21~Rose
Ich war schon wieder wach geworden. Ich konnte heute noch schlechter angehören daran zu denken, als sonst. Es wollte nicht aus meinem Kopf raus und wurde immer schlimmer, je länger ich versuchte es aus meinem Kopf zu verdrängen. Ich stand schließlich auf, ich konnte eh nicht mehr schlafen. Leise und vorsichtig verließ ich den Raum und ging ins Wohnzimmer. Ich weiß nicht warum dorthin, aber dort stellte ich mich einfach ans Fenster und sah raus in die Dunkelheit, die langsam begann sich etwas heller zu verfärben. Dort ließ ich meinen Gedanken freien Lauf. Hätte ich ein Kind gewollt? Früher hätte ich gesagt später, aber jetzt? Jetzt wo ich schwanger gewesen war konnte ich es mir irgendwie besser vorstellen und auch vorstellen, dass es auch früher gut gepasst hätte. Wir lieben einander und vertrauen einander. Wenn ein Kind in solchen Verhältnissen aufwächst, hat es auf jeden Fall eine gute Kindheit. Anders, als Finn und Sofia. Ihr Vater hat wahrscheinlich ihre Mutter irgendwann einmal geliebt, aber ihre Mutter liebte immer nur das Geld. Etwas das bei mir und Finn nun wirklich nicht der Fall war.
Ich war so in Gedanken versunken, dass ich Finn erst gar nicht bemerkte. Erst als er seine Arme um mich schlang. Ich ließ mich leicht nach hinten Fallen und genoss es einfach seine Wärme zu spüren. "Was ist los?" fragte er nach einer weile. "Kann nicht schlafen" murmelte ich. Er zog mich noch etwas dichter an sich. "Ich bekomme es einfach nicht aus dem Kopf! Was wäre gewesen, wenn das nicht passiert wäre?" Ich musste mich bemühen nicht wieder zu weinen. "Reden wir drüber" meinte er nur. Ich nickte. Reden wäre vielleicht gut. Reden könnte mir vielleicht helfen. Wir ließen uns auf das Sofa fallen und ich lehnte mich wieder an ihn.
"Ich weiß nicht. Irgendwie hätte ich es mir voll schlecht vorstellen können jetzt Mutter zu werden, aber jetzt scheint es mir irgendwie nicht mehr so abwegig. Man sieht ja spätestens an Jo, dass junge Eltern gar nicht so schlecht sind." meinte ich. Er nickte nachdenklich. "Trotzdem wäre es vom Zeitpunkt her nicht ganz so gut gewesen. Wir arbeiten beide momentan recht viel, sollten uns vielleicht auch langsam mit dem Thema Hochzeit auseinander setzten und erstmal wieder etwas Ruhe reinbekommen." Er hatte leider recht.
Ich atmete tief durch. Über die Hochzeit hatte ich mir noch keine Gedanken gemacht. Dabei wäre es vielleicht einmal an der Zeit darüber nachzudenken. Vor allem Dingen wollte ich Elise von den Planungen fern halten. Sie würde mich eh nur kritisieren und versuchen ihre Idealvorstellungen durchzuboxen. Was wollte ich überhaupt? In weiß und Kirche? Das so überhaupt nicht, aber auch nicht dieses einfach nur unterschreiben und gut ist auf dem Standesamt. Eine kleine nette Feier mit Freunden und Familie war ganz klar die bessere Lösung. Über dem Gedanken schlief ich ein.
Es hatte gut getan gestern darüber zu reden. Jetzt stand ich im Stall und machte mir River fertig. Meine kleine Stute musste dringend wieder ins Gelände und ich müsste noch einmal nachgucken, wann ich auf dem Ferienhof von Bekannten mithelfen sollte. Zum Glück nur eine Woche, aber ich wäre eine Woche weg von Finn. Zumindest konnte ich River mitnehmen und es würde mich auf jeden Fall ablenken.
