[40] Kimiko


Schwer atmend saß ich auf Satoru, spürte seinen Samen in mir.

»Das hast du gut gemacht.« flüsterte ich und drückte mich weg.

Erst in dem Moment, bemerkte ich, dass er das Bewusstsein verloren hatte.
Mein Herz setzte aus. »Satoru?!«
Ich schüttelte ihn, doch er reagierte nicht und fiel nur immer wieder nach vorne.
»SATORU!« schrie ich ängstlich. Ich sah mich verzweifelt um.
Ich muss den Heiler holen.

»Dame Kimiko!?« kamen zwei Wachen und meine Zofen in das Zelt. Ich, die immer noch auf Satoru saß und Satoru, dessen Kopf auf meiner Brust lag.

»Holt sofort einen Heiler! Er hat das Bewusstsein verloren und schwere Verletzungen!« rief ich.

Yui und Sarah nickten und verschwanden.
Die Wachen winkte ich zu mir. »Hilft mir!« befahl ich autoritär und ängstlich zugleich. Ich ging von seinem Schoß runter. Im selben Moment kamen die Wachen und legten Satoru auf meinem Befehl hin auf den Tisch ab. Ich hatte die ganzen Karten mit einer Bewegung vom Tisch gefegt, so, dass sie nun auf dem Boden lagen.

Nachdem Satoru lag, packte ich erst einmal sein Glied wieder ein und versuchte, meine Atmung zu beruhigen.
Meine Augen erfassten jeden Millimeter seines Körpers.
Bei den Göttern, so viel Blut.

»Der Heiler ist da!« holte mich Yui aus meinen Ängsten.

»Endlich, bitte kümmert euch um seine Wunden.« flehte ich.

Er nickte angespannt und krempelte seine Ärmel hoch.

Er sah Satoru paar Minuten an und sein Blick blieb auf seinem unteren Bein hängen. Dann begann er zuerst die Hose mit einem Messer aufzuschneiden.

»Er hat mehrere Wunden, die am Bein und an der Seite sind die schlimmsten. Der Kaiser hat viel Blut verloren. Wir müssen schnell handeln.« erklärte er und begann die Wunden mit dem Alkohol zu reinigen. Erst die am Bein, dann die an der Seite. Danach die kleineren Wunden, wie am Kopf.

Mein ganzer Körper zitterte.
Ich hatte noch nie solche Angst.
Ich nahm Satorus Blutverschmierte Hand und drückte sie.
Oh Götter, hört mich an, bitte beschützt Satoru. Ich bitte euch.
Ich schluckte schwer und blinzelte die Tränen weg.

»Was ist mit dem Kaiser passiert?!« hörte ich Yuri plötzlich hinter mir aufgebracht sagen. Sie war einfach in das Zelt eingetreten. »Draußen herrscht Chaos, es geht das Gerücht herum, der Kaiser stehe kurz vor dem Tod.« Fügte sie hinzu.
Ich wischte mir über die Augen, aber sah weiter Satoru an.

»Hör auf so einen Unsinn zu reden! Er .... Der Kaiser lebt!« zischte ich wütend.
Wer erzählt so etwas?!

»Ach ja, lass mich mal gucken.« kam sie näher. Doch sofort fuhr ich herum und sah sie an, als würde ich sie zerfleischen, wenn sie nur einen cm zu nahe käme.

»Du wirst meinen Geliebten nicht näherkommen, du Abschaum!« knurrte ich.

Mit großen Augen sah sie mich kurz an, bevor sie ihr Gesicht verzog.
»Was glaubst du wer du bist?! Ich darf ja wohl schauen, wie es dem Kaiser geht! Du bist selbst nur eine Konkubine, also spiel dich nicht so auf, als wärst du die Kaiserin!«

Ich ignorierte sie, es war mir gleich. Sie sollte verschwinden. Wegen ihren dummen Worten hatte ich mit Satoru gestritten. Sie war mit schuld, dass alles so ausgeartet war.
»WACHEN!« schrie ich daher, aber statt der beiden Wachen, trat auf einmal Dai in das Zelt ein und sah uns beide außer Atem, als wäre er hergerannt, an. Danach fiel sein Blick zu Satoru.

Er sah von Satoru wieder zu mir zurück. Dann zuckte sein Blick zu Yuri, die aussah, als würde sie mir ins Gesicht springen wollen. Gleichzeitig sah ich aus, als würde ich Yuri gleich in der Luft zerreißen.

