[39] Satoru
Als kleiner Junge hatte ich immer gedacht, die Kämpfe in einem Krieg seien schnell, und das nur alles davor so lange dauern würde. Mein Vater nannte mich dann immer einen dummen Bengel, der keine Ahnung hatte.
Und Götter, er hatte recht.
Ein Krieg war ein Kampf, der über Wochen hin weg ausgetragen wurde und über Monate, vielleicht sogar Jahre geplant wurde.
Morgens standen ich und meine Soldaten auf und es wurde besprochen, wie etwas ablaufen sollte. Dann kämpfte man, bis in die Nacht hinein, oder, bis man starb. Am Ende des Tages zogen sich der Feind und man selbst zurück. Man schlief und alles fing am nächsten Tag wieder an. Solange bis einer aufgab, oder jeder Mann des Feindes besiegt war.
Genau so funktionierte ein Krieg wirklich.
Ich pflügte mich durch die Massen an Männern. Die, die ich passierte, fielen.
Sie waren tot, ehe sie den Boden trafen, oder würden sterben.
Schnitt. Blut. Ein Schrei.
Blut. Ein Schrei. Tot.
Schnitt. Ein Schrei. Blut.
Es war immer etwas anders und doch bei jedem dasselbe. Dai, der neben mir kämpfte und ebenso einen nach den anderen niedermacht, atmete bereits schwerer. Doch so tat es auch ich. Seit Sonnenaufgang standen wir auf dem Schlachtfeld und verloren uns im Blut des Feindes und das aus unseren Reihen.
Es war ein Gemetzel.
Wer dachte, ein Krieg sei strategisch und ein Kampf etwas, das man plante, der irrte sich. Alles davor, ja, das wurde geplant und taktisch durchdacht. Aber auf dem Schlachtfeld ...
Hier herrschte der Tod.
Er lief umher und stiftete Chaos und alles, was man dagegen tun konnte, war ihn zu meiden und dem Gott mit dem Schwert opfer zu bringen, ohne selbst eines zu werden.
Schnitt. Blut. Ein Schrei.
Blut. Ein Schrei. Tot.
Schnitt. Ein Schrei. Blut.
Immer wieder, immer mehr. Stunde um Stunde.
Die Sonne versank schon fast wieder, als Dai ausrutschte und ich zu ihm eilte, um ihm aufzuhelfen. Der Boden war schlammig und der leichte Nieselregen, den der Herbst brachte, machte alles doppelt so gefahrenvoll.
Dai nickte und als ich in seinen sich plötzlich weitenden Augen sah, bereitete ich mich auf den Schmerz vor.
Das handliche Messer des Feindes durchdrang zielsicher die ungeschützte Stelle meiner Rüstung und bohrte sich in meine Rippen.
Ich biss die Zähne zusammen, ignorierte den brennenden Schmerz und das Reißen meines Fleisches und der Haut, als ich herumwirbelte und mein Katana in seine Brust rammte. Der Angreifer schrie, blutete und fiel dann, mit geweiteten Augen und geöffneten Lippen tot um.
»Satoru, ist-«
»Es geht«, schnitt ich ihm das Wort ab und nickte einem meiner Männer zu, der den Angriff auch mitangesehen hatte. Das Schlachtfeld bot uns eine Sekunde Schutz, sodass wir einmal tief durchatmen konnten.
Kimiko.
Das war alles, woran ich denken konnte.
Sie.
Es war gefährlich, aber ... Götter unser Streit war bösartig gewesen.
»Satoru, bist du sicher, das-«
»General!«, brüllte ich und legte meine Hand auf seine Schulter. Überall an ihm hing Blut und Dreck und selbst der Regen, wusch es nicht ab. Ich sah nicht besser aus. »Es wird gehen müssen.«
Dai sah auf das Blut an meiner Seite, nicket dann aber. »Wir haben sie bald so weit zurückgedrängt, dass wir es fast als Sieg verbuchen können.«
Sieg.
Das Wort hallte in meinen Ohren und brachte doch keine Freunde. Bereits über ein Dritte meiner Männer waren tot. Abgeschlachtet. Und auch wenn wir bereits Kichi Yamamoto und Akeno Safuji ausschalten konnten, so war Hosi Katos Armee ein großes Problem.
Sieg.
Es musste einer werden, sonst ...
Ich nickte und packte mein Katana fester. Da Getümmel wartete, und ich hatte die Aufgabe, weiter zu morden und zu zerteilen. Und das schlimme war, dass ein Teil von mir, die Bestie, die in mir schlummerte, es genoss.
Den Kampf.
Das Blut.
Den tot.
Die Schreie.
Es ergötzte sich daran und mit jedem Schnitt und stich und Hieb meiner Waffe, verlor ich mich mehr in diesem Wesen, das ich nicht mochte. Wurde mehr zu dem Monster, das sie so fürchteten.
