24. Dezember
~Türchen 24~
24. Dezember
Die Wochen nach Voldemorts Fall waren wie ein Taumel. Die Welt hatte aufgehört, stillzustehen, doch sie bewegte sich in langsamen, vorsichtigen Schritten. Grimmauld Place 12 war zur Zuflucht für Draco und Hermine geworden. Der einst düstere Ort war jetzt ein vorübergehendes Zuhause, ein sicherer Hafen in einer Welt, die noch immer in Trümmern lag. Es war ein Ort, an dem die Vergangenheit sie nicht so laut verfolgte und an dem ihre Zukunft leise begann. Auch wenn es etwas übereilt gewesen sein mag —in gewisser Weise zusammenzuziehen — fühlte es richtig an. Beide wussten, dass sie nach ihrem gemeinsamen Abenteuer, nie wieder ohne den andern sein wollten. Einsamkeit war etwas, dass sie vermieden.
Draco hatte die letze Woche kaum gesprochen. Die Ereignisse im Manor, der Verlust seiner Mutter, die Schlacht – alles lastete noch immer schwer auf ihm. Hermine hatte versucht, ihn zu ermutigen, doch ihre eigenen Wunden waren zu frisch, um viel Trost spenden zu können. Dennoch arbeiteten sie beide unermüdlich. Und er begann sich auch langsam wieder in den Alltag einzufinden.
~*~
Das Zaubereiministerium war nicht mehr wiederzuerkennen. Wortwörtlich. Das alte Gebäude war in den Kämpfen zerstört worden, aber es war nicht nur das Gebäude, das neu errichtet wurde. Die Institution selbst wurde von Grund auf neu definiert. Alte Traditionen, die Dunkelheit und Korruption ermöglicht hatten, wurden ausgemerzt. Neue Strukturen wurden geschaffen, Gesetze reformiert, und Kingsley Shacklebolt, der nun offiziell das Amt des Ministers für Zauberei innehatte, leitete die Veränderungen mit einer Bestimmtheit, die niemand infrage stellte.
Die Todesser, die im Manor festgesetzt worden waren, hatten keinen weiteren Schaden anrichten können. Jeder einzelne von ihnen wurde vor ein neu formiertes Zauberertribunal gestellt und zur Verantwortung gezogen. Askaban war nicht mehr der kalte, unmenschliche Ort, der er einmal gewesen war. Die Dementoren waren verbannt, die Mauern wurden mit Magie verstärkt, und das Gefängnis wurde nun von Auroren bewacht, die für Gerechtigkeit standen, nicht für Schrecken.
Mit vereinten Kräften wurde auch Hogwarts wieder aufgebaut. Das Schloss hatte stark unter den letzten Kämpfen gelitten, doch die magischen Fundamente, die es trugen, waren unzerstörbar. Lehrer, ehemalige Schüler und Helfer aus der ganzen Zaubererwelt kamen zusammen, um den einst sichersten Ort wieder zu einem Heim für zukünftige Generationen zu machen.
Am 1. September kehrte der Schulbetrieb zurück.
Hermine und Draco standen Hand in Hand auf dem Bahnsteig von Hogsmeade, die Silhouetten des wiederhergestellten Schlosses vor ihnen, das in der Abenddämmerung erstrahlte. Es war nicht mehr wie früher, das wusste Hermine. Es würde nie wieder wie früher sein. Die Narben, die sie alle trugen, waren zu tief, die Verluste zu groß.
Doch sie hatten einander.
Der Zauber war stiller geworden, nachdenklicher. Er hatte an Gewicht zugenommen, auch wenn sein Gesicht immer noch die Schärfe der Trauer trug. Die Schatten unter seinen Augen waren weniger geworden, aber sie waren noch da. Hermine wusste, dass sie nie ganz verschwinden würden.
„Es fühlt sich seltsam an", gab sie leise zu, ihre Finger fest in seinen verschlungen. „Zurückzukehren, als wäre nichts passiert."
Der Malfoy blickte sie aus seinen grauen Augen an, die trotz allem einen Hauch von Wärme trugen, wenn er sie ansah. „Nichts wird jemals wieder wie früher sein, Granger. Aber vielleicht... ist das nicht schlecht."
