BULLY
Die Lyrics sind dem Lied "Beggin For Thread" von BANKS entnommen.
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Genre: Thriller, Übernatürlich
Rating: P16
Spoiler-Alert: alles, was Killer Frost betrifft
Heute war mal wieder einer dieser Tage gewesen, an denen nichts, aber wirklich nichts gut lief. Erst hatten Cisco und Harry sie wenig taktvoll an ihre ehemalige Mobberin erinnert, um sie dazu zu bringen, sich zu verwandeln, und dann hatte dieses radioaktive Metawesen sie auch noch ausgeknockt. Es war Zeit, dass sie heute mal wieder einen Sieg einsteckte.
Und ohne es zu wissen, hatten ihre Kollegen ihr die perfekte Idee geliefert. Sie würde Lexi LaRoche einen Besuch abstatten.
Es war nicht besonders schwierig gewesen, ihre alte Schulkameradin aufzuspüren. Caitlin hatte sich durch den mit dem Polizeirevier verknüpften Computer im Cortex von S.T.A.R. Labs in die Datenbank aller Einwohner Central Citys eingeklinkt und nichts weiter tun müssen, als Lexis Namen einzugeben. Wie gut, dass Felicity dem Team bereits vor Jahren unbegrenzten Zugang verschafft hatte.
Nun las sich Caitlin ein letztes Mal die Personalien ihrer ehemaligen Mobberin durch. Das Foto dort mochte nicht recht zu der Lexi passen, die sie damals kennen und fürchten gelernt hatte. Die Frau auf dem Bild hatte zwar dasselbe sonnengebleichte rötliche Haar und dieselbe spitze Nase, die ihr in Caitlins Augen ein boshaftes Aussehen verlieh, doch sie sah ruhiger aus. Damals war sie ein tobender Wirbelwind gewesen, der nichts Weiteres im Kopf hatte als Caitlin eins auszuwischen. Doch nun wirkte ihr Gesicht viel weicher, auch wenn die Lippen schmaler geworden waren und sie nun ausgeprägtere Wangenknochen hatte. Um die Augen waren kaum merklich Lachfältchen zu erkennen, dabei konnte sie auch nicht viel älter als dreißig sein.
Caitlin selbst war in den letzten Jahren ebenfalls schneller gealtert. Doch das machte ihr eigentlich nicht wirklich etwas aus. Ihre Verwandlung in Killer Frost hatte ihr definitiv mehr zu schaffen gemacht. Caitlin hatte Veränderungen damals gehasst, am liebsten war ihr ein Tag, wenn er einem bestimmten Schema folgte. Doch als Superbösewicht, wie sie sich gerne spaßeshalber betitelte, musste man auf Veränderungen gefasst sein.
So I got edges that scratch
And sometimes I don't got a filter
Die Unterlagen von der Arbeit unter den Arm geklemmt, suchte sie den Autoschlüssel in ihrer Tasche. Die braunen Locken fielen ihr ins Gesicht. Sie strich sie sich hinters Ohr. Wo, verdammt noch mal, war der Schlüssel? Ah, da. Sie schloss das Auto auf und verstaute ihre Sachen auf dem Rücksitz.
Bevor es losgehen konnte, montierte sie mit einem von Cisco entwendeten Schraubenzieher ein wenig umständlich das Nummernschild vorne und hinten ab. Überwachungskameras waren schließlich überall, insbesondere in dem Stadtteil, wo Lexi wohnte.
Ein wenig bescheuert kam sie sich schon vor, als sie die Sonnenbrille aus ihrer Handtasche nahm und aufsetzte. Immerhin gab es bereits jede Menge belastende Aufnahmen von ihr, als sie das erste Mal ausgerastet war und Julian gekidnappt hatte. Oder als sie sich Savitar angeschlossen hatte. Es hatte ja die Verfolgungsjagd durch die Stadt gegeben. Sie wollte gar nicht wissen, wie hoch der Sachschaden war, den sie damals verursacht hatte. Dann beim Showdown hatte sie sich in einem öffentlichen Park aufgehalten. Da war sie aber verwandelt gewesen und dementsprechend nicht so leicht zu erkennen.
Nichtsdestotrotz war es wichtig, dass sie ihre Identität so gut wie möglich geheim hielt. Niemand sagte, dass man Killer Frost bis in alle Ewigkeit tolerieren würde, nur weil sie einmal den Tag gerettet hatte, als sie sich im richtigen Moment gegen Savitar gestellt hatte.
Die Straße vor ihr war relativ dunkel bis auf die zwei Lichtkegel der Scheinwerfer und das dumpfe Licht der Straßenlaternen alle fünfzig Meter. Sie war absichtlich länger geblieben, sodass niemand sehen konnte, dass sie in eine andere Richtung fuhr als sonst.
