[26] Kimiko
Nachdem ich mich wieder angezogen hatte, führten mich zwei neue Wachen in Satorus Gemächer. Ich war ziemlich froh, aus diesem Gefängnis fliehen zu können, zum einen, weil da zwei tote Wachen lagen und zum anderen, weil ich mich nicht mehr sicher fühlte.
Bevor ich aber Satorus Gemächer betrat, kam meine Zofe Yui zurück, ihre Augen gerötet, versuchte, sie zu lächeln.
Hatte sie etwa geweint?
Sie nahm meinen Arm und half mir beim Laufen, da ich noch recht schwach auf den Beinen war.
»Ich bin froh, dass der Kaiser euch jetzt zu sich holt« sprach sie erleichtert.
Ich sah weiter gerade aus. Ich konnte nicht lächeln oder mich freuen. Zwischen mir und Satoru waren viele ungeklärte Probleme. Ich war mir daher noch nicht sicher, ob das eine gute Idee von ihm war. Doch die Wut und Trauer in seinen Augen, wie ich zugerichtet wurde und dass ich das Kind verloren habe, hinterließen ein warmen Gefühl.
Ich bedeutete ihm noch etwas.
»Ich danke dir, Yui.«
Ich flüsterte diese Worte nur und wir betraten die Gemächer.
Der Heiler hinkte hinter uns her in des Kaisers Gemächer und verneigte sich. »Ich entschuldige mich für die Störung, doch ich müsste euch untersuche, Dame Fujiwara.«
»Natürlich« erwiderte ich leise, sah Yui an, die mir daraufhin half, mich auf das Bett zu legen, dass anscheinend Satoru gehörte. Es gab nun mal keinen Untersuchungstisch, wie im Heiler-Raum. Yui hob den Stoff meines Gewand und befreite mich von der Unterwäsche. Dann kniete sie sich am Rand des Bettes hin. Ich nahm ihre Hand, weil ich mich unwohl fühlte.
Der Heiler versuchte zu lächeln, als er schwerfällig auf die Knie sank und sich erst um die Naht an meinem Unterleib kümmerte.
»Man hat euch so fest in den Bauch geschlagen, dass der Fötus leider verstarb. Da die Schwangerschaft schon so weit fortgeschritten war, musste ich den Embryo entfernen, indem ich euren Bauch Aufschnitt.«
Erklärte er mir, da ich darüber noch nicht informiert wurde. Ich hatte auch nicht danach gefragt, weil ich wusste, dass mich allein die Vorstellung traurig machte.
»Es tut mir leid, dass es so weit kommen musste und dass ich Ihnen nicht helfen konnte. leider hat man mich mit einem gekannten Schlag auf die Schläfe selbst außer Gefecht gesetzt, aber ich wollte euch dennoch mein vollstes Mitleid aussprechen.« Er schenkte mir ein Mitleidigen Blick.
Ich presste meine Beine zusammen, aber blieb liegen. Ich sah zu Decke hoch, Tränen sammelten sich wieder in meinen Augen und rollten leise an den Seiten hinunter. »Ich danke euch dennoch für alles, was ihr getan habt.« er war einer der wenigen, die mich, auch nachdem ich öffentlich von Satoru verurteilt wurde, gut behandelten.
Dann untersuchte er mich weiter und erklärte mir kurz, dass einer neuen Schwangerschaft nichts im Wege stand. Danach rutschte er umständlich um mich herum und sah sich jede einzelne Prellung an. »Verursachen diese Wunden noch starke Schmerzen?«
»Nun, sie tun noch weh, aber ich schätze meine seelischen Schäden sind der Hauptgrund meiner Schmerzen.«
Er sah mich an und nickt. »Ich kann eine Salbe gegen die Schmerzen verschreiben, aber die seelischen .... Nun, ich kann euch nur raten, sich mit Dingen zu umgeben und zu beschäftigen, die euch Freude bereiten.«
Er richtete sich auf und verbeugte sich wieder, bevor er langsam zur Tür wackelte. »Ich werde euch die Salbe bringen und wenn ihr wünscht, werde ich beim Auftragen helfen. Zudem sollte eure Zofe euch vielleicht einen Kamillentee kochen. Er beruhigt die Seele und gibt innere Ruhe.«
Er verließ den Raum.