Sie nickte langsam, auch wenn ihre Kehle sich zuschnürte, als sie an all jene dachte, die diesen Moment nicht erleben konnten. Harry. Ginny. Ron. Ihre Namen waren wie eine ständige Melodie in ihrem Kopf, ein Schmerz, der niemals ganz verschwinden würde.
Ein wenig später stiegen sie zusammen die Stufen zum Schloss hinauf, ihre Schritte schwer und doch voller Entschlossenheit. Die großen Türen öffneten sich wie von selbst und der Anblick der Halle, ließ Hermine den Atem anhalten. Die Schäden waren vollständig repariert, aber die Veränderungen waren offensichtlich. Die Decke funkelte mit Sternen, wie sie es immer getan hatte, doch die Wände waren mit neuen Bannern geschmückt – Banner, die nicht nur die Häuser zeigten, sondern auch die Gesichter all jener, die in der Schlacht gefallen waren.
„Das haben sie gut gemacht", murmelte der Slytherin, seine Stimme kaum mehr als ein Flüstern.
Die Hexe nickte. „Es ist... ein Tribut. An alle, die gekämpft haben. An alle, die nicht mehr hier sind."
Ein plötzlicher Lärm ließ sie aufblicken. Schüler strömten in die Halle, ihre Gesichter eine Mischung aus Neugierde und Unsicherheit. Viele von ihnen waren zurückgekehrt, andere waren neu. Es war ein Neuanfang, für sie alle.
Als sie sich zu ihrem Tisch setzten – nicht Slytherin oder Gryffindor, sondern ein kleiner Tisch am Rand der Halle, den Minerva McGonagall für die Wiederholenden des letzten Schuljahres eingerichtet hatte – spürte Hermine, wie ein Hauch von Frieden in ihr aufstieg.
„Wir haben es tatsächlich geschafft", flüsterte sie, ohne ihn anzusehen.
Er legte seine Hand auf ihre und drückte sie leicht. „Ja das haben wir und wir werden dafür sorgen, dass es auch so bleibt."
Die Narben ihrer Welt waren tief, doch sie begannen zu heilen. Und während die ersten Worte des neuen Schuljahres durch die Halle klangen, wusste Hermine, dass sie einen weiteren Schritt nach vorne gemacht hatten. Sie hatten überlebt. Auch wenn dies einige Opfer mit sich gebracht hatte.
~*~
„Ich verstehe nicht, wieso sie mich für den Posten ausgewählt hat", murmelte Draco und ließ sich tiefer in den samtigen Sessel des Vertrauensschüler-Gemeinschaftsraums sinken. Der Raum war warm erleuchtet, ein Kamin prasselte leise, und draußen heulte der Wind um den Turm. Es war ihr neuer Rückzugsort – der Vertrauensschülerturm, den sie sich seit Beginn des Schuljahres teilten.
Hermine saß ihm gegenüber auf einem gepolsterten Sofa, ein Buch in der Hand, das sie jedoch kurz zur Seite legte, um ihn genauer anzusehen. Seine Stirn war in Falten gelegt, und er wirkte, als ob er wirklich mit der Entscheidung der Schulleiterin haderte.
„Wirklich, Draco? Du bist intelligent, diszipliniert, und trotz allem, was du selbst vielleicht denkst, hast du ein gutes Herz." Ihre Stimme war warm, fast sanft, als sie weitersprach. „Professor McGonagall hat dein Potenzial gesehen, und sie wäre dumm gewesen, dich nicht auszuwählen."
„Oder", sagte Draco mit einem schiefen Grinsen, während er sich etwas vorlehnte, „sie hat es getan, damit wir beide... —ganz allein in diesem Turm— unanständige Dinge tun können."
Hermines Augen weiteten sich, und sie starrte ihn an, völlig sprachlos. „Draco Malfoy!", rief sie schließlich, ihre Stimme eine Mischung aus Empörung und ungläubigem Lachen.
„Was?" Er zuckte unschuldig mit den Schultern, seine grauen Augen funkelten vor schelmischer Freude. „Ich meine, es wäre nicht das erste Mal, dass jemand mich für meine... Vorzüge auswählt."
„Du bist unmöglich!" Sie warf ihm ein Kissen entgegen, doch ihre Wangen waren rosig, und das Lächeln, das sie zu verbergen versuchte, entging ihm nicht.
