[31] Satoru


Ich wandte mich ihr ganz zu und Dai seufzte. Mein Blick bohrte ich in Kimiko, aber ich sagte nichts, ließ den Zorn brodeln und nickte.

Im Herumdrehen hob ich die Faust und traf den Kerl direkt auf die Nase. Blut sprudelte, schoss in einer Fontäne aus seinem Gesicht und er fluchte. Drei weitere Schläge später, fluchte er nicht mehr sondern wimmerte.

Ich kniete mich vor ihn, ignorierte den Schmerz in meinem Bein. »Warst du in ihrem Zimmer?«
Kimiko, schrägt hinter mir, zuckte zusammen und starrte mit großen Augen auf das Geschehen.

Der Mann sah sie ebenfalls an und ...
Sein Mundwinkel zuckte. Statt zu antworten, grinste er sie halb schmerzverzerrt halb belustigt an.

Flüssige Glut floss in meinen Adern. Und ich zeigte ihm die Zähne. Dai fluchte, reichte mir aber eine seiner Klingen, die überall an seinem Körper gebunden waren. Er hatte wohl bemerkt, dass ich meine wegen des übereilten Aufbruchs nicht dabei hatte.

Ich ließ die Klinge kreisen und schnitt ihm dieselbe Stelle über dem knie auf, an der er mich verwunden konnte.

»Wer gab dir den Auftrag, die Dame Fujiwara in dieser Nacht aufzusuchen?«
Kalt. Meine Stimme klang so kalt, dass selbst mein General, der solche Befragungen schon kannte, die Stirn runzelte.

»Auf wessen Geheiß hast du das Kind in ihrem Bauch umgebracht?«

»Satoru?«, flüsterte Kimiko fragend, aber es drang kaum zu mir durch. Ich spürte, dass sie mich ansah, als wäre ich ein anderer Mann.
Und Götter, da war ich.

Es macht ihre Angst, aber wenn der Krieg kam, musste sie sich an das Wesen gewöhnen, zu dem ich werden konnte und werden musste.

.... Sie singen Lieder über den Drachen mit den eisblauen Augen, sie singen Lieder über seine Stärke, seinen Mut und seine Mordlust. Sie singen über das rote Schwert, und wie es in den Krallen des Drachen zu einer weißen Flamme erwacht, die das Blut der Feinde lachend trinkt ....

Der Mann sah von ihr zu mir zurück und biss die Zähne fest zusammen. Er atmete stoßweise und leckte sich die Lippen.
»Ich weiß nicht, was ihr meint, eure Hoheit«, betonte er die letzten beiden Worte provokant.

Gut so. Mach weiter, dachte ich und grinste breiter. Ich sah ihn genauer an und als mein Augenmerk auf seinem fehlenden Sehorgan lag, das noch nicht gänzlich verheilt war, bohrte ich meinen Daumen in den Schnitt. Ich spürte, wie Muskeln rissen und ich auf seinen Knochen stieß. So tief steckte mein Finger in seinem Bein.
»Du willst nicht reden? Gut. Aber es ist schon seltsam, dass dir ein Auge fehlt, genau dort, so meine Konkubine den Angreifer mit einer Haarnadel verletzen konnte.« Ich sah über meiner Schulter. »Kimiko, gib mir eine dieser Nadeln.«

Der Mann zischte mehrmals und knurrte vor Schmerzen.

Kimiko trat langsam neben mich und überreichte mir die Nadel, ihr Blick auf den Mann gerichtet.

Er starrte sie nur an. »Wie geht es deinem Unterleib, kleine Hure?«, versuchte, er unter Schmerzen weiter zu provozieren.

»Du ... dreckigere Abschaum«, zischte Kimiko zurück und Tränen sammelten sich ihren Augen.

Seine Worte ....

Dai hinter mir erstarrte.

Ich erstarrte.

Und dann ....

Mein General wusste, was er tun musste, ohne das ich es ihm sagte. Er trat hinter den Kerl, packte seinen Kopf und zwang ihn mit zwei Fingern dazu, sein Auge offen zu halten.
Langsam, sodass er genug Zeit hatte, zu begreifen, was ich tat, hob ich die Haarnadel an. Ich brachte die Haarnadel vor sein intaktes Auge und kam so nah, dass er die Spitze fast in seinem Augapfel spüren musste.

»Wer?« Ich fragte nicht mehr. Jedes weitere Wort wäre unnötig.