Ich setzte mich auf, Yui half mir beim Anziehen meiner Unterwäsche und richtete mein Gewand, bevor sie sprach. »Ich werde euch den Kamillentee zubereiten, bitte wartet hier« sie versuchte, wieder zu lächeln.
Ich sah sie nur an und nickte.
Als sie verschwand und mich allein zurückließ, blieb ich auf Satorus Bett sitzen und sah ins Leere.
Denn genauso fühlte ich mich auch.
Leer.
Vorsichtig fuhr ich mir übers Gesicht und wischte die Tränen weg. Ich atmete tief ein und beruhigte mich etwas.
Langsam gingen meine Augen zu demjenigen, der eintrat und ich erblickte Satoru. Er hatte anscheinend gewartet, bis ich ihn bemerkte. Meine Augen wanderten zu dem Tablett mit der Salbe und dem Tee und dann wieder zu seinen blauen Augen.
Er wusste anscheinend nicht ganz, was er sagen sollte, weshalb er mich einfach nur ansah.
Ob der Junge auch blaue Augen gehabt hätte? Oder vielleicht doch meine Augen.
Traurig seufzte ich. »Wo ist meine Zofe?«
Meine Stimme klang erschöpft.
»Draußen«, sagte er nur und machte einen Schritt auf mich zu. Er kniete sich vor mich und stellte das Tablett ab. Er hob seine Hand, nahm die Kanne und füllte sowohl mir als auch sich selbst etwas von dem heißen Gebräu in die Tassen. »Ich kümmere mich um dich.«
Ich beobachtete ihn. »Wieso tust du das, Satoru?«
Er schwieg. Reichte mir die Tasse und sah mir entgegen.
Ich erwiderte seinen Blick und nahm die Tasse entgegen. Der Tee erwärmte meine Hände und ich sah auf das dampfende Wasser.
Wir haben uns 2 ganze Wochen nicht gesehen. Er hatte mich nicht einmal besucht, mir nicht einmal die Chance gegangen, mich zu erklären. Und die Kaiserin hat es wieder geschafft. Ich hasse sie für alles, was sie mir angetan hat. Gleichzeitig bin ich aber auch auf mich selbst sauer, dass ich es überhaupt so weit kommen ließ. Wenn ich nie mit Dai..... dann hätte ich vielleicht mehr Schutz gehabt und das Kind.... Es ist egal. Man kann die Vergangenheit nicht rückgängig machen.
»Es tut mir leid« setzte ich an und sah Satoru nicht an. »Ich habe deine Liebe nicht verdient, auch nicht die von Dai. Ich habe nichts von all dem verdient.«
Als ich mich entschuldigte, sah er mich an. Dann nahm er wortlos die Salbe, öffnete wieder meine Gewänder und begann, sie so vorsichtig wie nur möglich, auf die Wunden zu schmieren. Er rieb sanft über meine Haut und ließ keine grünblaue stelle aus.
Seine Berührungen waren so sanft. Wenn man bedenkt, wie er am Tag meiner Anklage war, war das hier schon viel zu angenehm.
Als er fertig war, lief er zu der Tür, die an seinen privaten Garten grenzte. Er verschränkte die Arme und sah hinaus. »Ich hatte dir gesagt, dass du dich für nichts entschuldigen musst, Kimiko.«
Über seine Schulter blickend, sagte er: »Zumindest nicht für das.«
Ich nippte am Tee und ließ die warme Flüssigkeit meinen Körper erwärmen. Dann sah ich Satoru an. Er war wunderschön. Die leichte Brise, die durch seinen Garten in seine Gemächer wehte, ließ sein Haar tanzen. Sein Blick war traurig und erschöpft. So wie meiner.
»Möchtest du mich wirklich in deiner Nähe haben? Ich möchte dir ungern zu Last fallen.«
Ich wählte diese Worte, weil ich noch nicht einschätzen konnte, ob ich jemals wieder die alte Kimiko werden würde. Ich war zerbrochen, kaputt und brauchte Zeit, sehr viel Zeit.
