[38] Kimiko


Timeskipt 3 Wochen

»Verehrte Kimiko«

In Gedanken versunken, beobachtete ich Satoru und Dai.

Ich fühlte mich ganz und gar nicht wohl. Es war dreckig, es wurde langsam kälter und die Soldaten, einschließlich Satoru und Dai, waren alle so ernst und ......hoch konzentriert, würde ich meinen.

Es war beängstigend und ich hatte noch nie so eine Sehnsucht verspürte nach Hause zurückzukehren, wie seit drei Wochen. So lange ritten wir schon mit einer Masse an Soldaten. Wir hatten mehrere Lager aufgestellt, um zu ruhen, dennoch fanden bereits Kämpfe statt. Ich verstand nicht, wie das möglich war, wenn wir doch noch gar nicht richtig an der Front waren.

»Dame Kimiko?«

Und Satoru so zu sehen, machte mir Angst. Er war so ernst und ich hatte ihn seit 3 Wochen nicht mehr Lächeln gesehen. Er brüllte nur befehle herum, kämpfte, war dreckig und die ganze Zeit nur in seiner Rüstung. Er beachtete mich auch kaum. Er hätte keine Zeit, sagte er. Er müsse für seine Männer da sein, sagte er.
Aber.....was ist mit mir? Der Frau, die er doch liebte.

»Dame Kimiko!!«

Meine Augen folgten ihm, wie er mit seinen Heerführern etwas besprach und nach Osten zeigte. Seine Haare waren mit Schlamm beschmutzt und seine Ausstrahlung glich einem wahren Drachen.

Er hatte mich vorgewarnt. Er könne nicht der Mann sein, den ich liebte, nicht hier. Er müsse ein Drache sein, seine Feinde abschlachten.

»Hört ihr mich nicht? Dame Kimiko!«

Ich blinzelte mehrfach und drehte mich zu Yui und Sarah. Sie waren die einzigen Zofen, die ich mitnehmen durfte. Auch Yuri und Sakura durften nur jeweils zwei Zofen mitnehmen.

»Was ist denn?« fragte ich, weil ich leicht gereizt war, dass sie mich aus meinen Gedanken gerissen hatten.

Yui seufzte und überreichte mir eine Schale mit Suppe. »Ihr müsst etwas essen. Wir werden gleich weiterreisen.« erklärte sie mir.

Ich sah auf die Schale und nickte verstehend.

Während ich die Suppe aß, Yui und Sarah alles wieder zusammenpackten, sowie es die anderen Soldaten und Diener taten, versuchte, ich mich zum Essen zu zwingen. Ich war viel zu aufgewühlt und verängstigt, als das ich dieses Essen, wenn man es so nennen konnte, genießen könnte. Mir schmeckte das Essen nicht und ich mochte es nicht.

Und nachdem alle bereit waren, befahl Satoru den Aufbruch. Er sah mich dabei nicht an, er war voll der Kaiser, den seine Soldaten benötigten. Und heilige Götter, ich habe noch nie in meinem
Leben so viele Soldaten gesehen. Es waren Tausende.

Yui half mir auf mein Pferd und ich ritt los. Ich hatte mir das Reiten angeeignet, weshalb ich es ablehnte mit den anderen Konkubinen in einer Kutsche zu reisen. Zum einen wollte ich so wenig Kontakt zu Yuri haben, wie nur möglich.

Mein geflochtener Zopf flog von rechts nach links und wieder zurück, als ich beschleunigte und neben Dai her ritt. Ich sagte nichts, ich suchte eigentlich nur die Nähe. Weil Satoru mich so häufig ignorierte.

»Ist nicht das, was du dir vorgestellt hast, oder?«, fragte er nach kurzer Stille etwas heißer und starrte geradeaus.

Ich sah Dai für einen Moment an, bevor ich nickte. »Nein, ganz und gar nicht. Es ist schrecklich.« erwiderte ich, als wir wieder mal an einen der Haufen aus mehreren Leichen vorbeiritten.