„Ich bin nur ehrlich, Granger." Malfoy fing das Kissen auf, legte es neben sich und lehnte sich entspannt zurück, während er sie weiterhin ansah. Sein Blick schien tief in ihre Seele zu blicken, und obwohl sie sich über seinen Kommentar ärgern wollte, spürte sie, wie ihr Herz ein wenig schneller schlug.
„Ehrlich?" Sie schüttelte den Kopf, konnte aber nicht verhindern, dass ein leises Lachen aus ihr herausbrach. „Du bist vor allem unverschämt."
„Vielleicht." Seine Stimme war leiser jetzt, ein wenig rauer. „Aber ich habe dich immerhin zum Lachen gebracht."
„Das ist auch das Einzige, was du erreicht hast", erwiderte sie, doch ihre Worte waren ohne Schärfe. Ihr Blick hielt seinen, und für einen Moment verspürte sie dieses elektrische Knistern, das in letzter Zeit immer öfter zwischen ihnen aufflammte.
Ihre Empörung schmolz dahin, und obwohl sie wusste, dass er scherzte, konnte sie nicht verhindern, dass ein Teil von ihr darüber nachdachte, wie es wäre, tatsächlich allein mit ihm in diesem Turm...
„Hör auf, so zu schauen, Malfoy", murmelte sie schließlich, mehr zu sich selbst als zu ihm.
„Wie denn?" Seine Stimme war samtig, und er lächelte wieder, dieses selbstsichere, leicht herausfordernde Lächeln, das sie gleichermaßen frustrieren und faszinieren konnte.
„Als ob... als ob du..." Sie verstummte, denn ihre Worte blieben irgendwo in ihrem Hals stecken. Stattdessen lachte sie wieder, diesmal leiser, und schüttelte nur den Kopf.
Draco grinste zufrieden, und obwohl er nichts weiter sagte, wusste sie, dass er ganz genau wusste, welchen Effekt seine Worte – und sein Blick – auf sie hatten.
„Als ob ich was."
„Als ob du deine Vermutung heute Nacht umsetzen möchtest."
Der Zauberer blickte sie mit einem spöttischen, aber zugleich verführerischen Lächeln an, das seine Augen zum Funkeln brachte. „Oh, ich dachte, du hast schon längst gemerkt, dass ich genau das im Kopf habe." Seine Stimme war ruhig, fast hypnotisch, und der Blick, den er ihr zuwarf, ließ die Luft zwischen ihnen förmlich vibrieren.
Die Brünette fühlte, wie sich ihre Wangen röteten, und obwohl sie es versuchte, konnte sie die plötzliche Wärme, die sich in ihr ausbreitete, nicht verbergen. Sie schluckte schwer und versuchte, ihre Gedanken zu ordnen. „Du bist unmöglich", murmelte sie, ihre Stimme kaum mehr als ein Flüstern.
Draco beugte sich ein Stück näher, die Spannung zwischen ihnen wurde fast greifbar. „Das weiß ich, Granger. Aber du solltest dich langsam daran gewöhnen. Du weißt doch, wie das läuft."
Ein Funken von Verlangen blitzte in Hermines Augen auf, als sie sich ihm widersetzte, dennoch konnte sie sich dem Effekt seiner Worte, seines Blicks nicht entziehen. Sie zog die Luft tief ein und versuchte, ihre Stimme zu stabilisieren. „Ich weiß nicht, was du dir hier einbildest, aber das wirst du nicht bekommen."
Der Slytherin schmunzelte und legte einen Finger an ihre Kinnspitze, hob ihr Gesicht ein wenig an, sodass sie ihm direkt in die Augen blicken musste. „Oh, ich habe keine Illusionen, Granger", flüsterte er leise. „Aber ich weiß, dass du es genauso willst wie ich."
Die Worte trafen sie wie ein Blitz, und sie spürte, wie ihre Wangen noch heißer wurden. Ihre Atmung beschleunigte sich, und für einen Moment schien es, als ob die Welt um sie herum stillstand. Sie versuchte, die Kontrolle zu behalten, doch je länger sie ihm in die Augen sah, desto mehr verlor sie den Widerstand.
„Was, wenn du recht hast?" flüsterte sie, ihre Stimme nun rauer als zuvor.
