19. Dezember
~Türchen 19~
19. Dezember
Draco stand auf und blickte sich im Raum um, während er nachdachte. „Wir könnten durch den Flügel streifen, in dem wir jetzt sind", schlug er vor und deutete auf die Tür hinter ihm. „Es ist abgelegen, niemand würde uns dort erwarten."
Hermine folgte seinem Blick und nickte langsam. „Und was dann?"
Draco seufzte leise und setzte sich wieder auf das Bett, seine Hände in den Schoß gefaltet. „Die meisten Todesser halten sind entweder im Hauptsaal auf – Voldemort bevorzugt ihn als Thronsaal – oder sie sind woanders, um Bericht zu erstatten. Wir könnten die Küche nehmen, die führt direkt zu dieser Treppe, die uns durch einen kleineren Flur in den Hauptflur bringt. Von dort aus könnten wir direkt ins Herz des Hauses gelangen, wo sich auch die Schlage aufhalten wird. Im Thronsaal."
Hermine dachte kurz darüber nach. „Das klingt riskant, aber auch machbar. Was machen wir wenn wir da sind, Voldemort wird wohl kaum ungeschützt auf uns warten."
„Und deine Mutter?", fragte Hermine leise, ihre Stimme angespannt. „Was ist mit ihr?"
Draco schwieg einen Moment, dann sagte er entschlossen: „Ich hoffe, dass sie uns folgt, wenn wir gehen. Ich werde kämpfen so viel steht fest. Ich werde sie hinhalten müssen, solange, bitte ich euch zu fliehen. Vergiss nicht Granger, ohne dich umzudrehen. Ihr könnt über die Küche fliegen, den Hinterausgang nutzen Wenn wir Glück haben, kann ich noch entkommen."
„Nein Malfoy, verdammt. Du wirst sie nicht alleine hinhalten. Das hatten wir doch schon. Ich werde mit dir kämpfen, wenn deine Mutter in Sicherheit ist."
„Verdammte Gryffindor. Ich habe nicht vor dich heute zu beerdigen, wenn du draufgehen solltest."
Hermine ließ seinen Blick ruhig erwidern, spürte die Wut und Angst, die hinter seinen Worten lagen. „Ich werde nicht gehen, wenn du hier bleibst. Das ist keine Diskussion, Draco. Wenn du kämpfst, kämpfe ich mit dir. Außerdem hat er mir auch geliebte Menschen genommen."
Sie versuchte nicht an Rons Leiche zu denken. Oder Harrys letzen Blick, den er ihr zugeworfen hatte, bevor er in diesen Wald gegangen war.
„So sturr. Aber von mir aus, Granger. Solange du nichts auf eigene Faust versuchen möchtest."
Sie schüttelte stumm den Kopf.
„Außerdem haben wir einen Vorteil, sie wissen nicht, dass wir kommen. Sie denken, dass du mich suchst und wenn du mich gefunden hast, ins Manor bringen wirst. Was wäre, wenn wir sie glauben lassen, dass ich bereits tot wäre. Du bringst mich zu ihnen, tust noch immer so, als stündest du auf ihrer Seite...Es ist der perfekte Plan."
Draco starrte sie an, als hätte sie den Verstand verloren. Seine Augen funkelten vor unterdrückter Wut, aber auch vor Besorgnis. „Das ist es nicht. Ich werde dich nicht persönlich in Voldemorts Schlingen tragen. Bist du wahnsinnig, Granger?"
Hermine hob trotzig das Kinn. „Hör doch zu, Malfoy. Es ist unsere einzige Chance, nah genug an ihn heranzukommen, ohne dass er Verdacht schöpft. Wenn sie denken, dass du mich überwältigt hast, lassen sie dich vielleicht sogar näher an ihn heran. Oder ich kann näher an die Schlange. Das gibt uns Zeit – und eine Gelegenheit."
„Eine Gelegenheit wofür?" Seine Stimme war kalt, seine Augen suchten ihre. „Dich umbringen zu lassen? Sie werden es uns nicht abkaufen. Glaubst du wirklich, Voldemort würde das nicht überprüfen. Du wärst tot, bevor wir auch nur einen Zauber sprechen könnten."