»Der weiße Drache«, flüsterten meine Männer heißer, als Dai und ich uns wieder in Getümmel wagten. Sie sagten es voller Bewunderung, während die Feinde es angstvoll flüsterten.
Der Tod und ich liefen Hand in Hand, selbst als die Sonne längst versunken war.
***
Ich humpelte. Blutete noch immer aus der Wunde an meiner Seite und aus denen, die noch dazugekommen waren.
Ich wusste nicht, ob ich überhaupt wissen wollte, welcher Teil von mir, nicht verwundet war.
Mein Zustand war miserabel. Mir war, durch den ganzen Blutverlust, schwindelig, doch das Adrenalin in mir, ließ mich den Schmerz vergessen.
Meine Soldaten machten mir Platz und meine schiere Präsenz reichte wohl aus, um sie verstummen zu lassen.
Ich hatte ein Ziel. Der Drache suchte. Ich ... musste jetzt laufen. Gehen. Rennen!
Ich war wie ein Tier, das eine fährt verfolgte, ohne zu wissen, wie es hintreiben würde. Noch nicht mal vor einer halben Stunde, hatte ich den letzten Soldaten der Feinde die Eingeweide aus dem Bauch gerissen.
Und jetzt war ich hier.
Oder?
Wer war ich?
Der Drache?
Der Kaiser?
Oder einfach nur Satoru?
Wer?!
Mein Kopf schmerzte und ich vermutete, dass ich durch den Schlag auf meiner Schläfe, gegen ende der heutigen Schlacht, eine Platzwunde hatte. Das war doch Blut, das meine Schläfen hinab lief. Oder?
Ich erreichte mein Zelt, indem sowohl die wichtigen Strategen und Berater zur Sicherheit, während meiner Abwesenheit untergebracht waren, wie auch meine Huren.
Wie auch sie.
Kimiko.
Ich riss die Zeltklappe auf und fand ihren Blick, ohne die Augen bewegen zu müssen. Es war, als wüsste ich ganz genau, wo sie stand.
Sie sah mich ebenfalls an und für eine Millisekunde war Sorge in ihren Augen zu erkennen. Doch diese Millisekunde ging vorbei und ihre Sturheit gewann. Kimiko wandte den Blick ab.
Ich trat ein und knurrte. Tief und kehlig und ... »Raus! ALLE!«
Die Berater huschten heraus und sogar mein Onkel, der eigentlich nie vor mir in Furcht geriet, verließ mit verschrecktem Blick mein Zelt. Yuri, die an mir vorbei lief, suchte meinen Blick, doch ich starrte lediglich Kimiko an, die ohne mich anzusehen, ebenfalls gehen wollte.
Ich packte sie grob am Arm. »Du nicht.«
Sagte ich das laut?
Knurrte ich?
Ich wusste es nicht.
Das Biest in mir ließ mich erschauern und noch bevor ich meinen nächsten Atmenzug genommen hatte, schleifte ich Kimiko hinter mir her. Ich warf sie vor mich, beugte sie über den Tisch, auf dem meine Karten verteilt lagen und machte mich sofort daran, ihre Röcke hinaufzuschieben.
Kimiko drückte sich von dem Tisch hoch und schaute über ihre Schulter nach hinten. »Was... Was tust du da?!«, fragte sie verwirrt und ängstlich zu gleich.
Aber ich hörte nicht. Götter, ich verstand ihre Worte ja kaum. Der Drache brüllte, ich schrie innerlich und fand mich im Geiste schon wieder auf dem Schlachtfeld. So viele Männer waren tot. Ich selbst hatte Hunderte getötet!
Mein Gesicht verzog sich und es entstand eine Mischung aus Wut, Erschöpfung und Trauer. Alles mischte sich und ich verstand die Welt nicht mehr.
Schnitt. Blut. Ein Schrei.
Blut. Ein Schrei. Tot.
Schnitt. Ein Schrei. Blut.
Kimiko. Kimiko.
Kimiko!
Alles, was ich wusste, war, das ich das hier brauchte, sonst würde ich hier und jetzt sterben. Mein Biest würde das Maul offnen und mich von innen heraus zu Asche verbrennen.
Ich brauchte das.
Brauchte sie.
Haut auf Haut. Fleisch auf Fleisch.
Ich schob, unter Kimikos Protesten, ihre Beine mit meinem Knie auseinander, drückte sie mit der andern Hand wieder brutal auf den Tisch und erstickte jeden weiteren Versuch, sich mir zu entziehen, indem ich mit der andern Hand ihre Gelenke auf ihrem Rücken zusammenhielt.
Halt still, dachte ich und schaffte es, meine Härte aus der Rüstung zu schaffen. Ich rieb mich, spuckte dann auf meine Faust und verrieb es auf Kimikos Mitte, bevor ich mich in einem einzigen, wilden Stoß in sie presste.
