Kapitel 29
Kimiko
Am nächsten Morgen erwachte ich ziemlich früh, die Sonne ging gerade erst auf und schob den zuvor dunklen Himmel davon. Ich setzte mich leise auf, rieb mir die Augen und gähnte. Dabei streckte ich meine Glieder und sah dann runter zu Satoru. Diesmal schlief er aber.
Ich lächelte leicht.
Dann befreite ich mich langsam aus seinen Armen und erhob mich. Ich ging zum Fenster in der Küche und sah hinaus. Dai und die andere Wache standen noch vor der Tür.
Ich presste meine Lippen zusammen. Vielleicht war jetzt ein guter Zeitpunkt, um......
Bevor ich weiter darüber nachdachte, drehte ich mich weg, kochte etwas Tee auf. Es war etwas unhandlich und ich hatte nicht wirklich Ahnung, ob ich das richtig machte, aber am Ende hatte ich heißes Wasser. Ich ließ die Kräuter einweichen und goss die Flüssigkeit durch ein Sieb in drei Tassen. Danach stellte ich die Kanne wieder in die Nähe des Feuers, damit sie warm blieb. Bestimmt hatte Satoru später auch Lust auf Tee.
Ich stellte die drei Tassen auf einem Tablett und öffnete die Tür. Beide drehte sich sofort zu mir um. Ich trat hinaus, schloss die Tür hinter mir und lächelte. »Guten Morgen, ich ...« begann ich und hielt ihnen das Tablett entgegen. »...habe Tee gemacht. Bitte bedient euch.«
Dai nahm mir dankend die Tasse ab und reichte sie seinem Mann. »Schläft der Kaiser noch?«, fragte er und gab der anderen Wache zu verstehen, dass sie sich etwas zurückziehen sollte.
»Ja, er schläft noch. Ich...« setzte ich an und wartete, dass die Wache mit dem Tee verschwand. »..Ähm... könnten wir vielleicht reden?« Ich sah ihn unsicher an, während ich das Tablett an die Hauswand abstellte und mit beiden Händen die Tasse umfasste.
Er biss sich auf die Lippe, sah auf die Tür hinter mir und versteifte sich etwas. Dann nickte er jedoch. »Sicher, wenn du willst«, entgegnete er und nickte dann in Richtung eines gerade leeren Feldes. »Lass uns ein Stück gehen.«
»Gerne.« erwidert ich und wir liefen los. Ich nippte an dem heißen Getränk und stille umschloss uns. Ich überlegte, wie ich am besten beginnen soll. Wir haben so lange nicht mehr miteinander geredet und am liebsten würde ich ihm eigentlich in die Arme springen. Denn auch, wenn ich nicht mehr dasselbe fühlte wie zuvor, war er immer noch mein Kindheitsfreund und Gefühle waren auch immer noch da. Ich nippte noch einmal an meinem Tee und begann dann anzusprechen. »Ich...Es tut mir leid. Das alles ist meine Schuld. Ich hätte dich... niemals in die Kammer damals ziehen sollen. Daher möchte ich mich entschuldigen. Ich weiß...« setzte ich an und sah ihn direkt an. »...das macht es auch nicht wieder gut, aber ich wollte, dass du weißt, dass es mir leid tut.«
Er sah mich nicht an. »Die Zeit mit mir, tut dir also leid? Ist es das, was du sagen willst?«
Ich packte seine freie Hand. »Nein, natürlich nicht. Ich meine die Zeit, in der wir angefangen haben, den Kaiser zu betrügen.«
Er löste sich sanft, aber bestimmt aus meinem Griff. »Zeit die Wahrheit zu sagen, Huh? Für mich ist es noch immer so, dass du uns, das, was wir hatten, mit ihm betrogen hast, Ki. Versteh mich nicht falsch, ich weiß das du es musstest, um unser aller Willen, aber ... Deine Gefühle für ihn, das ist der eigentliche Betrug an uns.«
Ich blinzelte paar Mal. Okay, vielleicht war ich doch noch nicht bereit dieses Gespräch zu führen. Ich biss mir auf die Zunge und sah auf den Boden. Also hatte ich beide betrogen? War ich wirklich so ein schrecklicher Mensch? Erst hatte ich Satoru verletzte, jetzt Dai.
»Ich....i..i..ich..« stotterte ich nur, ich wusste nicht, was ich dazu sagen sollte.