»Es ist keine Frage des Wollens«, erklärte er mir und sah wieder in den Garten. »Eher eine Frage dessen, was ich bereit bin, noch zu ertragen«, sagt er offen und ehrlich. »Ich hasse, was du und Dai getan habt, und ... Wenn ich dich ansehe, oder Dai, dann kitzelt Zorn unter meiner Haut und verbrennt mich von innen. Aber ... dich nicht zu sehen, bringt mich an die Schwelle eines mir unbekannten Abgrundes. Und wenn ich hinabsehe, ist da nichts. Rein gar nichts, außer Dunkelheit.«
Er wartete einen Moment. »Als deine Zofe heute zu mir kam und mir sagte, was passierte ist ...« Er biss die Zähne zusammen und ballte die Hände seiner verschränkten Arme zu Fäusten. »Ich habe noch nie ein solches Entsetzten verspürt. Es war wie ein Schmerzhieb in den Magen. Trotzt des Verrats. Trotz der Lügen, die ihr mir aufgetischt habt, kam es mir vor, als würde mir die Sorge um dich meine Eingeweide herausreißen.«
Ich nickte verstehen. Natürlich hasste er es. Und trotzdem machte er sich sorgen um mich. Ein sehr kleiner funke Freude flammte in mir auf, denn ich selbstständig wieder löschte. »Ich liebe dich.« sagte ich ehrlich und wartete auf seine Reaktion. Doch bevor er etwas sagen konnte, erklärte ich: »Das wurde mir in den letzten zwei Wochen bewusst. Ich habe mich nicht nur in dich verliebt, ich liebe dich mit meinem ganzen Körper. Ich liebe dich, Satoru. Und das mit meinem Kindheitsfreund Dai...« Ich stellte die Tasse auf das Tablett zurück und erhob mich etwas schwer. »Er war meine große Liebe. Als du das Angebot meines Vaters angenommen hast und mich zu deiner Konkubine gemacht hast, hasste ich dich. Weil ich Dai liebte und ihn heiraten wollte. Doch jetzt ist es anders.«
Satoru verspannte sich, als meine Worte ihn trafen, wie Steinregen. Er wandte sich mir zu. »Du wusstest was ich für dich fühle und hast dennoch mit ihm das Bett geteilt«, sagte er heißer und sah auf mich herab. Er wollte zornig klingen, doch er konnte nicht. »Ich liebe dich auch, kleine Fijiwara. Aber ...«
»Nein, so war das nicht. Ich... Bitte hör zu Satoru, nachdem wir von unserem Ausflug zurückgekehrt waren, wollte ich es mit Dai sofort beenden. Aber...« Ich atmete tief ein und fühlte mich unglaublich schlecht. »Ich hatte immer noch Gefühle für ihn. Wir dachten, wir würden es schaffen wieder zusammenzukommen. Und an dem Tag, als die Kaiserin uns erwischte, hatte ich Dai die Wahrheit gesagt, dass ich mich in dich verliebt habe und das beenden möchte.«
Ich verbeugte mich vor Satoru ergebungsvoll. »Bitte verzeih mir, ich werde alles tun, um es wieder gut zu machen. Nur bitte, gib mir etwas Zeit, ich möchte um unser Kind trauern. Und danach werde ich alles tun und nur noch dir treu ergeben sein.« Ich steckte so viel Gefühl in meine Worte. Ich wünschte mir nichts sehnlicher, als das Satoru mir glaubte.
Und dass er mich auch liebte, diese Worte von ihm ließen mein Herz hüpfen.
Ich spürte seinen Blick auf mir, dann setzte er sich in Bewegung und richtete mich wieder auf. »Ich habe dir längst vergeben, Kimiko«, sagte er auf einmal und schien selbst erst jetzt zu bemerken, dass es wirklich so war. »Ich ... Deine Situation ist schwierig und ich Maße mir nicht an, deine Gefühle zu verstehen. Nur ... Warum waren du und Dai nicht einfach offen zu mir? Wieso musstet ihr all das hinter meinem Rücken tun? Ich-«. Seine Worte stoppten und er biss sich auf die Lippe.
