Kapitel 11
Kimiko
»Geht es?« fragte Yui besorgt.
Ich sah auf meine Füße, die noch mit Verbänden umschlungen waren. Nach der Nacht mit der Kaiserin, habe ich 2 Tage Ruhe gebraucht. Heute war der 3 Tag, an dem ich mich entschied, endlich mal aufzustehen.
»Ja, es schmerzt kaum noch« log ich meine Zofe an.
Weshalb ich sie anlog? Ganz einfach. Ich hörte, dass die Kaiserin, nachdem sie mich aus dem Weg geschaffen hatte, sich an Risa gewandt hat. Und das bedeutete nichts Gutes. Daher hatte ich keine andere Wahl. Ich muss aufstehen. Ich muss die Kaiserin von Risa fernhalten. Ich schaff das.
Ich zog meine Schuhe an und erhob mich aus dem Stuhl. Meine Zofen hatten mich bereits hergerichtet.
»Wo ist Konkubine Risa?« fragte ich Yui. Sie sah mich unsicher an, wollte mir anscheinenden nicht antworten. Doch mein erwartungsvoller und ernster Blick, ließ sie gehorchen. »Ich hörte, sie sei heute zu dem kleinen See, Nähe der Gemächer der Kaiserin und dem Kaiser gerufen worden. »Dann bringt mich hin« befahl ich und sie nickte.
Ich verließ die Gemächer nach zwei Tagen Bettruhe und musste zumindest kurz lächeln, als mir die Sonnen entgegenstrahlte. Wenigstens war das Wetter angenehm, wenn ich mich schon in der Hölle befand.
Wir liefen verschiedene Wege und ich dachte währenddessen an Dai und an den Kaiser. Ob es den beiden wohl gut ginge? Ich hoffe doch. Solange beide gesund zurückkehren und Risa wohlbehalten bleibt, kann ich das alles ertragen. Es wird schon irgendwie alles gut werden.
»Wieso wächst in dir seine Saat? Du bist eine benutzbare, austauschbare Frau, die einen Bastard trägt. Selbst wenn du es dieses Mal schaffen solltest, das Kind zu gebären, wird es immer nur ein dreckiger Mischling eines Kaisers und seiner Ablenkung sein. Wenn in Zukunft mein Kind zur Welt kommen wird, ist der Anspruch deines Balges nichtig.«
Ich blieb abrupt stehen. Stand noch hinter einem Gebüsch hecke, so dass mich noch niemand bemerkte.
Ich hör wohl nicht richtig. Wieso sagte sie sowas? Fühlt sie sich so sehr von Risa angegriffen?!
Auch, wenn ich wieder geschockt von ihren Worten war, so blieb ich still und griff nicht ein. Ich wollte hören, was sie noch zu sagen hatte. Dennoch beugte ich mich etwas vor, um beide zu sehen. Die Kaiserin besah missmutig den Bauch der Risa.
Sie hielt Risa einen dampfenden Becher hin. »Hier trink. Tee ist gut für dich und deine Teufelsbrut. Ich gebe es nicht gerne zu, aber mein Gemahl wird es wohl freuen, dass du empfangen hast.«
Sie schmunzelte.
Ich hob eine Braue. Die Kaiserin war also doch wichtig, dass es dem Ungeborenen gut ging?
»Ich danke euch, eure Hoheit« sprach Risa und nahm mit beiden Händen die Schale. Sie pustete paar Mal und trinke dann den Tee.
Ich beobachtete sie. Es war merkwürdig, dass die Kaiserin nun doch Sorge zeigte. Aber vielleicht war ihr das Verhältnis mit dem Kaiser doch wichtiger, als sie zugab.
Risa trank die ganze Schale leer und ihre Zofe nahm sie ihr ab. Sie legte diese zurück auf den Tisch.
Die Kaiserin bedeutete Risa aufzustehen und tat dann dasselbe, aber ehe Risa gehabt stand, gab die Kaiserin ihr unbemerkt einen harten Stoß und brachte sie ins Straucheln.
Ich blinzelte mehrfach, als ich sah, wie sie ihr einen harten Stoß gab. Risa verlor das Gleichgewicht, aber ihre Zofen hielten sie noch fest, bevor sie fallen konnte.
