter, als sie hören wie sich das Garagentor öffnet. "Bin gleich zurück"

Tyler nickt langsam.

Er kann seine Mutter hören, wie sie seine Geschwister begrüßt, als jemand an das Wohnzimmerfenstee klopft. Er schaut nach draußen und da steht Josh, der vorsichtig winkt.

Tyler rennt zum Fenster und öffnet es.

"Hi", sagt er zurückhaltend.

"Komm schon", sagt Josh und gestikuliert in Richtung des Waldes hinter ihm.

Tyler beißt sich auf die Lippe. "Meine Mom dreht durch, wenn sie zurück kommt und ich nicht da bin", sagt er.

Josh seufzt. "Bitte?", sagt er. "Es tut mir leid Tyler. Ich wollte dich nicht anschreien. Bitte. Es tut mir leid"

Tyler seufzt. "Na gut", murmelt er und klettert aus dem Fenster.

"Hi", sagt Josh sanft und nimmt vorsichtig seine Hand. "Können wir reden?"

"Okay", sagt Tyler und sie laufen Hand in Hand in den Wald.

"Tut mir leid, dass ich dich so fertig gemacht habe", entschuldigt sich Josh, als sie sicher hinter den Bäumen versteckt sind.

"Tut mir leid, dass ich gesagt habe, ich würde es verstehen", sagt Tyler. "Ich verstehe es nicht. Ich weiß nicht, was ich mir dabei gedacht habe"

Josh lächelt, die tiefen C Lippen ein wenig traurig. "Jedem tut es verfickt noch mal leid", flüstert er und Tyler lehnt sich nach vorne, um ihn zu küssen.

Joshs Augen sind geschlossen, als er sich zurück zieht, und er sieht friedlich aus.

"Sing", sagt er, die Augen immer noch geschlossen.

"Was?", fragt Tyler.

"Sing" wiederholt Josh.

"Was willst du, dass ich singe?"

Josh zuckt mit den Schultern. "Etwas, das jeder kennt"

"Ähm" Tyler hält inne. Aus irgendeinem Grund, ist alles was er denken kann "Twinkle, Twinkle, Little Star"

Josh öffnet endlich seine Augen, als Tyler fertig ist. "Danke", sagt er.

"Kein Problem", sagt Tyler.

Sie laufen tiefer in den Wald, die Hände immer noch ineinander verschränkt.

"Ist dir aufgefallen", fängt Josh an und blinzelt in den dämmernden Himmel, "dass wenn du deine Augen zusammen presst, sich alles verändert?"

"Ja", sagt Tyler. "Aber nicht drastisch. Nur genug, um nervenaufreibend zu sein"

"Ja" Josh schnipst mit den Fingern. "Wie dieser- dieser Kerl. Mit den bedeckten Gesichtern. Roter-August-L Name"

"Ähm", sagt Tyler und überlegt. "Äh, René Magritte?"

"Gel- ja er", sagt Josh. "Alles ist nicht ganz genau so, wie es sein sollte"

Tyler nickt langsam und blinzelt in den Wald. Alles wirkt unheimlich, anders als es sein sollte. Er zittert und schaut zurück zu Josh, auch er ist nicht so, wie er aussehen sollte.

"Du bist nicht ganz genau, wie du sein solltest", sagt Tyler ohne nachzudenken.

Josh verkrampft sich und Tyler denkt, dass er ihn gleich wieder anschreien wird, aber Josh drückt nur Tylers Hand"

"Das ist okay", flüstert er. "Solange du dich an mich erinnerst"

Tyler drückt ebenfalls Joshs Hand.

Sie laufen in dicker Stille, komplett grün-orange. Tyler kann es irgendwie schmecken.

"Was ist, wenn das alles hier nicht echt ist?", sagt Tyler auf einmal.

"Auf welche Art?" Josh runzelt die Stirn.

"Auf die Art, dass das alles nur in meinem Kopf ist", stellt Tyler klar.

"Natürlich ist das alles in deinem Kopf", sagt Josh und Tyler blinzelt.

"Was?"