Ich wollte etwas erwidern, doch schloss ich meinen Mund. Er hat mir vergeben, das waren die Worte, die mir am lautesten im Kopf blieben.
»Lass uns darüber sprechen, wenn du genesen bist. Körperlich, wie seelisch. Trauere um das ungeborene Kind und dann lebe mit erhobenem Haupt weiter. Denn das ist es, was ich von meiner zukünftigen Kaiserin erwarte. Stärke. Stolz. Mitgefühl und Gerechtigkeit. Zeig mir das du all das besitzt.«
Meine Augen weiteten sich, als er mich immer noch als Kaiserin haben wollte. Ich wäre fast zusammengebrochen, vor Erleichterung.
Er lehnte sich zu mir, doch als seine Lippen fast meine berührten, wurde die Tür geöffnet.
»Kimiko!«
Ein Grinsen zupfte an seinen Lippen, als Akane hereinstürmte. »Bei den kleinen und großen Göttern!«, stieß der Wirbelwind aus und wollte sich in meine Arme schmeißen. Doch Satoru trat ihr in den Weg und fing sie noch im Sprung auf.
»Vorsicht, kleines Vögelchen. Die Dame ist nicht bei bester Gesundheit«, erklärte er und wuschelte dem Bündel, dass in seinen Armen hing, durch die Haare. »Wenn du ihr weh tust, muss ich dich zum Küchendienst schicken.«
Sie brummte und jammerte dann. Als Satoru sie losließ, warf sie ihm einen bösen Blick zu und ging jedoch diesmal langsam zu mir. Akane warf sich in meine Arme und begann sofort fürchterlich an zu weinen. »W-wer w-war d-d-das? Ich d-dachte, du b-b-bist tot«, heulte sie und schniefte.
Satoru sah sich das an, grinste kopfschüttelnd, holte mir einen meiner luftigen Bademäntel und legte ihn über meine Schultern. Weil Akane mich umklammerte, konnte er ihn nicht zuschnüren, also trat Satoru einen Schritt zurück.
Ich sah Satoru dankend an und zog den Bademantel mit einer Hand vor meinem Körper zu. Dann legte ich die andere Hand sanft auf Akanes Rücken. »Nicht weinen, sonst muss ich auch.« konnte ich nach über zwei Wochen endlich etwas lächeln. Ich ging runter und hockte mich hin, dann nahm ich Akane in den Arm und wir weinten beide. »Ich habe dich vermisst, meine Liebe«
»I-Ich dich auch!«, winselte Akane und schmiegte sich so eng an mich ran. Ich bemerkte Satorus besorgten Blick, als könnte mich Akane mit ihrer Umarmung verletzen. Also griff er die Kleine am Kragen und hob das weinende Wesen hoch, dich vor seinem Gesicht.
»Sag, wer hat dich hergeschickt?«
Sie wischte sich die Augen ab. »Der ... Gener- Nein!«, bremste sie sich. »Das darf ich gar nicht sagen! Hoheitliche Kaiserschaft.«
Satoru lachte leise, weil sie nach all der Zeit hier noch immer die Anreden vermischte, wie sie es wollte. »Der General also.« Sein Lächeln verschwand.
»Nicht böse sein, Kaiser. Er ... sorgt sich und sagte, ich bekomme Kuchen, wenn ich ihm sage, wie es Kimiko geht.«
Ich sah zu den beiden hoch und meine Augen weiteten sich ein Stück. Dai machte sich wirklich immer noch sorgen um mich? Nach allem, was ich ihm gesagt habe.
Doch....... ich wollte nicht, dass er mich sah, nicht so. Mein Griff um den Bademantel wurde angespannter. »Akane, mein Schatz. Richte dem General aus, dass es mir gut geht und sich der Kaiser ab jetzt um mich kümmern wird. Und danach...« begann ich und
Versuchte zu lächeln. »...holst du dir dein Stück Kuchen ab«
Satorus Blick wanderte zu mir und er ließ Akane los. Als die kleine davonsauste und mit den Worten verschwand, sie würde ein extra großes Stück herbringen, atmete er tief ein.
