Dieser gewisse jemand
»Aufwachen! Na komm schon, wach auf«, höre ich verschwommen Auras Stimme in meinem Kopf. »Los. Wach auf«, eine andere Stimme. Sie klingt wunderschön. Sanft und ruhig.
Ich öffne meine Augen. Verblüfft sehen mich ein Wolf und eine Katze an. Das müsste man eigentlich fotografieren.
»Sie ist wach«, die neue Stimme. »Na endlich«, erwidert Aura, »Ich dachte schon, du wachst niemals auf!« »Solange war sie doch garnicht weg«, meint die Jungen-Stimme. „Wer ist das?", frage ich verblüfft. Doch warum klingt es so komisch? Wie als würde eine Katze absterben.
»Ich bin Sky. Du hast es wahrscheinlich vorhin nicht richtig aufnehmen können«, erklärt die Stimme. Sie kommt aus der Richtung der Katze. „Jetzt erinnere ich mich wieder", erwidere ich. Ich muss wirklich zum Arzt. Was ist mit meiner Stimme.
»So und jetzt zu dir, Flora«, mischt sich Aura ein. »Das ist Flora?«, unterbricht Sky sie. »Ja, das ist Flora Walton«, antwortet ihm Aura freundlich.
»Jetzt wirklich zu dir. Du hast es anscheinend nicht mitbekommen, aber du bist kein Waldflüsterer«, erklärt Aura. „Ich habe kein inneres Tier?", krächze ich mit meinem sterbenden Ton. »Hör bitte auf, zu versuchen, zu sprechen. Rede bitte in Gedanken. Es klingt furchtbar«, erwidert Aura. In Gedanken sprechen? So etwas kann ich nicht, oder?
»Du bist kein Waldflüsterer. Das ich mich so verschätzen konnte, ist schon interessant«, meint die Wölfin. »Was bin ich dann? Ich besitze kein inneres Tier? Schade«, versuche ich, in Gedanken zu sprechen. Ich muss mich nur auf meine Gedanken konzentrieren.
»Nein. Denn du bist ein Gestaltwandler«, meint sie. Was?! Eine Gestaltwandlerin? Geschockt sehe ich an mir herunter. Fell. Katzenfell. Die Muster zieren meinen ganzen Körper. Es sieht schön aus. Erst jetzt merke ich, dass die beiden vor mir nun größer aussehen. Ah, jetzt macht es auch Sinn, warum ich solche komischen Töne gespuckt habe. Okay, vielleicht hat Aura recht. Ich bin wahrscheinlich wirklich nicht gut im schlussfolgern.
»Aura, du bist ein Wolf und sie ist eine Katze, wie ich«, unterbricht Sky die Konversation, »Ich zweifle keineswegs an deinen Fähigkeiten...nur wäre es vielleicht besser, wenn ich mich ab jetzt um sie kümmere.«
Aura zögert. »Ich bin mir nicht sicher. Ich kenne sie besser und weiß wo ihre Schwächen und Stärken liegen. Und du weißt, ich vertraue dir nicht, schon seit du hier aufgetaucht bist!«, knurrt sie misstrauisch. »Du vertraust mir nur nicht, weil ich eine Katze bin, nicht wahr?«, erwidert Sky genervt. Die Stimmung zwischen den beiden scheint nicht wirklich gut zu sein.
»Flora vertraue ich auch und sie ist genau wie du eine Katze. Ich habe keine Vorurteile deswegen!«, Aura scheint, nun wirklich wütend zu sein. Deswegen vielleicht, aber wenn ich mich an unsere Begegnung erinnere, war sie von mir nicht wirklich begeistert gewesen.
»Aura. Du hast wirklich Talent und Können. Nur kannst du ihr nicht helfen«, meint Sky angespannt. Wie ich das hasse. Ständig wird über mich hinweg entschieden. Wie letztens mit Leo und Saphira.