Okay, ich nehme alles zurück. Die Kaiserin hat sich nicht geändert.
»Verzeihung, eure Hoheit« entschuldigte sich Risa, obwohl sie nichts falsch gemacht hat.
»Das sollte dir auch leidtun, du dummes Ding«, fauchte ihre Hoheit und schlug ihr ins Gesicht. »Wegen dir wäre ich beinahe in den See gefallen.«
»Hexe« flüsterte ich.
»Verehrte Kimiko« flüsterte Yui, aber ich gab ihr ein Zeichen ruhig zu sein. Yui wollte, dass ich einschreite, aber ich fand, es war noch nicht der richtige Zeitpunkt.
Risa sah die Kaiserin verwirrt an und dann änderte sich ihr Gesichtsausdruck. »Ihr habt mich gestoßen«
»Bezichtigst du mich der Lüge, Hure?« Sie hob eine Braue. »Denn sei dir gewiss, dass dein Wort, gegen meine keinen Wert hat. Selbst als Lieblingshure des Kaisers.« Sie deutete auf die Zofen und die Dienerschaft. »Und wenn du denkst, sie helfen dir, muss ich dich enttäuschen. Denn selbst die Aussagen Hunderter Diener ist nichts wert, wenn ich sage, es ist anders.« Sie lachte hämisch und trat an Risa heran. »Du bist schon so lange hier. Du weißt das ich recht habe, Risa«, zischte sie und betonte ihren Namen wie einen Fluch. »Ihr alle seid niemand.«
Risa erwiderte den Blick und....senkte ihn dann. »Ihr habt Recht, Kaiserin« stimmte sie ihr zu. Weder die Zofen noch die anderen Diener sagten etwas.
Ich trat schon ein Schritt hervor, hielt aber dann inne und biss die Zähne zusammen. Sie war das pure Böse. Heilige Götter. Wie konnte sie nur so hasserfüllt sein.
Sie hob erhaben das Kinn. Dann fiel ihr Blick auf die Hecke, hinter der ich mich versteckte. Ich zuckte zurück, aber da zischte sie schon. »Hast du genug gehört, Kimiko.«
Ich seufzte. Doch bevor ich hervortat, richtete ich mich auf. Elegant und als wäre der Abend nie passiert, trat ich hervor. »Zu meinem Leiden ja. Ihr habt euch wahrlich von der besten Seite gezeigt« begann ich ihr Verhalten sofort ins lächerlich zu ziehen. Mein Blick ging auf Risa, die mich verwundert ansah. Nur mit meinen Augen fragte ich sie, ob es ihr gut ginge. Als sie begriff, nickte sie mir zu.
Dann sah ich wieder zu Kaiserin, während ich vor ihr stehen blieb. Ich verbeugte mich, was ich allein aus Respekt gegenüber dem Kaiser tat.
»Dein loses Mundwerk ist dir also erhalten geblieben?«
Ich richtete mich wieder auf und lächelte charmant. »Glaubt ihr wirklich, mit so einem kindischen Verhalten, würdet ihr mich einschüchtern?«
Ich hatte immer noch schmerzen und meine Füße sahen hässlich aus. Doch ich würde sie nicht nachgeben.
Sie lächelte. »Nicht doch, Hure. Ich frage mich nur, was dir deine Mutter an Anstand beigebracht hat.« Sie machte eine kurze Pause und tat dann so, als wäre sie traurig. »Oh richtig, sie hat dir nichts beigebracht, weil sie tot ist. Du warst wohl noch zu jung, um die Intelligenz einer Frau und den Anstand einer Dame von ihr zu erlernen.«
Mein Lächeln verschwand und mein Körper spannte sich merklich an.
Sie war die Kaiserin, ja! Aber das war zu viel.
Wie konnte sie so über meine Mutter reden. Meine Mutter war eine tolle Frau gewesen und sie hat mir alles beigebracht, was eine adlige Dame meines Standes wissen musste. Doch wieso sollte ich mein angelerntes Wissen bei ihr anwenden. Sie war das böse selbst.