»Ich kann ihn zu dir schicken, wenn du es willst.«
Ich schüttelte den Kopf. »Nein, ich möchte nicht, dass er mich so zugerichtet sieht. Er hat genug für mich getan, ich kann ihn nicht weiter mit meinen Angelegenheiten belasten« erklärte ich. Langsam und schwer stand ich auf.
Er beobachtete mich und nickte. Dann aber eröffnete er: »Du wirst von jetzt an in diesem Zimmer bleiben. Vier meiner eigenen sieben Leute werden sowohl die Vordertür als auch den Garten bewachen. Ich bitte dich, die Räume nicht zu verlassen. Wenn es dir wieder besser geht, dann wirst du nicht mehr von meiner Seite weichen. Aber das bedeutet auch, dass du Dai in spätestens drei Tagen, wenn die ersten Männer und Kinder aus den Provinzen eintreffen, sehen wirst. Er und ich trainieren die Soldaten selbst.« Er sah mich ernst an. »Ich kann ihm verbieten, dich anzusprechen, doch ... er wird sich sicher nicht daranhalten.«
Ich schüttelte wieder den Kopf. »Das ist in Ordnung. Ich werde mich deiner Entscheidung beugen. Damit will ich dir beweisen, dass ich nur noch dir gehören möchte und dir treu ergeben bin.«
Auch wenn ich erleichtert war, dass Satoru mir verziehen und mir gesagt hat, dass er mich liebt. Ich brauchte Zeit. Und die Tatsache, dass der Krieg immer näher rückte, machte mir Angst. Diese jungen Kinder hatten doch keine Ahnung und ich auch nicht. Ich kannte keinen Krieg, wir haben lange in Frieden gelebt.
»Das brauchst du nicht, ich werde selbst damit fertig. Ich weiß, was ich nun will, und Dai wird das verstehen müssen.« Sagte ich entschlossener, als ich mich wirklich fühlte. Dai bedeutete mir immer noch viel, aber Satoru bedeutete mir mehr.
Satoru trat zögerlich auf mich zu. Fragend. »Er liebt dich, Kimiko. Wahrscheinliche mehr als wir uns beide vorstellen können. Und...«, er strich mir eine Strähne aus dem Gesicht. »...wahrscheinlich hat er sogar eine ziemlich gute Erklärung dafür parat, warum er so gehandelt hat. Und ebenso hast du sie sicherlich. Er ist ein guter Mann. Die Götter wissen, wenn ich einer wäre, würde ich dich gehen lassen. Aber ich kann nicht. ich kann noch nicht mal mehr die Urteile aufheben, die ich gesprochen habe«, gestand er und schloss die Augen.
»Wenn ich Suiko nichts nachweisen kann, wird alles so passieren, wie ich es verkündet habe. Und da du nun kein Kind mehr in dir trägst, werde ich sehr bald auch für dich ein neues Urteil erlassen müssen.« Er verzog die Lippen und legte seine Stirn auf meine. »Ihr hättet das nicht tun dürfen.«
Ich sah Satoru verwirrt an. »Aber....stört dich das nicht?«
Schau wohin uns unsere Liebe füreinander hingeführt hat. Wir haben unseren Tod besiegelt.
Ich verstand Satoru nicht, wieso er so über Dai sprach,
Ich rieb mir den Nasenrücken. »Es gefällt mir nicht, doch er war, wie du selbst sagst, deine erste große Liebe. Und für ihn, wirst du es wohl bleiben. Wer wäre ich, wenn ich ihn für seine Gefühle für dich verurteilen, oder gar hassen würde?« Satoru strich mir über die verfärbte Wange. »Ich kann ihn nur zu gut verstehen, Fijiwara.«
Auch, wenn ich es bewundernswert fand, dass er versuchte, Verständnis zu zeigen, brachten mich seine weiteren Worte aus der Fassung. »Ist das dein Ernst?!« fragte ich, ging ein Schritt zurück. »Diese Frau ist ein Monster, schau an, was sie mit mir gemacht hat. Sie tötet deine ungeborenen Kinder wie Vieh. Sie bringt Menschen aus Spaß um.« Ich wurde immer wütender. »Hör auf sie andauernd machen zu lassen, was ihr beliebt. Ist dir klar, dass sie nichts von dir hält? Und dass sie das auch öffentlich preisgibt? Als du zum Beispiel mit Dai die Grenzen abgeritten hast, hat sie offenkundig gesagt, dass du....der Kaiser....unter ihrer Würde bist. Du unter ihrer?! Sie ist diejenige, die als Kaiserin versagt, nicht du« erzählte ich ihm.