Dai packte die Konkubine am Arm und beförderte sie mit dem direkten Befehl eines Generals und damit nach Satoru dem Höchsten Befehlshabers auf in dieser Situation aus dem Zelt. Sie zischte einen Fluch, doch das kümmerte Dai und mich nicht.

Dann trat er an den Tisch und sah auf Satoru und ...

»Götter«, flüsterte er heißer und sah auf das Blut, dass aus der frisch gesäuberten Wunde floss. »Er ... Er sagte, es sei nicht so schlimm. Ich hätte nie ... Wenn ich es gewusst hätte, hätte ich ihn niemals erst hierherkommen lassen.« Dai räusperte sich und sah den Heiler an. »Wird er ... wird er durchkommen?«

»Ich hoffe es, General.«

»Hat der Schnitt an seinem Bein die Arterie durchtrennt?«

»Nein, doch es war sehr knapp. Er hat leider dennoch sehr viel Blut verloren.«

Dai stützte sich mit den Armen auf dem Tisch ab und sah in Satorus blasses Gesicht. »Die Götter mögen meinen Dank erfahren«, brachte er heißer heraus und sah dann mich an.

Er richtete sich auf. »Du solltest raus gehen. Du musst das nicht sehen. Ich kann zu dir kommen, wenn der Heiler fertig ist, ihn zu versorgen. Wenn er die Wunden näht, kann es sein, dass er aufwacht und ... Er wird starke Schmerzen haben.«

Ich beobachtete Dai, verspürte auch ihm gegenüber etwas Wut. Wieso hört er überhaupt auf Satoru?! Wieso glaubte er ihm?! Er hätte sich selbst ein Bild darüber machen sollen!
Ich schluckte schwer und spürte, wie erschöpft ich eigentlich war. Doch.....
»Nein! Ich werde hierbleiben. An seiner Seite.« allein mein Blick zeigte Dai, dass ich nicht weiter darüber diskutieren werde.

»Bist du sicher?«, fragte er dennoch nach und runzelte die Stirn. »Wenn solche Wunden behandelt werden, ist es oft-« er verstummte bei meinem Blick und atmete tief ein. »Na gut.« er sah dem Heiler entgegen und als dieser nickte, ging er zu dem Koffer, den der Heiler dabeihatte. Dai holte ein Holz heraus und legte es neben Satorus Kopf. »Wenn du bleibst, dann Hilf«, erklärte er und lief zu seinen Füßen. Und während er sie packte, forderte er mich auf, seine Arme festzuhalten. »Wenn er aufwacht, was ich ihm nicht wünsche, musst du seine Arme festhalten, damit der Heiler seine Wunde nähen kann.«

Ich starrte Dai an und nickte dann. »Okay, ich...Ich schaff das.« meinte ich eher zu mir selbst und stellte mich an das Kopfende des Tisches hin. Langsam sah ich hinunter zu Satoru, der noch bewusstlos war. »Und...was soll ich mit dem Holz machen?« fragte ich.

Unsere Blicke trafen sich als der Heiler den ersten Stich ansetzte. Satoru zuckte nicht, das war anscheinend gut. »Es ist gut möglich, dass er etwas braucht, um darauf zu beißen. Wir wollen ja nicht, dass der Kaiser sich die Zunge abbeißt oder die Zähne bricht.«

Mein Blick wieder auf Satoru, atmete ich tief ein. Er sah so schrecklich aus, am liebsten würde ich weinen und mich von ihm trösten lassen. Er solle mir sagen, dass alles wieder gut wird.
Mit zittrigen Händen nahm ich vorsichtshalber schon einmal seine Arme und drückte sie auf den Tisch.

Bei den nächsten Stichen zuckte seine Muskulatur. »Verdammt«, fluchte Dai, als Satoru einmal austrat und stöhnend aufbrummte. Doch es blieb nicht dabei, denn als der Heiler verkündete, dass der Schnitt in seinem Oberschenkel sowohl innen als auch normal an der Haut genäht werden musste, erklärte Dai mir, wie schrecklich solche wunden waren. Da innere Nähte enorme Schmerzen bedeuteten und da diese Wunde so nahe an der Arterie lag, würde es der Horror für Satoru sein.

Der Heiler setzte zum ersten Stich an und direkt als die Nadel ihn durchbohrte, Bäumte Satoru sich auf.