Der Mann spannte sich an, atmete laut und lachte. Er war verrückt. Niemand würde in so einer Situation lachen. Dann leckte er sich wieder die Lippen.

»Was glaubt ihr? Ist das nicht offensichtlich«, wieder lachte er, »wer mich beauftragt hat.«
Sein Auge zuckte umher und es sah aus, als würde es der Nadel ausweichen wollen.

Mein Kiefer mahlte, obwohl ich grinste. »Du wirst mitkommen und wenn dir ein gnädiger, schneller tot lieb ist, wirst du gegen die Kaiserin aussagen. Weigerst du dich ...« Ich kratzte mit der Nadel präzise ein wenig über seine Hornhaut. Sein Auge wässerte und tränte. »Wirst du deinem grausamen Tod nicht ins Auge sehen können.«

Der Mann brüllte und versuchte sich aus dem Griff von Dai und von den Fesseln zu befreien. Er fluchte, zischte und brüllte wieder. Dann jedoch sah er mich an. »Ich werde-« er röchelte, »deine kleine Hure umbringen.« Sein Auge huschte zu Kimiko. »Und dann fick ich ihr totes Fleisch.«

Ich hörte, wie Kimiko raus rannte, und war froh darüber, denn diese heiße Masse aus Rage lief über und explodierte wie ein Vulkan.

Die Haarnadel bohrte sich in die noch kaum verheilte Wunde und hielt erst an, als nur noch der kleine Jadestein aus seinem Auge ragte. Der Mann schrie auf, als die alte Wunde aufplatzte und zappelte wie ein verrückter. Dai hielt in eisern fest und meine Klinge legte sich auf seinen Schwanz. Ich drückte auf den Stoff seiner Hose.

»Du wirst diese Hure nicht anfassen und ohne Schwanz schon gar nicht ficken können.« Stoff riss als ich den Dolch darüber strich. Er schrie wieder wütend und unter Schmerzen. Blut quoll aus seinem Auge. »Du wirst sie anklagen und dann, wenn ich gnädig sein werde, lasse ich meine Hunde nicht dein Fleisch fressen, während du noch atmest. Wenn du die Wahrheit sagst, dann stehen deine Chancen gut, dass nicht dein toter Leib geschändet und gefickt wird, bis nur noch Fetzen von dir übrig sind. Hast du das verstanden?« Meine Klinge hob sich und ich schnitt ihm eine klaffende Wunde ins Gesicht. »Für Menschen wie dich gibt es einen besonderen Platz in der Hölle. Der Gott des Todes wird seinen Spaß mit dir haben, du dreckiger Sohn einer Made.«

Tonlos und vor allem kraftlos gab er endlich nach und ergab sich seinem unausweichlichen Schicksal. »Ich ... tue es«, sagte er und verlor dann das bewusstsein.

Ich starrte ihn an und verzog verächtlich das Gesicht. Mich aufrichtend sagte ich: »Sieh zu, dass er nicht stirbt, General. Sobald er so weit stabil ist, dass er nicht verreckt, wenn er auf dem Pferd ist, reisen wir ab.«

Ich wandte mich ab, doch Dai hielt mich noch einmal auf. »Satoru, ich ... Du musst dich beruhigen. Bevor du zu ihr gehts, musst du dich besänftigen.«

Ich blieb stehen. Er kannte mich wirklich gut. Wusste, dass die Wut noch kochte und der Drache noch in mir lauerte. Also nickte ich nur und verließ die Scheune. Ich sah weder die Wachen noch Kimiko an, als ich von dem Lehnsherren wissen wollte, wo er das Garn und die Nadeln aufbewahrte. Langen Schrittes lief ich in die Hütte, entledigte mich meiner Hose und setzte mich auf einen Hocker.

... Ich werde deine kleine Hure umbringen und dann fick ich ihr totes Fleisch ...

Ich fädelte das Garn ein und setzte die Nadel an den tiefen Schnitt in meinem Bein an. Ich wusch das Blut nicht weg und begann die Wunde zu nähen, ohne sie zu säubern. Es tat höllisch weh, doch das war gut. Denn mit jedem Stich verschwand eines seiner Worte und ein Schrei aus meinem Geist. Und so auch das, was den Drachen in mir fütterte, und am Leben hielt.
Stich, schmerz.
Stich, schmerz.
Ich atmete Stoßweise und schloss für einen Moment die Augen.

