Nahrungssuche
Selbst gejagtes Essen schmeckt
am besten.
Es waren bestimmt drei Wochen vergangen, seit Skip und ich in die Stadt kamen. Und jetzt gehen wir wieder weg, nur um dann wiederzukommen. Normalerweise kehre ich nicht zum selben Ort noch einmal zurück, es passt mir einfach nicht. Dieses Leben ohne jegliche Veränderung ist mir einfach zu wenig, zu wenig für die letzten Jahre in meinem Leben.
Skip trottet neben mir her. Viel zu früh hat Alice uns heute morgen aus dem Haus geschmissen und verlangt, dass es nun an mir war, unsere Vereinbarung einzuhalten.
Wenn wir weiter nach Süden gehen, werden wir vermutlich bald auf etwas mehr Grün stoßen. Wir konnten auch jederzeit zurück zu unserem Wäldchen und unserer Höhle gehen, dort musste es wenigstens ein paar Beeren und Gräser geben, doch sofort dort hinzurennen wäre mir zu langweilig. Immerzu die gleichen, unveränderten Wege und Landschaften.
Nach einiger Zeit nähern wir uns etwas Großem. Es ragt, wie ein Berg, am Horizont hinauf in den Himmel. Nur, dass die Form eine komplett andere ist. Es sieht eher aus wie ein Speer oder ein großer Dorn, wie der einer Rose.
„Komm Skip!", rufe ich ihn herbei. Er war gerade damit beschäftigt eine tote Ratte zu beäugen.
Wo Ratten sind, gibt es auch Essen.
Im schnellen Laufschritt nähern wir uns dem immer größer werdenden Gebäude, denn dies scheint es zu sein. Ein riesiges, monströses Gebäude. Wahrscheinlich rutschten die obersten Etagen bei einem Sturm oder Erdbeben herab. Genau kenne ich mich bei diesen Auswirkungen nicht aus, aber ich bin nicht sicher, warum dieses Gebäude noch steht. Seine Angriffspunkte sind hoch und offen gelegen, perfektes Ziel für Umweltkatastrophen. Dennoch steht es.
Wir stehen nun direkt vor dem Gebäude und unschlüssig blicke ich zur Tür. Sie scheint noch intakt zu sein und über dem Türrahmen leuchtet eine kleine Lampe.
„Na Skip, was denkst du?"
Dieser steht ebenso unentschlossen vor der Tür. Er bellt einmal und sieht dann zu mir, legt den Kopf schief. Vorsichtig ergreife ich die Klinke. Sie ist heiß, von der morgendlichen Sonne. Dann schwingt sie auf.
Eine riesige Halle begrüßt uns. Sie steht vollständig leer und nur ein paar Türen und der fehlende Staub lassen vermuten, dass hier regelmäßig Menschen vorbeikommen. Eine der Türen ist angelehnt, ich luge hindurch.
Sofort strömt mir der Geruch von warmem Essen in die Nase. Skip scheint plötzlich Feuer und Flamme für unsere Erkundungstour zu sein und schiebt sich durch die Tür.
Ich zögere.
„Immer herein, junger Mann. Nur keine Scheu!"
Hinter einem Tresen steht eine kleine, alte Frau. Ihr Gesicht und ihre Hände sind von Falten geprägt und ihre Haare trägt sie unter einer Haube bedeckt.
Langsam knarrend öffnet sich die Tür.
„Hallo", sage ich.
Die Frau lächelt mir zu.
„Komm nur, was ist es, dass du benötigst? Ich habe Brot und etwas süßes Gebäck. Davon ist aber kaum noch etwas übrig, du musst verzeihen, aber der Weizen geht mir aus und unsere Kuh gibt keine Milch mehr. Aber die Eier unserer drei Hennen sind exzellent, wenn du kosten möchtest?"
Sie hält mir ein Ei entgegen. Es ist warm.
„Was wollen Sie dafür?", frage ich.
„Sieh' mich an, ich bin nur eine alte Frau. Ich brauche das Geld nicht, aber ein junger Mann hat vor ein paar Monaten begonnen hier zu arbeiten. Er brachte gestern einen Hasen und ein Wildschwein. Er hat sie gefangen und liegt jetzt oben im Bett, weil das Wildschwein ihn angegriffen hat. Etwas Geld für ihn, damit er von hier wegkann, wäre schön. Ich weiß leider nicht, wie viel so ein Flug kostet, aber wenn du mir zehn Euro geben könntest, kannst du dir gerne nach Belieben noch andere Dinge aussuchen."
Zehn Euro sind nichts. Wenn dieser Mann wirklich hier wegwollte, brauchte er mindestens fünfhundertmal so viel. Und ich bezweifle, dass in dieser Gegend jemand so viel Geld besitzt.
Ich krame 30 Euro hervor. Das ist alles, das ich entbehren kann.
„Oh, ich habe nichts zum Wechseln, tut mir leid."
„Es passt so.", antworte ich und die alte Frau lächelt mir dankbar zu.
„Hab' vielen Dank. Such dir heraus, was auch immer du benötigst."
Damit hatte Skip bereits begonnen. Aufgeregt sprang er vor einem Regal auf und ab. In diesem befand sich Fleisch. Ich greife vier Schwaten mit der Aufschrift ‚Wildschwein', ein Brot und einen Kanister mit Wasser. Als ich mich verabschieden will, reicht mir die Frau noch ein Päckchen.
„Eine unserer Spezialitäten.", sagt sie und zwinkert mir zu.
„Ich nehme an, ihr beiden werdet nicht über Nacht bleiben. Passt auf euch auf."
„Das werden wir, haben Sie vielen Dank für das Essen und Trinken."
Sie winkt ab.
„Ach, nicht doch! Schließlich bewirtschafte ich einen Laden!"
Ich nicke ihr dennoch an der Tür noch einmal dankend zu und verlasse dann, gefolgt von Skip, das Gebäude.
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