12 (1803 Wörter)
Die Umarmung tat richtig gut, es hat mich hiel Überwindung gekostet, genau so wie meinen Kopf auf Kevins schoß zu legen, aber es lohnte sich.
Lange hatte ich davon geträumt. Als ich bei Alex im Keller lag, zusammen gerollt auf dem Boden, es war mega kalt und viel zu ruhig.
In solchen Momente hatte ich mir nichts sehnlicher erwünscht, als bei meinen Freunden zu sein, die mich einmal fest umarmten.
Und jetzt konnte ich das endlich tun. Ich drückte ihn noch einmal fester, Heikos Abspann fiel weiter von ihm ab. "Danke, Basti..."
Nach ein paar weiteren Sekunden wurde mir der Körperkontakt zu viel. Leider war ich noch nicht so komfortabel mit anderen wie mit Kevin.
Als ich los ließ und zurück trat, machte es Heiko mir nach, er machte Platz, ein trauriges Lächeln auf den Lippen.
"Wollen wir vielleicht eine kleine Runde Mario spielen?" Fragte Kevin nach ein paar Sekunden, wo ich einfach nur mit den Schultern zuckte und Heiko nickte.
"Oh, klar." "Aber pass auf, Basti zieht uns da voll ab." Murmelte Kevin gespielt böse, was mich zum schmunzeln brachte.
"Klingt ganz nach unserem König." Scherzte Heiko mit einem leisen Lachen. König... der Titel wurde vorallem in Craft Attack für mich genutzt.
Etwas was aus Scherz und Role-play entstand, wurde später einfach übernommen. Es fühlte sich komisch, als König bezeichnet zu werden wenn man sich selbst so scheiße schwach fühlte.
Kevin deutete ins Wohnzimmer, wo wir gemeinsam hin liefen und uns auf die Couch setzten. Heiko ganz links, Kevin in der Mitte und ich ganz rechts.
Es war einfach in mein Gehirn so, dass ich am nächsten dran zu einem Fluchtweg sein sollte. Es beruhigte mich und Kevin schien das irgendwie zu wissen.
.
Je mehr Runden wir spielten, umso ruhiger wurde ich. Nach und nach fiel die Angst von mir ab.
Wir lachten gemeinsam, die Stimmung lockerte sich immer weiter und fast wirkte es so, als wäre nie etwas schlechtes passiert.
Aber nur fast.
Wir waren mitten in einer Runde, ich führte gerade, als im Hintergrund ein leises Donnern zu hören war.
Mein ganzer Körper fror ein. Die letzten Gewitter die ich erlebt hatte, waren bei Alex...
-----Die Tür war auf! Er hatte die Tür nicht abgeschlossen. Mit zitternden Beinen rutschte ich vom Bett. Mein ganzer Körper tat weh.
Mir war schwindelig, schlecht. Mehr mals gaben meine Beine nach, als durch das Schlafzimmer bis zur Tür stolperte.
Ich griff nach der Türklinke, doch zuckte statk zusammen, als der laute Donner durch das Zimmer hallte.
Schwer atmend faste ich all meinen Mut zusammen und drückte die Klinge runter. Und ja, ja! Die Tür war offen!
Vorsicht blickte ich mich um, aber da war nichts. Niemand war zu sehen, ich konnte aber die Dusche hören. Das war meine Chance!
Ein Blitz bahnte sich seinen Weg über den Himmel, die ganzen Straßen waren verregnet.
Mein einziger Gedanke war Flucht. Die Fesseln könnte ich auch später öffnen und das einzige Gerät zum kommunizieren hatte Alex bei sich.
Als der nächste Donner krachte, lief ich los. Stolperte gegen die Wand im Flur und nutze sie zum abstützen um weiter zu kommen.
Ich atmete als würde ich ersticken, denn genau so fühlte es sich an. Noch noch ein paar Meter... Die Treppe runter und...
Dort war die Eingangs-Tür, ich horchte in das Haus, ob die Dusche noch lief, konnte danke dem lauten Regen aber nichts hören.
Die Tür war verschlossen... na klar. Hektisch blickte ich mich um und sah den Schlüssel ob auf einem Schrank. Da würde ich mit einem Stuhl ran kommen.
Mein Herz hämmerte in meiner Brust, ich trug den Stuhl aus der Küche rüber zum Schrank und kletterte hoch.