Alles machte mich wieder emotional. Ich fing an zu weinen. »Du hast vorhin noch gesagt, dass du mich als deine Kaiserin an deiner Seite wissen möchtest. Und nun sagst du, du könntest die Urteile nicht ändern oder müsstest ein neues Urteil fällen. Und wie willst du überhaupt beweisen, dass die Kaiserin hinter all dem steckt. Ich....« Ich hielt inne, sah ihn auf einmal geschockt an.
Das hatte ich total vergessen »Ich...habe...« Ich blinzelte mehrfach. »Satoru, ich habe den Mann, der mir das angetan hat, mit meiner Haarnadel verletzt.« erzählte ich und zeigte anhand meiner Bewegungen, wie ich mich gewehrt hatte.
»Ich habe die Haarnadel so in sein Auge gerammt«
Mit gerunzelter Stirn legte er den Kopf schief. »Ich sagte dir bereits, dass mir, was sie angeht die Hände gebunden sind. Was denkst du, passiert, wenn ich ohne jeden handfesten Beweis meine Ehefrau hinrichten lasse? Suiko wird nichts zugeben und niemand der bei Verstand ist, wird gegen sie aussagen. Sie ist schlau und hat sicher alle, die etwas sagen könnten, so in der Hand, dass sie es nichts tun werden. Familie, Freunde, eine Liebe. Gegen nichts davon kommen meine Drohungen an, Kimiko. Ich bin der Kaiser, ja, aber ich stehe in den Herzen nicht über den Menschen, die man von ganzem Herzen liebt. Ich KANN nichts tun«, wurde nun auch er lauter. »Oder denkst du, es ist mir egal, was sie euch antut? Was sie Risa angetan hat? MEINEN ungeborenen Kindern? Für was für ein Monster hältst du mich eigentlich?«
Satoru ließ von mir ab und trat ebenfalls einen Schritt zurück. »Und was das Urteil angeht ... Ihr habt gelogen und mich betrogen, Kimiko. Dai und du, ihr habt euch von der Kaiserin selbst erwischen lassen und ein Heiler hat bestätigt, dass er ... Seine Saat war noch in dir«, fauchte er. »Und jeder wusste, dass ich es nicht sein konnte. Denn ich war nicht da! Ich habe schon gegen jedes Prinzip geurteilt. Ich habe dich am Leben gelassen und ihm Aufschub gewehrt. Aber die Lage ist nun eine andere und glaub mir, ich zerbreche mir den Kopf darüber, wie ich das alles so hinbiege, dass dein Kopf nicht abgeschlagen wird. Ich tue, was ich kann.«
Dann kniff er die Augen zusammen. »Wenn das stimmt, und wir denjenigen finden, dann ... hätten ich eine Möglichkeit, Suiko ihrer gerechten Strafe zuzuführen. Aber ... Wie bereits gesagt, sie ist schlau und würde niemanden den ich kenne dafür nutzen. Es wird also keiner aus dem Palast sein.« Er rieb sich den Nacken, senket den Kopf und dachte nach. Dann sah er aus dem Garten. »Ich werde jemanden schicken, der sich umhört. Diese Möglichkeit werde ich, so gering der Erfolg auch sein mag, nicht verstreichen lassen.«
Ich ließ meine Arme sinken und sah angespannt auf den Boden. »Ich... Es...Es tut mir leid« flüsterte ich. Mit zusammengebissenen Zähnen zitterte ich vor Anspannung am ganzen Körper. Ich war so unglaublich sauer. Diese Frau soll ihre gerechte Strafe erhalten. Ich werde ihr das nicht verzeihen. »Ich hasse sie....« schluchzte ich nun. Ich fühlte mich so machtlos. »Und natürlich weiß ich, dass es dir nicht egal ist. Meine...Emotionen sind nur mit mir durchgegangen« erklärte ich leise.