Die Stille begann, sie zu erdrücken. Mit jeder Sekunde, die sie schweigend in diesem Auto verbrachte, stellte sich ihr die Frage, was sie tun würde, wenn sie Lexi dann gegenüberstand. Sie töten? Das wäre ihr allererster Mord. Schon seltsam. Sie nannte sich Killer Frost, war aber die Einzige aus dem Team, die noch niemanden umgebracht hatte. Allerdings wäre der Mord an Lexi keine Heldentat, wie als Iris Savitar erschossen hatte. Es wäre einfach nur ein Mord. Grausam und unnötig. Aber Caitlin wollte ihn. Wollte sie ihn? Wollte sie vollends zum Monster werden und selbst ihre letzte moralisch zweifelhafte Richtlinie hinter sich lassen? ‚Sie mögen ihre Finger verlieren, oder ihre Zehen, aber niemand stirbt'? Was war damit?
Sie merkte, wie sie schwach wurde. Vielleicht sollte sie einfach umdrehen und zurück nach Hause fahren. Lexi ihr unbeschwertes Leben leben lassen. Aber allein die unnötige Vielzahl von Ls in diesem Satz löste genug Widerstreben in ihr aus, dass sie sich verbot, dem Wunsch nachzugehen. Denn am nächsten Tag würde sie sich zweifellos fragen, ob sie es nicht doch hätte tun sollen und erwägen, es nachzuholen.
Die Situation war so verzwickt! Caitlin schlug mit der rechten Hand aufs Lenkrad. Eine dünne Frostschicht überzog vor Kälte knisternd das Lenkrad. Sie riss sich zusammen und versuchte, weiterhin bei der Sache zu bleiben. Wer hatte nochmal die wenig auf Intelligenz schließende Idee gehabt, nachts mit Sonnenbrille Auto zu fahren? Aber nun war sie sowieso fast angekommen, da konnte sie es auch gleich so belassen.
Fünf Minuten später fuhr sie an den Straßenrand und hielt auf einem ausgewiesenen Parkplatz. Ihr Gehalt bei S.T.A.R. Labs war schon so nicht das höchste und sie hatte sich bisher noch nicht damit anfreunden können, Amunets nervtötenden Anhänger zu erpressen, daher vermied sie Strafzettel lieber. Sie zog den Schlüssel. Der Motor erstarb.
Und dann saß sie da. Was sollte sie mit Lexi anstellen? Nur reden kam ihr zu harmlos vor. Und eigentlich mochte Caitlin den Ausdruck ‚leicht tödlich' ganz gerne, der oft mit Killer Frost in Verbindung gebracht wurde. War sie nicht Killer Frost? Wo sie es konnte, wollte sie sich nicht rächen? Oder war das nicht mehr moralisch vertretbar?
Von einer Sekunde auf die andere verlor sie mit sich selbst die Geduld. Verdammt, Lexi sollte für all die Sticheleien bezahlen! Für die unzähligen Kaugummis in Caitlins Haar, für all die dummen Sprüche wegen ihrer Intelligenz, ihrer Unsportlichkeit oder des gewöhnungsbedürftigen Slangs, den die damals noch im Highschoolalter befindende Dr. Snow aus ihrem Viertel übernommen hatte.
But I'm so tired of eating all of my misspoken words
I know my disposition gets confusing
My disproportionate reactions fuse with my eager state
That's why you wanna come out and play with me
Das war lange her, das wusste sie. Aber es hatte sie geprägt. Lexi war beliebt gewesen. Und weil sie Caitlin Snow nicht mochte, hatte kaum jemand etwas mit dieser zu tun haben wollen. Das war zu der Zeit gewesen, wo ihr Vater gestorben war und ihre Mutter sich von der Welt, und leider auch ihrem einzigen Kind, zurückgezogen hatte. Caitlin wusste sehr wohl, weshalb sie als Killer Frost eher zu Wutausbrüchen neigte. Ihre Eigenschaften wurden durch die Dunkle Materie verstärkt, wie es bei jedem Metawesen der Fall war. Und weil ihr Mantra nun mal ‚Tu niemandem weh' gelautet hatte, bis ihr Leben auf den Kopf gestellt worden war, und sie es trotzdem gewollt hatte, war Killer Frost böse. Diese Erklärung hatte sie sich jedenfalls über die letzten zwei Jahre zusammengeschustert. Die traurige Wahrheit war: Sie war immer schon ein wenig bipolar gewesen. Ihre Stimmung hatte jederzeit von warm und herzlich auf kalt und bissig kippen können. Die Dunkle Materie hatte ihr wohl den Rest gegeben. Manchmal fühlte sie sich verwandelt sogar wie ein ganz anderer Mensch und dann fehlten ihr auch einige Informationen und Erinnerungen.