Der Schlüssel! Hoffnung keimte in mir auf, ich öffnete die Tür und war sofort draußen. Ich war draußen! Ich war frei!
Zu schnell für meine Beine rannte ich raus, meine Knie gaben nach und ich fiel in die Pfützen am Boden. Nass werden war mir egal, es tat sogar gut.
Was soll ich jetzt machen? Bei einem Nachbarn klingeln? So weit laufen wie es geht? Nein, beides wäre zu gefährlich. Einfach die Straße runter und dann bei jemandem klingeln...
Mit einem Schluchzen drückte ich mich wieder hoch auf die Beine und fing an in eine Richtung zu laufen. Plötzlich zog sich das Seil enger um mein Hals und ich wurde zu boden geworfen.
Ein Blitz erhellte die Straßen. Alex stand über mir, sein Blick sah noch nie so wütend aus. "Du kleine Bitch." Er schlug zu und im selben Moment donnerte es.
"Nein! Hilfe!" Ich schrie einfach so laut ich konnte, irgendwer in den anderen Häusern musste mich doch hören. "Hilfe! Bitte!"
"Halt die Fresse!" Rief Alex zurück und zog ruckartig an dem Seil. Meine Wort brachen ab, als das Seil mir die Luft abdrückte.
Trotzdem versuchte ich es noch, ich schrie und zappelte um irgendwie weg zu kommen, aber nichts klappte...
Alex schliff mich weiter, über die nasse Straße, rein ins Haus und runter in den Keller. Mehr mals schlug ich mir den Kopf ein, die Treppen taten am meisten weh.
"Bitte hör auf..." Ich weinte nur noch panisch. Flehte leise. Ich konnte das alles nicht mehr...
Alex band das Seil im Keller fest, seine Augen waren dunkel vor Wut. "Das hättest du nicht tun sollen, Basti." Knurrte er und zog seinen Gürtel raus.------
"Bitte, bitte, bitte. Kom schon... Es ist alles gut. Basti, alles ist gut. Du bis hier sicher." Wer war das? Die Stimme war leise und wurde von Schluchzen unterbrochen.
Ich rollte mich noch enger zusammen, presste meine Hände stärker über meine Ohren und in meine Haare.
"Hier-" Eine zweite Stimme, die genau so traurig klang, dafür aber auch noch auser Atem war.
"Ganz ruhig, nicht erschrecken. Alles ist gut, alles ist gut, ganz ruhig." Jemand griff meine Handgelenke und zog sie von meinem Kopf weg.
Panisch weinte ich auf, versuchte sie weg zu ziehen. Etwas hieb meinen Kopf leicht an, dann legte sich etwas um meinen Kopf. Nein, nein! Was war das?!
Meine Arme wurden los gelassen, sofort zog ich sie zurück zu meinem Kopf. Das war... ein Headset? Was? Ganz leise fing Musik an zu spielen, etwas was ich nicht verstand, aber das Gewitter wurde dadurch verstummt.
Die Stimmen konnte ich jetzt auch nicht mehr hören. Ab und zu war Bewegung neben mir, aber zum Glück wurde ich nicht berührt.
Waren das Polizist? Würden sie mich endlich befreien? Die Musik änderte sich, ich kannte sie. Meine... Youtube Intro Musik?
Warum sollte die Polizei sowas kennen? Warte? Stimmt ja. Ich wurde bereits befreit, vor längerer Zeit sogar schon.
Ich war... Bei Kevin. Was ist aber passiert? Wer war die andere Person? Vorsichtig öffnete ich ganz kurz meine Augen, schloss sie aber schnell wieder.
Anscheinend lag ich am Boden, der Tisch vor und die Couch hinter mir, nur das der Tisch zur Seite geschoben worden ist.
Kevin hockte neben dem Tisch, er sah rüber zu Heiko, welcher seinen Mund mit beiden Händen zu hielt.
Richtig, Heiko hatte uns ja besucht... Wie hatten gerade Mario Kart gespielt als das Gewitter kam. Das Gewitter.
Allein bei dem Gedanken an das Gewitter wimmerte ich auf und versuchte mich noch kleiner zusammen zu rollen.
