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Während der restliche Tag relativ gut umd entspannt verlief war die Nacht hingegen... schlimm.

Basti ist auf der Couch liegen geblieben, er mochte Bette nicht, aber zumindest hatte er so wenigstens etwas weiches zum drauf liegen.

Ob dieser widerliche Stalker in auf den Boden hat schlafen lassen?

Mit einem Lächeln bin ich eingeschlafen, wie sich die anderen gesorgt hatten und wie sehr dies Basti gut tun zu schien, war unglaublich schön.

Doch dann, mitten in der Nacht...

"Hör auf! Hör auf! Nein-!" Ich saß gerade im Bett, noch bevor ich wirklich wach war. Verwirrt rieb ich mir die Augen.

"Nein, nein, nein! Bitte! Lass mich gehen!" Das war Basti! Oh fuck, was war los?! Schnell sprang ich auf, schubste die Decke von meinen Beinen weg und rannte ins Wohnzimmer.

"Hilfe!" Basti schrie schon förmlich panisch, er lag noch immer auf der Couch und träumte wohl extrem schlecht.

Wenn Alpträume normal waren, dann hatte er letzte Nacht wohl wirklich nicht geschlafen...

"Hilfe! Bitte! Hilfe!" Schrie er verzweifelt und zog an der Decke die sich leicht um sein Hals gewickelt hatte.

Die Schrammen an seinem Hals... der Stalker hatte ihn mit einem Seil um den Hals fest gebunden, meinte der Doktor! Na klar... wenn es sich ähnlich anfühlte, dann war das ganz klar der Auslöser seiner Panik.

Schnell eilte ich zu ihm und versuchte die Decke von ihm weg zu bekommen, was etwas schwerer war, da er sich die ganze Zeit wehrte.

"Basti, hey, wach auf! Basti! Wach auf man! Du bist nicht mehr eingesperrt." Ich griff nach seinen Armen, was ich ziemlich schnell wieder ließ, als er mir voll ins Gesicht schlug.

Fluchend zog ich mein Gesicht weg und presste meine Hand gegen meine Nase. Sie war am bluten...

"Basti!" Rief ich laut, griff die Deck und zog sie mit einem Ruck von ihm weg. Basti schrie laut, fuhr erschrocken in die Höhe und krabbelte rückwärts weg von mir.

Sogar im Dunkeln konnte ich seine Angst sehen, der Alptraum saß wohl noch tief in seinem Kopf. Er wusste nicht, wo er war, wer ich war...

"Basti, Basti, ich bins! Ich bins, alles gut! Hey, sieh her, sieh mich an, ich bins!" Mit zitternden Händen fummelte ich am Licht herum, bis es endlich an ging.

Basti zuckte heftig zusammen, wimmerte ängstlich und zog seine Arme über seinen Kopf. Sein ganzer Körper war stark am zittern.

"Basti... Ich bins. Kevin. Du bist bei mir zuhause... Es ist alles gut, du hast nur schlecht geträumt. Bitte... Es ist okay." Hauchte ich leise und hockte mich hin, um nicht bedrohlich zu wirken.

Wenn ich ihn jetzt ansah, wirkte er so anders als vorher. Die Haare länger und mat, Augen weit und trüb, sogar sein Körper war dünner und seine Haut blasser.

Und seine Persönlichkeit... Von dem selbstbewussten Basti, der es immer schafte gute Laune in ein Video oder in ein Gespräch zu bringen, von dem war nichts mehr übrig.

Jetzt war er unsicher, ängstlich, konnte nicht mal mehr normal sprechen oder essen. Geschweige denn schlafen.

"Weißt du noch als wir zusammen... den Supermarkt Simulator gespielt haben? Ich hab es so geliebt, wir sollten das Mal wieder machen. Dein Charakter mit der Papiertüte auf dem Kopf-" Ich lachte leicht und schüttelte meinen Kopf.

"Gott, das war so witzig." Ich rieb mir über die Stirn und sah zu ihm zurück.

Basti sah mich an, seine Panik hatte sich so weit gelegt. Er wirkte endlich richtig wach, auch wenn er noch immer schwer am atmen war.

"Oder der Netherite- Beacon? Wie wir alle gemeinsam stundenlang nach ancient debris gefarmt hatten? Zwei mal sogar... Es war so anstrengend, aber auch so cool."