Schnitt. Blut. Ein Schrei.
Blut. Ein Schrei. Tot.
Schnitt. Ein Schrei. Blut.
Kimiko. Kimiko.
Kimiko!
Ich biss die Zähne zusammen und begann, sie hemmungslos und barbarisch zu nehmen. Meine Hüfte klatschte an ihren Hintern und das laute Geräusch erfüllte den Raum.
Ich knurrte, stöhnte und fluchte. Schnitt. Blut. Ein Schrei.
Blut. Ein Schrei. Tot.
Schnitt. Ein Schrei. Blut.
Kimiko. Kimiko.
Kimiko!
Ich brauchte das. Brauchte sie. Kimiko war alles, was ich wollte und liebte. Und wenn ich das hier nicht bekäme, verlor ich mich möglicherweise in mir selbst. Sie war die Erdung, die mich zurückholte.
Wer war ich?
Was war ich?
Ich bewegte mich schneller und schnaufte. Kimiko wimmerte. Ihr Körper war angespannt und Tränen rollten seitlich über ihr Gesicht. Sie landeten auf den Karten.
»Hör auf«, versuchte, sie mich zu stoppen. »Du tust mir weh. Bitte!« Obwohl ich es offensichtlich nicht genoss, reagierte ihre Körper dennoch und sie konnte ein Stöhnen nicht unterdrücken.
»Satoru.«
Als sie meinen Namen halb stöhnend halb schluchzend sagte, brach auch ein gequälter Laut aus mir heraus und ich schaffte, es irgendwie zu sagen: »Ich kann nicht, ich ... KANN nicht!«
Ich stieß und stieß zu und das nur, um mich daran zu erinnern, wer ich war.
»Ich kann nicht. Ich ...«
Fester. Härter. Wilder.
Kimiko. Satoru.
Das waren sie und ich.
Blut. Ein Schrei. Tot.
Schnitt. Ein Schrei. Blut.
Kimiko. Kimiko.
Kimiko!
»Bitte, ich ...« Kimiko hob den Kopf erneut und sah wieder zu mir.
»Satoru?«, fragte sie, während sie mich schmerzverzerrt und gleichzeitig fragend ansah.
Dann lehnte sie sich zurück und eben jene Resignation, als müsse sie das hier über sich ergehen lassen, war wie ein Eimer kaltes Wasser.
Ich keuchte, atmete erschrocken auf und taumelte einen Schritt zurück. Ich starrte sie an.
»Kimiko, ich ... Götter. Es tut mir leid ich ...« Ich sah auf meine zitternden Hände und sank auf die Knie. »Ich habe so viele Männer getötet. Ich ... ich habe es genossen. Ich ...«
Mit einem schmerzlichen Ton drückte Kimiko sich vom Tisch weg und drehte sich zu mir. Ich spürte ihren Blick und dann, dass sie sich vor mich kniete. Zarte Hände umfassten mein Gesicht und hoben es an.
»Scht«, machte sie und strich sanft mit ihren Daumen über den Schmutz an meiner Wangen. »Du bist nicht mehr auf dem Schlachtfeld, du bist jetzt bei mir. Alles ist gut. Du musstest es tun, um uns, um dein Reich zu schützen«, flüsterte sie.
Ich sah sie an. Diese wunderbare Frau und ...
»Ich liebe dich«, raunte ich heißer. »Was ich zu dir gesagt habe, ist schrecklich. Und alles woran ich denken konnte, als ich durch die Menge gewütet bin, war, dass unsere vielleicht letzten Worte so voller Hass und Verachtung gewesen wären. Und das, obwohl mir niemand auf dieser Welt mehr bedeutet als du. Und was mache ich? Ich schaffe es lebend vom Schlachtfeld, komme her, benutze dich, um dieses Monster zu zügeln und ... Es tut mir so unendlich leid. Ich kenne kaum noch meinen Namen. Ich weiß nicht mehr, wer ich bin. Ich ...«
Ein Stöhnen entkam mir, als der Schmerz meiner Wunden plötzlich über mir einschlug. Mit zusammengebissen Zähnen, betastete ich meine Seite. Die eindeutig schlimmste Stelle. »Götter«, brummte ich und als ich das Blut auf meiner Handfläche betrachtete.
Ohne etwas zu erwiderten, erhob sich Kimiko und ging zum Zelteingang. Ich hörte, wie sie ihrer Zofen den Befehl gab Nadel, Garn, Alkohol und Verbände zu holen. Es dauerte nicht lange und Kimiko kam mit den Sachen zurück. Sie legte sie auf den Tisch ab, ging zu mir und half mir, aufzustehen und dann neben den Tisch auf einen Stuhl hinzusetzen.