Sie riss sich aus ihren düsteren Gedanken und gab sich einen Ruck. Komm schon, Cait, das stehst du durch, versuchte sie sich selbst Mut zu machen und stieg aus dem Auto. Die Riegel fuhren mit einem lauten Schnack herunter, als sie abschloss.
Sie sah mit aufgrund der Sonnenbrille zusammengekniffenen Augen an der Fassade des hohen Mietshauses hinauf, vor dem sie nun stand. Es war nicht verkommen, sondern sogar ziemlich gut gepflegt. Hier wohnte ihre Peinigerin aus Schultagen inzwischen also. Caitlin wusste nicht, was sie erwartet hatte. Nichts und alles, irgendwie.
Auf der Klingelliste fand sie Lexi recht schnell. Alexandra LaRoche & George Fox. Zweiter Stock. Mit zitterndem Finger drückte sie den Knopf und konnte nicht anders, als sich unangenehm daran zu erinnern, als sie vor vier Jahren bei Dr. Wells aka Eobard Thawne hatte klingeln wollen. Wäre auch beinahe tödlich für sie ausgegangen.
Aber diesmal war sie diejenige mit Superkräften. Das Blatt hatte sich gewendet.
„Ja, wer da?", schallte eine Männerstimme aus dem Lautsprecher und erschreckte Caitlin zu Tode.
Offensichtlich war dieser George da, vermutlich Lexis Freund. Und jetzt? Nervös presste sie die Lippen zusammen. Hirn, arbeite! Verunsichert schwieg sie die Sprechleitung an, als ihr nichts einfiel.
„Hallo? Ist da überhaupt jemand? Hallo?"
Schien ein Idiot zu sein, sie konnte eigentlich ganz gut mit solchen Leuten umgehen. Was aber sie genau unter ‚gut' verstand, war Definitionssache. „Guten Abend, hier ist Dr. Caitlin Snow... eine Schulfreundin von Lexi. Ist sie da?", log sie in freundlichem Ton, ohne mit der Wimper zu zucken. Mittlerweile wurde sie echt gut darin.
„Äh, nein. Aber vielleicht möchten Sie reinkommen, Lexi müsste in der nächsten Viertelstunde von der Arbeit zurück sein", bot George zuvorkommend an.
„Gerne, vielen Dank", nahm sie das Angebot an.
Die Tür summte und ließ sich mit leichtem Druck öffnen. Caitlin lächelte zufrieden. Lief nicht schlecht. So musste sie immerhin nicht wie ein Straßenköter vor der Haustüre warten oder sich – noch armseliger – verstecken, warten, bis Lexi im Haus war, dann wieder klingeln und vorgeben, sie sei nochmal kurz nach Hause gefahren, um nicht so zu wirken, als hätte sie kein eigenes Leben.
Das Treppenhaus roch sauber und kein bisschen muffig. War das hier ein Nobelmietshaus, oder was? Ein wenig neidisch war sie schon. Als sie noch in einer Wohnung gewohnt hatte, war das wirklich die schlechteste Ecke Central Citys gewesen. Dementsprechend waren die Zustände im Treppenhaus gewesen.
Sie zog die Sonnenbrille aus, denn dass hier im Treppenhaus Kameras platziert waren, hielt sie für unwahrscheinlich.
„Guten Abend, Ms Snow", wurde sie begrüßt. Der Mann, der im zweiten Stock auf dem Treppenabsatz wartete, war groß, hatte dunkelbraune, dichte Haare und trug ein dämlich anmutendes Grinsen im Gesicht. Wenn man den letzten Punkt außer Acht ließ, sah er eigentlich ziemlich gut aus. Aber um ehrlich zu sein, interessierte das Caitlin nicht wirklich. Sie war wegen Lexi hier.
Mit einem nonchalanten Lächeln ging sie an ihm vorbei in die hell eingerichtete Wohnung. Sie war recht groß.
„Nett habt ihr es hier", kommentierte sie.
George eilte ihr voraus. Dort, wo sie um die Ecke die Küche vermutete, blieb er stehen. „Wollen Sie einen Kaffee?"
Kaffee – oder nicht? Nicht, entschied sie sich nach kurzem Abwägen. Einerseits wollte sie höflich sein, wo sie doch gleich mit seiner Frau reden würde, was wie auch immer seinen Ausgang nehmen konnte, andererseits hatte sie noch vor, diese Nacht zu schlafen. Also lehnte sie dankend ab und setzte sich, ohne um Erlaubnis zu bitten, auf das teuer aussehende Ledersofa. Im Endeffekt musste sie sich ja auch nicht perfekt benehmen, ihre Tarnung konnte sie ja sowieso vergessen, wenn Lexi da war und wenig begeistert feststellte, dass das Mädchen, das mal schonungslos ihren Streichen ausgeliefert gewesen war, nun bei ihr zuhause saß.