Die Tür wurde vorsichtig geöffnet und Kimiko trat ein. Sie blieb mitten im Raum stehen und schaute mich an. In ihren Augen spiegelte sich Sorge. Ich sah weg, bekam jedoch mit, dass sie Wasser in einer Schüssel vorbereitete und dann einen Lappen nahm, bevor sie zurückkehrte und sich vor mich kniete. Sie sah mich abwartend an, als traute sie sich nicht, etwas zu sagen.

Ich ließ die Nadel los und legte sie auf meinem Bein ab, obwohl die Wunde noch halb geöffnet war. »Du hast Angst, nicht wahr?«

Sie nickte und flüsterte: »Ja.«
Dennoch nahm sie vorsichtig die Nadel mit dem Garn in die Hand und beugte sich vor. »Darf ich?«

Ihr fragender Blick traf mich und ich legte den Kopf schief. Mein Mundwinkel zuckte. Sie hatte Angst vor dem Mann, den sie eben gesehen hatte und dennoch blieb sie und wollte für mein Wohlergehen sorgen.

Ich nickte, aber mein Lächeln verschwand, als ich erklärte: »So, wie ich eben war, werde ich im Krieg sein. Jeden Tag. Jede Nacht. Jede Minute.« Wir sahen einander an. »Kommst du damit klar?«

Sie sah auf die Nadel, legte die Finger sanft auf mein Knie und fing an die Nadel durch mein Fleisch zu bohren. »Ich ... habe mich erschrocken, als ich dich so sah. Du ... warst wie ein anderer Mann. Ich fragte mich kurz, ob ich dich überhaupt kenne.« Kimiko führte die Nadel noch einige Male durch die Wunde, bevor sie das Garn von der Nadel trennte und mehrere Knoten machte. Danach nahm sie den Lappen in die Hand und tupfte sanft über den Schnitt.

»Natürlich kann ich nachvollziehen, dass du zu deinen Feinden, zu diesem Mann in der Scheune so skrupellos sein musst. Aber ich mag deine liebevolle Seite mehr.« Sie erhob sich, sodass sie auf ihren Knien stand und sah mich intensiv an. Ihre Hand mit dem Lappen auf meinem Knie liegend. »Als zukünftiger Frau des Kaisers muss ich wohl damit klar kommen.«

Ein kleines, aber ehrliches Lächeln spielte um ihre Lippen und sang den Darchen in den Schlaf.
Sofort entspannte ich mich und atmete tief ein und wieder aus. Die Hitze in mir erlosch und zurück blieb nur der Nachhall eben jener Wut, die mich gepackt hatte. Auch an meinen Lippen zupfte ein Grinsen. »Mit seiner Aussage wirst du deine Rache bekommen, kleine Fijiwara. Suiko wird sich nicht rausreden können. Und erst recht nicht, wenn ich den Bastard richtig befragt habe.«

Ich zog sie hoch und setzte sie auf mein unverletztes Knie. »Er weiß mehr«, sagte ich und legte mein Kopf auf ihre Brust. »Und wenn ich alles in Erfahrung gebracht habe ...«
Ich ließ den Satz unvollendet, denn wir beide wussten, wie er enden würde.

Einen winzigen Moment keimte Mitleid für meine Frau auf. Denn mir war klar, dass sie zwar schon immer ein Miststück war, doch so brutal und skrupellos, wurde sie erst, nachdem sich herausgestellt hatte, das sie wohl nie Kinder gebären konnte und die erste Hure in den Palast kam, um den Schoß gefüllt zu bekommen.
Es entschuldigte nichts, das wusste ich sehr wohl, und doch ...
Ich seufzte.

Kimiko strich mir sanft durch das Haar und eine Gänsehaut rieselte meine Wirbelsäule hinab.
»Ich freue mich darauf, diese Frau endlich in die Hölle zu stoßen«, sagte sie, sah dann aber zu mir runter. »Glaubst du denn, er hatte auch mit den Toden von Risa und meiner Vorgängerin zu tun?«

»Er? Nein«, antwortete ich bestimmt. »Dieser Mistkerl hat nur dir leid angetan, da bin ich mir sicher.« Ich biss die Zähne zusammen und legte meine Hand auf die Stelle, wo man ihr das Kind hatte aus dem Leib schneiden müssen. »Die Götter mögen mir Kraft geben, wenn ich ihn in die tiefsten Höllen schicke. Ich werde es genießen.«