Ich schluckte, setzte mich aber in Bewegung und tat so, als wollte ich zu Risa laufen. Doch als ich zwischen ihr und der Kaiserin stand, stieß ich die Kaiserin mit meiner Schulter und mit so viel Kraft, die ich besaß. So dass sie nach hinten stolperte und rücklings in den See fiel. Für Außenstehende sah es so aus, als wäre das ein Versehen gewesen, aber die Kaiserin und ich wussten, dass es Absicht war. Ich blieb neben Risa stehen und drückte geschockt meine Hand auf meinen Mund. Als die Kaiserin schreiend ins Wasser fiel. Natürlich herrschte sofort Chaos bei der Dienerschaft der Kaiserin.
Ihre Diener zogen sie aus dem Wasser und ehe sie auf den Füßen stand, packte sie mich an den Haaren und zog daran. Sie brachte mein Gesicht dicht vor ihren nun klatschnasses. »Denkst du, du kommst damit durch? ICH bin die Kaiserin und du nur eine billige Hure, angepriesen von ihrem Vater für ihre frische Fotze.« Sie zog mich näher. »Aber wir wissen beide, dass du schon Besuch hattest. Was glaubst du, wird mein Mann sagen, wenn ich ihm erzähle, dass General Kazuko längst seinen Schwanz in dir hatte?« Sie blinzelte nicht. »Und fang erst gar nicht damit an, mich zu belügen. Ich weiß aus sicherer Quelle, von der Schwester deines ehemaligen Verlobten, das ihr schon das Bett geteilt habt.« Sie packte mein Haar fester und riss meinen Kopf nach hinten. »Zehn Schläge für diese Frechheit! Zofe! Schickt nach Harako und lasst ihn mit seinem Sternenstock kommen.«
Um uns herum zogen die Diener und die Zofen die Luft scharf ein, als sie hörten, was die Kaiserin von sich gab. Ich dagegen ließ diese Anschuldigung an mir abprallen. Ja, ich hatte mein erstes Mal mit Dai gehabt, aber der Kaiser hatte mich ebenfalls beschlafen und somit konnte es niemand mehr beweisen, außer der Kaiser selbst. Doch die Tatsache, dass Saki der Kaiserin so etwas mitteilte, störte mich schon. Ich habe mich mit Saki immer gut verstanden, doch nun hatte sie einen Fehler begangen. Sie hätte so etwas nicht sagen dürfen.
»Ihr verbreitet wohl gerne Lügen.« Setzte ich an und würde mir diese Wahrheit nicht anmerken lassen. »Der Kaiser hat seine Pflicht getan. Also habt ihr keinerlei Beweise, abgesehen von einer Aussage der Schwester. Ohne Beweise solltet ihr nichts behaupten«
Auch wenn ich ruhig klang, hörte man in der Tonlage, dass mir ihr Griff in meinen Haaren weh tat. Ich würde dennoch nicht die Fassung verlieren. Ansonsten würde ich mich angreifbar machen und dann hätte ich verloren.
»Ich habe meine Unschuld an den Kaiser verloren!« rief ich nun laut, damit es alle hörten. »Wäre etwas anderes der Fall gewesen, glaubt ihr echt, der Kaiser hätte das akzeptiert?!«
Ich biss die Zähne zusammen und sah nur mit den Augen der Zofe nach, die Harako herschicken soll.
»Oh ist dem so?« Sie grinste böse. »Wenn das so ist ...« Die Kaiserin wandte sich an eine weitere Zofe. »Schickt einen Reiter los und schafft mir die Schwester des Generals her! Wie mir scheint«, Sie sah wieder mich an, »wird es eine Hinrichtung geben.«
Nun weiteten sich meine Augen. »Hört auf damit!« schrie ich sie nun an. Ich griff ihre Hand und versuchte, ihren Griff zu lockern. »Ihr habt kein Recht dazu! Nur der Kaiser kann eine Hinrichtung veranlassen« ich war wütend, verzweifelt und wollte nicht an dem Tod von Saki Kazuko schuld sein. Bei den Göttern! Wieso hat sie denn überhaupt geredet.