Sie hielt Smalltalk mit George, was auch nicht besonders schwer war. Er wollte wissen, als was sie arbeitete und ob sie auch in der Stadt oder doch außerhalb wohnte. All diese oberflächlichen Fragen konnte sie wahrheitsgemäß beantworten. Wäre sie allerdings gefragt worden, was sie von den ganzen Metawesen-Attacken in Central City hielt, wäre sie in Verlegenheit geraten. Denn dann wäre auch das Thema Eiskönigin nicht weit gewesen. Die Spuren aus Eis, die sie bei der Verfolgung von Barry hinterlassen hatte, waren natürlich von der Bevölkerung nicht unbemerkt geblieben. Hätte sie aber auch gewundert.
Es war elf Uhr, da hörten sie die Haustür.
„Lexi, sieh mal wer da ist!", rief George seiner Freundin/Verlobten/Ehefrau zur Begrüßung entgegen.
Und dann stand Lexi LaRoche im Wohnzimmer und starrte Caitlin an. „Wer sind Sie?"
Caitlin stand auf. Ihre Knie fühlten sich wie Wackelpudding an. Ihr Herz schlug schneller vor Angst, dabei konnte die Frau ihr nichts mehr anhaben. Zeit, ein wenig von Killer Frosts Unterhaltungs-Manier aufzugreifen. Sie lächelte süßlich, als hätte sie die Kontrolle über die gesamte Konversation. „Erinnerst du dich nicht?"
Lexi sah genauer hin. Caitlin sah ihr den Moment an, in dem es klick machte, denn Lexis Gesicht verlor auf die Sekunde genau deutlich an Farbe. „Caitlin Snow."
„Ja. Schön, sich wiederzusehen, nach all den Jahren, nicht wahr?" Sie wusste, dass sie bissig klang.
„Ich dachte, ihr seid Freunde gewesen?", fragte George verwirrt nach. Er schien überhaupt nichts mehr zu verstehen.
Caitlin lachte kalt. Sie konnte das Eis in ihrer Stimme klirren hören – und zwar wortwörtlich. Nicht gut, zu früh. Und zu spät, denn jetzt sah das Paar sie verstört an. Sie wusste, dass sie als Killer Frost lachte wie ein zerbrechendes Glas. „Ups", machte sie gespielt entschuldigend. Sie merkte, dass ihre Augen dieses weißblaue Leuchten bekamen, das ihre normale Augenfarbe ersetzte. Von ihrem Haaransatz aus breitete sich das Weiß bis in die Spitzen aus. Ihre Locken wurden geordneter und steifer, als hätte sie es mit dem Haarspray übertrieben. Sie wurde emotionslos und spürte, wie jegliche Skrupel von ihr abfielen. Binnen weniger Sekunden stand sie als Killer Frost vor Lexi. „Da habe ich wohl gelogen."
„Du bist der Eismeta, der letztes Jahr nachts so viel Chaos gestiftet hat?", entfuhr es Lexi.
Bevor sie darüber nachdenken konnte, was sie da überhaupt tat, hatte sie Lexi am Kragen ihres Mantels gepackt. Ihre Gesichter waren kaum mehr als zehn Zentimeter voneinander entfernt. „Darum geht es jetzt nicht. Dieses Gespräch kann verlaufen, wie du möchtest. Entweder wir reden wie zwei rationale Erwachsene miteinander und ich verwandle mich wieder zurück, oder wir klären die Sache anders..." Caitlin brachte nicht einmal mehr ein spöttisches Lächeln zustande, so ernst war ihr diese Sache. Sie sah voller kalter Wut ins Gesicht ihrer Feindin.
Stooped down and out
You got me beggin for thread
To sew this hole up that you ripped in my head
„Reden!", keuchte Lexi panisch.
Nicht besonders sanft setzte Caitlin sie ab und ließ sie los. „Dann reden wir. Setz dich hin." Sie versuchte sich zu beruhigen. Augen schließen, rückwärts von zehn herunter zählen. Sie spürte, wie sich ein Schneesturm in ihr legte. Als sie die Lider wieder aufschlug, waren ihre Locken wieder brünett und ihre Augen braun. Auch die Haut hatte an Blässe verloren. „Setzen, Lexi."
Hastig tat die Rothaarige, wie ihr geheißen.
Caitlin sah auf sie herunter. Nun sah Lexi nicht mehr so überlegen aus, nicht mehr so furchteinflößend. Würde sie selbst sich nun ebenfalls setzen, Lexi gegenüber, würde sie dann ihre doch ganz vorteilhafte Position verlieren? Sie riskierte es und nahm ein wenig steif Platz.
Dann schwiegen sie. Caitlin, nachdenklich Lexi betrachtend. Lexi, mit weit aufgerissenen Augen Caitlin anstarrend.
