Mein persönlicher Endgegner
„Ich kann nicht ohne Flora gehen. Es geht nicht!", meint Saphira genervt. „Flora bleibt hier. Es tut mir leid, aber es ist gerade etwas kompliziert in unserem Leben. Ich möchte mir nicht auch noch um Flora Sorgen machen müssen", erklärt mein Bruder fest. „Sie muss mitkommen, ob du willst oder nicht ist mir egal", sagt sie.
„Warum und vor allem wohin muss sie mitkommen?" „Es steht dir nicht zu, das zu wissen", erwidert sie frech. „Ach ja? Schön. Dann steht es dir auch nicht zu, sie mitzunehmen." „Darf ich vielleicht etwas sagen?", unterbreche ich die Beiden. „Flora, jetzt nicht", kommt es von Saphira zurück. „Aber-" „Nein Flora", bringt sich nun auch mein Bruder mit ein.
Na schön. Es ist einfach frustrierend zu zusehen, wie sie streiten und nichts unternehmen zu können. Schließlich geht es bei diesem Gespräch um mich! Ich habe ein Recht, dort mitzureden.
„Ich habe einen Vorschlag. Wie wär's, wenn wir uns erst einmal beruhigen. Es würde sicher helfen", sage ich so fest, wie ich nur kann. „Wir haben dafür keine Zeit. Wir müssen zurück", meint Saphira angespannt. Die beiden sind wirklich auf sich selbst fokussiert. Naja ein Ass im Ärmel habe ich noch, auch wenn es gewagt ist.
Ich drehe mich um und bewege mich in Richtung Küche. Leo und Saphira bemerken anscheinend nichts, sie sind zu sehr auf ihre Diskussion fixiert. Perfekt.
Jedoch bringt das Gespräch - meiner Meinung nach - ohne Argumente nichts. Schließlich wird so keiner nachgeben. Naja, ich darf ja nicht mitreden.
Also, ich sollte mich meiner Aufgabe zuwenden. Die Küche - Mein persönlicher Endgegner.
Ich suche verschiedenste Zutaten zusammen und durchstöbere das Internet nach Rezepten.
Zutaten:
500g Mehl
300ml Milch
3 Eier
2 ES Zucker
1 Prise Salz
50g Butter
100g Schokolade
Vanillepulver
Für Muffins wird es wohl gehen - zumindest hoffe ich das. So ganz überzeugt mich das Rezept nicht.
Zuerst schmeiße ich die Zutaten zusammen, wobei die Hälfte des Mehls den Tisch schmückt. Ich weiß wieder, warum ich nie backe.
Alles gut verrühren. Die Butter fehlt. Wo haben wir nochmal Butter? Ach ja.
Perfekt. Da ist sie.
Durch die feste Butter lässt sich der Teig nun sehr schwer verrühren. Das kann so nicht richtig sein, oder? 50g feste Butter sind sehr schwer zu bewegen. Vielleicht habe ich etwas übersehen...Mist! Ich hätte sie vorher schmelzen müssen. Wie blöd kann ich eigentlich sein?
Eine kleine Bemerkung für meinen zukünftigen Mann - ich gehe jetzt davon aus, dass er noch kommt -
Falls du Hunger hast, koche bitte selbst. Ich gehöre nicht in die Küche und meine Kreationen können das bezeugen. Bitte verstehe das. Unser bester Freund wird der Pizza-Lieferant sein. Bitte erwarte nicht zu viel und vertraue mir. Zu deinem eigenen Wohl, schicke mich niemals in die Küche.
Meine Lust hat sich schon vor 10 Minuten verabschiedet und mein Talent war nie vorhanden. Dennoch muss ich diese Katastrophe beenden, sonst bekommt meine Mutter einen Schock, der für ihr ganzes Leben hält - die Küche ist ihr Entspannungsort.
Hoffentlich habe ich es bald hinter mir. Die Butter habe ich nun schmelzen können und fast alle Zutaten sind zusammen gerührt. Es fehlt nur noch die Schokolade. Aus Fehlern lernt man.
Die Schokolade schmelze ich vor dem Hinzufügen und der Teig wirkt nun überzeugender. Zum Glück konnte ich das Desaster bewältigen.
Nach dem Herausholen atme ich den wunderbaren Duft der Muffins ein. Der Anblick erinnert mich an meinen Traum. Schon kommt die innere Trauer in mir auf.
Ich schnappe mir die Muffins und gehe in Richtung Streit. Die beiden diskutieren weiterhin, wahrscheinlich immer noch ohne Argumente.
„Ich bin wieder da!", verkünde ich freundlich, doch ich werde keines Blickes gewürdigt. Schönen Dank.
„Hallo!", rufe ich. Endlich drehen sich die beiden um. „Was ist los?", fragt mein Bruder ermüdet. „Ich habe gebacken!", erwidere ich stolz. „Super! Ich will sofort etwas pro-" „Bitte tu uns das nicht an", unterbricht Leonardo meine Freundin. Diese schaut ihn fragend an, aber erinnert sich schnell, dass sie im Streit sind.