Noch immer sah er mich nicht an. »Du findest die Reise und die kleinen Kämpfe schon schrecklich?« er schnaubte. »Wir sind noch nicht mal angekommen. Was uns auf der Ebene erwartete, ist ... dagegen ist das hier«, er deutete mit einer Hand hinter die unzähligen Männer und dass sich wie eine Naturgewalt bewegenden Heer, »Ein Ausflug an einem Sommertag, Ki.« Dai zuckte zusammen, als er meinen Kosenamen aussprach und räusperte sich. Nun huschte sein Blick doch zu mir. »Darf ich dich denn noch so nennen?«

Ich erwiderte seinen Blick und....... lächelte ihn so gut, wie es mit der aktuellen Situation möglich war, an. »Selbstverständlich darfst Du mich noch so nennen. Ich werde immer deine Ki bleiben.« meinte ich und bemerkte etwas zu spät, was ich da gesagt hatte. Ich presste meine Lippen zusammen. »Du weißt, wie ich das meine, oder Dai?«

Er biss die Zähne zusammen. »Um ehrlich zu sein, nicht. Denn ich nenne dich schon, seit wir Freunde wurden >Ki<. Aber das sind wir nicht mehr, oder? Freunde, meine ich. Und wir sind auch nicht mehr .... wir.« er rieb sich am Kinn. »Was sind wir eigentlich? Hm?«

»Dai, ich würde gerne wieder mit dir befreundet sein, aber ich denke, dass wäre jetzt nicht in Ordnung.« Ich schluckte. Also so ein Gespräch mitten in dieser Situation, war etwas.....komisch.
»Ich denke, du kannst mich nicht mehr nur als Freundin sehen, oder?« stellte ich eine Gegenfrage.

»Nein«, gestand er. »Nein, das kann ich nicht. Es wäre gelogen, denn du wirst immer mehr für mich sein. solange ich lebe. Aber ... so wie es jetzt ist, möchte ich das nicht. Vor allem wenn man bedenkt, dass ...« Er stoppte, dachte anscheinend an seine Hinrichtung nach. »Zeit ist kostbar«, sagte er stattdessen. »Und ich will diese Kostbarkeit nicht verschwenden, indem ich nicht mit dir rede. Immerhin waren wir mal Liebende und mein Herz gehört noch immer dir«, sagte er, als wäre es nichts Besonderes. »niemand weiß, was auf dem Schlachtfeld passiert, Kimiko. Jeden Tag, den wir kämpfen, könnte der letzte sein. Und ich will nicht zu den Göttern treten und das mit uns im unreinen lassen. Also ... Ich versuche, dir zu sagen, dass ich mir Mühe gebe, das mit dir und dem Kaiser zu akzeptieren. Nur ...«, stammelte er etwas ungelenk, »sei dir bitte im Klaren darüber, dass ich nicht aufgebe. Niemals.«

Ich sah Dai mit großen Augen an. Dann wurde mein Blick weicher. »Dai, wir werden gemeinsam nach Hause zurückkehren. Ich werde nichts anderes akzeptieren und Satoru wird einen Weg finden.« Erwiderte ich. Genau, Satoru würde einen Weg finden, Dai vor einer Hinrichtung zu schützen, so wie er auch mich geschützt hat. »Und...« setzte ich wieder an. »...ich bin froh, dass du es zumindest versuchst zu akzeptieren. Und natürlich verstehe ich, dennoch, bin ich froh und dankbar, dass ich dich nicht missen muss.«
Ich ritt etwas näher an ihn heran und lächelte.