»Kimiko!«, rief Dai, damit ich ihn halten sollte, doch er schlug mich beiseite und brüllte vor Schmerzen. Die Augen weit aufgerissen und doch noch so benommen, dass er nicht wusste, wo er war, versuchte, Satoru, sich gegen die Schmerzen zu wehren. Er Trat, doch Dai hielt ihn am Tisch festgenagelt. Dennoch musste der Heiler aufhören. »Kimiko!«, brüllte Dai wieder und versuchte, die Schreie Satorus zu übertrumpfen. »Halt ihn fest!«

Ich stolperte nach hinten und landete auf meinem Hintern. Auf einmal war meine ganze Entschlossenheit verschwunden. Ich hatte Angst. Ich hatte Satoru noch nie so gesehen und als Dai meinen Namen brüllte, zuckte ich zusammen und sah ihn erschrocken an. »I...i...Ich Versuch,s.« stotterte ich.

Ich rappelte mich auf und ging wieder zum Tisch. Bei den Göttern, wie sollte ich ihn festhalten. Ich versuchte, seinen Arm zu greifen, doch er stieß mich wieder beiseite. Ich versuchte, es wieder. »Halt still, Satoru.« doch es half nichts. Er war zu stark, ich kam nicht an.

Meine Atmung ging schnell, ich sah zum Heiler, der mich ernst ansah. Dann zu Dai, der mir weiter zurief, ich solle Satoru festhalten und dann zu Satoru selbst. Okay....
Ich wieder zum Kopfende des Tisches, packte Satorus Kopf und beugte mich über hin.
Ich öffnete meine Lippen und begann zu singen. Meine Stimme zitterte, während ich ihn damit versuchte, zu beruhigen. Meine Hände an seinen Wangen, sang ich weiter. Während mir die Tränen in die Augen schossen und auf sein Gesicht tropften, sang ich weiter.
Bitte beruhige dich, Satoru.

Ich spürte Dais Blick auf mir und wusste, dass ihm dieser Anblick erschaudern ließ. Denn einst hatte ich nur für ihn so gesungen.
Doch wir hatten keine Zeit darüber nachzudenken. Selbst mein Singen half nichts und Satoru schrie weiter, als die Nadel wieder in seinem Fleisch verschwand. Der Heiler fluchte und deutete auf seinen Koffer.
»Nehmt das Glas mit der blauen Schrift, Dame Fujiwara. Dort ist ein Trunk, der ihn etwas beruhigen sollte. ich muss ruhig arbeiten. Jetzt. Er droht zu verbluten!«

Ich nickte. Ging zum Koffer, nahm das Glas und kehrte zu Satoru zurück. Ich sang weiter und das mehr für mich selbst. Ich brauchte das gerade, sonst würde ich zusammenbrechen. Ich schaffte es irgendwie wieder an Satorus Kopf zu kommen, hob ihn an und setzte das Glas an seine Lippen. Er trank widerwillig die Flüssigkeit und hustete.

Er spuckte den halben Saft wieder aus, doch wir mussten einfach hoffen das es half. Der Heiler arbeitet weiter und stieß immer mal wieder einen Fluch aus, als es Dai oder mir nicht gelang, ein zucken von Satoru zu halten. Als er die Nadel scheinbar an einer besonders von Nervenbahnen umspannten Stelle ansetzte, Schrie Satoru so laut, wie wir es noch nie gehörte hatten. Er kniff die Augen zusammen und eine Ader an seinem Hals trat hervor. »Götter, Kimiko, das Holz«, rief Dai als der Heiler gleichzeitig sagte, »Er muss stillhalten!«

Ich sah zum Holz und packte das Stück.
Nur mit viel Mühe bekam ich es zwischen seinen Zähnen. Dann hielt ich wieder seinen Kopf fest und meine Stimme wurde immer mehr zum Schluchzen. »Bitte halt still, Satoru... Bitte.«
»Bitte.« hauchte ich und weinte bitterlich, während ich über ihn gebeugt war, und mit meinem Körpergewicht versuchte, ihn auf dem Tisch fest zunageln. Ich war seinem Gesicht ziemlich nahe und er brüllte mir, gedämpft durch das Holz, direkt ins Gesicht.

Ich sah, wie Satorus Augen versuchten einen Fokus zu finden, während er sich durch den Schmerz kaum unter Kontrolle hatte. Der Heiler arbeitete weiter und ich bewunderte ihn für seine Ruhe.