Er blieb stehen, als wir an einer Vogelscheuche vorbeikamen und lehnte sich dagegen. »Liebst du ihn?« fragte er und konnte mich immer noch nicht ansehen.
Ich musste mich richtig dazu durchdringen diese Frage zu beantworten. »Ja«
Dann sah ich auf meine Tasse. »Aber ein Teil von mir, liebt auch dich.«
Er lachte leise auf, doch es klang eher wehklagend. »Ein Teil von dir, hm?«, fragte er und starrte in den Tee. »Und ist dieser Teil groß genug, um noch immer für uns zu kämpfen? Oder ist es nur eine Erinnerung an eine Liebe, die ich für echt gehalten habe?«
Jetzt sah ich auf. »Was redest du da?!« fragte ich aufgebracht. Weil ich mich so schnell bewegt hatte, schwappte etwas vom heißen Tee auf meine Hand. »Aua.« entfuhr es mir und ich wedelte mit der Hand, die nun etwas rot wurde. »Also ich weiß nicht, wieso du so etwas sagst, aber diese Liebe war für mich echt. Ich habe bestimmt nicht ein ganzes Jahr auf deine Rückkehr gewartet, wegen keiner echten Liebe. Du warst meine große Liebe. Ich wollte dich heiraten, mich dir vollends hingeben. Aber ich kann meine Gefühle nun einmal nicht verbergen.« nun stiegen mir die Tränen in die Augen. Zum einen wegen meiner Hand und zum anderen wegen Dais Worten. Sie waren verletzend. Dabei vergas ich seine Frage zu beantworten.
»Es war echt und du wolltest. Vergangenheit. Das ist es, was wir jetzt für dich sind. Vergangen, nicht mehr existent. Ich bin von nun an dem Mann, den du mal geliebt hast, oder?« Er nahm meine Hand, unfähig die Sorge abzustellen. Er betrachtete meine Finger und ließ sie wieder los, als er erkannte, dass es halb so schlimm war. Dann sah er mich endlich direkt an. Eine gefühlte Ewigkeit. »Satoru ist ein guter Mann. Das macht es schwer, ihn als den Mistkerl hinzustellen, der mir die Braut gestohlen hat«, sagte er ernst. Dann lachte er leise und schüttelte den Kopf. »Selbst wenn er mich zum Tode verurteilt hat, weiß ich, dass er Wege sucht, das zu ändern. SO ein verdammt guter Kerl ist er. Er war verletzt, als er das mit uns erfahren hat, außer sich, und hat dennoch meine Hinrichtung unter einem Vorwand aufgeschoben und deine ganz verhindert. Ich ... ich hasse es, dass ich ihn nicht hassen kann. Und«, er schluckte, »ich hasse es das ich verstehe, dass du ihn liebst.«
Meine Hand kribbelte, als er sie in seine nahm. Ich hatte nun einmal immer noch Gefühle für ihn. Ich kniff meine Augen fest zusammen. »Es tut mir leid. Ich wünschte, ich könnte dir etwas anderes sagen. Aber es ist so wie du sagst.« bestätigte ich seine Frage. Drumherum zu reden, es versuchen nicht allzu schlimm klingen zu lassen, brachte nichts. Es würde nur einen schönen Schleier über die Wahrheit legen, die uns beiden bekannt war. Meine Augen fanden seine. Die dunkelblauen Augen, die ich so gerne angesehen habe. Ich blickte auf seine Hände, die mich das erste Mal berührt haben. Dann sah ich hoch zum einen Lippen, die immer nach etwas orange geschmeckt haben. Die die ersten waren, die mich beglückt haben. Ich atmete tief ein, als ich in Erinnerung schwelgte. Die Wahrheit war, würde er noch für uns kämpfen, hätte er gute Chancen mich zurückzugewinnen. Aber diese Information behielt ich für mich, denn auch, wenn seine Chancen gutstanden, gab es dennoch keine Zukunft für uns. Daher entschied ich mich für einen Weg, den ich ab jetzt mit Satoru bestreiten würde. Es tat weh, wenn ich an Dai dachte, gleichzeitig kribbelte mein ganzer Körper vor Vorfreude, wenn ich an Satoru dachte.