Auch auf seine Lippen legte sich ein Lächeln und er lenkte sein Pferd ebenfalls näher an meines. Dann glitt sein Blick zu Satoru, der weit vor uns am Anfang der Masse ritt. »Du liebts ihn wirklich, oder?«

Ich schmunzelte, meine Wangen waren durch die Kälte schon etwas rot, aber wurden nun noch röter. »Ja, ich vergöttere ihn. Er wird niemals deinen Platz einnehmen, aber ich liebe ihn.« meine im Handschuh verpackte Hand umfasste die Kette, die er mir geschenkt hatte. Mein Blick ebenfalls auf Satoru gerichtet. Man erkennte ihn sofort, nicht nur wegen seiner außergewöhnlichen weißen Rüstung und dem eingravierten Drachen, sondern auch wegen seinem weißen Haar, die im Wind verwuschelten.

Er nickte etwas traurig. Da unsere Pferde so dich einander ritten lehnte er sich jedoch zu mir und griff kurz meine Hand. Er drückte sie und sagte: »Ich bin froh das du glücklich bist, Kimiko.«

Bevor ich etwas erwidern konnte, ritt Dai schon vor zu Satoru. Ich sah ihm nach, bemerkte das Satoru zu uns geschaut hatte und seufzte. Doch statt Trübsal zu blasen, ließ ich mich zurückfallen und ritt neben der Kutsche mit meinen beiden Zofen her. Augenblicklich versuchte, mich Yui wieder zu überzeugen doch lieber in der Kutsche zu sitzen, statt selbst auf einem Pferd. Nach ihren Worten war die Gefahr, dass ich mich erkälte zu groß.

Doch ignorierte ich ihr liebevollen Versuche und blieb auch die nächsten zwei Tage auf dem Pferd. So lange brauchten wir, bis wir endlich an der Fron angekommen waren.

Die Basis wurde errichtet, zuerst Satorus Zelt, dann meines, direkt neben seines und dann die anderen Konkubinen Zelte, wie auch die der Heerführer. Das Lage wurde täglich erweitert, so viele Soldaten und Diener waren wir. Ich besuchte auch kurz die Kinder, bei denen ich dabei war, als sie von Satoru und Dai trainiert wurden. Ich sprach ihnen noch einmal Mut zu, versuchte, sie zu beruhigen und betete für sie. Ich sprach öfter Gebete an die Götter, sie mögen die Soldaten beschützen und natürlich auch Satoru und Dai.

Und so verging eine weitere Woche, als Satoru wie jeden Tag mit der Hälfte seines Heers auf dem Schlachtfeld verschwand. Immer stand ich da und sah ihnen nach. Auch heute hatte mir Satoru kaum Aufmerksamkeit geschenkt und ich konnte es nicht leugnen, aber ich war sauer. Ja, er hatte mich gewarnt, aber dass es so ablaufen würde.... Es war schlimmer, viel schlimmer, als ich mir je vorgestellt hatte. Ich hatte allein in den letzten Wochen so viel Tod und Verderben gesehen. So viele Menschen, die auf einmal nur noch mit einem Arm oder einem Bein zurückkehrten. Es machte mir Angst, sehr große Angst.

»Dame Kimiko, bitte kehrt in euer Zelt zurück. Ihr erkältet euch noch.« Hörte ich Yui besorgt sagen.

Ich presste meine Lippen zusammen und nickte, bevor ich mich umdrehte und mich in mein Zelt setzte. Sarah reichte mir eine Tasse Tee, den ich dankend annahm.

»Dame Kimiko, ich soll euch fragen, ob die Dame Yuri euch besuchen dürfte« fragte auf einmal Sarah. Ich nippte an der Tasse und hob eine Braue. Was wollte sie jetzt von mir?

»Hat sie einen Grund ihres Besuchs genannt?« stellte ich eine Gegenfrage.

Sarah schüttelte den Kopf. »Nein, das hat sie nicht«

»Dann lass ihre Zofe wissen, dass sie kommen darf.« Schickte ich Sarah los. Dann sah ich zu Yui »Bereite für Dame Yuri ebenfalls Tee vor.«

Auch sie verließ nickend das Zelt.

****

»Wie geht es euch, Kimiko?« fragte Yuri und trank ihren Tee.

Ich sah sie etwas genervt an. Ich mochte sie einfach nicht, ihre Art gefiel mir nicht.