Draco grinste breiter, ein Siegeslächeln, das seine Absicht eindeutig machte. „Ich weiß, dass ich das habe."
Die Gryffindor verdrehte die Augen, aber sie spürte das unerklärliche Lächeln, das sich in ihr ausbreitete. Es war komisch, wie sie sich plötzlich mit ihm in diesem seltsamen, unvorhersehbaren Tanz wiederfand – und es war gleichzeitig ein wenig peinlich, wie leicht es war, ihm zu gefallen. „Ich sollte dich eigentlich aufhalten, aber irgendwie bin ich mir nicht sicher, ob ich das will."
„Das dachte ich mir", erwiderte er und legte die Hände hinter seinen Kopf, als ob er bereits gewonnen hätte. Doch seine Augen verrieten das Gegenteil: Sie funkelten vor Spaß, als ob er genau wüsste, wie er das, was er wollte, bekommen würde.
Hermine konnte nur noch lachen. Was auch immer das war, es war verrückt, aber auf eine Weise, die sie tatsächlich nicht mehr ganz verstehen konnte.
Und irgendwie fühlte sich das alles so ... befreiend an. Es war erstaunlich, wie leicht die Dinge mit Draco sein konnten, obwohl sie es nie erwartet hätte. Mit ihm schien der Druck, perfekt zu sein, plötzlich nicht mehr zu existieren. Sie musste nicht immer die klügste im Raum sein, nicht immer diejenige, die alles richtig machte.
Malfoy hatte diese mühelose Art, die Schwere des Alltags in Luft aufzulösen, allein durch seine bloße Anwesenheit. Es genügte, ihn neben sich zu haben – seine spitzbübischen Kommentare, sein herausforderndes Lächeln, das manchmal mehr sagte als tausend Worte, oder die Art, wie er mit seinen langen, schlanken Fingern gedankenverloren über die Tischkante strich.
Wenn sie mit ihm war, schien die Welt weniger kompliziert. Seine Mischung aus Necken und Ernsthaftigkeit brachte sie dazu, loszulassen – etwas, das sie selten tat. Es war nicht nur die Unterhaltung, nicht nur die Worte, die sie wechselten, sondern etwas Tieferes. Ein Gefühl, als ob sie einfach sie selbst sein durfte, ohne Angst vor Urteil, ohne den ständigen Druck, immer stark sein zu müssen.
Draco schien zu verstehen, ohne dass sie es aussprechen musste. Und in diesen Momenten, in denen sie sich miteinander verloren – in einem Gespräch, einem Blick oder sogar in einem Schweigen – fühlte sich Hermine, als könnte sie zum ersten Mal seit Langem einfach nur sie sein.
Seine spöttischen Bemerkungen, die sie früher nur genervt hätten, brachten sie jetzt zum Lachen. Die Art, wie er manchmal einfach nur dalag und sie ansah, als würde er jeden Gedanken in ihrem Kopf lesen können, ließ ihr Herz schneller schlagen. Und dann waren da noch die Momente, in denen er nicht spöttisch oder charmant war, sondern einfach ehrlich. Diese Momente waren es, die sie am meisten aus der Fassung brachten.
Wie jetzt, als er sie ansah, sein Blick ruhig, aber intensiv, als ob er jedes Detail ihres Gesichts in sich aufnehmen wollte.
„Was ist?" fragte sie schließlich, ein wenig unsicher unter seiner Aufmerksamkeit.
„Nichts", antwortete er mit einem kleinen Lächeln, das fast zu weich für einen Malfoy wirkte.
„Ich...Granger ich muss dir etwas sagen...Ich weiß es ist vielleicht zu früh...aber." Die plötzliche Ernsthaftigkeit in seiner Stimme, erschreckte sie.
Er fuhr sich mit einer Hand durch die Haare, sein Blick wanderte kurz zur Decke, bevor er sie wieder ansah. „Es ist nur..." Er hielt inne, als ob er die Worte buchstäblich aus sich herauszwingen müsste. „Ich bin nicht gut in so was, okay? Gefühle und... der ganze Scheiß. Aber ich... ich muss das loswerden."
Hermine runzelte leicht die Stirn, während sie ihn beobachtete. So nervös hatte sie Draco noch nie gesehen.
