Dreizehn

                                                                                       

Rule 13

Try not to resist the changes, which come your way.

Instead let life live through you.

And do not worry that your life is turning upside down.

How do you know that the side you are used to is better

than the one to come?

Damals war ich vier Jahre alt.

Ich wusste nicht, was es hieß in Armut oder ohne zu Hause zu leben. Es war jener Tag im Sommer, als das Klima endgültig genug hatte. Höchsttemperaturen wurden erreicht und die Polkappen tauten in den nächsten Wochen so stark ab, dass der weltweite Meeresspiegel um mindestens zwei Meter anstieg.

Der gesamten Weltbevölkerung wurde in den folgenden Monaten klar, dass wir es zu weit getrieben hatten. Zuerst trockneten nur kleinere Wäldchen aus, dann breiteten sich die Wüsten aus und schließlich nahmen die Waldbrände rapide zu. Ackerbau war nun so gut wie unmöglich zu betreiben. Jegliche Versuche, das Klima doch noch stabil zu halten schlugen fehl. Stattdessen stieg die Zahl der Tsunamis und Stürme nur noch.

Und jetzt erklärt all das mal einem vier Jahre alten Jungen, der noch nie das strahlende grün auch nur erblickte, geschweige denn wusste, was überhaupt ein Tsunami ist. Das viele in Panik gerieten und versuchten zu fliehen, darunter auch manche meiner früheren Freunde, brachte herzlich wenig.

Egal wie weit weg du läufst, fährst oder fliegst: am Ende bleibst du doch auf dieser Erde. Und diese war dem Untergang geweiht. Im Fernsehen wurde fast täglich vom finalen Aussterben unserer Rasse berichtet. Manche waren der festen Überzeugung, dass die Menschen sich regenerieren und nach diesen Zeiten wieder vermehren würden.

Der ganze Klimawandel diene nur der Weiterentwicklung des Menschen. Er würde ihn intelligenter, geschickter und überlebensfähiger machen. Zumindest waren hiervon viele eine Zeit lang überzeugt, bis die Forschung neue Ergebnisse lieferte.

In den folgenden zwanzig Jahren sollte sich die Situation der Erde immer weiter verschlimmern und im zwanzigsten das Klima und die Ozonschicht schließlich vollständig kollabieren.

Nie waren die Konsequenzen unserer eigenen Handlungen so nah. Nie, hätten sich die Politiker ausgemalt, dass dieses Problem nicht die nächste, sondern unsere eigene Generation treffen würde. Es deutete alles auf den Untergang der Menschheit hin.

Doch wie es immer ist, fanden wir ein Schlupfloch. Mag es nun moralisch angesehen sein oder nicht, alle wollten leben. So kam es, dass wir vor dreizehn Jahren die ersten Menschen auf dem Mars ansiedelten. Es folgten immer mehr, die ihren eigenen Planeten im Stich ließen.

„Die Erde hat ausgedient", berichteten die Medien.
„Es war an der Zeit, dass sich etwas ändert."

Aber was wäre die Menschheit nur, wenn sie nicht aus alten Fehlern lernen würde?

Es wurden Regeln aufgestellt, damit nicht zu viele auf den neu ergatterten Planeten gelangen konnten. Auf keinen Fall sollte das gleiche noch einmal passieren. „Wir wollen ja nicht gleich wieder den Planeten wechseln.", scherzte ein Kommentator im Fernsehen.

Zuerst einmal musste jeder zahlen. Wer nicht genügend Geld besaß, wurde zurückgelassen. Allein durch dieses Kriterium konnten viele ausgeschlossen werden, weshalb es sich als positiv für die Staaten erwies.

Außerdem wurden Kinder ohne Familie, Kranke sowie Behinderte und zeugungsunfähige Frauen und Männer zurückgelassen. Es sollten keinerlei Krankheiten eingeschleppt werden und erst recht wollte niemand, dass sich die menschliche Rasse dann nicht mehr fortpflanzen konnte.
Die Schwachen bräuchte der neue Sozialismus nicht; sie konnten nicht bei einem Wiederaufbau helfen.

Blöd nur, dass meine Eltern nicht genug Geld für uns drei hatten. Mein Vater begann zu sparen, aber all jene, die Geld besessen hatten, hatten sich bereits aus dem Staub gemacht.

Er und meine Mutter verdienten so gut wie nichts mehr. Die letzte Rakete von hier zum Mars sollte an einem Freitag den dreizehnten starten. Es war ein eiskalter Januar, durch die stetige Erwärmung waren Wetterextremen nicht gerade selten, manche nennen den Januar auch heute noch den dreizehnten Monat. Zumindest für dieses eine Jahr.

Meine Eltern hatten am Datum des letzten Fluges gerade so genug Geld für zwei Personen. Meine Mutter sollte mit mir die Reise antreten und mein Vater versprach, er würde nachkommen sobald er genügend Geld hätte. Wie er an dieses kommen wollte, geschweige denn wie zum Mars, hatte er vermutlich selbst nicht gewusst. Gut, dass er sich darüber keine Sorgen mehr machen brauchte.

Kaum hatten wir genug Geld, erkrankte meine Mutter. Wir hatten unser Hab und Gut verkaufen müssen um das Geld aufzutreiben. Wir lebten nun auf der Straße, den Temperaturen ausgesetzt ohne jeglichen Schutz. Auch mein Vater wurde krank und wenig später erlagen beide dieser unsäglichen Krankheit. Ich weiß noch, wie sehr ich später weinte, als ich bemerkte, dass ich nun ganz alleine war.

Welch eine Ironie das doch gewesen war!

Seit diesem Tag wandere ich allein umher und versuche irgendwie zu überleben, bis ich achtzehn bin. 

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