Marsmenschen

Seit 300.000 Jahren lebt der moderne Mensch

Auf dieser Erde und ich erwische

Ausgerechnet die Epoche, in der Intelligenz

Plötzlich wieder out ist.

Ich bin jetzt seit einer Woche unterwegs.

Alleine.

Ich habe mich keiner Gruppe angeschlossen und ein Ziel habe ich auch nicht. Das Essen, das ich noch auftreiben konnte, wird langsam knapp und ein Laden ist nicht in Sichtweite. Es muss gute zehn Stunden her sein, seit ich das letzte Mal etwas getrunken habe. Ich befinde mich gerade in der Wetterextreme ‚Trocken'. Zu Beginn war ich noch in der Wetterextremen ‚Feucht und Kalt'. Fast sehne ich mich schon wieder nach dem aufgefangenen Regenwasser, welches wir dort noch in Fülle besaßen. Verlassen habe ich die Feuchtzone wegen eines Gerüchtes. In mitten dieser Dürre soll ein Haus sein. Ein Siedler, der sich noch nicht vertreiben ließ und standhaft sein Heim gegen jedes Wetter wappnet. Doch dies ist nicht der Grund warum ich zu ihm will. Er soll spielen. Spielen um Geld, um Kleidung, Essen und alles Mögliche. Wenn er gewinnt sucht er sich etwas von dir aus, gewinnst aber du, was sehr viel unwahrscheinlicher ist, darfst du dir etwas aussuchen. Brauchst du also dringend etwas zu trinken oder zu essen, bist du wahrscheinlich eher falsch bei ihm. Er soll ein gnadenloser Halsabschneider sein; nicht umsonst lebt er noch nach diesem Geschäft, das er betreibt. Ich möchte Abwechslung. Ob ich nun in sieben Jahren sterbe oder heute, macht für mich keinen großen Unterschied mehr. Also beschloss ich vor fünf Jahren: Ich möchte Spaß haben. Die anderen ließen uns zurück und denken wir hätten das armselige Los gezogen, auf einem Planeten, der bald in Flammen aufgehen wird. Ich denke, sie sind die Armseligen. Sie verließen ihren Heimatplaneten, gaben alles auf, was ihnen lieb und teuer war und nun blicken sie auf ihre eigene Rasse herab.

Vielleicht möchte ich es sehen. Den Rest von dem was wir einmal waren, wie sie sich da oben verändert haben und verstehen, was sich geändert hat. Ein Paradies wird es wohl kaum sein, wenn es Wachen und Soldaten als nötig empfinden, für ihr eigenes Machtbewusstsein, andere zu tyrannisieren. Deshalb kann ich es mir eigentlich nicht leisten schon zu sterben, sonst finde ich nie Antworten auf die wesentlichen Fragen.

Am Horizont taucht ein flimmerndes Haus auf. Es ist nicht sonderlich riesig, aber vergleichsweise erstaunlich gut erhalten. Nur der frühere Schornstein sieht etwas verschimmelt aus. Der frühere Balkon wurde abmontiert und umgebaut in eine Terrasse, die sich nun vor mir in einem Meter Höhe erhebt. Eine kleine Treppe mit drei hohen Stufen führt hinauf. Anstelle einer Tür hängt im Rahmen ein bräunlicher Stoff, der vermutlich einmal ein Samtvorhang gewesen war.

Laute Stimmen sind zu hören.

Vermutlich zwei Männer und eine Frau. Sie streiten.

„Sie haben geschummelt, ich habe es doch genau gesehen!", schreit die weibliche Stimme.

„Darf ich Sie daran erinnern, dass Sie etwas von mir wollten und nicht umgekehrt? Wenn Sie Wasser brauchen, stelle ich Ihnen dieses gerne zur Verfügung aber in meinem eigenen Haus des Betruges beschuldigt zu werden, ist auch mir zu viel! Ziehen Sie schon Leine!"

„Aber mein guter Herr, Sie werden doch wohl verstehen, dass wir es nicht hierlassen können.", das ist die andere Männerstimme.

„Sie haben gespielt und verloren, das ist nicht mein Problem. Wenn Sie aber noch immer so sehr an bestimmten Dingen hängen, sollten Sie wohl besser auf sie aufpassen und nicht verspielen!"

„Sie Unterentwickelter wissen doch gar nicht was Geld ist! Hatten Sie denn jemals welches in Ihrer dreckigen Hand?!", schreit sie zurück.

„Und Sie haben absolut keine Ahnung was es bedeutet. Dachten Sie etwa: Oh, wie schön, dass ich so viel Geld gespart habe, da kann ich einen schönen kleinen Ausflug zur Erde machen, wo sie doch sowieso bald untergeht und nebenbei machen wir das zu Flitterwochen und einem Kasinoabend?! Pech nur, wenn man zu geblendet ist um zu verstehen, dass dies hier kein Urlaubsziel ist und erst recht kein Ort um andre zu verspotten! Ich nehme an Sie wissen, dass nur alle drei Jahre eine Rakete kommt und Sie bis dahin hier festsitzen, genau wie wir. Vielleicht kriegen Sie ja in dieser Zeit wenigstens ein wenig Charakter und ein paar Gehirnzellen!"

„Wie können Sie es wagen!"

„Gute Frau, ich wage noch ganz anderes, zum Beispiel schmeiße ich sie beide jetzt raus!"

Mit diesen Worten öffnet sich der Vorhang einen Spalt und ein großer, schlanker Mann schupst eine blonde Frau heraus. Sie hat ein verschmiertes Gesicht, als wäre sie in Ruß oder Asche gefallen und ihre Lippen scheinen unnatürlich rot. Ihr folgt ein kleiner, dicker Mann. Verzweifelt versucht er sie zu beruhigen, doch sie will wieder zurück in das Haus.

„Eine Frechheit ist das! Ich befehle Ihnen, mich wieder hineinzulassen!"

Ein kurzes entschiedenes „Nö", kam zur Antwort. Dann, nach einer gefühlten Ewigkeit, hauen endlich beide ab und der große Mann tritt stirnrunzelnd hinter dem Vorhang hervor.

„Nun sieh sich einer die an, schlimmer kann es nicht mehr werden.", seufzt er dann.

„Und du bist, junger Mann?"

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