Seine Augen flickerten nicht mehr, seine Atmung war etwas ruhiger. Was für ein Glück... er konnte sich also auf die guten Erinnerungen konzentrieren.

"Ich bin aber nicht noch ein drittes Mal dabei." Scherzte ich und lachte leise, was ihn ebenfalls ganz leicht zu lachen brachte.

Fast hätte ich übersehen, wie seine Mundwinkel hoch gingen. Doch so schnell wie er lächelte, verschwand es auch wieder.

Basti zog die Luft scharf ein, seine Pupillen wurden wieder weiter als normal und er rutschte nach vorne, näher zu mir.

Mein Herz setzte ein Schlag aus, als sich seine Hand zu meinem Gesicht hob. Kurz dachte ich, er würde mich berühren, aber er schien sich noch nicht zu trauen.

Stattdessen legte sich ein schuldiger und trauriger Ausdruck über sein Gesicht, die Augen auf meine Nase gerichtet.

Stimmt, er hatte sie mir ja blutig geschlagen. "Ist nicht schlimm, tut kaum weh. Alles gut, ja? Du hast geschlafen, da kommt sowas vor."

Er schüttelte den Kopf, sein Mund öffnete und schloss sich, als würde er etwas sagen wollen, es aber nicht können.

Ich blickte mich nach der kleinen Tafel um und hielt sie ihm hin. Er nahm sie an und krizelte etwas drauf, bevor er sie mir zeigte.

"Es tut mir so leid." Las ich es laut vor und schüttelte im selben Moment noch den Kopf. "Wirklich, Basti. Es ist okay. Ein bisschen Wasser und schon sieht man es nicht mal mehr."

Ich schenkte ihm ein schwaches Lächeln. Er schluckte stark und senkte den Blick. Seufzend blickte ich auf die Uhr. Kurz nach Vier.

"Willst du dich nochmal schlafen legen? Es ist noch nicht als zu spät, ein paar Stunden kriegst du noch." Schulterzuckend legte er sich wieder hin, ohne Decke diesmal.

Verständlich...

Gerade als ich aufstand, machte Basti ein kleines Geräusch und schüttelte den Kopf, als würde er nicht wollen dass ich gehe.

"Ich kann auch hier bleiben. Ist dir das lieber?" Schnell nickte er, woraufhin ich mich wieder auf die Couch setzte und es mir gemütlich machte.

"Na dann... schlaf gut." Nach ein paar Minuten schien ihn die Müdigkeit wirklich zu übermannen. Seine Augen fielen zu und seine Atmung wurde flach und ruhig.

.

Nervös fummelte Basti an seinen Ärmeln herum, sein Blick glitt die ganze Zeit überall hin. Auch das Frühstück heute morgen hat er nicht drinne behalten können.

Wir standen gerade vor meiner Tür, ich suchte noch mein Autoschlüssel und hielt ihm die beiden Stifte hin. "Na komm, auf gehts."

Ich öffnete die Tür und hielt sie ihm auf, Bastis Blick schnellte nur noch schneller durch die ganze Gegend. Wie beeilten uns bis zum Auto, Basti setzte sich wieder auf die Rückbank.

"Als ich mit ihm telefoniert hatte, war er wirklich nett. Du musst dir keine Sorgen machen... Es wird dir helfen." Dass Basti angst vor seiner ersten Therapie Stunde hatte, war offensichtlich.

Er war so nervös, dass ich das die ganze Fahrt über spüren konnte. Vor der Praxis weigerte er sich anfangs auszusteigen, er versteckte sich für ganze Zeit hinter mir auf dem Weg rein.

Basti sah kein einziges Mal von dem Boden auf, seine Finger waren in die Ärmel verkrampft und er zuckte bei jedem noch so kleinem Geräusch zusammen.

Der Therapeut stellte sich vor, gab mir die Hand und begrüßte Basti freundlich. Zwar sprach er öfters direkt zu Basti, meist war ich es aber der die Fragen beantwortete.

Ich erzählte ihm alles, alles was helfen könnte. Von dem Problem mit dem Essen, zu seinen Reaktionen auf Berührungen, der Angst vor Betten und den Alpträumen.

Auch von dem Vorfall in der Dusche erzählte ich, wobei Basti kurz fragend angesehen hab.

Es fühlte sich einfach unfair und falsch an, dass er nicht selber darüber entscheiden konnte was er preis geben konnte und was nicht.

Aber wie waren hier, damit es ihm besser geht. Und dies ging nur, wenn der Therapeut so viel wie möglich kannte.