»Der Situation entsprechend gut und euch?«

»Mir geht es hervorragend und der Tee ist vorzüglich, er erinnert mich an etwas.«

Ich hob eine Braue. »Ach ja und an was, wenn ich fragen darf?«

Sie nahm einen weiteren Schluck und fuhr mit ihrem Finger über den Rand. »Nun, an den Abend, an dem ich mit dem Kaiser verkehrte.«

Meine Zofen sogen scharf die Luft in ihre Lungen. Ich war wie erstarrt.

Was hatte sie gesagt?!

»Wir tranken an dem Abend ebenfalls Tee. Er schmeckte fast genauso lecker, wie dieser hier.« Fuhr sie fort und nippte wieder an der Tasse.

Mit geweiteten Augen starrte ich sie an. Mein Herz, dass ausgesetzt hatte, schlug nun doppelt so schnell. »Was sagt ihr da?«

»Oh...« machte sie und hielt übertrieben aufgesetzt ihre Hand vor den Mund. »Hätte ich das etwa nicht erzählen sollen. Ich dachte der Kaiser wäre ehrlich zu euch. Dann nehme ich es wieder zurück«

Die Tasse in meiner Hand flog schneller neben ihr an den Holzbalken, als sie gucken konnte. Unsere Zofen zuckten zusammen, doch sie erschrak nicht, sie grinste nur breiter. »Tja. So ein Krieg verändert die Männer. Habt ihr das etwa noch nicht mitbekommen?«

Meine Hände zu Fäusten, starrte ich sie an. »Raus«

»Darf ich den Tee bitte noch austrinken und derweil in Erinnerung schwelgen?«

»RAUS. SOFORT!« schrie ich sie nun an.

Yuri fing an zu lachen, ein bösartiges Lachen, wie damals die Kaiserin. Sie erhob sich und sah auf mich herab. »Sieh dich vor, Fujiwara« zischte sie nun und verschwand dann mit ihren beiden Zofen.

Ich zitterte, tränen stiegen mir in die Augen.

»Dame Kimiko... das muss ein missverstän....« Wollte Yui mir einreden, doch ich unterbrach sie scharf und schmiss auch meine beiden Zofen raus, mit dem Befehl mir zwei Flaschen Sake zu bringen.

Ich hatte ihm vertraut. Wie konnte er nur.....

****

»Der Tag war verrückt«, hörte ich Satoru rau sagen, weshalb ich mich zu ihm wandte und bemerkte, dass er mich nicht ansah.»Einer meiner besten Heerführer hatte erst seine linke Hand und dann seinen Kopf verloren«, erzählte er und angelte sich den Sake, der auf dem Tisch stand. Er nahm einen Schluck und runzelte die Stirn, als er die andere, leere Flasche sah.

Ich saß nur mit einem Nachthemd in seinem Bett. Etwas zurück gelehnt stützte ich mich mit meinen beiden Händen ab, ein Bein angewinkelt und ein Bein ausgestreckt auf der dünnen Matratze. Meine Haare offen und lagen etwas verwuschelt auf meinen Schultern. »Weeeenn haben wir deeeeenn da?« fragte ich betrunken und hatte Schluck auf. Meine Wangen und meine Nase gerötet

Nun betrachtete er mich genauer und verzog die Lippen. »Man sollte meinen, trotzt der Flasche Sake, wäre es dir möglich, deinen Kaiser wiederzuerkennen.«

»Ohhhhh und wie isch disch wiederkenne, du Betrügerischer Kaiseeeerrrr..« Ich lehnte mich vor, versuchte, aufzustehen. Als ich es nach mehreren Versuchen endlich schaffte auf meinen wackligen Beinen zu stehen, sah ich Satoru wieder an. »Naaaa! Hasch es dir gefallen mit Yuri zu schlafeeeeen???«

Er blinzelte genau ein Mal. »Was?«

Ich ging mit wackligen Beinen auf ihn zu, hob meine Hand, aber weil ich ja kaum geradestehen konnte, hatte er leichtes meine Handgelenk zu packen, bevor ich ihn eine knallen konnte. »Tue nischt so scheinheilisch du verdammter Idiot!« wurde ich wütend. »Isch kenneeee die Wahrheit.... und...isch hasche dich.« Tränen stiegen mir in die Augen, aber ich blinzelte sie weg.

