2. Dezember


~Türchen 2~
2. Dezember

Die Kälte des Raumes hatte sich in Draco festgesetzt, wie eine unsichtbare Decke aus Eis. Doch es war nicht nur die Kälte der Mauern, der Stein oder der Luft, die ihm zu schaffen machte. Es war die lahmende Stille, die ihn quälte, die Stille, die selbst das Flüstern der Schatten zu verschlingen schien.

Er stand vor dem Spiegel, der in der Ecke des Raumes hing. Der Rahmen war alt, das Glas staubig, aber es spiegelte die Realität in einem grausamen Licht wider.
Der Mann, den Draco da sah, war kaum noch der, der er einst gewesen war. Ein Fremder, gefangen in einem Auftrag, der großer war als er selbst, der mehr von ihm verlangte, als er bereit war zu geben.

Die Worte des Dunklen Lords hallten in seinem Kopf nach. „Bringe mir ihren Körper."
Er schloss die Augen, doch das Bild brannte sich in seine Gedanken - der Befehl, die Verantwortung, das unvermeidliche Ende.

„Und wenn du scheiterst, Draco..."

Er biss sich auf die Lippen, um das drohende Echo der Worte zu unterdrücken. Der Dunkle Lord würde keine Gnade zeigen. Und doch konnte er nicht anders, als an das Bild von Hermine Granger zu denken, wie sie in ihrer klugen, entschlossenen Weise gegen ihn kämpfen würde. Und dann würde er sie töten müssen. Kaltblütig. Bis sie um Gnade bettelte.

Es war eine erschreckende Vorstellung - er wusste nicht, wo er suchen sollte, er wusste nicht einmal, wie er sie finden konnte. Sie war nicht wie ihre nutzlosen Freunde, dachte er bei sich. Sie würde nicht aufgeben, wenn es auch das kleinste bisschen Hoffnung gab.
Draco fuhr mit einer Hand durch seine Haare und starrte weiter in den alten Spiegel.

In seinem Inneren brodelte ein gewisses Gefühl von Angst und Widerstand. Doch auch das wurde von einer anderen, größeren Angst übertönt: der Angst vor dem, was er
tun musste.

Das Gesicht, das ihm entgegenblickte, war leer. Blass, eingefallen, die Schatten unter den Augen wie tiefe Gräben. Kein Glanz mehr im Haar, kein Stolz in der Haltung. Nur ein Schatten, der von einem Raum zum nächsten schlich, von einem Befehl zum nächsten taumelte.

Er würde sie töten.

Die Worte des Dunklen Lords hallten immer kontinuierlich in seinem Kopf wider, drängten sich in jede noch so kleine Lücke seines Verstandes. Sie hatten nichts Großes an sich gehabt, nichts Lautes, und dennoch waren sie wie ein Dolch in seinem Rücken – ein Dolch, den er selbst nicht entfernen konnte.

Er starrte in die kalten, farblosen Augen im Spiegel. Das ist nicht wer er war. Doch der Gedanke war schwach, kaum mehr als ein Flüstern. Natürlich war er das. Er war Draco Malfoy, Sohn eines gescheiterten Vaters und einer Mutter, der einige Mensch, der sich je wirklich für ihn interessiert hatte. Und jetzt war er nichts – ein Diener, der von einem Schatten in den nächsten geschickt wurde.

Sein Blick wanderte von seinem Spiegelbild zu seinen Händen. Sie waren ruhig, fast überraschend ruhig, obwohl sein Inneres tobte. Die Hände, die jemanden töten sollten. Sie sahen nicht danach aus. Sie hatten nie für etwas Gewaltvolles gearbeitet, nie einen Zauberstab geführt, der ein Leben nahm. Es war etwas, das andere für ihn getan hatten –Sein Vater, Bellatrix, selbst Severus. Draco war immer nur der Beobachter gewesen.

Doch jetzt gab es keine Anderen mehr.

Er drückte die Finger gegen das Glas, hinterließ Schlieren, wo der Staub sich löste. Du wirst sie töten.

Aber wie? Granger war kein leichtes Ziel.
Er wusste, dass sie nicht dumm war. Hermine Granger hatte sich immer gut versteckt, war immer klüger gewesen als er gedacht hatte, und jetzt - jetzt war sie ein Phantom, das er finden musste. Ein Schatten in einer Welt voller Dunkelheit. Aber wo würde er beginnen?

„Wo ist sie?" murmelte er leise vor sich hin. Es war nicht einfach, sie zu finden. Der Dunkle Lord hatte nichts gesagt, er hatte ihm nur den Befehl gegeben - ein einfacher Auftrag. Doch für Draco war dieser Auftrag alles andere als einfach. Wo konnte er anfangen zu suchen? Welche Spuren hatte sie hinterlassen? Und wenn er sie fand, was dann?

Er wusste, dass sie nicht einfach in einer abgelegenen Ecke auf ihn warten würde. Hermine Granger war zu klug, zu gut in dem, was sie tat. Sie hatte sich immer gut versteckt, immer gut vorbereitet, immer einen Plan. Und er wusste, dass sie sich nicht einfach fangen lassen würde.
„Verdammt", flüsterte er, als er sich umdrehte und sich wieder auf den Weg machte, die Gänge des Malfoy-Anwesens entlang. In den Schatten einer Welt, die der Dunkle Lord immer mehr zu seiner geformt hatte, war nichts gewiss, nichts war sicher. Wenn er Glück hatte, würde er sie finden.

Aber was, wenn er sie nicht fand?

tbc..

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