Die Kaiserin grinste wölfisch. »Ich kann und ich werde. Solange mein Gemahl nicht hier ist, habe ich das sagen. Und jeder Berater würde mir das Recht zusprechen, eine Lügnerin im Kaiserreich ihrer gerechten Strafe zu unterziehen. Und wenn es nicht des Generals Schwester war, dann rollt dein Kopf.« Sie zog mich näher. »Denn du dumme Nuss hast gerade vor allen lautstark verkündet, dass mein Mann dich das erst malgenommen hat. Herzlichen Glückwunsch, Kimiko Fujiwara, du hat's so eben die Schwester unseres geliebten Generals zum Tode verurteilt.«
Das hatte ich doch nur gesagt, damit keine Gerüchte sprießen.
»Ihr seid einfach nur abgrundtief Böse« schrie ich sie verzweifelt an. Okay, die Ruhe war verschwunden, aufgelöst und von meinen Emotionen geleitet. Ich kannte Saki schon mein ganzes Leben. Sie war ein Liebes Mädchen und hat das nicht verdient. Aber wenn ich jetzt etwas anderes sage, dann werde ich, Dai und mein Vater sterben. Wieso hat sie nicht einfach den Mund gehalten.
»Wie könnt ihr nur so grausam sein«
Meine Stimme klang mit einem Mal ängstlich.
Risa tauchte neben uns auf und verbeugte sich. »Ich bitte euch, eure Hoheit. Habt Gnade. Wenn es nicht für Kimiko ist, dann bitte doch für das ungeborene Kind des Kaisers. Ich bitte euch. Lasst uns auf den Kaiser warten und ihn entscheiden lassen« flehte Risa sie an.
Sie lachte, ließ aber von mir ab. »Dein Kind kümmert mich nicht. Nein, sie wird sterben.« Sie sah über die Schulter zu Harako, der so zutreffend, der Schlechter genannt wurde, und grinste. Sie trat von mir weg. »Auf die Knie und lege den Rücken frei. Wenn du willst das ich es mir anders überlege, nimmst du fünf Schläge mehr.«
Harako trat heran und hielt in der Hand einen Bambusstock, der mit dicken Dornen bestückt war. Er nickt der Kaiserin zu und sie lächelte.
Ich sah von Harako zu Kaiserin. »Wenn es bedeutet, dass ihr kein unschuldiges Leben nimmt, dann nehme ich alles hin.« Langsam ging ich auf die Knie. Nickte meiner Zofe zu, die mir kurz darauf das Kleid hinten aufriss.
Man sah ihr an, dass sie das nicht gerne tat.
Risa sah mich überfordert an.
Wenn das wirklich die einzige Möglichkeit war, Saki zu retten, dann nehme ich jeden Schmerz hin. Wenn sie meinetwegen stirbt, könnte ich ihm nie wieder in die Augen sehen. Ich beugte mich vor, hielt das Kleid vorne fest, um mein Busen zu bedecken und schloss meine Augen. »Ich nehme die 5 Schläge mehr«
»Kimiko« hauchte Risa.
Die Kaiserin nickte dem Schlächter zu und er tat sein Werk. Beim ersten Schlag spritzte bereits Blut, beim fünften floss es meinen Rücken hinab.
Es war die Hölle. Dagegen waren die Schläge des Kaisers nichts gewesen. Die Dornen bohrten sich regelrecht in meine eh noch gereizte Haut.
Beim zehnten Schlag hingen Hautfetzen hinab und beim fünfzehnten und letzten ... nun es war ein Kunstwerk an Grausamkeit.
Ich atmete stoßweise. Hatte das Gefühl das Bewusstsein allein durch die Schmerzen zu verlieren.
Sie sah mich herablassend an, dann sagte sie lächelnd: »Ich habe nachgedacht und bin zu dem Schluss gekommen, dass sie dennoch sterben wird. Immerhin ist die eine Lügnerin und somit eine Verräterin des Reiches. Sie hat mir, der Kaiserin eine Unwahrheit erzählt und dafür wird sie büßen. Aber weil du tapfer warst, darf sie sich, nach der Rechtfertigung, die ich ihr gnädiger Weise zugestehe, aussuchen, ob sie gevierteilt oder bei lebendigem Leibe gekocht wird.« Sie sah mich an und kicherte dann. »Und jetzt entschuldigt mich, ich werde ein heißes Band nehmen.«
Mein Arm, der mich am Boden abstützte, zitterte. Mein ganzer Rücken schmerzte. Doch, als die Kaiserin sagte, dass sie Saki dennoch hinrichten würde, sah ich hasserfüllt an. »Seid ihr wirklich so würdelos, dass ihr lügen müsst.« flüsterte ich mit gebrochener Stimme.