»Wann wirkt der Saft?«, fragte Dai angestrengt. »Der Kaiser hat starke Scherzen.«

»Denkt ihr, das wisse ich nicht, General Kazuko?«, sagte der Heiler, ohne Dai anzusehen. »Der Trank wirkt, wann er eben wirkt. bis dahin haltet die Hoheit ruhig. Ein stich daneben und er könnte sein Bein, im Schlimmsten Fall sein Leben verlieren. Es ist ohnehin fraglich, ob er am Ende noch genug Blut im Körper hat, um wieder aufzuwachen.«

»Was?!« Der Heiler schwieg und Dai starrte mich erschrocken an.

Ich fuhr panisch hoch und erwiderte Dais Blick. Doch.... Dann wurde ich wütend. »Hört auf so einen Unsinn von euch zu geben! Satoru wird das schaffen!!« mein Blick vom Heiler zu Dai. »Er wird es schaffen. Er wird .....er wird leben.«
Bevor Dai etwas erwidern konnte, sah ich wieder zu Satoru runter. Ich starrte ihn an.
Es wird alles gut.
Du wirst leben.
Die Götter werden mir dich nicht wegnehmen.
Es wird alles gut.

Als Satoru wieder anfing zu schreien, huschten meine Augen zu dem Trank, der noch zu Hälfte voll war. Ich packte noch einmal das Glas, zog das Holz aus seinem Mund, wodurch seine Schreie wieder lauter wurden. Dann setzte ich das Glas an meine Lippen und nahm die Flüssigkeit auf. Ich hatte alles in meinen Mund, als ich das nun leere Glas wieder abstellte.

Ich beugte mich über Satoru, zwang ihn mich anzusehen und legte meine Lippen auf seine. Ich führte ihm die Medizin über einen Kuss in den Mund und zwang ihn damit es zu schlucken. Etwas lief an seiner Seite hinunter, aber das meiste bekam ich in seinen Mund.
Als ich wieder von seinen Lippen abließ, sah ich zu Dai.
»Es wird alles gut.«

Dai erstarrte ...Nickte dann aber und der Heiler tat sein Werk. Es dauerte, Satoru schrie weiter, aber ... er wurde Leiser. Es wurde leichter, ihn festzuhalte. Seine Gegenwehr verebbte und sein Atmen wurde ruhiger. Sein blick suchte etwas, schien den Raum abzusuchen, bis ... er mich ansah. Seine Lippen bebten und er wollte etwas sagen, doch ich verstand nicht was.

Als seine Augen mich fanden, zwang ich mich zu einem Lächeln.
»Alles ist gut. Du bist hier, bei mir. Mein geliebter kleiner Hase.« flüsterte ich. Mir war egal wer das hörte. Für mich gab es gerade nur Satoru und mich.

Ich flüsterte ihm weiter Worte zu, redete über eine Zukunft, die wir anstrebten und sagte ihm immer wieder, wie sehr ich ihn liebte und dass alles gut werden würde.

»Ki ...«, Satoru stoppte. Die Worte waren schwer, sein Kopf voller Schmerz. »Me- mein Na-Name, ist ... Sato-« versuchte, er zu reden, aber bevor er den Satz beenden konnte, verlor er wieder das Bewusstsein.

»Ja... Du bist Satoru.« stimmte ich ihm dennoch zu, auch wenn er es nicht mehr hörte.
Ich blinzelte mehrfach und sah sein Gesicht an.
Dann blickte ich auf. »Wie lange dauert das noch!?« fragte ich an den Heiler gerichtet.

Dai sah ebenfalls zu dem Mann, der gerade seine Hände auf dem Tisch ablegte und schwer atmete. »Ich verbinde ihn«, sagte er heißer und sah dann erst mich und dann Dai an »und dann liegt es bei den Göttern.« Er rieb sich das Gesicht und verteilte Blut auf seiner faltigen Haut. »Es war töricht, General Kazuko, dass sie den Kaiser nicht zu mir gebracht haben. Und es war ebenfalls töricht, dass sie«, er sah mich an, »es ebenfalls nicht getan haben. Er mag der Weiße Drache sein, eine Legende, doch auch ein Drache kann streben.«
Mit diesen Worten machte er sich daran, Satoru zu verbinden. Dai trat zurück, lief zu mir und nahm mich in den Arm. »Er schaffte das. Er ... muss es schaffen.«

Ich erwiderte die Umarmung und weinte. Es war zu viel. Wenn ich Satoru verlieren würde, dann....
Nein!
Es wird alles gut.
Ja, selbst Dai sagt das.