"Das ist alles in deinem Kopf", sagt Josh gestikulierend. "Aber das heißt ja nicht, dass es nicht echt ist"

Tyler seufzt. "Ja, aber was ist, wenn all das-" er deutet umher, "nur in meinen Gedanken ist?"

Josh zuckt mit den Achseln. "Dann wäre es immer nich real, nicht wahr? Wenn du es sehen kannst, wenn du es fühlen kannst, warum sollte es dann nicht real sein?"

"Ich-ich weiß nicht", sagt Tyler stirnrunzelnd. "Vielleicht weil es für niemand anderen echt ist"

"Und?"

"Vielleicht bist du nicht echt"

Josh erstarrt und schaut Tyler an. "Was?"

"Vielleicht bist du nicht echt?", wiederholt Tyler.

Josh schüttelt den Kopf. "Nein, sag das nicht"

"Jeder erzählt mir, dass du es nicht bist", sagt Tyler. "Mein Therapeut, mein Psychologe, meine Eltern-"

"Hör nicht auf sie", sagt Josh mit Nachdruck und starrt in Tylers Augen. "Hör nicht hin. Du kannst mich sehen, oder? Mich hören?" Er drückt Tylers Hand. "Mich fühlen?"

"Halluzination?" schlägt Tyler vor.

"Eine, die dich küsst?"

Tyler schüttelt Joshs Hand weg, damit er seinen Gesicht in seinen Händen vergraben kann.

"Tyler, ich bin echt. Hörst du mich?", ruft Josh.

"Lass mich denken", schreit Tyler zurück.

"Ich habe dir gesagt, du sollst dich an mich erinnern!" knurrt Josh. "Hast du dir das ausgedacht? Bin ich wirklich nur eine Vorstellung?"

"Sei still!", schreit Tyler, die Hände auf seinen Ohren. "Sei still, sei still, sei still!"

"Hör mir zu!"

"Du bist nicht echt!"

"Doch das bin ich!"

"Du bist nicht echt!"

"Doch! Tyler, hör mir-"

"Du bist nicht echt, nicht echt, nicht echt-"

Und dann schlägt Josh ihm ins Gesicht.

Beide erstarren.

"Ha-hast du grade-"

"Tyler", keucht Josh. "Tyler, es tut mir leid. Ich wollte ni-"

"Hau ab"

"Oh, Tyler. Es tut mir-"

"Lass mich alleine!", schreit Tyler. "Hau ab!"

"Tyler, bitte, es tut mir leid!"

"Bleib weg!", kreischt er und rennt in Richtung seines Hauses.

"Tyler!"

Tyler schreit, Tränen laufen seine Wangen herunter. Er rennt in das Licht seines Hauses, hämmert gegen die Tür und sein Bruder öffnet sie.

"Tyler! Mom hat sich solche-"

Tyler rennt an ihm vorbei, heulend, als er in sein Zimmer kommt. Er bricht auf dem Bett zusammen und kümmert sich nicht einmal darum die Tür zu schließen.

Er vergräbt sich in der Decke und schläft ein.

Tyler wacht auf, seine Mutter liegt neben ihm und streicht über seinen Rücken.

"Hey", sagt sie sanft, als er sich aufsetzt und sich sie Augen reibt.

"Hi", sagt er und fühlt sich lehr.

"Willst du darüber reden?", fragt seine Mutter sanft.

Tyler schüttelt den Kopf, aber er sagt:" Josh hat mich geschlagen"

Die Augen seiner Mutter weiten sich. "Er hat was?"

"Es war meine Schuld", sagt Tyler und fährt sich mit den Fingern durch seine Haare. "Ich habe ihn angeschrienen und gesagt, er wäre nicht echt und er hat geweint, aber ich habe nicht aufgehört und dann hat er mich geschlagen"

Seine Mutter starrt ihn entsetzt an.

"Er hat dich geschlagen", sagt sie langsam.

Tyler reibt sich die Augen und nickt. Auf einmal umarmt ihn seine Mutter fest.

"Mom?", sagt er.

"Tyler", sagt sie sanft. "Oh Tyler. Es tut mir so leid"

"Warum... warum tut es....", fängt Tyler an, aber er beendet den Satz nicht.