»Verehrte Kimiko, bitte hört auf« hörte ich Yui mich anflehen, aber mein Blick blieb auf der Kaiserin.
Sie sah mich nicht an, als sie sagte: »Ich sagte dir, ich denke darüber nach. Das habe ich. Ich sagte nie, ich würde sie verschonen. Und seien wir ehrlich, Hure, wer von uns belügt denn wirklich wen?«
Sie lief weiter und verschwand um die nächste Ecke, ihre Dienerschaft folgte ihr. Zurückblieben meine Zofen, Risa und Risas Zofen.
Ich krallte mich mit meinen Fingern in den Schmutz des Bodens fest. Tränen stiegen mir in die Augen und meine Unterlippe begann zu zittern. Wie oft musste ich diese Schmach in diesem Höllenpalast noch ertragen?
Risa kniete sich zu mir runter. »Kimiko, dein Rücken. Du musst sofort zum Heiler« sprach sie, aber ich reagierte nicht mehr. Ich starrte den Boden an und biss mir hart auf die Unterlippe.
Bitte.... Satoru, komm schnell zurück.
Es war das erste Mal, dass ich das dachte und den Namen des Kaisers in meinen Gedanken aussprach. Aber ich wünschte mir wirklich, dass er mit Dai zurückkehrt.
»Verehrte Kimiko« hörte ich Yui neben mir flüstern, als sie eine Decke um mich legte, um meine Nackte nun hässliche Haut zu bedecken. Ich sah hoch zum Himmel, während mir die Tränen über die Wange rollten. Ich bete zu den Göttern, dass Satoru früher zurückkehrt.
*Timeskipt nächster Tag*
Nur mit Hilfe von Yui schaffte ich es neben den anderen Konkubinen zu stehen, während Dais Schwester, Saki Kazuko, vor der Kaiserin kniete und den Blick gesengt hatte. Der Heiler hatte mir nach all meinen Verletzungen eigentlich Bettruhe verschrieben. Aber ich musste hier dabei sein. Ich musste es mit eigenen Augen sehen, was ich angerichtet hatte.
Mein Körper war schwach und ich musste mich bei Yui regelrecht festhalten, um überhaupt stehen zu können. Der Heiler sagte mir, dass ich einiges an Blut verloren hatte, weshalb ich etwas blas war.
Mein Blick war auf Saki gerichtet und es tat mir unglaublich leid.
»Was hast du zu deiner Verteidigung zu sagen, jüngste Tochter der Kazuko Familie?«
Der Vater des Generals, sah seine Tochter nicht an, sondern richtete den Blick verbissen geradeaus. Die Sonne schien erbarmungslos auf den Hof, den die Kaiserin als Schau Ort gewählt hatte.
»Ich gestehe meine Schuld, meine Kaiserin.«
Sie lachte leise. »Und du tust das nicht, um deinen Bruder und seine ehemalige Verlobte zu schützen?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein, meine Kaiserin.«
»Das ist falsch« hauchte ich. Meine Finger, die sich eh schon in Yuis Ärmel krallten, spannten sich an. »So falsch«
Am liebsten würde ich etwas sagen, ihre Unschuld beweisen. Doch.... Dann würde ich nicht nur mich selbst in den Tod schicken. Das konnte ich nicht riskieren.
Bitte verzeih mir Dai.
»Schrecklich. Aber sie hat gelogen.« hörte ich Konkubine Yuri sagen.
Risa sah nur geradeaus und war still.
