27~Finn

"Kaum klimpert sie mal mit den Wimpern, fängst du gleich an sie zu verteidigen! Echt super, danke Finn!" Es tat fast körperlich weh, sie so wütend zu sehen. "Elise hat doch nur auf eine Gelegenheit wie diese gewartet! Und deine Schwester serviert sie ihr auf einem Silbertablet!" Ihre Stimme zitterte, als sie mich weiter anschrie und in ihren Augen standen Tränen. Nichts wünschte ich mir in diesem Augenblick mehr, als sie einfach in den Arm zu nehmen und ihr zu sagen, dass alles gut würde. Merkte ich ihr doch an, dass es ihr nur oberflächlich um Sofias Verrar ging. Im Grund ging es wohl mehr darum, dass sie das ganze eben doch nicht so gut überwunden hatte, wie sie gedacht und allen anderen gezeigt hatte. Diese Tatsache machte sie sowohl traurig, als auch wütend und all das projizierte sich nun auf Elise, von da aus auf Sofia und von da aus auf mich. Es tat weh, diesen unbeschreiblichen Schmerz in ihren Augen zu sehen, mit denen sie mich immer noch wütend und verletzt anfunkelte. Eine Weile starrten wir uns schweigend an, doch irgendwann hielt ich es einfach nicht mehr aus, trat einen Schritt auf Rose zu und zog sie in meine Arme. Zunächst ließ sie es nur wiederstrebend zu, dann aber spürte ich, wie ihre Anspannung sich ein wenig löste und sie ihren Kopf an meine Brust lehnte. Keiner von uns sagte ein Wort, aber das war auch gar nicht nötig. Wir hatten einander auch ohne Worte verstanden. "So wie früher..." dachte ich bei mir. Mutter hatte geglaubt, es würde uns auseinander bringen, aber in Wirklichkeit war genau das Gegenteil geschehen.

Ein kurzes Piepsen meines Handys teilte mir mit, ich müsse los, doch ich würde es lieber einfach ignorieren. "Du musst weg..." murmelte Rose. Ich lächelte. "Ich bin viel zu oft weg. Lass uns einfach auf diesen Termin scheißen, okay?" Ich merkte ihr sofort an, dass ihr das tatsächlich am liebsten gewesen wäre, aber sie wollte dann wohl doch wieder die Vernünftige spielen, daher erwiderte sie: "Tu nicht so. Du kannst von deiner Pflicht nicht weg. Schon gar nicht wegen mir." Ich seufzte. Sie hatte ja recht. Aber manchmal würde ich gerne. "Ich kann doch nicht ständig weg. Du bist gerade erst von diesem Hof zurück und morgen muss ich schon wieder nach Berlin, da kann ich doch nicht jetzt auch noch weg." Rose senkte den Blick, schwieg jedoch eine Weile. "Es sei denn... Komm doch mit nach Berlin." Sie hob zweifelnd eine Augenbraue. "Was soll ich denn da?" fragte sie zwar, doch ihren Augen sah ich an, dass sie sich bereits entschieden hatte. "Na dann ist ja gut." meinte ich grinsend, sie stammelte bloß: "Woher...?" "Ich les dir doch jeden Gedanken von den Augen ab, Rosy." "Arroganter Kotzbrocken!" keifte sie, das Grinsen mühsam verbergend. "Ich dich auch."

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top