Ich ging paar Schritte zurück und setzte mich auf sein Bett. Ich war erschöpft. »Es stimmt, ich habe kein Recht, etwas anderes zu erwarten. Doch....« Ich vergrub mein Gesicht in meinen Händen. »Ich will das sie leidet. Ich will das sie stirbt. Ich will ihr am liebsten selbst den Kopf abschlagen.« Ich weinte, atmete stoßweise. »Ich hoffe, wir finden denjenigen, der mir das angetan hat.«
Satoru ging auf mich zu und hockte sich vor mich hin. »Der Tag wird kommen, an dem du die Schlange köpfen kannst. Bis dahin, müssen wir irgendwie um die Gesetzte und Beschlüsse herumtänzeln. Selbst ich.« Er forderte meinen Blick und lächelte milde. »Aber lass mich dir sagen, dass ich ein wirklich guter Tänzer bin.«
Ich sah Satoru an. Seine Augen, sie leuchteten regelrecht. Ich rutschte näher an ihn heran und legte dann langsam, fast fragend meine Arme um seinen großen Körper. Ich umarmte ihn und drückte mein Ohr an seine Brust, ich wollte sein Herzschlag hören. »Ich würde gerne mal mit dir tanzen« hauchte ich und hatte mich wieder beruhigt.
»Wenn der Krieg vorbei ist, und mein Volk sicher«, sagte er und zog mich etwas näher an sich. »-dann tanze ich bei deiner Ernennung zur Kaiserin vor dem ganzen Reich mit dir, solange du willst.«
Ich lächelte ganz leicht. Zog gierig sein Duft in meine Nase. »Ich habe dich vermisst. Jeden Tag habe ich mich nach dir gesehnt, die Wochen ohne dich waren schrecklich. Bitte lass mich nie wieder so lange allein«
Meine Stimme war nur ein Flüstern und man hörte deutlich die Gefühle heraus.
»Nie wieder«, versprach Satoru, zog sich dann aber widerwillig zurück. »Du musst erschöpft sein. In dem Tee, war ein leichtes Beruhigungsmittel und ....« Er gähnte und riss die Augen auf. Dann lachte er. »Ich habe auch davon getrunken.«
Ich blinzelte langsam. »Deswegen fühle ich mich die ganze Zeit so müde. Jetzt macht das Sinn« Ich zog mein Bademantel fest um meinen Körper zusammen. Rutschte unter die Decke und nahm seine Hand. »Kannst du nicht mit mir schlafen?« fragte ich mit flehendem Blick. Ich wollte nicht alleine sein.
Satoru sah auf mich herab und gähnte nochmal. Dann schüttelte er jedoch den Kopf. »Ich muss noch Dinge erledigen, aber-« Er lehnte sich vor und gab mir einen Kuss. »Du wohnst jetzt in meinem Gemach und liegst demnach in meinem Bett, also ... werde ich später wieder kommen.«
Ich sah ihn enttäuscht an, aber nickte. »Ich bin hier sicher, oder? Auch, wenn du nun gehst, passiert mir nichts? Niemand unbefugtes wird hier reinkommen, oder?« fragte ich, nachdem er mich geküsst hatte. Ich legte mich derweil schon hin und zog die Decke ganz hoch, so dass nur noch mein Kopf rausschaute.
»Du bist sicher«, wiederholte er. »Auch wenn ich gehe, passiert dir nichts. Niemand außer mir kann rein. Das habe ich meinen Schatten befohlen. Und jetzt schlaf, Fijiwara.«
Er erhob sich, rieb sich das Gesicht und lief zur Tür. »Götterverfluchter Tee«, murmelte er als er erschöpft den Raum verließ.
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