„George, Sie können sich entweder dazusetzen oder den Raum verlassen", sagte die Wissenschaftlerin, ohne ich auch nur eines Blickes zu würdigen. „Suchen Sie es sich aus. Aber ich würde Ihnen nicht raten, die Polizei zu rufen. Außer natürlich, Sie wollen mir Geiseln verschaffen." Es fiel ihr schwerer, über Verbrechen zu reden, wenn sie bei Verstand war. Doch sie durfte nicht zulassen, dass er die Bullen, darunter möglicherweise auch Joe, in ihren persönlichen Rachefeldzug hineinzog.
George entschied sich dafür, sich ins Schlafzimmer zurückzuziehen.
„Erbärmlich", murmelte Caitlin. Dann wandte sie sich Lexi zu. „Hast du mir etwas zu sagen? Eine Entschuldigung, möglicherweise?"
„Du wirst es mir nicht glauben, aber es tut mir unglaublich leid, Caitlin."
Stupidly think you had it under control
Strapped down to something that you don't understand
Sie hätte niemals damit gerechnet, dass sie tatsächlich Worte der Reue zu hören bekommen würde. Aber dennoch, hier war Lexi LaRoche, der Albtraum ihrer Kindheit, und hatte Tränen in den Augen, als sie die Entschuldigung flüsterte.
Das brachte Caitlin aus dem Konzept. Lexi sollte sich nicht entschuldigen. So war das nicht geplant gewesen.
Sie verstand es nicht. Wie konnte eine Person, die so abscheulich gewesen war, eine solche Kehrtwende gemacht haben? Nun gut, das hatte sie auch geschafft, nachdem sie sich erst gegen das Team gewandt und später Cisco vor Savitar gerettet hatte. Aber Lexi? Es passte nicht in das Bild, das Caitlin von ihrer ehemaligen Mitschülerin hatte.
Don't know what you were getting yourself into
You should have known
Secretly, I think you knew
Lexi rieb sich übers Gesicht, als wollte sie die Tränen wegwischen, die ihren Weg noch gar nicht über ihre Wangen gefunden hatten. „Ich schätze, irgendwie hatte ich damit gerechnet, dass wir uns nochmal begegnen", sagte sie mit erstickter Stimme. „Aber das passierte nicht. Jedenfalls nicht in dem Zeitraum, in dem ich es für möglich hielt. Inzwischen dachte ich, es sei Gras über die Sache gewachsen."
Was war das für eine Farce? Alles, was aus Lexis Mund kam, hörte sich so verlogen an. Versuchte sie sich aus der Misere zu ziehen? Wollte sie ihr Mitleid erschleichen? Damit mochte sie an der falschen Adresse sein, aber Caitlin Snow war keine rücksichtslose Mörderin. Jedenfalls nicht als sie selbst. Sie würde weiterhin zuhören, was Lexi zu sagen hatte.
„Du hast dich mit der Falschen angelegt." Caitlins Tonfall war kalt, aber nicht mehr frostig.
Lexi war immer noch recht blass. Langsam befürchtete die Bioingenieurin, dass die Rothaarige jeden Moment zusammenklappen könnte. Für jeden würde Caitlin die Krankenschwester spielen, aber nicht für sie. Daher sollte sie die Sache besser schnell hinter sich bringen, ehe eine solche Aktion doch noch notwendig wurde.
I got some dirt on my shoes
My words can come out as a pistol
And I'm no good at aiming
But I can aim it at you
„Ich konnte ja nicht wissen, dass später mal etwas aus dir werden würde", sagte Lexi, auf einmal patzig, und verschränkte die Arme vor der Brust.
Caitlin zog eine Augenbraue hoch. Sah sie sich allen Ernstes in der Position, sich so zu verhalten? „Du vergisst, mit wem du redest", meinte sie.
„Mit der Eiskönigin?" Oho, Sarkasmus jetzt also.
Ein kleines, boshaftes Lächeln zupfte an Caitlins linkem Mundwinkel. „Ich dachte, wir wollten die Sache rational klären?"
Lexi zitterte, das merkte Caitlin erst jetzt, wo die andere die Arme ein wenig steif wieder herunternahm. „Du warst schon immer so, nicht wahr?", fragte Lexi bitter. „So gefühlskalt und durchgeknallt. Eine Psychopathin." Sie war außer Atem, als habe sie die Luft angehalten.
„Biologisch und psychologisch gesehen ist das nicht korrekt", sagte Caitlin ungerührt. „Aber ich schätze, ich weiß, was du meinst. Trotzdem, glaub mir, Lexi, ich kann auch anders. Du hast es nur nicht auf meine gute Seite geschafft, also kann es mir egal sein, was du von mir denkst."
I know my actions they may get confusing
But my unstable ways is my solution to even space
That's why you wanna come out and play with me, yeah
Zu ihrer großen Überraschung schüttelte Lexi entschieden den Kopf. „Ich glaube nicht, dass es dir nichts ausmacht, wenn ich eine schlechte Meinung von dir habe."