»Hört mir zu. Beide!«, unterbreche ich die Diskussion schreiend, »Ihr haltet jetzt beide die Schnauze. Ich habe keine Lust mehr auf so etwas. Aura, ich vertraue dir, aber ich denke Sky hat recht. Er kann mir vermutlich mehr zeigen. Er wird mir schon nichts antun.«
»Flora, du giltst als die Auserwählte hier. Du weißt schon, dass du dadurch als Zielperson zählst. Ich glaube zwar nicht daran, aber die anderen sicher«, knurrt sie. »Ehm, warum sollte ich ihr so etwas antun?«, meint Sky ungeduldig. Warum ist er so angespannt?
»Ich denke, ich kann ihm vertrauen. Lass mich selbst entscheiden. Bitte«, flehe ich der anmutigen Wölfin entgegen. »Schön. Du wirst merken, dass du nicht jedem vertrauen kannst«, meint sie und dreht sich um. Mit wenigen Sprüngen ist sie verschwunden.
»Schön. Jetzt sind nur noch wir beide übrig«, meint Sky und wendet sich mit zu. Seine wunderschönen Augen halten mich ins seinem Bann. Sein Fell gleicht dem meinen.
Man sagt die Augen seien das Tor zur Seele. Falls das stimmt muss seine Seele unfassbar rein sein. Schließlich sind seine Augen so magisch. Zwar nicht so klar, wir die der Anderen, aber magisch.
»Hey, ist alles in Ordnung?«, zerrt mich seine Stimme zurück in die Gegenwart. Wow, seine Stimme. Ich spüre mein Herz in der Brust klopfen. Ich könnte ihm den ganzen Tag zuhören.
»Geht es dir gut?«, fragt er erneut. »Ehm..Ja klar. Wieso fragst du?«, erwidere ich aufgeregt. »Naja, du hast nicht geantwortet«, meint er besorgt. »Oh, entschuldige. Ich war mit den Gedanken woanders«, erkläre ich mich nervös und sehe auf den Boden. So peinlich wie jetzt, war es schon lange nicht mehr.
»Was ist? Willst du nichts über deinen Katzenkörper heraus finden?«, höre ich seine Stimme in meinem Kopf. »Okay«, entgegne ich dem Kater. »Dann komm«, meint er und setz sich in Bewegung. Er läuft nicht so schnell wie Saphira. Logisch, schließlich ist er nicht ausdauernd und muss seine Kraft sparen.
Ich werfe mich ebenfalls in den Schritt und folge ihm. Gemeinsam schlendern wir durch den Wald. Dieses Tempo ist wirklich angenehm. So könnte ich Stunden laufen. Und das beste daran ist, wir laufen neben einander. Er würdigt mich zwar keines Blickes, aber das Gefühl, so in seiner Nähe zu sein, ist unglaublich.
Plötzlich stoppt er. Sind wir da? »So, hier ist es«, meint er plötzlich.
Es ist eine relativ kleine Lichtung. Überall stehen Büsche und Bäume. Kleine Pilze zieren den Wald. Nur sind keine Laternen mehr in Sicht. Anscheinend sind wir weit von dem Hauptpunkt entfernt, so wie Auras Rudel.
»Hier ist was?«, entgegne ich fragend. »Der Ort, an den ich dich bringen wollte«, erwidert er freundlich. Ach stimmt.
»Also pass auf. Dein Körper ist nun etwas anders, als zuvor. Deine Sinne sind ausgeprägter und du bist beweglicher. Versuche doch einmal, deine ganze Umgebung wahrzunehmen«, erklärt Sky. Meine ganze Umgebung? Ich kann es mal probieren.
Konzentriere dich...»Flora, du musst dich konzentrieren«, Sky klingt immer noch so ruhig. Wie macht er das? Ich bin schließlich in so vielem ein hoffnungsloser Fall.