Er erklärte uns einiges. Dass der Moment in der Dusche und auch die Alpträume auf PTBS, einer post-traumatischen Belastungs-störung, hinwies.

Dass Bastis Gehirn wohl ziemlich häufig in den Survival Modus wechselte, wenn er sich zum Beispiel wehrte.

Auch, dass die Wahrscheinlichkeit ziemlich hoch ist, dass sowas wie Essen, ein Bett, Berührungen und ähnliches Trigger für ihn sein könnten.

Und vor allem, dass er viele Trauma Reaktionen aufwies, das Dissozieren und die nicht vorhandene Kommunikation sprach stark dafür. Sein Gehirn hatte noch nicht verstanden, dass er sicher war, daher ist Basti Nonverbal und zieht sich häufig in seine Gedanken zurück.

Durch die Stunde merkte ich auch meine Fehler. Ihn einfach zu berühren war falsch. Auch um ihn zu trösten oder zu wecken.

Bastis Grenzen wurden für Monate hinweg missachtet. Wenn er heute nicht berührt werden will, dann sollte ich diese Grenze nicht überschreiten.

Auch, dass ich ihn mal alleine gelassen hatte war falsch. Klar, er braucht seinen Freiraum, aber wenn er in einer mental stressigen Lage ist, wäre es zu gefährlich.

Ich sollte ihn weiter dazu ermutigen zu essen und zu kommunizieren, alleine dass er manchmal mithilfe der beiden Stifte zustimmen oder ablehnen konnte, war bereits sehr gut.

Der Weg nach Hause war noch ruhiger als vorher, Basti starrte die ganze Zeit aus dem Fenster.

Zurück bei mir in der Wohnung, ging sein Weg direkt ins Badezimmer zur Dusche. Ich seufzte stark, als ich meine Schlüssel weg räumte und mir die Schuhe aus zog.

Das Gespräch muss sicherlich extrem unangenehm für ihn gewesen sein und viele negative Erinnerungen mit sich gebracht haben.

Als er fertig geduscht aus dem Bad schlurfte und sich auf die Couch kauerte, stellte ich wortlos einen warmen Kakao vor ihn hin.

"Du bist sicher erschöpft. Nimm das als kleine Belohnung, dafür dass du heute dahin gegangen bist." Er griff nach der Tasse und führte sie zu seinem Mund.

Doch kurz davor hielt er innex es war die Tasse die er auch früher immer genutzt hatte, die förmlich nur ihm gehörte.

Lange hatte ich gedacht, dass er nie wieder daraus trinken würde. Ich war so froh, dass ich damit falsch lag.

Seine Augen schlossen sich als er eknen Schluck nahm, die Anspannung im seinen Schultern ließ nach. Es dauerte nicht lange, da war Basti im Sitzen eingeschlafen.

Und so vergingen die nächsten Tage.

Wir übten häufig mit den Stiften, bis er sich genug traute um den Kopf zu schütteln anstatt die Farben zu nutzen.

Die Besuche beim Therapeuten waren fast täglich, meist auch ohne mich, damit Basti überhaupt nichts zurück halten musste.

Jedes Mal wenn er aus dem Zimmer trat war er bleich und erschöpft, manchmal weint er stumm auf dem Rückenweg und verkrochen sich danach in den Kissen auf der Couch.

Berührungen und Sprechen waren aber noch immer ein Problem, genau wie das Essen und schlafen.

Auch nur die kleinste Form von Stress konnte dazu führen, dass der komplette Tag für ihn ruiniert war.

Selten traute er sich auf WhatsApp, Interaktionen mit mehreren Person war ziemlich Kräfte raubend und machte ihm noch immer Angst.

Dies war auch ein Grund, warum er nie raus wollte. Zwar hatte der Therapeut gemeint, dass wir das irgendwann mal versuchen sollten, doch nicht als zu früh.

Als sich Basti nach knapp zwei Wochen endlich komplett an mich gewöhnt hatte, ging es so langsam bergauf zwischen uns.

Er vertaute mir mehr, lachte öfters, zuckte nicht zurück wenn eich unsere Blicke trafen. Es ging sogar so weit, dass wir gemeinsam auf der Konsole spielen konnten.

Ich hatte es so vermisst mit Basti irgendwas zu zocken, auch wenn er sich verändert hatte... Es fühlte sich einfach gut an.

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