Die Kaiserin schüttelte gespielt den Kopf, als sei sie enttäuscht. »Vor den Augen und Ohren der treuen Menschen im Reich des weißen Drachen«, erklärte sie mit autoritärer Stimme, »verurteile ich, die amtierende Kaiserin, die Dame Kazuko Saki, siebzehn Sommer alt, Tochter des ehren werten Kazuko Hayate, Berater des weißen Drachen und meinem Gemahl dem Kaiser, wegen Rufmord und Verbreitung gemeiner Lügen im Kaiserreich, zum Tode.« Niemand sagte etwas und die Kaiserin richtete ihren Blick kurz hinter sich, bevor sie sagte: »Wie willst du sterben, Kind? Ich biete dir an bei lebendigem Leibe gekocht, oder gevierteilt zu werden.«
Saki schluchze und ihre Schultern bebten, aber sie blieb mutig und bettelte nicht um ihr Leben. Stattdessen sah sie mich an und biss die Zähne zusammen. Eine Mischung aus Hass und Verständnis glitzerte in ihren Augen. Sie war ihrem Bruder sehr ähnlich. »Ich wähle den Tod durch Kochen.«
»Saki!« sagte ich und trat ein Schritt vor. Ich kann das nicht. Ich zwang meine Zofe mich zu Kaiserin zu begleiten und ging auf die Knie. »Ich flehe euch an, bitte tut das nicht« meine Stirn auf den kalten Boden gedrückte, flehte ich für die Schwester meines geliebten um Vergebung.
»Schafft sie hier weg«, befahl ihre Hoheit und verzog die Lippen voller ekel. Leise, sodass keiner es hörte, wisperte sie jedoch: »Wirst du feige sein, und die Augen vor dem verschließen, was du zu verschulden hast?«
Ich sah zu ihr hoch. »Ihr habt es doch regelrecht provoziert! Lasst sie bitte gehen. Nimmt mein Leben, macht was ihr wollt mit mir, aber bitte denkt nochmal nach! Ich flehe....« Ich wurde unterbrochen, als mich zwei Wachen gewaltsam auf die Beine zogen. Ich verzog schmerzverzerrt mein Gesicht, als mein Rücken dadurch in Mitleidenschaft gezogen wurde.
»Willst du also dich und deinen Geliebten opfern?« Sie hob eine Braue.
Meine Augen weit aufgerissen, sah ich wieder zu Saki.
»Er... Er ist nicht mein geliebter« setzte ich an und sah wieder zu Kaiserin. »Ich bin jetzt die Konkubine des Kaisers und somit habe ich nur einen geliebten und das ist der Kaiser selbst«
Ja, genau so hatte ich mich auch entschieden.
»Ich bitte euch, sie zu verschonen und stattdessen mich zu nehmen« Ich senkte den Blick.
»Nein.« Die Kaiserin ließ mich mit einem Nicken nach hinten schleifen und dann wurde, auf ihr Befehl hin, eine Wanne mit Wasser über einem Feuer platziert. Binnen weniger Minuten fand sich eine splitterfasernackte Saki darin.
Und dann hieß es warten.
Geschockt schrie ich los und versuchte, mich von den Wachen zu befreien. Aber sie zogen stärker an meinen Armen. Es tat weh, mein Rücken schmerzte, meine Füße schmerzte und meine Knie. Mir tat alles weh und jetzt tat mir auch noch mein Herz weh. »Es tut mir leid« schluchzte ich nun. Tränen rollten wieder meinen Wangen runter, während ich Saki ansah.
Niemand beachtete meine Schreie, denn alle Augen waren auf Saki gerichtet, die im immer heißer werdendem Wasser saß, gefesselt und unfähig sich zu bewegen.
Es dauerte lange.
Sie begann erst zu schwitzen.
Dann wurde sie rot.
Danach begann sie zu schreien.
Kurz danach zappelte sie und warfs sich in die Ketten.
Sie flehte und bettelte um ihr Leben.
Sah ihren Vater an, der alles nur mit ausdrucksloser Mine verfolgte.
Als das Wasser anfing zu dampfen, warf ihre Haut Blasen und die Schreie wurden lauter.
Schrill. Schmerzerfüllt. Verzweifelt.
Ihre Haut begann zu riechen und irgendein Berater erbrach sich und wandte sich ab.
Als das Wasser nach endlosen Minuten Blase schlug und anfing zu kochen, war Saki bereits tot.
Die Kaiserin wandte sich mir zu. Und als sie vorbeistolzierte flüsterte sie: »Leg dich nie wieder mit mir an, du törichtes Miststück. Ich habe keine Skrupel auch deinen Vater und jeden Menschen, dem dir etwas bedeutet auf noch viel schlimmere Weise hinrichten zu lassen.«
Ich weinte, hing bei den Wachen nur noch wie eine Puppe und konnte mich kaum noch auf den Beinen halten.