Auch durch meine geschlossenen Augen konnte ich die Blitze sehen. Zum Glück wurde der Donner ausgeblendet, von der Musik.
Ich konzentrierte mich auf die Melodie, versuchte den ekligen Erinnerungen damit zu entkommen.
Stattdessen dachte ich an all die Videos und dazu gehörigen Streams. Die vielen Randomizer, Force Battles, Mods und Projekte.
Es war alles so schön gewesen! Warum musste das nur so enden? Warum...
Die ganze Angst und Trauer erstickte mich förmlich. Mein ganzer Körper war am zittern, Muskeln spannten sich an und zuckten ohne dass ich da etwas gegen tun konnte.
Ich weinte mich einfach aus, ließ die Panik und Verzweiflung über mich ergehen, bis ich einfach nicht mehr konnte.
Völlig erschöpft öffnete ich meine Augen und starrte einfach irgendwo hin. Ich fühlte mich gerade so verdammt leer. Als hätte man mir meine ganze Energy und Kraft genommen.
Sogar die Musik war mir so langsam zu laut. Erst jetzt merkte ich, dass meine Finger noch immer in meine Haare kniffen.
Was irgendwie mega weh tat. Also löste ich ganz langsam meine Finger und zog die Kopfhörer runter von meinem Kopf.
"Ich glaub er kommt zu sich..." Flüsterte Heiko mit einer erstickten Stimme. "Basti? Hey... Kannst du mich hören?" Kevin lehnte sich in mein Blickfeld.
Seine Augen waren rot, so als hätte er geweint, und voller Sorge. Ich hatte nicht Mal genug Kraft um zu antworten, ich starrte ihn einfach an.
"S-schon okay... hier. Setz dich erstmal hin." Ich zuckte nicht Mal mehr bei der Berührung zusammen. Als Kevin mir zögernd auf half, war es mir völlig egal, dass seine Hände auf meinen Schultern lagen.
"Warte kurz..." Heiko war weg und keine Sekunde später wieder da, zumindest hatte ich momentan einfach kein Zeitgefühl mehr.
Er reicht Kevin ein Glas mit Wasser, was er mir dann hin hielt. Gedankenverloren starrte ich es an. Es fühlte sich alles gerade so surreal an, als wäre ich gar nicht richtig hier.
"Willst du nicht?" Als keine Antwort von mir kam, blickten sich die beiden an, bevor Kevin leise seufzte. "Dissozieren... etwas was oft nach einem Flashback passiert... Er hatte schon lange keinen so starken mehr."
"Das ist... einfach nur schrecklich." Heiko klang genau so besorgt, wenn nicht sogar noch schlimmer. Er hatte sowas noch nie mit erlebt. Kevin hingegen schon.
"Basti, nicht erschrecken, alles ist gut." Flüsterte Kevin und legte eine Hand unter mein Kinn.
Vorsicht führt er das Glas zu meinem Mund und half mir beim trinken. Wir hatten sowas bereits schon mehr mals.
Ich konnte gerade einfach nicht funktionieren, Kevin wusste das. Bei den ersten Malen als es so richtig schlimm war, rief er den Therapeuten an.
Jetzt war das fast Routine... Was eigentlich mega traurig war, dass es so weit gekommen ist.
"Was machen wir jetzt?" Fragte Heiko leise, was Kevin noch mal Seufzen ließ. "Ihn auf die Couch setzten, den Fernseher laufen lassen und warten..."
Nicken stand Heiko auf und schielt den Fernseher richtig ein, auf dem noch immer das Pausenmenü von Mario Kart zu sehen war.
"Kom her, Großer." Murmelte Kevin, griff mir vorsichtig unter die Arme und half mir auf die Couch. "Wir machen es dir jetzt schön warm, okay? Heiko, kannst du mir meine Decke holen?"
"Na klar doch." Sekunden später legte sich die dicke Bettdecke von Kevins Bett um meine Schultern, wie eine Art Kokon wurde sie um mich gelegt.
Abwesend ließ ich alles einfach zu, mir war es egal. Ich war einfach zu erschöpft um mir über irgendwas Gedanken zu machen.
"Wir sind für dich da, Basti." Flüsterte Heiko leise, was ich kaum mit bekam. Mein Blick lag einfach auf dem unteren Rand des Fernsehers und dort blieb er hängen für die nächsten Stunden.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top