Wie konnte sie sich da denn so sicher sein? Caitlin lachte kurz auf. „Ich bedrohe dich, kommandiere dich herum und, ganz am Rande, hätte ich dich eben fast in einen Eisblock verwandelt. Ich habe dir das Schlechteste in mir gezeigt, seit ich mir den Zugang zu deiner Wohnung erschlichen habe. Was an diesen Handlungen lässt es so aussehen, als wäre mir deine Sicht auf mich wichtig?" Da war sie aber gespannt.
„Du bist immer noch hier. Du bist generell hier. Wozu?" Lexi schien jedes Wort aus sich heraus zu zwingen. „Um dich an mir zu rächen? Das hättest du längst tun können."
Ertappt. Warum Caitlin die Sache nicht innerhalb von Sekunden zuende brachte, wusste sie auch nicht. Statt, wie sie erwogen hatte, Lexi zu ermorden, saß sie hier mit ihr und zankte sich. Sie zögerte, dann sprach sie ihren Gedanken doch aus. „Das hier ist meine Art, irgendwie mit dir abzuschließen. Allein bei der Nennung deines Namens verwandele ich mich in Killer Frost. Ich will niemanden so hassen wie ich es bei dir tue. Und deshalb muss ich mich entweder mit dir vertragen – oder dich töten." Sie verzog den Mund in einer entschuldigenden Manier.
„Das ist krank", stellte Lexi entsetzt fest.
„Ich weiß. Du machst mich krank." Killer Frost begann in ihrem Kopf zu rumoren. „Du machst mich krank, Lexi." Sie merkte, dass sie sich mit nur wenigen Sätzen in ein gefährliches Mantra hineingesteigert hatte, aber sie konnte sich nicht mehr stoppen. Die Temperatur im genauso spärlich wie teuer möblierten Wohnzimmer fiel um mehrere Grade.
Die Rothaarige ihr gegenüber merkte sofort, dass sich die Regeln geändert hatten, nach denen sie spielten. Sie sprang genau in dem Moment auf, in dem Caitlins Augen weißblau aufleuchteten und sich ein katzenhafter Ausdruck hineinschlich. Die Panik stand Lexi LaRoche ins Gesicht geschrieben. Sie stolperte zurück und drehte sich um, um aus dem Raum zu flüchten. Caitlin schoss ihr einen Eiszapfen hinterher, verfehlte sie aber knapp und sah zähneknirschend zu, wie das Eis am Türrahmen zersplitterte.
„Möge das Spiel beginnen", sagte Killer Frost mit einer Spur von Wahnsinn im Blick.
Hold it out, woah
Try to hide it out but my tracks are better
Der Eismeta suchte Lexi im Flur, aber keine Spur von der Rothaarigen. Killer Frost merkte, wie ihre Geduld schwand.
„Wo bist du? Komm raus, ich tu dir nichts", log sie mit zuckersüßer Stimme. „Du kannst dich nicht ewig verstecken."
Sie ging zur Haustür und drehte den im Schloss steckenden Schlüssel zweimal herum. Danach steckte sie ihn ein.
„Du kannst mir nicht entkommen. Willst du dich mir nicht lieber stellen oder wollen wir noch ein bisschen spielen? Bist du dafür nicht schon zu alt, Lexi? Es ist unhöflich, mich so stehen zu lassen."
Während sie redete, streifte sie durch die Wohnung. Wo konnte sich Lexi nur versteckt haben? Sogar in einigen Schränken sah sie nach. Sie hatte Zeit, sagte sie sich. Betont gelassen zog sie sogar einige Schubladen auf. Wenn sie Lexi beseitigt hatte, könnte sie sich ja einige von ihren Sachen mitnehmen. Die bräuchte sie dann ja nicht mehr. Da kam ein wenig die Kleptomanin in ihr durch, genau wie damals, als sie erst Ciscos aufwendige Handschellen und später einen Splitter vom Stein der Weisen gestohlen hatte. Eigentlich war sie die geborene Verbrecherin.
Um ihren DNA-Fingerabdruck machte sie sich keine Sorgen mehr, denn den würde man sowieso hier finden. Und zwar im geschmolzenen Eis. Diesbezüglich hatte sie sich schon selbst eine Falle gestellt. Das Einzige, was Killer Frost jetzt noch wollte, war, Lexi zur Strecke zu bringen.
Don't know what you were getting yourself into
You should have known
Secretly, I think you knew
„Weshalb versteckst du dich überhaupt? Warum die Angst? Du bist doch sowieso so gut wie tot. Man muss erkennen, wann man verloren hat."
Caitlin merkte, wie ihr Sichtfeld wieder begann zu pulsieren. Eigentlich sah sie als Killer Frost alles immer gestochen scharf, doch wenn sie in Rage geriet und ihre Augen grell aufleuchteten, war sie außer Kontrolle. Genau wie jetzt.