„Hör zu, ich weiß nicht, wie ich das sagen soll, ohne dass es komisch klingt", begann er, seine Stimme etwas tiefer, als ob er damit seine Unsicherheit überspielen wollte. „Aber ich... ich glaube, ich liebe dich."
Hermine fühlte, wie ihre Atmung stockte. Sie wusste, dass Draco solche Worte nicht leichtfertig sagte. Ihre Augen suchten seine, versuchten die Bedeutung dahinter zu verstehen, und sie konnte die Anspannung in seiner Haltung sehen.
„Du musst nichts sagen", fügte er hastig hinzu, bevor sie antworten konnte. Er sah aus, als würde er sich am liebsten zurückziehen, um der Unsicherheit zu entkommen. „Ich wollte es einfach nur gesagt haben. Das ist alles."
Die Brünette spürte, wie sich ihre Kehle zuschnürte. Die Ehrlichkeit in seinen Worten war fast greifbar, und gleichzeitig wusste sie, dass es ihm unglaublich schwer gefallen sein musste, das auszusprechen.
„Und du glaubst nur, dass du mich liebst, Malfoy", zog sie ihn auf.
„Nein, ich weiß es."
Sie starrte ihn an, ihre Gedanken überschlugen sich. Es war nicht so, dass sie keine Gefühle für ihn hatte – Merlin, sie wusste längst, dass sie welche hatte. Aber es aus seinem Mund zu hören, mit all der Unsicherheit, die er so selten zeigte, ließ die Welt um sie herum einen Moment stillstehen.
„Du weißt es also", wiederholte sie schließlich leise, ein kleines, unsicheres Lächeln auf den Lippen. „Das klingt ja ganz schön entschlossen."
Draco lehnte sich zurück, sein Blick wich nicht von ihr. „Ich bin mir bei vielen Dingen nicht sicher, Granger", antwortete er, seine Stimme ruhiger als zuvor. „Aber bei dir... da bin ich mir sicher."
Sie öffnete den Mund, um etwas zu sagen, schloss ihn jedoch wieder. Wie antwortete man auf so etwas? Es war nicht einfach nur eine Frage von Worten. Es ging darum, was das bedeutete – für sie beide, für ihre Vergangenheit, für ihre Zukunft.
Hermine atmete tief durch, bevor sie aufstand und sich zu ihm auf den Sessel setzte. „Weißt du, Malfoy", begann sie langsam, „ich habe immer gedacht, dass du ein arroganter, nerviger, viel zu selbstsicherer Slytherin bist."
„Oh, das klingt ja vielversprechend", murmelte er trocken, aber der leichte Anflug von Nervosität in seinem Blick verriet, dass er auf ihre nächsten Worte wartete.
„Und weißt du was?" Sie hob eine Augenbraue, ein kleines Lächeln umspielte ihre Lippen. „Ich hatte vollkommen recht."
Draco lachte leise, aber es war kein wirklich entspanntes Lachen. „Du bist so charmant wie eh und je, Granger."
„Lass mich ausreden", fuhr sie fort, ihre Stimme weicher. „Ich hatte recht... und gleichzeitig so unrecht. Du bist all das, ja. Aber du bist auch mutig, ehrlich – zumindest manchmal – und überraschend loyal." Sie hielt inne, suchte seinen Blick. „Du bist kompliziert, und das ist gut so. Es macht dich... echt."
Für einen Moment schien er nicht zu wissen, was er darauf antworten sollte. Er sah sie einfach nur an, als würde er versuchen, jedes Wort zu verarbeiten.
„Ich weiß nicht, ob ich das verdient habe", sagte er schließlich, leise und ungewohnt ernst. „Nach allem, was ich getan habe. Was ich war."
Hermine griff nach seiner Hand und hielt sie fest. „Draco, niemand ist nur das, was er war. Es zählt, wer du jetzt bist. Und... ich mag den, der du jetzt bist."
Er sah sie an, und zum ersten Mal seit sie ihn kannte, wirkte er vollkommen sprachlos. Seine Finger schlossen sich fest um ihre, und für einen Moment saßen sie einfach nur da, stumm, während der Raum um sie herum still wurde.
„Das ist alles, was ich hören musste", murmelte er schließlich, ein kleines, echtes Lächeln auf seinen Lippen.