Mein Daumen bewegte sich auf und ab. Ich sah zu ihr. Selbst wenn sie auf meinem Schoß saß, waren wir fast auf Augenhöhe. Ich hob den Kopf und küsste sie sanft. »Wie auch immer sie Risa und die Föten beseitigt hat, es war ... eleganter. Mehr ihre Klasse«, stieß ich aus und verzog die Lippen. »Wenn du mich fragst, schätze ich, sie hat Gift benutzt. Aber bevor ich sie dessen Anklagen kann, muss es auch hierfür Beweise oder Zügen geben. Aber-«, erneut küsste ich Kimiko. Ich brauchte den Körperkontakt, um mich nicht wieder in diesem Zorn zu verlieren. »Selbst wenn es diese nicht geben sollte, wird sie, dank dieser Fügung der Götter und der Made im Stall, ihren Kopf zurecht verlieren.«

»Satoru, was wenn wir ihre Taten an Risa und den ganzen Kindern beweisen können?« Sie sah mich mit einem intensiven Blick an. »Mir ist nämlich gerade etwas eingefallen, was ich bereits längst vergessen hatte.« Sie beobachtete meine Reaktion – was hieß, das sie die Falten meiner Stirn betrachtete. »In der Zeit deiner Abwesenheit begann die Kaiserin, kurz nachdem sie erfahren hat, dass Risa ein Kind erwartet, ihr Tee anzubieten. Ich war selbst dabei und ein Schaar an Dienern und Zofen ebenfalls. Ich fand es damals schon merkwürdig. Sie zeigte deutlich, dass sie die Schwangerschaft nicht unterstützt und auf einmal bietet sie ihr Tee an? Der angeblich noch gut für den Fötus wäre?«

Kimiko legte eine Hand auf meine Wange und kam mir näher. Ihre Lippen stoppten vor meinen, bevor sie flüsterte. »Was, wenn die Kaiserin immer ein wenig Gift in den Tee machen ließ, um eine langsame Wirkung zu erzielen?« Vorsichtig berührte sie meine Lippen. »Eine gesunde Frau fängt nicht urplötzlich an zu bluten«, hauchte sie, als sie wieder von mir abließ. Immer noch nahe an meine Lippen, fuhr Kimiko fort: »Ich bin mir sicher, dass ihre Zofen und Diener genau Bescheid wissen. Vielleicht auch nur eine, ihre Treuste. Lass uns sie ebenfalls festnehmen und sie befragen.«

Ich nickte. »Das würde passen.« Geschickt packte ich sie und setzte sie rittlings auf mich. »Ich werde sie selbst befragen. Gleich wenn wir ankommen.« Meine Hände wanderten über ihren Hintern und ich sah ihr in die Augen. Dann lächelte ich. »Ich bin froh, dass dein Kopf bleiben kann, wo er ist.«

Sie legte die Arme um meinen Nacken und schmiegte sich an meinen Körper. »Ich finde, wir beide haben eine Auszeichnung verdient«, schmunzelte sie und küsste meine Wange.

Ich jedoch zog mich etwas zurück. »Genieß deinen Sieg, Kimiko«, sagte ich ernst, doch meine Stirn lag wieder in Falten. »Aber vergiss nicht, dass wir Leben nehmen werden. Das der Kaiserin, des Mannes und das der Zofen, die wussten, was vor sich geht.« Es war nicht so, dass ich es nicht genauso sah, wie sie, nur ... »Sie verdienen den tot. Alle. Doch wenn wir ihn mit einem Lächeln auf den Lippen bringen, macht uns das zu ebenso großen Monstern, wie sie es sind. Lacht man, wenn man den Tod bringt, lacht auch der Tod, wenn er dich holt. Vergiss das nicht.«

»Verzeih mir, mein Geliebter«, entschuldigte sie sich und sah hinunter auf meinen Schoß. »Ich ... habe mich etwas mitreißen lassen. Aber du sprichst weise Worte und ich stimme dir zu. Es sind Menschenleben, auch wenn sie den Tod verdient haben.« Beschämt sah sie mir in die Augen. »Anscheinend muss ich noch viel lernen, um eine gute Kaiserin an deiner Seite zu sein.«

Ich nickte, doch bevor ich etwas sagen konnte, klopfte es an der Tür. Dai streckte den Kopf herein und als er sah, wie wir im Raum saßen, ich ohne Hose und Kimiko auf mir, senkte er den Blick und räusperst sich.
»Wir sind zum Aufbruch bereit, mein Kaiser.«

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