Irritiert und wirklich gereizt betrachtet er mich von oben herab. »Was soll das? Willst du wirklich wissen, wie es war, mit ihr zu schlafen?«

Meine Augen weiteten sich, dann sah ich hinunter und trat mit der Kraft, die ich irgendwie noch zu Verfügung hatte, mehrmals auf seinem Fuß. Bis ich bemerkte, dass das nichts brachte, da er Rüstungsschuhe trug. Etwas außer Atem sah ich ihn wieder an. »Lass misch losch!«

Er biss die Zähne zusammen. »Götter was ist los mit dir?!«, fauchte er und zog mich enger an sich. »Hast du den Verstand verloren? Oder nur deine Intelligenz am Boden der Sake Flasche? Was soll das mit Yuri jetzt? Ich hatte dir doch gesagt, dass alles geklärt ist.«

Ich stolperte zu ihm nach vorne. »Allesch geklärt! Du dreschiger Lügner. Du hascht mit Yuri geschlafen..... Du ekelscht misch an!« Mit Tränen, die sich langsam ihren Weg über meine Wangen bahnten, sah ich ihn an. »Sie hat gesascht, dass duii mit ihr verrekerscht hast, als duuuuu...« weinte ich nun und haute auf das Metall, dass seine Brust einrahmte. »....sie unbedingt mitnehmen muschtest!« Wieder ein Schlag auf das Metall. »Du hascht misch betrogen und belogen...«

Er erstarrte, als ihm klar wurde, was vor sich ging. Doch statt Verständnis zu zeigen, wie er es sollte, entlud sich schlagartig jeder Stress. Er schubste mich weg und ich fiel auf die Felle. »So wenig vertraust du mir? Nach all dem?!« sein Blick wurde eisig. »Ich habe nicht mit ihr geschlafen, Kimiko. Aber ich hätte es durchaus tun können. Sogar sehr leicht, wenn man bedenkt, dass sie mir etwas zur Steigerung der Lust in den götterverfluchten Tee gemischt hatte!«, brüllte er. »Aber es ist doch interessant, dass gerade DU mir etwas über vertrauen predigst, denkst du nicht? Immerhin hast du mich tatsächlich betrogen und belogen. Damals wie heute«, zischte ich.

Ich fiel mit einem dumpfen Geräusch auf mein Hintern und erschrak mich vor Satoru und seiner Art mir entgegenzutreten.

Männer ändern sich im Krieg.

Das hatte Yuri gesagt und es traf zu.

Ich sah zu ihm hoch und schüttelte ungläubig den Kopf. »Dann geh dosch zu ihr! Na los! Du verdammter Lügner!« schrie ich zurück.
Ich rappelte mich irgendwie umständlich wieder auf, nahm eine der kleinen Sake Schalen und schmiss sie auf Satoru, dabei verfehlte ich ihn und die Schale sauste an seinem
Kopf vorbei. »Und sprisch nie wieder von Vertrauen, du ekelhafter Dummkopf! Du hättescht es mir erzählen sollen. Aber du hascht es verheimlicht, um sie zu schützen. Alsooo wieso sollte isch dir noch glauben?« Ich war so verletzt. Wie konnte er mich anlügen. Doch gleichzeitig verstand ich nicht, was er mir da sagte. »Isch!?« fragte ich daher und zeigte auf mich. »Isch habe nischts getan!« Ich zeigte wieder auf ihn. »Du brauscht gar nischt vom deinen Lügen ablenken!«