Ich ging paar Schritte auf Dai zu, sah ihn direkt an. »Ich weiß, dass du es nicht hören möchtest, aber du wirst immer meine erste große Liebe bleiben. Ich danke dir für alles, Dai. Ich hätte mir niemand anderes für all die ersten Male wünschen können. Ich bin froh, dass ich dich kennenlernen und lieben durfte.«
Es klang wie ein Abschied, auch wenn es so gesehen keiner war. Wir würden uns auch weiterhin sehen, aber es war ein Abschied auf Gefühlsebene.
Er schloss gequält die Augen, doch eine verirrte Träne lief bereits seine Wange hinab. »Das war es dann wohl, Fujiwara Kimiko. Du hast dich entscheiden?«
Ich streckte meinen Arm aus und legte meine Hand auf seine Wange, sanft strich mein Daumen über die Träne. Ihn so zu sehen, tat mir weh. Doch für uns beide, und damit auch Dai die Chance hat neu anzufangen, musste ich standhaft bleiben. »Ja, ich habe mich für Satoru entschieden. Es tut mir leid.«
Er zuckte zurück und schaffte es schweren Herzen Abstand zu nehmen. »Nicht! Bitte ... Fass mich nicht an, Ki. Ich kann das nicht. Du ...« Er öffnete die Augen. »Du bist die Liebe meines Lebens. Ich ... » Er sank auf die Knie, den Kopf gesenkt. »Götter ich liebe dich. Kimiko, tu das nicht.«
Ich sah zu Dai, der nun über einen Kopf kleiner als ich war. »Dai...« hauchte ich. Ich hob wieder meine Hand, wollte ihn berühren, aber ich wusste, dass das falsch war. »Bitte erhebe dich.« meine Stimme klang nicht einmal ansatzweise so standhaft, wie ich es gernhätte. Es war unglaublich schwer, Dai so zu sehen.
»Ich ... geh einfach, Ki. Ich bitte dich, lass mich.«
Ich sah ihn an, zögerte. Ich wollte ihn am liebsten in die Arme nehmen und trösten, doch ich glaube, ich war gerade nicht die richtige Person dafür.
»Es tut mir leid.« flüsterte ich nochmal, bevor ich mich wegdrehte und zurücklief.
Mein Blick auf den Boden gerichtet, machte ich mir vorwürfe. Vielleicht hätte ich meine Worte anders wählen sollen. Vielleicht hätte ich dann etwas anderes bewirkt.
Ach nein, er wäre so oder so verletzt.
Ich nippte an meinem Tee und seufzte, der war jetzt nur noch lau warm.
Ich sah wieder auf und im selben Moment stieß an einen großen Mann. Sofort flog ich rücklings auf den Boden und meine Tasse zerbrach.
Meine Stirn reibend, sah ich wieder auf. Er besaß nur noch ein Auge und dieses war geweitet. Ich starrte die Stelle an, bei dem kein Auge mehr vorhanden war und meine Augen weiteten sich ebenfalls.
Doch bevor ich etwas sagen konnte, zog er die Kapuze tiefer ins Gesicht. »Verzeihung.« nuschelte er und ging um mich herum.
Geschockt sah ich ihm nach, er lief mit schnellen Schritten davon, sein Pferd an den Zügeln hinterher.
Mein Herz setzte aus, bevor es wieder schneller anfing zu schlagen.
Das ist er. Ich bin mir ganz sicher.
Ich hopste auf meine Füße und rannte los. Die paar Meter zum Haus, in dem Satoru noch schlief hatte ich schnell überwunden. Ich riss die Tür auf, schüttelte Satoru, wie eine Irre.
»Wach auf! Schnell wach auf. Du musst sofort aufwachen!« schrie ich ihn regelrecht an, obwohl er der Kaiser war.
Satoru war auf den Beinen und hatte mir einen Dolch an den Hals gelegt, ehe er überhaupt begriff, was passierte.
Ich war wie erstarrt, sah auf den Dolch und dann wieder Satoru an.
Als Satoru erkannte, wen er da bedrohte, fluchte er derb. »Bei den Göttern der Verdammnis, bist du nicht ganz bei Verstand?! Ich hätte dir beinahe die Kehle aufgeschlitzt, Fijiwara. Erschreck mich nie wieder so, hörst du? Ich dachte du bist ein Angreifer.« Er ließ die Waffe sinken.