Der Heiler kümmerte sich noch um die kleineren Wunden und begann Satoru zu säubern. Als er fertig war, sah er vom Tisch auf die Felle. »Wenn wir ihn bewegen, besteht die Gefahr, dass die Nähte reißen. Deckt ihn zu, macht ein Feuer. Es ist zwar noch nicht so kalt draußen, aber durch den Blutverlust, braucht er Wärme von außen. Seht zu, dass der Kaiser alle Dreißig Minuten einen Schluck Wasser zu sich nimmt, damit sich neues Blut bilden kann. Ich komme Morgen vor Sonnenaufgang, und sehe nach der Hoheit.« Er sah Dai an. »General, ich werde mich jetzt um die anderen Verletzten kümmern. Sie will ich auch noch sehen.«
Dai nickte nur müde.

Als der Heiler fertig war und zum Gehen ansetzte, bedankte ich mich noch bei ihm für alles.
Dann sah ich hoch zu Dai, ich wusste, dass ich genau wie er müde aussah. »Geh zum Heiler. Ich werde mich um Satoru kümmern. Bitte...« hauchte ich nur und sah seinen Körper an. »....du darfst nicht auch noch so enden, wie Satoru.« mein Blick ging wieder zu ihm hoch. Wie lange war es her, dass wir so nahe beieinanderstanden. Doch....
Es war nicht richtig, also schob ich ihn weg und ging um den Tisch herum. Ich sammelte mehrere Felle auf und legte sie vorsichtig über Satorus Körper.

»Mir geht es gut, ich bleibe«, erwiderte Dai, obwohl das nicht stimmte. Er hatte eine böse Verletzung am Rücken, die eigentlich untersucht werden musste. »Ich will dich nicht alleine lassen.«

Ich blieb neben Satoru stehen, auf Kopfhöhe und strich ihm ein paar Strähnen aus dem Gesicht.  »Geh zum Heiler. Ich bitte dich. Ich kann so etwas nicht noch einmal ertragen.« erwiderte ich besorgt und sah Dai wieder an.
»Die Diener werden mir helfen. Wir müssen nur noch das Feuer machen und dann heißt es warten.«

»Kimiko, ich ....«  setzte er an. »du bist ein stures Weibsbild, Ki.« Er sah mich an. »Lass mich das Feuer machen, dann gehe ich. Aber sobald der Heiler fertig ist, komme ich wieder.«
Er machte sich daran, die Feuerstelle im Zelt anzufachen und erst als das Feuer hell loderten sah er wieder zu mir und ging dann zur Zeltklappe. Er wandte sich noch mal um. »Bis gleich.«

Ich lächelte schwach. »Ich danke dir. Und jetzt geh dich untersuchen. Wir brauchen dich noch.«
Ich wählte dabei beabsichtigt das Wir und nicht Ich. Er solle keine falschen Hoffnungen dadurch erhalten. Da ich wusste, wie er fühlte, musste ich auf meine Wortwahl achten. Er bedeutete mir zu viel, als das ich jemals nochmal sein Herz brechen könnte.

Als Dai verschwand, sah ich wieder runter zu Satoru. Ich sah ihn eine ganze Weile an, kontrollierte, ob er auch gut in den Fellen eingepackt war.
Dann nahm ich mir einen Stuhl und setzte mich neben seinen Kopf.
Ich begann wieder zu singen, für mich, für Satoru und einfach für uns. Dabei fuhr ich ihm immer wieder über den Kopf.
Meinen anderen Arm auf dem Tisch abgelegt und meinem Kopf auf dem Arm, sang ich und schickte mehrere Gebete in Gedanken an unsere Götter.
Beschützt ihn.
Macht ihn gesund.
Bitte lasst ihn an meiner Seite.
Ich sprach die Gebete immer und immer wieder, bis ich vor Erschöpfung neben seinem
Kopf einschlief.

Ich schmatze vor mich hin, als ich langsam meine Augen öffnete und meinen Kopf hob. Ich kniff sie wieder zusammen, weil es bereits hell draußen war.