„Du hast verloren, hast du das verstanden?", rief sie. Ihre Stimme überschlug sich, klirrend wie Eis, stolperte über die eigenen Worte. „Ich habe gewonnen! Also komm raus und zeig dich!"
Nichts. Nirgendwo regte sich etwas. Was hatte sie auch erwartet? Dass Lexi sich à la Barry vor sie hinstellen und sie auffordern würde, sie zu erstechen? Ganz bestimmt nicht. Aber man sollte ja nie die Hoffnung aufgeben, wie man in Team Flash zu sagen pflegte.
Plötzlich das Geräusch von Metall, das gegen selbiges Material schlug. Es war vom hohen Kleiderschrank im Flur her gekommen.
„Der Schrank? Ernsthaft?" Killer Frost lachte ungläubig auf. „Das ist armselig." So armselig, dass sie dort nicht einmal nachgesehen hatte.
Mit wenigen großen Schritten stand stand sie davor und riss, ohne lange zu zögern, die Schranktür auf. Lexi kauerte zwischen ein paar an einer Stange hängenden Pelzmänteln. Anscheinend hatte sie sich bewegt und dadurch ruckartig die Kleiderbügel auf der Stange verschoben.
Killer Frost packte Lexi am Kragen und zerrte sie ins Wohnzimmer. Dass ihre ehemalige Klassenkameradin unkoordiniert um sich schlug und trat ignorierte sie geflissentlich. Vorm Sofa stieß sie die andere zu Boden.
Lexi LaRoche robbte sofort ein Stück von ihr weg.
„Na, na, na!", hielt Killer Frost sie auf, indem sie sich ihr in den Weg stellte. „Du bleibst schön hier."
„Die Polizei wird dich fassen!", spuckte Lexi.
Gespielt grüblerisch legte Killer Frost den Kopf schief. „Lass mich nachdenken... nein, wird sie nicht." Sie richtete den stechenden Blick wieder auf die andere. „Ich habe überall meine Kontakte. Und kaum einer von denen wird wollen, dass ich in Iron Heights einsitze. Weil sie mich brauchen. Ich habe einen Freund beim CCPD – der auch noch Forensiker ist, was für ein Zufall – er hat mich schon einmal gedeckt. Dafür hat er sogar einen Kollegen, den ich gekidnappt hatte, bestochen. Ich bin schon mit so Einigem davongekommen, glaub mir."
„Auch Mord?", keuchte Lexi. Sie war kreidebleich. Nicht so blass wie ihre Gegenspielerin, aber doch schon ungesund.
„Folter", antwortete Killer Frost mit einem bitter anmutenden Lächeln. „Mehrfach. Aber wie sagt man so schön? Schlimmer geht immer." Sie ließ auf der rechten Handfläche einen Eiszapfen entstehen. „Diese Art zu töten wollte ich schon lange mal ausprobieren. Wurde bis jetzt leider immer erfolgreich verhindert. Zu schade. Aber jetzt hält mich niemand auf." Sie machte einen Schritt auf die am Boden liegende Frau zu.
Im selben Moment zerplatzte die Fensterscheibe gegenüber der beiden. Killer Frost drehte sich weg, Lexi duckte sich bemerkenswert schnell unter den Sofatisch.
„Flash", zischte Killer Frost. „Dein Timing könnte nicht schlechter sein. Siehst du nicht, dass ich beschäftigt bin?"
Barry hob beschwichtigend die Hand. Er trug seinen Anzug, sodass Lexi seine Identität nicht würde erkennen können. „Caitlin, Cisco hat mir gesagt, du seist seltsam drauf gewesen und länger geblieben." Er tat so, als wären ihre Haare gerade nicht schneeweiß, ihre Haut nicht leichenblass, ihre Augen nicht von einem eisigen Blau. Darin war er schon immer am besten gewesen. Caitlin ruhig zu behandeln, egal, in welcher Verfassung sie sich gerade befand. „Dabei hattest du doch noch Migräne."
Ach ja, Migräne. Die hatte sie vorgetäuscht, nachdem der Schmerz vom Aufprall gegen den Glasschutz einer Bushaltestelle abgeklungen war, um länger Schonzeit zu haben, da sie nach dem Rückschlag heute ein wenig frostig gelaunt gewesen war.
„Ich muss das hier noch schnell erledigen, dann können wir weiter plaudern", schlug Killer Frost mit gehörig viel launigem Humor vor. Hoffentlich entging ihm der Themenwechsel. Caitlin mochte es nicht, beim Lügen ertappt zu werden, insbesondere nicht von Barry Allen.
„Cait, bitte." Er sah sie flehend an.
Sie merkte, wie sie unsicher wurde. Ihr Herz begann zu tauen.