"Mein kleiner Junge", flüstert sie und umarmt ihn so fest, dass er kaum atmen kann.

"Mom?"

Tyler blickt auf und sieht seinen jüngsten Bruder im Türrahmen stehen.

"Ich will nicht stören, aber Dad ist am Telefon", sagt sein Bruder und hält es hoch.

Endlich lässt seine Mutter Tyler los und nimmt das Telefon. Erleichtert verlässt sein Bruder das Zimmer.

"Chris?", sagt seine Mutter und hält das Gerät gegen ihr Ohr. Sie hört für einen Moment zu. "Nein, er ist gerade aufgewacht" Wieder hält sie inne. "Ja, habe ich- nein, Ich sags dir später" Eine weitere Pause. "Ja ist er. Bis bald" Sie legt auf und platziert das Telefon auf Tylers Schreibtisch.

Tylers Mutter setzt sich wieder neben ihn auf das Bett.

"Hast du Hunger?" , fragt sie.

Tyler schüttelt den Kopf. "Wie viel Uhr ist es?"

Seine Mutter schaut auf ihre Armbanduhr. "3:50", sagt sie.

"Nachmittags, oder-"

"Morgens", sagt sie.

Tyler runzelt die Stirn. "Warum ist Dad weg? Warum ist mein Bruder noch wach?"

"Dein Dad hat ein paar Sachen geholt", sagt seine Mutter. "Und deine Geschwister konnten nicht schlafen"

"Das ist meine Schuld", sagt Tyler teilnahmslos.

Seine Mutter drückt seine Hand. "Wenn dann, ist es meine Schuld", gibt sie zu. "Ich bin ein wenig durch den Wind"

"Oh", sagt Tyler, unsicher was er darauf antworten soll.

"Wir werden später zu Dr. Paulson gehen, okay?", sagt sie.

"Warum?"

"Wir alle müssen reden", sagt sie ihm.

"Worüber?"

Sie runzelt die Stirn. "Über alles was passiert ist"

Tyler seufzt. "Der Sex", sagt er und seine Mom zuckt zusammen.

"Ja, das ist Teil davon"

Tyler nickt langsam und lehnt sich wieder zurück. Er vergräbt sein Gesicht in den Kissen und tut so, als hätte Josh ihn nie geschlagen.

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"Ich verstehe nicht, warum wir so ein großes Ding darauß machen", sagt Tyler.

"Warum denkst du, wir sollten es nicht tun?", fragt Dr. Paulson.

Tyler zuckt mit den Schultern. "Es war nur Sex", sagt er. "Viele Leute tun es"

"Die meisten tun es, weil sie es mögen", sagt Tylers Mutter sanft.

"Aber ich mochte es doch, Mom", sagt Tyler stirnrunzelnd. "Ich mag es"

Seine Mutter starrt ihn an. "Du-du mochtest es?"

"Ja", sagt er. "Warum? Sollte ich das nicht tun?"

"Nunja, nein, Ich- ich meine...."

"Was?"

"Wir dachten, du würdest nie wieder dazu fähig sein Sex zu genießen", sagt Dr. Paulson. "Nicht, nach dem, was mit Dr. Craig passiert ist"

Tyler erstarrt.

"Aber Dr. Craig", er stoppt und schluckt schwer, "er hat- er hat mich doch nur geschlagen, oder?"

"Oh Gott", sagt seine Mutter und vergräbt den Kopf in ihren Händen. "Oh Tyler"

"Mom?", sagt Tyler vorsichtig, auf einmal beängstigt.

Seine Mutter schüttelt dein Kopf und vergräbt ihr Gesicht in Tylers Vaters Schulter.

"Dad?"

"Tyler, Dr. Craig-" er stoppt und atmet tief ein. "Dr. Craig..." Er schüttelt den Kopf und blickt zu Dr. Paulson.

"Tyler", sagt der Doctor vorsichtig. "Dr. Craig hat dich geschlagen, ja. Aber-" Er fährt sich mit der Hand durch die dünnen Haare. "Er, nunja, er hat dir weh getan. Sexuell"

Tyler lehnt sich zurück.

"Er- er hat mich vergewaltigt?" sagt er stumpf.