Ich gähnte, streckte meine Glieder und bemerkte dann, dass ich ja noch Satorus Hand festhielt. Mein Blick auf sein Gesicht. »Satoru..« hauchte ich, als ich bemerkte, dass er wach war. Sofort stand ich ruckartig auf und beugte mich über ihn. »Wie geht es dir?! Ist alles in Ordnung..?!« Ich schluchzte. »Bei den Göttern, du lebst.«

Er gab einen Schmerzenslaut von sich, als ich mich über ihn beugte. »Wo ... Bin ich?«

»Du bist in deinem Zelt. Satoru, ich hatte solche Angst um dich.« meine Hand fand den Weg zu seiner Wange und ich strich mit meinem Daumen sanft über seine Haut.

Er schloss die Augen und atmete tief durch. »Ich ... bin verletzt«, erinnerte er sich wieder. Sein Mund war trocken und er neigte den Kopf. »Wasser.«

Ich sah ihn an und nickte schnell. Stimmt, ich sollte ihm doch mehrmals Wasser geben. Schnell lief ich zum Wasserkrug, füllte eine Tasse und kam zurück. Dann half ich ihm den Kopf zu heben und setzte die Tasse an seine Lippen an. »Hier das Wasser. Trink bitte die ganze Tasse aus. Du brauchst viel Wasser, hat der Heiler gesagt.«

Er nahm einen Schluck und versuchte nicht zu husten. »Heiler?«, fragte er und blinzelte irritiert. Dann hob er schwerfällig den Arm und schob die Felle beiseite. »Warum bin ich fast vollständig verbunden, ich ....«, er schien sich kaum zu erinnern, was passiert ist. Dann weiteten sich seine Augen und er zwang sich mühsam in eine sitzende Position. Vor Schmerzen biss er die Zähne zusammen. »Gib mir meine Rüstung.«

»Nein!« sagte ich streng und versuchte, ihn zurück auf den Rücken zu drücken. »Bist du von allen guten Göttern verlassen! Leg dich sofort wieder hin.« befahl ich.

Er widersetzte sich mir und schüttelte den Kopf. »Meine Rüstung, Kimiko. Ich muss kämpfen. Die Sonne ist bereits aufgegangen und meine Männer sind bereits auf dem Schlachtfeld. Wachen!«, rief er und als sie den Kopf reinstreckten, weiteten sich ihre Augen. »Macht mein Pferd bereit«, befahl er mit rauer Stimme.

Ich sah die Wachen an und dann wieder Satoru. Woher nahm er bitte die Kraft sich nach so einer Tortur noch zu widersetzen?

»Ich ....« Ich hielt inne. Er wollte unbedingt kämpfen, doch das ging nicht. Seine Wunden könnten jederzeit aufgehen.

»Satoru, hör mir zu. Du.... Du kannst deine Rüstung anziehen.« begann ich und versuchte, zu lächeln. Die Wachen sahen mich verwirrt an.
Ich legte wieder meine Hand auf seine Wange. »...Du trinkst aber vorher noch einen Tee, den dir der Heiler verschrieben hat. Er soll dir bei der Genesung helfen und dir Energie schenken.« log ich ihn an. »Nur wenn du den Tee anständig austrinkst, werde ich dich gehen lassen. Und du weißt, ich kann sehr stur sein.«

Sein Blick schweifte zu mir, er hielt sich die schmerzende Seite und sah auf sein fest verbundenes Bein. Dann nickte er. »Gut. ich ... Wie lange habe ich geschlafen?« Götter, er war völlig verwirrt. Er verzog das Gesicht, weil sein Kopf pochte. »Ich ... Es tut mir leid, Liebste. Ich war schrecklich zu dir, nicht wahr?«

Erleichtert sah ich ihn an. Meine Atmung schwer, half ich ihm, sich wieder hinzulegen. »Nur Stunden. Gestern Abend bist du zusammengebrochen, nachdem wir....« Ich ließ den Satz unvollendet, da er wusste, was ich meinte. »Ich richtete die Felle wieder. »Dir braucht rein gar nichts leidtun. Du warst kein bisschen schrecklich zu mir. Und jetzt konzentriere dich auf deine Genesung, denn nur das Zählt, mein kleiner Hase.« hauchte ich und küsste seine Wange. Dann ging ich um den Tisch herum zu den Wachen.