Er schaute der Sakeschale nach.
»Wenigsten habe ich dir etwas verheimlicht, um jemand anderen zu schützen!«, knurrte Satoru laut. »Du hingegen verheimlicht Dinge, um dich selbst und deinen Dai zu schützen. du willst das ich offener mit dir rede, dann fang du an und sag mir, wer hat dir die Unschuld genommen?! ICH, so wie du es mir so schön vorlügen willst, oder mein General? Die einzige Person, die hier von etwas ablenken will, bist du. Du suchst Dinge, die du mir ankreiden kannst, um von deiner Heuchelei abzulenken«, warf er mir an den Kopf und schnaubte dann. »Ich hab es so satt, Kimiko. Ich habe so viel um das ich mich gerade kümmern muss und du hast scheinbar nichts Besseres zu tun zu haben, als mir es noch schwerer zu machen. Vielleicht sollte ich ja wirklich zu Yuri gehen. Und wenn ich das tue, kannst du Dai einen Besuch abstatten. So wie ihr euch immer anseht, besteht ohnehin die Möglichkeit, dass am Ende er derjenige ist, der an deiner Seite steht.« Er starrte mich an. »Und nur um das klarzustellen, ich habe nie gelogen. Ich habe dir nur ein Detail nicht erzählt, von dem ich dachte, es würde eine ohnehin komplizierte Zeit noch mehr verschlimmern. Kannst du das auch von dir behaupten? Ich denke nicht.«

Fassungslos stand ich da und starrte ihn an. Seine Worte zogen regelrecht den Alkohol aus meinem Blut und ließen mich mit einem Mal nüchterner wirken. Meine Sinne wurden klarer und leider somit auch mein Gehör. Jedes Wort war wie ein Messerstich in meinem Herzen. Er wusste also von Anfang an, dass ich keine Jungfrau mehr war? Er wusste es, aber hatte nichts gesagt?
Er hatte stattdessen mit meiner Angst gespielt, aufgeflogen zu sein.

Doch erst einmal musste ich etwas anderes loswerden. »Um Yuri zu schützen, lügst du mich also an? Ihr hättet es geklärt, sagtest du. Anscheinend für Yuri ist noch lange nichts geklärt. Wir wäre es also, wenn du aufhörst wie ein schwacher unterwürfiger Mann zu handeln und die Frau zu schützen, die du ja angeblich liebst! Statt die Frau zu schützen, die andauernd deine Geliebte angreift. Wo ist mein Schutz vor ihr? Ich brauch wohl kein, weil ich ja anscheinend Dai habe, mit dem du plötzlich ein Problem hast!«

Ich atmete schnell, weil ich so viel auf einmal gesagt hatte. Doch dann brach es aus mir heraus, die Worte, wie auch die Tränen. »Ja! Ich habe meine Unschuld an den Mann verloren, den ich über alles geliebt habe. Es ist deine Schuld, dass ich eine Konkubine wurde, deine und der der Kaiserin! Ich habe ihn geliebt und gedacht, dass ich seine Frau werde. Wieso also sollte ich ihm die nicht schenken?! Du hingegen hast mit mir gespielt. Hat es dir Spaß gemacht, mir vorzugaukeln du wüsstest es nicht? War bestimmt sehr lustig.«

Ich ergriff die Kette, riss sie von meinem Hals und schmiss sie vor seine Füße. »Seit Wochen beachtest du mich nicht, behandelst mich wie irgendeine Frau. Ich weiß nicht mal mehr, ob du mich noch liebst oder wer du bist! Aber hier..« weinte ich laut und zeigte auf die Kette, die auf dem Boden lag. »..Schenk sie doch Yuri, die du ja anscheinend vor mir schützen musst. Also....« Ich hielt inne, meine Unterlippe zitterte. »....geh zu Yuri... aber ich werde nicht zu Dai gehen. Denn egal, was du dir hier in deinem
Kleinen Kopf einbildest. Ich liebe Dai nicht mehr und ich dachte wirklich, du hättest mir das Verziehen. Aber anscheinend habe ich mich getäuscht.«

»Ein schwacher, unterwürfiger Mann?«, fragte Satoru gefährlich leise und verfiel in diese Ruhe, die nur den Tod versprechen konnte. Sein Blick glitt von der Kette auf dem Boden zurück zu mir und er nickte.