"Dich belästigt, ja", sagt Dr. Paulson sanft, seine Augen voller Trauer.

"Und ich konnte mich nicht daran erinnern?", fragt Tyler.

"Das war ein schlimmes Trauma, für ein derart junges Kind, Tyler", sagt Dr. Paulson. "Es ist nicht überraschend, dass du die Erinnerungen verdrängt hast"

"Aber niemand hat es mir gesagt?"

"Wir sahen keinen Grund, dich aufzuregen", erklärt Dr. Paulson. "Es hätte dich nur verletzt"

"Es tut uns leid, Tyler", sagt seine Mutter. "So leid"

"Tut euch leid, tut euch leid", murmelt Tyler. "Jedem tut es verfickt noch mal leid"

"Und da kommt Josh ins Spiel", sagt Dr. Paulson. "Du hast angefangen über ihn zu sprechen, kurz nach dem Dr. Craig dein Therapeut wurde"

"Und?", fragt Tyler.

"Tyler", sagt Dr. Paulson sanft. "Josh ist ein Schutzmechanismus. Er ist nicht echt"

"Nein", versucht Tyler zu sagen, aber etwas macht klick. "Oh. Oh, nein"

"Es tut mir leid", sagt Dr. Paulson.

"Aber... wir haben..." uns geküsst. Berührt. Uns geliebt. Es war echt.

War es das?

Tyler vergräbt den Kopf in seinen Händen. Niemand anderes hat Josh je gesehen. Niemand kann beweisen, dass er existiert.

Teufel, Tyler weiß nicht einmal Joshs Nachnamen.

Oh Gott.

"Tyler", sagt seine Mutter, "willst du etwas? Brauchst du etwas?"

Tyler schüttelt langsam seinen Kopf und vergräbt seine Nägel in seinem
Knie.

"Nein, nein", sagt er. "Nein"

"Tyler", sagt jemand. Er weiß nicht wer, denn seine Ohren beginnen zu dröhnen.

"Das Gedanken-Essen ist vergiftet", flüstert er, bevor alles dunkel wird.

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Tyler wacht in seinem Zimmer auf, seine Mutter schläft auf dem Stuhl neben seinem Bett und hält seine Hand schmerzhaft fest.

Er schaut aus dem Fenster, in die untergehende Sonne und blinzelt.

"Erinnere dich an mich", flüstert er.

Seine Mutter neben ihm rührt sich, ihre Augen öffnen sich.

"Hey Baby", murmelt sie.

"Hi", sagt er und starrt immer noch aus dem Fenster.

"Wie fühlst du dich?", fragt seine Mutter.

"Müde", sagt er. "Könnte ich vielleicht etwas Wasser haben?"

"Natürlich", sagt sie. "Ich bin gleich zurück. Nicht bewegen, okay?"

"Okay", sagt er, immer noch in sie Sonne schauend.

"Hey .Schau mich an"

Tyler reißt sich widerwillig von der Sonne los und blickt seine Mutter an.

"Geh nirgendwo hin", befiehlt sie.

"Okay", wiederholt er und sie umarmt ihn, bevor sie aus dem Raum geht.

Sobald sie die Tür geschlossen hat, öffnet Tyler das Fenster und klettert auf dem selben Weg hinaus, den Josh so oft benutzt hat. Er rennt in den Wald, seine Haut fühlt sich auf einmal zu eng für seinen Körper an.

Schmutzig. Schmutzig schmutzig schmutzig. Die Art von schmutzig, die Tyler in seiner Seele spüren kann, die eine Stelle, die er nicht mit Seife reinigen kann.

Seine Füße sind nass, mit blau-schwarzen Wasser und er schaut sich um und alles was er sieht, wird blau-schwarz. Er will nach Josh rufen, um ihm zu sagen, dass er es jetzt versteht, er versteht, aber Josh ist weg und er kommt nie wieder zurück und Tyler denkt, seine Lungen werden explodieren.

"Es tut mir leid", schreit er. "Ich verstehe es jetzt! Ich verspreche es!"

Aber alles wird blauer und alles wird schwärzer und Tyler kann die Kälte in seinen Knochen spüren. Sie sickert aus seinen Augen unf schnell schließt er sie, so fest wie er kann, aber die Kälte tropft trotzdem heraus.