»Ruft meine Zofe, sie soll Tee machen und ein Beruhigungsmittel vom Heiler hineinmischen.« flüsterte ich so leise, dass Satoru nichts hören konnte. Als sie mich skeptisch ansahen, verzog ich genervt das Gesicht. »Das ist ein Befehl von eurer zukünftigen Kaiserin, wollt ihr ihn etwa missachten?« fragte ich scharf nach. Beide schüttelten den Kopf und ich lächelte wieder. »Beeilt euch.« damit ging ich zurück zu Satoru.
Ich nahm wieder seine Hand. »Meine Zofe wird den Tee zubereiten und dann kannst du wieder in die Schlacht ziehen.«

Er atmete tief ein und wieder aus. »Saßt du die ganze Nacht hier? Nachdem ... nachdem ich so zu dir war? Dich benutzt habe?«

»Ja, selbstverständlich. Du bist mein Gemahl.« sagte ich zum ersten Mal, obwohl wir noch nicht verheiratet waren. »Hör auf so etwas zu sagen, Satoru. Du hast mich nicht benutzt. Am Ende habe ich eher dich benutzt.« versuchte ich ihn aufzumuntern.

Er versuchte zu lächeln. »Gemahl«, wiederholte er das Wort mit schwerer Zunge. »Hast du mich im Schlaf geehelicht? Wie ungezogen, kleine Fi -« er fluchte, als sein Bein plötzlich stach. »Fijiwara. Aber, ich könnte mich daran gewöhnen, nehme ich an.« Den Kopf zu mir drehend, sah er mich an. »Ich kann es kaum erwarten, dich meine Gemahlin zu nennen. Wenn du es denn noch willst.« Nach diesem Streit war er sich anscheinend nicht mehr sicher.

Ich lächelte ebenfalls und es war ein echtes Lächeln, dennoch kamen mir wieder die Tränen. »Natürlich will ich das noch. Ich habe dir doch oft genug gesagt, dass ich nur noch dir gehören möchte. Es tut mir leid, was ich alles beim Streit....« Ich stoppte, als Yui ins Zelt eintrat und sich verbeugte. Als sie wieder aufsah, sah sie uns mit großen Augen an, ich nickte ihr zu, bevor Satoru sie ansah.

»Lass uns über alles reden, sobald der Krieg gewonnen ist und wir gesund zurückgekehrt sind.« meinte ich nun und strich Satoru über den Kopf. Als er seinen Kopf wieder zu mir drehte, kam Yui mit dem Tee herum und überreichte ihn mir. »Du kannst gehen.« sagte ich, ohne den Blick von Satoru abzuwenden. Sie nickte nur, verbeugte sich vor uns und verschwand wieder.

Satoru richtete sich halb auf und sah mich eindringlich an. »Ich trinke und dann gehe ich. So war es ausgemacht, richtig? Meine Männer brauchen mich.«

Ich nickte. »Genau. Aber erst austrinken.« erwiderte ich und unterdrückte meine Nervosität.
Er ist viel zu kaputt, er wird es nicht bemerken, oder?
Es war besser so, ich tat das für ihn. Dai würde auch ohne Satoru alles gut im Griff haben.
Ich hielt ihm die Tasse hin und half ihm den warmen Tee zu trinken.

Er verzog das Gesicht. »Götter, warum ist der Tee so bitter?«, fragte er und dann riss er die Augen auf, als ihm anscheinend einfiel, nach was er schmeckte. Er kannte natürlich das Aroma und wusste, wie das Schmerz- und Beruhigungsmittel schmeckt. Er war nicht das erste Mal verwundet gewesen und musste das Mittel einnehmen.

Sein Blick huschte zu mir. »Du hast ...« Seine Sichte verschwamm bereits.
Es musste ziemlich viel in den Tee gegeben worden sein, wenn es nach wenigen Sekunden schon anschlug. Sein Arme wurden schwer und seine Lider ebenso. »Schlaues Mädchen«, nuschelte er und versuchte, zu Grinsen. »Aber ... i-ch gehe dennoch. Sie brau-«.
Seine Augen fielen zu und er schlief wieder ein.

»Es tut mir leid, Satoru.« flüsterte ich paar Mal, während ich ihn langsam wieder auf den Tisch ablegte. Dann kehrte stille ein und ich starrte ihn einfach nur an.

Ich seufzte erschöpft und rief dann die Wachen. Als sie wieder hineinsahen, sahen sie erst den schlafenden Satoru an und dann mich. »Ruft den Heiler und meine Zofen.« befahl ich.

Seine Wunden mussten kontrolliert werden und ich brauchte mehr Tee mit dem Beruhigungsmittel.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top