Barry sah zu Lexi, die sich sehr langsam vom Eismeta wegbewegt und nun die Wand erreicht hatte. „Ihr Name ist Lexi LaRoche, oder? Die aus der Highschool?"
Killer Frost warf der Rothaarigen einen giftigen Blick zu, als sie realisierte, dass diese einen Fluchtversuch unternommen hatte, den Barry gerade vereitelt hatte. Dann wandte sie sich wieder Flash zu. „Ja."
„Mir ist klar, dass du noch eine Rechnung mit ihr offen hast, aber musst du sie so bestrafen?" Er bewegte sich nicht vom Fleck, als wäre sie ein aggressives Tier, das ihn jede Sekunde anspringen könnte. Das tat er immer bei den Verbrechern, die er in die Enge trieb.
Caitlin spürte das Braun in ihre Augen und Haare zurückkehren. Ihre Fingerspitzen kribbelten unter der plötzlichen Wärme. Sie versuchte, das Eis zurückzuholen, doch es gelang ihr nicht. „Du hattest deine Rache bei Tony, ich will meine!", brachte sie mit wackeliger Stimme hervor.
Barry trat einen Schritt näher. „Das verstehe ich. Aber bevor Tony starb, habe ich ihm verziehen. Er hasste mich auch nicht mehr. Willst du nicht dasselbe, Cait?"
Sie vergrub die Schneidezähne in ihrer Unterlippe, dass es wehtat. In ihrem Gehirn ratterte es.
Es herrschte Schweigen. Lexi hielt die Luft an.
Und dann wusste Caitlin, was sie tun würde. Sie drehte sich zu Lexi um und sah sie entschuldigend an. In ihren Augen brannten Tränen. „Es tut mir leid", flüsterte sie. „Ich habe diese Kräfte... Sie machen mich ehrlicher, als ich es normalerweise wäre. Aber leider auch wütender. Vielleicht kannst du mich irgendwann verstehen. Du hast mich jahrelang terrorisiert. Es war nichts übermäßig Schreckliches, es waren die kleinen Sachen. Du musst damit leben, einem Menschen das Leben für eine gar nicht so kurze Zeit zur Hölle gemacht zu haben. Und ich muss damit leben, was ich dir und vielen anderen Menschen angetan habe. Fremden, deren Namen ich nicht kenne, H.R., Tracy, Cisco, Barry, Julian... Dir werden all diese Namen nichts sagen. Das müssen sie auch nicht. Ich will nur, dass du weißt, dass ich auf meine Weise schon bestraft bin. Ich bitte dich, mich nicht anzuzeigen. Ich schade Menschen nicht nur, ich helfe ihnen auch. Als Biochemikerin, Ärztin, Mitglied von Team Flash, Metawesen."
Lexi sah sie mit großen Augen an. „Du arbeitest mit Flash zusammen?" Sie warf dem jungen Mann im roten Anzug einen ungläubigen Blick zu, woraufhin er mit einem Hauch Verlegenheit winkte.
Caitlin nickte, während sie ihre Schuhspitzen betrachtete. Was sie hier veranstaltet hatte ließ sie tatsächlich Reue verspüren, aber das hieß noch lange nicht, dass zwischen ihr und Lexi auf einmal alles in Ordnung war. Sie zwang sich, das Wort noch einmal zu erheben. „Wir werden wohl nie beste Freundinnen werden – nicht nach alldem." Sie brachte ein schiefes Lächeln zustande. „Aber ich zumindest werde dich von nun an in Ruhe lassen. Das ist wohl das Beste."
Sie wollte sich gerade schon auf den Weg aus der Wohnung machen, da fiel ihr noch etwas ein.
„Sekunde, ich hab hier noch... den Haustürschlüssel. Es ist abgeschlossen." Sie verzog den Mund entschuldigend, als sie Lexi den Schlüssel wieder aushändigte. Diese wirkte immer noch ängstlich, als Caitlin ihr so nahe kam, und die Erleichterung war nur schwer zu übersehen, als die Brünette zu Flash trat.
„Bringst du mich nach Hause?", fragte Caitlin leise. „Mein Auto hole ich morgen ab."
Barry sah sie mitfühlend an, dann legte er seine Arme um sie und hob sie hoch. Einen Wimpernschlag später rasten sie schon über die Straßen Central Citys. Caitlin vergrub das Gesicht an Barrys Brust.
Wenn jemand fragte, sie hatte keinen Mord geplant. Killer Frost war an allem Schuld und hatte aus dem Plan, ein völlig ruhiges Gespräch zu führen, einen privaten Rachefeldzug gemacht. In Erklärungsnot würde sie nur kommen, wenn jemandem auffiel, dass Killer Frost sich von Lexi überhaupt nicht bedroht fühlen sollte, wäre sie eine ganz andere Person. Minimal verdächtig war vielleicht auch die Sonnenbrille in der Tasche ihres Laborkittels an einem wolkigen Tag.
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