Er schlottert, er zittert und er ist so, so schmutzig.

Tyler wird langsam bewusst, dass er darum bittet, dass Josh zurück kommt, zurück zu ihm, aber Josh kommt nie zurück, weil er nicht echt ist und Tyler ist ein verrückter Idiot, alleingelassen mit seinen Gedanken und er ist so, so schmutzig, er ist dreckig und wird nie geliebt werden.

"Bitte", schreit er, brutal und kehlig, als würde die Welt durch seine Kehle auseinander gerissen werden. "Oh bitte!"

Das Wort echot im Wald, hüpft von Baum zu Baum und Tyler kann die Welt durch sich hindurch sickern spüren, wie sie seine Knochen belagert und sie vibrieren lässt. "bittebittebitte"

"Wo bist du?", schreit er. "Ich brauche dich! Ich brauche dich, verdammt noch mal, oh bitte!"

Seine Hände sind auf seinem Kopf, ziehen an seinen Haaren, zerkratzen seine Haut. Seine Nägel reißen durch die weiche Haut seiner Wangen und er denkt, der Schmerz ist das echteste, was er jemals gefühlt hat. Er reißt verzweifelt an seinem Gesicht, seinem
Nacken, seinen Armen. Es tut weh, es tut so verdammt weh und er schluchzt, aber er lacht, denn ist das nicht das beste überhaupt?

"Ich bin echt!", schreit Tyler. Er deutet in Richtung Himmel. "Ich bin verdammt noch mal echt. Warum bist du es nicht?!" Er bricht auf dem kalten, kalten Boden zusammen. "Warum bist du nicht echt?", kreischt er. "Warum-bist-du-nicht-echt?!" Er schlägt bei jedem Wort seinen Kopf gegen die harte Erde.

Tyler wird auf einmal ruhig, als ihm
klar wird, dass er direkt vor dem Baumhaus liegt. Ihrem Baumhaus. Er schließt die Augen und ruft die Erinnerungen ab. Küsse, Berührungen, geflüsterte süße Worte, die nie echt waren.

Es war nie echt.

Mit einem langgezogenem Schrei aus Schmerz, erhebt sich Tyler vom Boden. Er klettert die Leiter hinauf in das Baumhaus.

Es ist dunkel, ruhig. Die Luft ist schwer und Tyler sagt kein Wort. Er sitzt da und beobachtet wie Tränen auf das eingeritzte Ä-N-G-S-T-L-I-C-H tropfen.

Joshs Feuerzeug liegt neben Tylers Schuh ,langsam hebt er es auf und knipst es an. Die Flamme leuchtet in der Dunkelheit und Tyler beobachtet sich selbst, wie er die Flamme gegen die Wand hält.

Er lässt sie dort und sieht zu, wie das Holz dunkler wird, als es verkohlt. Für eine Weile passiert nichts und auf einmal brennt das Holz. Er macht das Feuerzeug aus und sieht wie gelähmt dabei zu, wie die Flammen größer und größer werden, an der Decke lecken.

Tyler legt sich auf den Rücken und beobachtet, wie das Dach Feuer fängt. Das Baumhaus beginnt sich mit Rauch zu füllen.

Etwas in ihm will raus, raus bevor er erstickt oder verbrennt. Er ignoriert es. Ihm ist es egal geworden.

Tyler schläft ein, als alles um ihm herum brennt.

"Wie fühlst du dich?"

Ä-N-G-S-T-L-I-C-H

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Die Beerdigung ist leise, eine stille Zeremonie.

Die Mutter weint sanft, der Vater ist leise und die Geschwister beweinen ihren Bruder, den sie nie wirklich gekannt haben.

Der Doctor ist auch da, er reibt an der blassen Stelle seines linken Ringfingers und atmet ein und aus.

Der Priester der die Beerdigung leitet, fragt ob jemand ein paar Worte sagen möchte.

Ein Junge mit hellblauen Haaren und Mocha Augen (und tiefen C Lippen und blauen himmels Händen und Tiger-Knurrenden Zähnen) steht auf.

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