25~Rose

Die Woche ging viel zu schnell rum. Es hatte echt Spaß gemacht mit den Kindern, aber war auch echt anstrengend. Ich war schon ein wenig erleichtert, als ich meinen Koffer wieder packen konnte.

Am Morgen verabschiedeten wir uns von den meisten Kindern und ich räumte Rivers Sachen schon weiter zusammen, wobei ich immer wieder auf mein Handy schaute, denn Miranda wollte mir schreiben wann sie mich abholt.

Gegen Mittag waren mehr, als die Hälfte der Kinder weg und Miranda hatte sich noch nicht gemeldet.Genervt rief ich sie schließlich an, aber sie drückte mich wohl weg. Warum? Ich verstand ab dem Punkt erst einmal nichts mehr.

Bis Carola zu mir kam und meinte "Draußen steht jemand für dich." Ich dachte im ersten Moment es wäre Miranda und legte mir schon die Worte zurecht die ich ihr um die Ohren hauen wollte. Ich zupfte automatisch meine Klamotten zurecht, die wegen der unerträglichen Hitze eher knapp ausgefallen waren. Carola beobachtete mich neugierig und lächelte wissend. Mit schnellen Schritten ging ich raus und blieb arprupt stehen.

Denn wer lehnte dort in weiß mit seinem Handy in der Hand an seinem schwarzen SUV? Finn! Er hob den Blick und augenblicklich breitete sich ein grinsen auf seinen Lippen aus. Seine blauen Augen funkelten, als wüsste er genau, dass ich ihn zum einen am liebsten töten würde und zum anderen einfach nur küssen und nicht mehr so schnell loslassen. Ich entschied mich erst einmal für letzteres und flog ihm stürmisch um den Hals. Bevor er auch nur irgendetwas hätte sagen können lagen meine Lippen auch schon auf seinen. Ein aufgeregtes Kribbeln machte sich in mir breit und ich hätte ihn noch ewig küssen können. Das Problem nennt sich nur Sauerstoff und den braucht man doch irgendwann, auch wenn man gerade die tollste Person küsst die es momentan für einen gibt.

"Da ist mir die Überraschung wohl gelungen" stellte er grinsend fest. "Du Idiot!" ich meinte ich lachend "Gibs zu du und Miranda habt das geplant!". Er grinste daraufhin scheinheilig. "und was fällt dir eigentlich ein hier in Turnierklamotten aufzutauchen?" "Ach Rosy, du wirst jetzt bestimmt zum Gespött aller Westernreiter!" amüsierte er sich und ich konnte es ihm nicht übel nehmen, denn dabei hatten sich schon wieder diese unglaublich tollen Grübchen gebildet. Ich streckte mich also wieder etwas und drückte ihm noch einen Kuss auf die Lippen, dann löste ich mich von ihm und entschied mich Pico zu begrüßen, der in Turnierpferdemanier ruhig auf dem Hänger stand und geduldig darauf wartete, dass ich River einlud und es heimwärts ging.

Das dunkle braune Englische Vollblut brummelte mich freundlich an, als ich durch die Tür in den Hänger lugte. Man sah deutlich den schweißfleck an dem wohl der Sattel gesessen hatte und er tat mir etwas leid mit den dicken Transportgamaschen. Liebevoll strich ich dem Wallach über den Nasenrücken und ließ die Tür offen.

Finn hatte derweil schon die Sattelkammer geöffnet. Neugierig lugte ich rein um zuschauen ob mein Sattelzeug dort wohl auch Platz finden könnte. Überrascht stellte ich fest, dass sich das Chaos in grenzen hielt. Nicht so wie sonst. "Ich habe extra alles ordentlich weg gepackt! Keine Sorge dein Westernsattel und deine Trense haben Platz!" verteidigte er sich, als er meinen Blick sah. Ich musste grinsen. Finn ist normalerweise recht ordentlich und ich das reinste Chaos, aber was die Sattelkammer im Hänger angeht ist es mal andersherum.

Wir räumten alles ein und River war auch recht schnell verladen. Ich verabschiedete mich noch von Carola und dann ging es heimwärts.

