Die Kleider des Yggdrasil'
Das besondere an der Sonne war, dass es niemals Nacht wurde. Egal wann man aus dem Haus ging, immer war es brüllend heiß und niemals war es dunkel. Die Straßen waren immer voll und der Tagesrhythmus wurde anhand der Hitze-Wallungen gemessen. In einem regelmäßigen Abstand von ungefähr 30 Stunden kam eine 8-Stündige Welle der Hitze über die Wüste. In dieser Zeit war die Umgebung so überhitzt, dass der Sand der Wüste anfing zu schmelzen und nur Stunden darauf sich aus der heißen Lava eine poröse Steinschicht bildete, die durch die starke UV- Strahlung in der lebensfeindlichen Umgebung bald wieder zu Sand zerfiel.
Es war ein natürlicher und extremer Kreislauf, der besonders großen Einfluss auf die dort lebenden Völker hatte. Wie sie es schafften dort zu überleben, war Sophie nicht klar, und sie kannte sich damit auch kein bisschen aus. Deshalb hatte sie darum gebeten, dort ein paar Tage zu verbringen, doch es war ihr nicht erlaubt worden, für Elements die nicht aus dem Sandvolk stammten war es unmöglich, dort während des Brandes zu sein.
Sophie war es nur möglich, dort einige Stunden zu verbringen, bis sie wieder los mussten. Es war schade, doch sie sah ein, dass sich dies nicht ändern ließe.
Sie hatte sich das Abendkleid angezogen, welches ihr für den offiziellen Empfang zur Verfügung gestellt wurde. Es war ein cremefarbenes, bis zum Boden reichendes schlichtes Kleid.
Zusätzlich legte sie die feine Kette um, die Shiro ihr geschenkt hatte. Eine goldene Kette mit einer wunderschönen Rose, so wie ihr Partnerzeichen war.
Oder besser gesagt, was ihr Partnerzeichen gewesen ist.
Das Königshaus duldete keine Partnerschaft unter Geschwistern und Sophie verstand auch warum, deshalb wurden ihre Bande gekappt bevor sie losgeschickt wurde.
Es geschah in einem kleinen hölzernen Raum, näher am Kern des Planeten, als die meisten anderen Kammern.
In dem von Wurzeln gebildeten Raum stand ein Stein, oder eher ein Findling, Sophie wusste es nicht.
Shiro und sie mussten hineingehen und ihre Hände durch einen Ring im Stein stecken.
In den Stein waren fremdartige Zeichen gemeißelt und er war alt, auf der Sonne hatte Sophie nie etwas so grobes gesehen, wer auch immer den Stein gemeißelt hatte, es musste vor langer Zeit passiert sein, in Eile und mit nichts weiter als einfachen Werkzeugen.
Die Zeichen waren uralt, in keinem Buch hatte sie je diese Zeichen gesehen, und sie hatte sich mit der gesamten Historie der Sonne befasst.
Was machte so ein alter Stein an diesem Ort?
Es war schmerzhaft, als Shiro und Sophie das Band zerrissen, was ihre Partnerschaft war, ihre Seelen hatten angefangen sich zu umschlingen, doch da ihre Partnerschaft nicht vor allzu langer Zeit geschlossen wurde, konnte die Trennung ohne bleibenden Schaden vollzogen werden.
Sophie war geschwächt und fühlte sich in gewissermaßen taub, sie hatte die Verbindung wie einen weiteren Sinn nutzen können, konnte an einem weit entfernten Ort sein, ohne dort Materie zu bilden.
Shiro war ihr Sender gewesen, ihr Hotspot in dem Sinne. Er hatte ihr erlaubt, das zu sehen und zu fühlen was er tat. Sie durfte hören was er dachte und andersherum war es das gleiche.
Es war wie in eine andere Welt zu tauchen, wundersam und magisch, man nahm alles wie durch einen Schleier wahr und man selbst konnte nicht handeln, nur zusehen und fühlen.
Es wurde behauptet, dass manche Leute in den Körpern ihrer Partner weiterlebten, dass auch wenn der Körper stirbt, manche Seelen so sehr an ihrer Verbindung hängen, dass sie nicht in das Nichts gesaugt wurden, sondern für immer verbannt waren, in Untätigkeit zuzusehen.
Aber wenn sie wirklich irgendwann in Untätigkeit zusehen müsste, wollte sie sehen, wie Shiro lebt, das Leben an sich war doch so spannend, weil man nicht weiß, was kommt oder nach einem kommen wird.
Natürlich hoffte sie, dass es nicht soweit kommen würde...
Mit einem energischen Kopfschütteln holte sie sich aus ihrer Gedankenwelt zurück und trat aus ihrem Zimmer. Sie war noch im Inneren des Yggdrasil's, doch sie hoffte inständig, dass das Dinner außerhalb der schützenden Rinde stattfand.