Die Hexe lächelte zurück, und in diesem Moment wusste sie, dass sie keine Antwort mehr brauchte. Sie waren beide nicht perfekt, nicht einmal annähernd, aber vielleicht war das genau der Grund, warum sie funktionierten.
„Wirklich? Ich wollte dich nämlich wissen lassen, dass ich dich auch liebe, du Idiot...Aber wenn du...".
„Warte was...?"
„Überrascht dich das jetzt wirklich", fragte sie lachend.
Der Malfoy blinzelte sie an, als hätte sie gerade einen Zauber ausgesprochen, den er nicht verstand. „Du... was?" fragte er, und die leise Unsicherheit in seiner Stimme ließ sie schmunzeln.
Sie schüttelte den Kopf und lachte leise, doch ihre Stimme trug auch etwas Sanftes in sich. „Draco, du bist wirklich ein Idiot, wenn du glaubst, dass das alles nur von dir kommt."
Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, schloss ihn dann wieder, als könnten keine Worte ausdrücken, was in seinem Kopf vorging. Stattdessen sah er sie einfach nur an, als müsste er sicherstellen, dass er sie richtig verstanden hatte.
„Hermine..." Seine Stimme brach fast, und er fuhr sich mit einer Hand durch die Haare. „Ich weiß nicht, ob ich... ob ich das verdient habe."
„Ach, Malfoy", antwortete sie und schüttelte leicht den Kopf. „Seit wann entscheidest du denn, was du verdienst?" Sie rückte näher zu ihm und nahm sein Gesicht in ihre Hände, zwang ihn, sie anzusehen. „Ich liebe dich. Mit all deinen Fehlern. Mit allem, was du hinter dir hast. Weil du versucht hast, besser zu sein. Weil du besser bist."
Seine Augen suchten die ihren, als wollte er herausfinden, ob sie das wirklich meinte. Als ob er immer noch daran zweifelte, dass jemand ihn einfach so lieben konnte – ohne Bedingungen, ohne dass er sich beweisen musste.
„Du bist..." Er verstummte und schüttelte leicht den Kopf. „Ich weiß nicht, wie ich das verdient habe", wiederholte er, diesmal fast flüsternd.
„Es geht nicht darum, etwas zu verdienen", entgegnete sie leise. „Liebe ist kein Geschäft, Draco. Es ist einfach da. Und du bist da. Das reicht."
Der Slytherin lachte leise, ein trockenes, fast ungläubiges Lachen. „Du bist viel zu klug für mich, Granger. Und viel zu gut."
„Ach, hör auf." Sie ließ ihre Hände sinken, aber sie blieb nah bei ihm, ihre Knie fast aneinander. „Ich bin nicht perfekt, und ich erwarte auch nicht, dass du es bist. Wir sind einfach...wir."
Er sah sie an, als müsse er diese Worte erst begreifen, bevor er sie akzeptieren konnte. Dann, langsam, hob er seine Hand und ließ sie in ihr Haar gleiten. Sein Blick war weicher geworden, fast zärtlich, und sein Lächeln – ein echtes, warmes Lächeln – ließ Hermines Herz schneller schlagen.
„Du weißt schon, dass du auch schrecklich anstrengend bist, oder?" fragte er schließlich, sein Tonfall wieder etwas spöttischer, obwohl seine Augen immer noch voller Wärme waren.
„Und du bist ein arroganter Mistkerl", erwiderte sie grinsend.
„Perfekte Kombination, meinst du nicht?" Seine Stimme war leise, fast ein Flüstern, als er sich zu ihr beugte.
Sie lachte, aber bevor sie etwas erwidern konnte, küsste er sie. Es war kein stürmischer Kuss, sondern ein sanfter, fast vorsichtiger. Und doch trug er all die Emotionen in sich, die sie beide so lange zurückgehalten hatten.
Als sie sich schließlich voneinander lösten, lehnte sie ihre Stirn gegen seine. „Du bist wirklich ein Idiot, weißt du das?" flüsterte sie, ein Lächeln auf den Lippen.
„Aber jetzt bist du mein Idiot", fügte sie hinzu, und er lachte, leise und ehrlich.