Ich schmiss gerade meinen Sattel drauf, da kam Miranda in den Stall. "Du willst raus?" fragte sie. Ich nickte und schloss den Gurt. "Ich komme mit!" sagte sie bestimmt. Na super! Da will man einmal alleine mit seinem Pferd einfach nur in Seelenruhe über Feld- und Waldwege reiten, und dann so was! "Miranda! Du kannst mich allein ins Gelände lassen!" meinte ich mit etwas Nachdruck, aber sie schaute mich mit einem Blick an, der klar machte das sie um jeden Preis mitkommen würde. Also nickte ich etwas genervt.
Wenig später schwangen wir uns beide auf die Rücken unserer Pferde und Bögen von der Einfahrt in einen schmalen Waldweg ein. Wir schwiegen eine weile, dann fragte sie "Wie geht es dir jetzt?". "Besser" meinte ich tonlos und gab River eine Parade damit sie etwas schneller ging. "Haben du und Finn....habt ihr drüber gesprochen?" warum ist die Frau so neugierig! Das geht sie nichts an! "Ja" bestätigte sie knapp. Sie nickte und meinte wohl mehr zu sich selbst, als zu mir "Das ist gut" Ich wollte vom Thema weg. "Wann soll ich bei Büchners auf dem Hof helfen?" sie schien zu überlegen. "In zwei Wochen, glaube ich. Müsste ich, aber noch einmal nachschauen." Ich nickte. Ich hatte das im Trouble der letzten Tage total vergessen Finn zu sagen. Da war ich echt froh, dass wir mittlerweile zusammen wohnen. Wir ritten noch eine Weile still neben einander her. Wahrscheinlich war sie nur mitgekommen um das wissen zu wollen. Doch irgendwann schien ihr doch etwas Neues eingefallen zu seien nach dem sie mich fragen konnte "Habt ihr eigentlich schon angefangen die Hochzeit zu planen?" Ich schüttelte den Kopf und sie machte ein enttäuschtes Gesicht, weil sie wahrscheinlich hoffte etwas erfahren zu können. "Bist du dir mit der Sache auch wirklich sicher? Ich meine Ihr seit noch so jung" sie blickte mich unsicher und auch auf eine gewisse Weise mütterlich an. "Ja! Ja ich bin mir sicher!" Bestätigte ich es ihr noch einmal und sie lächelte wieder "Ich find das einfach nur so schön! Du bist jetzt so richtig erwachsen. Es kommt mir immer noch so vor, als hätte ich dich erst gestern aus Amerika mitgenommen." Tja auch ich bin erwachsen geworden.
Wieder am Stall hatte Miranda nachgeguckt ich würde tatsächlich in zwei Wochen für eine Woche nicht da seien.
Finn war zum Glück schon da, als ich nach Hause kam. Viel mehr zog er sich gerade um, weil er in den Stall wollte. Ich schlang von hinten meine Arme um ihn und genoss das Gefühl seiner warmen und weichen Haut unter meinen Fingern. Ich hätte noch ewig einfach nur so an ihn gekuschelt so stehen bleiben können. "Was ist los?" er drehte sich mit einem liebevollen Lächeln auf den Lippen um. "Ich soll in zwei Wochen auf der Ferienranch von Bekannten helfen" nuschelte ich an seine Schulter. "Für wie lange?" "Eine Woche" murmelte ich. Sein Blick fiel auf seine Uhr "Rosy, lässt du mich bitte los?" fragte er und ich konnte mir vorstellen, wie seine blauen Augen bei der Frage belustigt funkelten. Ich schüttelte grinsend den Kopf, wobei ich meine Hände in seinen Nacken wandern ließ. "Doch!" er drückte mir einen Kuss auf die Lippen. "Nein!" meinte ich zwischen zwei Küssen. Der nächste Kuss wurde intensiver und Atem raubender. Vorsichtig drängte er mich zum Bett. Freudige, kribbelnde Erwartung überkam mich, aber er zog sich einfach nur sein T-Shirt über und war, dann weg. Etwas gefrustet blieb ich auf unserem Bett sitzen.
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