Kumien trat hinter sie, deutete kurz eine Verbeugung an und erhob seine Stimme "Der Meister ist soweit, er erwartet sie in der Krone, wenn sie mir also folgen würden?"
Zuerst war Sophie verwirrt 'Krone?" fragte sie sich, doch schon bald ging ihr ein Licht auf, als sie aus den endlosen Gängen trat und das Blätterdach zum ersten Mal erblickte.
Überall waren Lichter, und die Umgebung wirkte verwunschen, wo doch das Zwielicht ein wundervolles Spiel erschuf.
Die Blätter des Baumes warfen riesige Schatten auf die Äste, lang und breit schützten sie die Einwohner von den gefährlichen Strahlen der Sonne.
Wie fast alle hier, hatte Kumien eine dunkle Haut, doch Sophie war überrascht, auf dem unerfüllten Marktplatz waren hunderte Leute zu sehen und die verschiedensten Hautfarben waren vertreten. Sie freute sich über solche Vielfalt, die vielen Menschen auf der Erde zu Wider war.
Sie folgte Kumiens dunkler Gestalt die Äste hinauf, eine lange Treppe, wie es schien. Die Treppe war für die Menschen gedacht, ging Sophie bald auf, als sie ein paar Bleche entdeckte.
Man stellte sich darauf und drückte von unten mit seinem Element dagegen, konnte also indirekt fliegen. Es war umständlich und brauchte einiges an Übung, daher musste Sophie sich mit den Treppen zufrieden geben.
"Versucht es, es ist nicht so schwierig wie ihr denkt, außerdem werdet ihr in dem Monat nicht drumherum kommen, es auszuprobieren. Warum nicht jetzt? Ich fange euch schon auf, keine Sorge." Erklärte Kumien und hielt Sophie eine Art Holzstück hin.
"In Ordnung, ich probiere es!" willigte Sophie ein und stellte sich auf das Brett.
"Ihr könnt Wasserbendigen, habe ich gehört. Stellt euch vor, dass ihr auf dem Wasser steht, dass ihr nach oben gedrückt werdet von dem Brett."
Doch Sophie brauchte keine lange Erklärung, sie schloss ihre Augen und konzentrierte sich, etwas in der Art hatte sie früher geübt, hatte Platten und andere Sachen mit ihren Elementen nach oben gedrückt.
"Ihr macht das gut, ich kann mir kaum vorstellen, dass ihr das zum ersten Mal macht!
Naja, darf ich vorstellen: die sichere Methode zu fliegen!" scherzte er und flog langsam voraus, Sophie, mit einiger Unsicherheit, folgte ihm.
Sie schwankte ab und zu, doch es war möglich, sie konnte es, einfach so.
"Wie heißt das?" fragte sie Kumien verzückt über die abenteuerliche Tätigkeit.
Er grinste leicht "Es heißt trevolonieren, aber wir nennen es einfach trevo fliegen. Das ist sogar eine richtige Sportart." erklärte er stolz und legte an Tempo zu.
Mit der Trevo brauchten die Beiden nicht lange nach oben, bis sie an der Spitze des riesigen Astes waren.
Oben hatte der Baum eine schöne Plattform gebildet, über dem Blätterdach, über der Krone des Baumes.
Es war hell hier, nahezu gleißendes Licht ging von der Sonne aus, obwohl der gefährliche Feuerwall hunderte Kilometer entfernt war.
"Eine Kuppel. Ich habe eine Kuppel erschaffen, damit die Sonne einen hier oben nicht verbrennt, es ist so ein schöner Ort hier." Und damit hatte der Wächter recht, das Blattwerk von oben war wunderschön, ein einzelnes Blatt war größer als ein ganzes Haus, nahm mehr Fläche ein als ein Blauwahl an sich.
"Es ist wirklich wunderschön hier!" hauchte Sophie.
Die Blätter des Baumes waren fabelhaft, sie schillerten wie Schilde in den Farben des Herbstes. Nach oben hin wirkten sie etwas trocken und waren kleiner, doch sie hielten in der Hitze tapfer ihre Stellung.
Unten im Baum waren die Blätter in die saftigsten Grüntöne getaucht und schufen damit ein wundervolles Farbenspiel.
"Wirklich Wächter, du hast eine wundervolle Ebene!"
Souuu... pünktlich zum Wochenende ist wieder ein Kapitel fertig :D
Ich muss mich ein bisschen sputen mit dem Schreiben, weil ich euch an Weihnachten auch noch ein paar Kapitel schenken möchte, mal schauen ob es klappt 😅
Was meint ihr zum Yggdrasil? Entspricht er euren Erwartungen?
Was meint ihr zum Trevo fliegen? Würdet ihr das machen?
Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen und ihr lasst mir ein paar Sternchen ⭐ da 💓
LG
Eure Dämmer 💟💖💕
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