~*~
Die Stille im Raum war angenehm, nur das leise Knistern des Feuers durchbrach die Ruhe. Hermine lehnte sich gegen Draco, seine Arme lagen schwer und schützend um sie, als würde er allein durch die Berührung alles Ungewisse aus der Welt schaffen wollen. Sie spürte die langsamen, gleichmäßigen Schläge seines Herzens und fragte sich, wie sie hier gelandet waren – wie sie beide sich inmitten von all dem Chaos, das ihr Leben geprägt hatte, finden konnten.
Die Zukunft war ein unbeschriebenes Blatt, voll von Herausforderungen und Fragen, die sie nicht beantworten konnten. Sie wusste, dass ihre Vergangenheit nie vollständig hinter ihnen liegen würde. Seine Narben, ihre Zweifel, die unzähligen Entscheidungen, die sie beide an diesen Punkt geführt hatten – all das würde immer ein Teil von ihnen sein. Aber es war nicht mehr alles, was sie definierte.
Draco war keine einfache Person, und sie wusste, dass er das auch nie sein würde. Er trug den Schatten seiner Familie, die Schuld der Entscheidungen, die er nicht alleine getroffen hatte, und die Unsicherheit darüber, ob er ein besserer Mensch sein konnte, als er sich selbst zutraute. Und doch war er auch jemand, der sie zum Lachen brachte, der Ehrlichkeit fand, wo früher nur Spott war, und der, wie sie jetzt wusste, die Fähigkeit hatte, bedingungslos zu lieben.
Und sie? Sie war nicht nur die Hermine Granger, die immer die Antwort wusste, immer die Kontrolle behielt. Er ließ sie loslassen, erinnerte sie daran, dass nicht alles im Leben planbar war. Und das war beängstigend und schön zugleich.
Es gab keine Garantien. Sie wussten beide, dass das, was sie hatten, nicht einfach sein würde. Aber es musste nicht perfekt sein, um wertvoll zu sein. Sie hatten keine klaren Antworten, keinen Plan, wie sie die Dinge außerhalb dieser Mauern navigieren sollten. Es gab nur diesen Moment – den Beginn von etwas, das sie beide noch nicht vollständig begreifen konnten, aber das sich richtig anfühlte.
Hermine lehnte sich näher an ihn, ihr Kopf ruhte auf seiner Schulter, und ein Lächeln umspielte ihre Lippen. „Ich bin froh, dass du mich nicht umgebracht hast, Malfoy."
Der Zauberer blinzelte, bevor seine Augenbrauen in einer Mischung aus Bestürzung und Witz nach oben schnellten. „Granger, Ich auch, verdammt, so froh!"
Ihre Zukunft mochte zwar noch unsicher sein, aber hier, in der Wärme des Feuers, war die Gegenwart genug.
~The End~
Anm. der Autorin
Liebe Leserinnen und Leser,
mit diesem letzten Kapitel endet diese Geschichte, und ich möchte euch von Herzen danken, dass ihr diese Reise mit mir angetreten habt. Es war eine ganz besondere Erfahrung, diesen Adventskalender zu schreiben – etwas anderes, etwas dunkler, und doch mit einem Funken Hoffnung und Liebe, der diese Figuren so lebendig macht.
Ich habe es unglaublich genossen, Draco und Hermine in dieser ungewöhnlichen Dynamik zu erkunden, ihnen eine Geschichte zu geben, die vielleicht nicht perfekt ist, aber dafür umso realer. Die Entwicklung ihrer Beziehung, die Höhen und Tiefen und der Weg, den sie zusammen gefunden haben, war für mich eine Herzensangelegenheit, und ich hoffe, es hat euch genauso berührt, wie es mich berührt hat, sie zu schreiben.
Eure Kommentare, eure Gedanken und all die kleinen Momente, in denen ihr eure Liebe für die Geschichte gezeigt habt – sie haben mich motiviert und inspiriert. Dafür danke ich euch von ganzem Herzen. Jeder Read, jedes Sternchen und jede Nachricht hat mich unglaublich gefreut. Ihr seid es, die diese Geschichte lebendig gemacht haben. :D
Ich wünsche euch allen frohe Weihnachten, entspannte Feiertage und einen guten Start ins neue Jahr. Nehmt ein wenig von der Magie der Geschichte mit in euren Alltag – oder zumindest die Erinnerung an ein paar spannende Lesestunden.
Alles Gute
MsDram1one934
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