Er nickte und sah mich mit einem Mal an, als sei ich nichts weiter als eine seiner Huren. »Weine so laut du kannst, Dame Fujiwara. Es ändert nichts daran, dass ICH derjenige bin, der am Ende über Leben und Tot entscheide. Und«, er trat auf mich zu und packte grob mein Kinn, »wäre ich dieser schwache Mann, als den du mich beleidigst, hätte ich dir in dem Moment einen Strick gedreht, als ich diese Lüge mit deiner Unschuld herausfand. Genau dann«, zischte er, »als ich das erste Mal in dir steckte.«

Ich packte seine Hand, legte sie an meinen schmalen Hals. »Dann tue es jetzt. Denn, wenn du eh nichts mehr für mich empfindest und mir auch nicht verzeihen kannst, dann bring mich jetzt sofort um.« Ich drückte seine Finger stärker gegen meine Haut. Mein Kopf hochgesteckt, sah ich ihn mit geröteten Augen an. »Wenn du Yuri nicht endlich für alles bestrafst, was sie mir antut, dann schütze sie vor mir und bring mich um. Ich habe dich doch sowieso nur getäuscht. Was bin ich für dich noch wert?« meine Tränen rollten über meine roten Wangen und landeten auf seine raue große Hand, die mein Hals umklammerte.

Er packte zu und zog mich an sich. »Ich liebe dich, verdammt noch mal!«, brüllte er mir ins Gesicht, und dabei lief ihm fast Speichel aus dem Mund vor lauter Rage. Seine Hand um meine Kehle zitterte, aber er erhöhte den Druck. »Was soll ich deiner Meinung nachtun? Yuri ebenso hinrichten, wie es schon bei Suiko getan habe. Weil DU es willst? Wenn ich jeden schlechten Menschen auf dieser Welt den Kopf abschlage, nur weil dieser intrigiert, ertrinken wir im Blut. Aber scheinbar, ist es das, was du willst, oder? DAS Blut derer, die dir einmal wehgetan haben.«

Er ließ von mir ab und sah mich verächtlich an. »Rache ist eine Gefährliche Droge, Weib«, schnarrte er und sagte dann: »Wenn du sie willst, hole sie dir selbst. Ich werde keinen Kopf mehr für dich abschlagen. Und jetzt« er wandte sich ab. »Schlaf und werde nüchtern. Die Götter wissen, ich bin fertig mit dir.«

Ich sah ihn an, spürte die Angst, als er zu drückte und auch, wenn ich mich freuen sollte, dass er mich liebte, tat ich es nicht. »Ich habe nie gesagt, dass du ihr den verdammten Kopf abschlagen sollst. Mich konntest du ja auch Peitschen lassen. Da war es anscheinend ja in Ordnung. Wenn du mich wirklich liebst, dann hättest du sie genauso auf diese Weise strafen können. Glaubst du wirklich ich finde es schön, dass Menschen sterben?! Ich finde es grauenhaft. Ich hasse es hier! Ich hasse Krieg und ich hasse es, dass Menschen sterben. Aber du kannst sie nicht tun lassen, was sie will.« widersprach ich immer noch wütend, als er sich von mir abwandte.

Mit zusammengebissenen Zähnen starrte ich sein Rücken an, als er nicht mehr reagierte. »Na schön! Dann lass mich ab sofort in Ruhe! Ich gehöre dir nicht mehr!« rief ich, obwohl ich wusste, dass das kein Sinn ergab. Ich drehte mich ebenfalls herum und verließ sein Zelt über die Verbindungstür.

Ich war auch fertig mit ihm. Er soll mich nie wieder anfassen! Er war nicht mehr der Mann, den ich liebte.

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