Endlich sah sie mich an. »Du bist Satoru, mein Kaiser und mein Geliebter, das bist du«, begann sie und fing an die Schnüre an meiner Rüstung zu lockern. »Und ich war genauso schrecklich. Ich habe auch Schlimmes gesagt. Bitte verzeih mir. Ich liebe dich über alles, genau deswegen haben solche Worte von Yuri auch so viel Macht über mich. Doch du hast recht, der Gedanke, dass wir so auseinander gingen ... Nie hätte ich mir das verzeihen können, wenn das unsere letzten Worte gewesen wären.«
Kimiko zog mir die Rüstung aus und ich konnte sie nur anstarren. Das Kettenhemd verschwand ebenfalls und dann noch ein normales Gewand. Meine Liebste beugte sich hinab und sah sich dann die Wunde an. »Ich werde sie mit Alkohol reinigen müssen. Möchtest du etwas zum raufbeißen haben?«
Mein Herz.
Mein Herz, es ...
Ich nahm ihre Hände, zwang sie die Sachen abzulegen und sah sie an. »Ich brauche dich, Fijiwara. Nur dich. Bitte, ich ... Bitte. Das hier«, ich deutete mehr oder weniger auf meinen gesamten Körper, »kann warten. Was ich brauche, was ich will, bist du. Alles von dir.«
Sie sah mich verwundert an, bevor ihr Blick weicher wurde und sie nickte.
»Wie du wünscht.« Kimiko blieb vor mir stehen, beugte sich zu mir runter und küsste mich. »Nimm es dir. Nimm alles, was du brauchst. Ich gehöre allein dir, mein Geliebter.«
Sie hauchte es gegen meine Lippen und dann gab es für mich kein Halten mehr.
Ich intensivierte den Kuss, zwang meine Zunge in ihren Mund. Ich erhob mich, packte sie und hob sie hoch.
Mir entkam ein Schmerzenslaut, doch ich zwang ihn zurück, indem ich ihren Hals küsste. Ich humpelte mit ihr um die Hüfte geschlungen auf die Felle zu, stolperte dann aber und stürzte mit ihr auf die Knie. Ich fing den Stütz mit einer Hand ab und hielt sie mit der anderen an mich gepresst.
»Götter«, grunzte ich, weil mir die Kraft fehlte, wieder aufzustehen.
Besorgt musterte Kimiko mich. »Satoru? Vielleicht solltest du dich doch...« Sie ließ den Satz unvollständig.
»Bitte«, flüsterte ich nur wieder und ließ sie einfach auf den Boden gleiten. »Bitte hilf mir, mich daran zu erinnern, wer ich bin. Du bist meine Verbindung zu mir selbst. Du alleine.«
Zügig positionierte ich mich zwischen ihren Beinen und drang wieder in sie ein. Meine Wunde brannte und blutete mehr und ich wichte einen Tropfen von dem Rot weg, das von meiner Platzwunde auf Kimikos Wange landete. »Ich brauche das. Dich. Ich brauche dich.«
Die Ränder meines Sichtfeldes wurden schwarz und ich sah kleine Sterne. Doch ich hörte nicht auf, sie zu nehmen. Ich musste. Und diesmal verstand sie, warum.
Ich küsste sie schwächlich und spürte, wie ich langsam auf sie sackte. Götter, ich hatte nicht mal mehr die kraft, über ihr zu sein und meine Hüfte zu stoßen.
Dennoch stöhnte ich heißer, als ich mich auf ihre Hitze zu konzentrieren versuchte.
Etwas überfordert sah sie mich an. »Satoru, lass mich ... das machen.« Sie drückte mich weg, sodass ich aus ihr herausglitt. Ich knurrte unwillig, jedoch zu schwach, etwas daran zu ändern.
»Ich werde dir das geben, was du sehnlichst brauchst, um zur Ruhe zu kommen«, flüsterte sie und drückte mich weiter weg. Bis ich letztlich nach hinten fiel, auf dem Hintern landete und daraufhin an einem der Holzbalken, die das Zelt hielten, lehnte. Kimiko stieg auf meinen Schoß und nahm mein Glied.
Ich stöhne.
Sanft ließ sie ihn wieder in sich gleiten. Sie keuchte lustvoll, legte die Arme um meine Hals und küsste mich.
»Alles wird gut.«
Ein Kuss. Sie bewegte die Hüfte.
»Du bist hier sicher.«
Ein Kuss. Sie bewegte die Hüfte.
»Ich liebe nur dich.«
Ein Kuss. Sie bewegte die Hüfte.
»Lass dich fallen und werde wieder der Satoru, der du bist.«
Götter! Ich kam und genau, als der Höhepunkt verebbet, verlor ich keuchend und die Augen verdrehend das Bewusstsein.
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