Ja, ich hatte für einen kurzen Moment angst verspürt, doch dafür war keine Zeit. »Das ist jetzt egal! Du musst sofort mitkommen!« schrie ich wieder und zog ihn am Arm aus dem Haus.
»Kimiko!«, knarrte er und bremste mich. Er sah zu den Wachen, die ziemlich große Augen machten, als ich, seine Konkubine, ihn wie einen Hund hinter sich her schleifte. »Stopp«, befahl er und sah mich an. »Was ist los? Warum bist du so aufgewühlt?«
»Der Mann!« schrie ich und zeigte in die Richtung, in der er gelaufen ist. »Der Mann, der mich angegriffen hat. Er ist hier! Ich bin mir ganz sicher! Bitte, wir müssen ihn fangen!« komplett überfordert und außer mir sah ich Satoru mit großen ängstlichen Augen an. »Satoru, das ist unsere Chance!«
»Was?! Bist du sicher?«, fragte er plötzlich hellwach.
Ich nickte schnell. »Ich bin mir ganz sicher. Ich bin in ihn reingerannt. Er hatte nur noch ein Auge und hat sich unter einer Kapuze versteckt. Er ist da lang.« antwortete ich zeigte wieder in die Richtung. »Er wird wegreiten. Wir müssen uns beeilen!«
Satoru folgte mit seinem Blicken meinem Fingerzeig und nickte. Dann wandte er sich wieder um. Auf seine Männer sehend, sagte er: »Kanji, du kommst mit, der Rest bleibt bei Kimiko.« Er hielt sich nicht damit auf, mich nochmal anzusehen, sondern rannte, gefolgt von seinem Soldaten, in den Stall und sprang auf das erstbeste Pferd. Es wiehre und bockte, doch er brachte es mit harschem Ton und festen Zügeln zur Ruhe. Satoru ritt ein paar Schritte und schrie Dais Namen, doch er kam nicht. »Wo ist mein General?«
Ich sah Satoru mit großen Augen an. »Äh...wir haben ....geredet.« teilte ich ihm nur mit, damit er verstand, was das bedeutete und die Soldaten hingegen nicht.
Er sah von dem Pferd zu mir. Kopfschüttelnd kniff er die Augen zusammen, machte ein abfälliges Geräusch, gab dem Pferd Wortlos die Sporen. Dann preschte er mit seinem Soldaten los.
Ich sah ihnen nach. Mein ganzer Körper begann zu zittern. Ich betete zu allen Göttern: Bitte, lass Satoru diesen schrecklichen Mann fangen.
Ich kniff meine Augen fest zusammen, meine Atmung unregelmäßig. Ich war noch komplett überfordert. Ich hatte Angst, schreckliche Angst. Erst, wenn sie mit diesem Mann zurückkamen, würden ich ein bisschen Ruhe finden.
Dennoch stand ich noch eine ganze Weile da, auch als die Soldaten mich fragten, Ob ich nicht lieber ins Haus möchte, verneinte ich.
Erst als die Sonne schon langsam Richtung Westen wanderte, setzte ich mich endlich auf die Stufen vor dem Haus. Ich hatte meine Beine an meinen Körper gezogen, nichts gegessen und wartete besorgt auf den Mann, der mich liebte und den ich liebte.
»Bitte Satoru, komm heil zurück.« murmelte ich vor mich hin.
Ich drückte meine Stirn auf meine Arme, die auf meinem Knie lagen und schloss meine Augen. Es waren schon mehrere Stunden vergangen und ich machte mir immer mehr sorgen. Er musste ihn einfach fangen, aber sein Wohlergehen war mir selbstverständlich wichtiger. Ich machte mir sorgen, dass der Mann ihm weh tat.
Ich sah auf und schütteltet heftig den Kopf. »Satoru ist stark.« redete ich mit mir selbst und beachtete die Wachen um mich herum nicht.
Ich seufzte.
Er wird es schaffen. Ich bin mir ganz sicher.
Es vergingen weitere Stunden und die Sonne bewegte sich soweit nach Westen, dass sie langsam begann unter zu gehen. Ich musterte gerade die wunderschönen Farben, die am Himmel zu erkennen waren, als Dai endlich zurückkehrte. Er sah ziemlich mitgenommen aus und ich beobachtete ihn.
Er hingegen sah mich weder an, noch sprach er mit mir. Erst als die Soldaten ihm erzählten, was passiert war, richtete er seinen Blick auf mich, bevor er gehetzt reagierte. Im selben Augenblick hörte man das Wiehern und Galoppieren von zwei Pferden.