»Kannst du es spüren? Merkst du es?«, höre ich seine Stimme in meinem Kopf. »Ja. Ich kann alles wahrnehmen. Wie fantastisch!«, antworte ich begeistert. Dieses Gefühl ist unbeschreiblich. Ich hatte früher viele Bäume umarmt, mich ins Gras fallen lassen und mit Freddy gesprochen, aber so verbunden wie jetzt, hatte ich mich noch nie zuvor gefühlt.
Sky verschwindet und taucht nach kurzer Zeit wieder als Mensch auf. Sein Körper ist muskulös und seine Haare leicht gewellt und braun. Seine leuchtend grünen Augen stechen aus seinem leicht gebräunten Gesicht hervor. Wahrscheinlich ist er öfter als Aura als Mensch unterwegs, schließlich ist seine Haut nicht so hell.
„Um deine Reflexe zu testen, muss ich dich hoch werfen. Das kann ich als Katze leider nicht, deswegen musste ich mich verwandeln", erklärt er. Es ist merkwürdig, ihn mal nicht in meinem Kopf zu hören.
Ruhig kommt er näher. Warum sollte er auch vorsichtig sein? Schließlich bin ich seit nicht mal einer halben Stunde eine Katze. Vor mir braucht man keine Angst zu haben.
„Darf ich?", fragt Sky und deutet mir, dass er mich anpacken wollte. Selbst als Katze spüre ich mein Herz in der Brust schlagen. Mein Atem stockt und ich fühle mich nicht mehr, als würde ich noch im Wald stehen.
»Ja klar«, erwidere ich. Hoffentlich verrät mich meine Stimme nicht.
Seine warmen Hände fassen unter meinen Bauch und meine Pfoten verlassen den Boden. Mit seiner anderen Hand hält er mich dicht an seinem Körper. Ich fühle mich wie gelähmt. In meinem Kopf dreht sich alles. Es ist so warm. So unendlich warm. Ich fühle mich komplett sicher. Dennoch, darf ich auf keinen Fall meine Gedanken offen legen. Augenblicklich verstärke ich die Barrikade. Sky zuckt verblüfft. Warum das denn?
„Okay. Bereit?", fragt er plötzlich. »Schon lange«, erwidere ich und mache mich bereit zu landen. Wenn das jetzt nicht gelingt, wird das unglaublich peinlich und wahrscheinlich wird es nicht angenehm.
Schon drückt er mich von sich weg und in den freien Fall. Die Kälte überzieht meinen Körper. Auf einmal fühle ich mich so schutzlos und einsam. Dennoch, muss ich daran denken, dass ich gerade falle. Und er hatte mich erst hoch geworfen, um den Fall zu vergrößern.
Katzen landen immer auf ihren Pfoten und ich bin eine Katze.
Ich drehe mich in der Luft, um herauszufinden, wo oben und unten ist. Sofort strecke ich meine Pfoten aus, bereit mit meinen Gelenken das ganze abzufedern. Meine weichen Pfoten berühren den Boden, ich knicke meine Gelenke, um mir nichts zu brechen und lande geschickt auf dem Boden.
Sky schaut mich musternd an. Er hatte mich wahrscheinlich die ganze Zeit beobachtet. Ihn scheint es ja wahnsinnig zu interessieren. Klar, er will mich testen, aber irgendetwas ist seltsam.
„Super abgefedert. Du hast Talent. Interessant", meint er. Stolz richte ich meinen Körper auf. Anscheinend bin ich doch kein hoffnungsloser Fall.
„Ich weiß alles, was ich für heute wissen muss. Das reicht. Geh zurück. Wir treffen uns morgen wieder her, alles klar?", beschließt er und sieht mich mit schräg gelegten Kopf an. Zustimmend nicke ich.
Sky dreht sich um, sieht mich noch einmal an und verschwindet. Ich warte noch einen Moment und verschwinde in Richtung Zelte.
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