„Probiert es bitte", versuche ich es verzweifelt. „Seh ich so aus, als will ich früh sterben?! Nein danke", blockt mein Bruder ab. So wird das nichts.
„Pass auf. Ich habe in einen dieser Muffins eine Figur gebacken", flunkere ich, „Wer sie findet, darf entscheiden, ob ich bleibe oder gehe." Hoffentlich klappt es. Menschen sind mit vollem Bauch meistens besser gelaunt - naja vorausgesetzt das Essen schmeckt.
Zögernde Blicke mustern mich, doch das ist mir im Moment komplett egal. Ein letztes Mal halte ich das Tablet in ihre Richtung und lächle so gut es möglich ist. Dann endlich vertrauen sie mir und strecken ihre Hände nach den Muffins aus.
„Der ist gar nicht mal so schlecht. Hoffentlich war es nicht mein Letzter", meint mein Bruder. Ja, das hoffe ich auch. „Keine Sorge! So schlimm bin selbst ich nicht", erwidere ich. „Sag mal, wie viel Salz hast du da hinein getan? Es schmeckt sehr salzig", beschreibt Saphira nun auch ihren Muffin. „Im Rezept stand eine Prise", erzähle ich etwas zittrig. Schließlich muss keiner wissen, dass mir aus Versehen ein Teelöffel voll Salz aus der Hand gerutscht ist.
Nach dem sie die Muffins verputzt haben, wirken sie glücklicher. Außerdem haben sie während dem Essen nicht gestritten. Sie waren zu sehr mit dem Misstrauen in meine Muffins beschäftigt. Ich verstehe sie nicht. So schlecht kann ich doch gar nicht kochen. Schließlich habe Ich wirklich Muffins gemacht. Das muss man erst mal hinbekommen.
„So und jetzt können wir normal reden", schlage ich vorsichtig vor. „Schön", erwidert Saphira. Auch von Leo kommt ein Nicken.
„Ich verstehe dich Leo. Eigentlich müsste ich hier bleiben. Aber in Saphiras Heimat spiele ich eine wichtige Rolle und muss deswegen dort bleiben. Bei ihr geht es mir gut, ehrlich. Mir passiert dort nichts", erkläre ich vorsichtig. „Saphira? War nicht letztes Mal jemand anderes hier?", kommt es misstrauisch von ihm zurück. „Das kommt daher, weil ihre Heimat auch meine Heimat ist", erläutert nun auch Saphira. „Und was und wo ist diese Heimat?", fragt er. Hektisch suche ich Saphiras Blick. Ich will ihn nicht anlügen. Doch Saphira öffnet schon den Mund.
„Es ist der Wald. Dort leben Wesen wie ich", erwidert sie. Überrascht sehe ich sie an. Das kam unerwartet. „Ich dachte, wir könnten normal reden", entgegnet mein Bruder enttäuscht. „Ich dachte auch, ich könnte es dir verheimlichen, aber du lässt Flora nicht gehen", meint Saphira immer noch ruhig.
„Pass auf", Saphira steht auf und konzentriert sich. Innerhalb von wenigen Sekunden ist sie verschwunden. Für mich ist das nichts neues, aber mein Bruder schaut geschockt.
Nun endlich kommt das kleine schwarze Wiesel aus dem Kleiderhaufen hervor. Der Blick meines Bruders ist noch verstörter.
„Welche Art von Trick ist das?!", fragt er. „Das ist Gestaltwandlung. Saphira ist eine von ihnen und in ihrem Wald gibt es noch so viele von ihnen", antworte ich amüsiert. Dafür bekomme ich einen noch geschockteren Blick.
Nachdem Saphira sich zurück verwandelt - natürlich in einem anderen Zimmer, schließlich hat sie als Wiesel nichts an - hat und ich meinen Bruder beruhigt habe, erklärt auch nun Saphira die ganze Geschichte.
„Ich glaube, das hier ist unmöglich, aber ich kann es mir nicht erklären. Wenn ihr Flora wirklich braucht, dann nehmt sie mit. Ihr habt viele mächtige Wesen, die auf sie aufpassen können. Bis bald Schwesterherz!", meint er und verabschiedet sich von uns. Wir verlassen das Haus und machen uns auf den Heimweg. Natürlich in dem selben Tempo wie immer.
——————————————————————
Danke erstmal, an alle die meine Geschichte lesen.
Das Kapitel enthält ein Rezept, wie ihr wisst, und ich habe keine Ahnung ob es funktioniert. Ich habe einfach irgendwas zusammen gewürfelt, was vielleicht passt und habe es in die Geschichte verarbeitet. Falls ihr es ausprobiert, bitte seid nicht sauer, falls es nicht funktioniert.
Einen wunderschönen Tag noch an alle!
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top