Satoru und der Soldat namens Kanji ritten zurück ins Dorf.
Kanji einen gefesselten Verdächtigen über das Hinterteil sein Pferd geworfen. Der Mann hatte einen Knebel im Mund, obwohl es nichts brachte, da er ohnmächtig war.
Satoru rutschte vom Pferd und packte dann den Bewegungslosen Mann auf seine Schulter. Er hinkte beim Laufen und musste ein schmerzliches Stöhnen unterdrücken.
Stattdessen glitt sein Blick zu Dai, der mit gehetztem Blick seinen erwiderte.
Er lief zu ihm und stellte sich dich vor ihn hin. »Wo warst du, General Kazuko?«
»Ich-«
»Das war eine rhetorische Frage«, unterbrach er Dai brüsk und kam ihn noch näher. Sein Gesicht dicht vor seinem. »Du hättest in Hörweite sein müssen. Du hättest in ihrer Nähe sein müssen«, fauchte er knurrend und zeigte mit dem Kinn auf mich. Dann ließ er ihn einfach stehen und ging in den Stall.
Ich sah kurz zwischen den beiden hin und her. Dann folgte ich Satoru, während ich Dai einen entschuldigenden Blick zuwarf. Er war meinetwegen nicht da gewesen. Es war wohl doch kein guter Zeitpunkt gewesen, um mit ihm zu reden.
»Schafft die Pferde raus!«, befahl er und suchte dann meinen Blick. »Ist das der Mann?«, fragte Satoru und warf den Mann ins Heu.
Ich presste meine Lippen zusammen und blieb ein Stück hinter Satoru stehen. Dann sah ich auf den Mann, ich sah ihn mir genau an und nickte. »Ja, dass ist er. Er hat mich so zugerichtet.«
Mein Blick huschte zu Satoru zurück und ich ging näher auf ihn zu. »Geht es dir gut? Hat er dich verletzt?« Besorgt musterte ich seinen Körper, bis meine Augen wieder auf sein Gesicht landeten.
Er blickte nicht nach unten, wusste aber, dass ein Schnitt über seinem Knie klaffte und das Blut noch immer floss. »Nur ein kleiner Schnitt«, untertrieb er knapp. Sein Blick glitt wütend wieder zu dem Mann im Heu. »Du bist ganz sicher?«
Mein Blick sah die Wunde, doch ich nickte. Ich würde sie mir später ansahen. Er wollte offensichtlich nicht darüber reden. Also sah ich wieder den Mann an. »Satoru, ich bin ....«
Der Mann bewegte sich plötzlich. Er verzog schmerzverzerrt das Gesicht, bevor er erst mich anstarrte und dann Satoru. Sein Auge weitete sich, als er begriff, wer vor ihm stand. Ich dagegen bekam etwas Angst. Angst davor, dass er mir noch einmal weh tun würde. Automatisch spannte sich mein Körper an und ich drückte mich hinter Satoru.
Satoru baute sich auf, bildete so eine Wand zwischen dem Mann, der mich halb totgeschlagen hatte und knurrte. »Ich nehmen an, du weißt, wer ich bin?«
Der Mann nickte langsam.
»Gut.« Satoru ging auf ihn zu, packte ihn am Kragen und warf ihn halb auf den Hocker, der zufälligerweise in der Scheune stand. Ich hörte Dai hineinkommen, der sich an mich wandte und sagte: »Du solltest jetzt besser gehen.«
»Er hat recht«, stimmte Satoru zu und sah mich über die Schulter an. Kein Lächeln, keine Güte. Nur das Gesicht des weißen Drachen, den es nach Blut verlangte.
Brutal, gewaltbereit, tödlich.
»Geh«, sagte Dai leise und etwas besorgt. »Du willst nicht sehen, was jetzt passiert.«
Ich sah Satoru an und dann wieder Dai. Die Atmosphäre hatte sich mit einem Mal verändert. Doch...ich wollte sehen, was sie taten. Ich wollte, dass er leidet, so wie ich gelitten habe. »Ich möchte bleiben.« wollte ich eigentlich entschlossen klingen, aber klang, wie ein junges Mädchen, das gleich eine andere Seite von den Männern kennenlernen würde, dessen Herzen ihr gehörte.
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