Es dauerte nicht lange und wir hatten beide Pferde wieder in den jeweiligen Boxen und auch das Sattelzeug hing wieder in den Schränken.

Wie immer wenn wir so lange getrennt waren konnten wir Zuhause einfach nicht die Finger von einander lassen. Wobei ich jede Berührung so genoss, als ob wir uns seit Jahren nicht mehr gesehen hätten. Seine Aufmerksamkeit war einfach genau das gewesen was ich gebraucht hatte.

Eigentlich hätte alles perfekt sein können - hätte. Stattdessen klingelte es an der Tür. Finn hörte es zunächst gar nicht, so angelenkt war er, aber ich blickte genervt auf. Finn sah mich irritiert an, da klingelte es erneut und ich wollte entnervt aufstehen, doch Finn hielt mich zurück. "Lass es..." murmelte er und küsste mich "...uns einfach..." noch ein Kuss "...ignorieren." Ich grinste und wollte ihm gerade zustimmen, da hörten wir eine eisige Stimme von draußen: "Finn! Ich weiß, dass ihr Zuhause seid!" Ich erkannte die Stimme sofort - niemand passt stimmtechnisch so gut auf einen Friedhof wie das Schwiegermonster. Auch Finn hatte sie erkannt und stand seufzend auf. "Möge sie irgendwann an ihrem Lippenstift ersticken..." war das letzte was ich von ihm hörte. Kurz überlegte ich, einfach liegen zu bleiben, zumal ich nicht einsah, irgendetwas wegen ihr zu tun, aber es wäre mir so auch irgendwie peinlich gewesen und ich wollte ihr gegenüber immer selbstbewusst auftreten und ihr so wenig Angriffsfläche wie möglich bieten, darum stand ich doch kurz drauf in der Tür zum Flur. "Hör doch mit dem Smalltalk und deiner gefaketen Freundlichkeit auf, Elise. Was willst du?" sagte Finn gerade. Seine Mutter erblickte mich sofort und überging seine Frage, indem sie mich ansprach: "Oh, Resa, du bist auch da. Wie geht es dir? Ich habe von der Sache mit dem Baby gehört, mein Beleid, es tut mir ja so leid!" Das zumindest kam aus ihrem Mund, ihr Gesicht jedoch sagte, nein, schrie förmlich, wie sehr sie all das freute und dass sie hoffte, es würde unsere Beziehung zerstören. "Sie heißt Rose und das weißt du auch..." erwiderte Finn augenrollend und fuhr dann trocken fort: "Wolltest du sonst noch was? Denn wenn nicht, würde ich jetzt die Tür zu machen. Für deine geistige Selbstbefriedigung sind wir nicht zuständig. Geh doch und werd' Ballettlehrerin, da wird man fürs Mädchen runtermachen bezahlt." "Junger Mann, redet man so mit seiner Mutter?!" fauchte Elise. "Alte Frau, redet man so mit seiner Schwiegertochter?!" äffte er seine Mutter nach, woraufhin diese empört den Mund aufklappte, doch anstatt etwas zu sagen funkelte sie Finn nur wütend an und bevor sie zu einer Tirade über Respekt gegenüber Müttern ansetzen konnte, klappte Finn die Tür einfach wieder zu und drehte sich zu mir um. Ich stand immer noch im Türrahmen des Wohnzimmers und guckte belustigt. Er schlang seine Arme um mich. "Ich hätte das auch selbst hingekriegt..." nuschelte ich in sein Shirt. "Ich weiß." er küsste mich auf den Scheitel "Aber es macht einfach zu viel Spaß." Ich nickte, den Blick gesenkt. Finns Lachen erstarbt. "Hey, alles okay?" fragte er sanft. Wieder nickte ich, aber ansehen tat ich ihn noch immer nicht, daher legte er einen   Finger unter mein Kinn und hob es an, sodass er mir in die Augen sehen konnte, die sich bereits mit Tränen füllten. "Woher auch immer sie es weiß: derjenige hat ein Problem..." "Sofia." murmle ich und er sieht mich erstaunt an. "Wer denn sonst?" ergänze ich und Finn nickt. Na, der werde ich was erzählen! - Aber nicht jetzt. Jetzt bleibe ich erst noch eine Weile in Finns Armen.

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