Mit zusammengebissenen Zähnen, verheulten Gesicht, sah ich ihr nach. Ja. Sie hatte mich gebrochen.
Die Wachen ließen mich los, weshalb ich zu Boden fiel. Meine Zofen kamen sofort auf mich zu und versuchte,n mich wieder auf die Beine zu bringen. Aber ich hatte keine Kraft mehr. Wegen mir ist Saki gestorben. Es war meine Schuld. Dai wird mir das nicht verzeihen.
Ich weinte, mein Körper zitterte und meine Atmung ging schneller.
Ich beugte mich vor und schrie. Ich schrie so laut und es war mir egal, wer mich hörte.
»Kimiko. Hey« hörte ich Risa zwar sagen, aber ich schrie mir weiter die Seele aus dem Leib.
Ich ertrug diese Last nicht. Es schmerzte so.
»Kimiko!« schrie mich nun Risa an und packte mich an den Schultern. Sie schüttelte mich. »Komm zu dir! Du musst dich beruhigen«
Doch ich schüttelte den Kopf. Ich kann nicht. Ich kann nicht.
»Es ist meine Schuld« schluchzte ich laut. Risa sah mich mit großen Augen an. Dann zog sie mich in eine Umarmung.
Konkubine Yuri beobachtete uns beide nur. Sie schien überfordert zu sein.
Risa dagegen strich mir über den Kopf. »Shhh, alles wird gut. Du hast mir geholfen. Dafür bin ich dir dankbar. Hörst du. Und du bist nicht hieran schuld. Sie hat über dich Lügen erzählt. Das hätte deine Ehre beschmutzen können« flüsterte sie. Aber ich biss mir hart auf die Lippe. Nein, Saki starb, weil sie die Wahrheit sagte.
Es vergingen mehrere Minuten, bis Risa irgendwann mit Hilfe ihrer Zofen wieder aufstand. Als der Himmel dunkel wurde und Wolken aufzogen, verabschiedete sich Risa von mir, mit der Bitte selbst zurück in meine Gemächer zu gehen.
Sie war schwanger, durfte sich natürlich nicht erkälten. Ich dagegen blieb sitzen, starrte weiterhin auf die Wanne und hörte dem Gewitter zu. Es blitzte und donnerte, der ganze Himmel erleuchtete durch die Blitze und der Donner war laut. Der Regen prasselte auf uns hinab. Und irgendwann stand auch ich auf und ließ mich von Yui zu den Becken führen, in dem Saki gerade von mehreren Dienern herausgehoben wurde. Sie wurde auf eine liege gelegt. Ich blieb neben ihr stehen. Der Regen durchnässte mich. Ihr Vater kam zu mir. »Konkubine Fujiwara« begrüßte er mich respektvoll, aber mit einem angespannten Unterton.
Ich sah ihn an. Sagte erst einmal nichts und sah wieder zu Sakis Leiche. »Bitte verzeiht mir« meine Stimme brach ab.
»Ihr hattet keine Wahl. Meine Tochter hätte den Mund halten sollen.« er seufzte, kniete sich zu ihr runter. »Haltet euch nun bitte von meinem Sohn fern. Ihr seid nicht länger seine Verlobte. Ich möchte weitere Problem mit der kaiserlichen Familie vermeiden«
Ich nickte. »Ja, ich....verstehe« hauchte ich. Meine Tränen mischten sich mit dem Regen und sah dann Yui an. »Lasst uns gehen« flüsterte ich. Sie nickte und führte mich in meine Gemächer zurück.
Ich war komplett durchnässt, weshalb ich ein heißes Bad nehmen sollte. Danach kam der Hof Arzt und untersuchte meine Wunden. Er verabreichte mir wieder ein Schlafmittel. Trotzdem wurde ich danach die Tage krank und lag eine ganze Woche nur im Bett. Dabei erholte ich mich nicht nur von meinen körperlichen Wunden, sondern auch von meinen seelischen.
Nichtsdestotrotz werde ich der Kaiserin niemals verzeihen.
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