„Nicht, wenn wir es richtig machen", widersprach Hermine scharf. „Wir täuschen sie, gewinnen Zeit, und dann—"
„Nein." Draco schnitt ihr das Wort ab. Seine Stimme war tief und gefährlich leise. „Du hast keine Ahnung, wovon du redest. Sie zu täuschen ist nicht einfach. Und wenn du einen Fehler machst—" Er brach ab, seine Hände ballten sich zu Fäusten. „Ich habe genug Menschen sterben sehen. Dich werde ich nicht dazu zählen."
Die Hexe trat einen Schritt näher, ihr Blick unerschütterlich. „Und ich habe genug Leben verloren, Draco. Ich habe nicht vor, das hier zu verlieren, nicht dich und nicht mich. Wenn du einen besseren Plan hast, dann sag ihn. Aber ich werde nicht nur herumsitzen und darauf warten, dass wir entdeckt werden."
„Granger..." Er presste die Lippen zusammen, als kämpfte er mit sich selbst. „Es ist ein Wahnsinnsplan. Und ich hasse ihn. Wir sollten uns an meinen halten, langsam annähern, und den günstigen Zeitpunkt abwarten."
„Das tun wir seit Tagen. Immer warten wir, Malfoy. Merlin wann verstehst du es: Es gibt keinen guten Zeitpunkt. Hat es nie gegeben und wird es nie geben. Wenn wir jetzt nicht handeln sind wir beide tot, bevor du Quidditch sagen kannst."
Malfoy starrte sie an, seine Augen schmal und voller angespannter Wut. „Und dein Plan soll uns retten? Ein Himmelfahrtskommando, Granger. Ich dachte immer, Gryffindors wären todesmutig, aber das hier ist kein Mut – das ist Wahnsinn."
„Dann nenn es, wie du willst", erwiderte sie hitzig. „Wahnsinn, Mut – am Ende ist es unser einziger Ausweg. Du sagst selbst, dass wir nicht mehr viel Zeit haben. Was willst du also tun? Noch drei Tage warten, bis sie uns hier finden? Sie werden dich foltern und mich töten, und deine Mutter gleich mit."
Draco zuckte zusammen, und ein Schatten glitt über sein Gesicht. Sie wusste, dass ihre Worte ihn trafen, aber sie hatte keine Zeit für Beschwichtigungen. Die Wahrheit war hässlich und schwer, aber sie musste ausgesprochen werden. „Wir müssen jetzt handeln, Draco. Gemeinsam."
Er fuhr sich mit einer Hand durch die blonden Haare, ein Zeichen seiner wachsenden Verzweiflung. „Du machst es mir nicht leicht, Granger." Seine Stimme klang müde, seine Schultern sackten ein wenig herab. „Und was, wenn ich scheitere? Wenn ich es nicht schaffe, dich zu beschützen?"
„Dann scheitern wir zusammen", antwortete sie leise, aber mit unerschütterlicher
Entschlossenheit. „Ich weiß, was ich tue. Ich vertraue dir, Draco. Vertrau mir genauso."
Er sah sie an, und für einen langen Moment sagte keiner von ihnen etwas. Nur der Wind draußen an den Fenstern und das leise Ticken einer alten Uhr im Flur, unterbrach die Stille. Schließlich nickte er langsam, fast widerwillig.
„Wenn du das ernst meinst, Granger, dann machen wir es zu deinem Plan. Aber wenn irgendetwas schiefgeht, werden wir improvisieren. Verstanden? Du bleibst an meiner Seite, egal, was passiert. Keine Heldentaten, kein Weglaufen."
„Keine Heldentaten", wiederholte sie mit einem schwachen Lächeln, das nicht ganz ihre Besorgnis verbarg.
Malfoy seufzte tief und stand auf. „Na schön. Dann lass uns das verdammte Spiel beginnen."
Draco erhob sich, griff nach seinem Zauberstab und warf einen letzten Blick auf die verstreuten Möbel im Raum. „Bereit?"
„Nein, ganz und gar nicht, ehrlich gesagt."
~*~
Sie schlüpften einen Moment später durch die Tür, ihre Schritte gedämpft in der Dunkelheit des alten Hauses. Draco führte den Weg, bis sie an eine steile Treppe in der Küche ankamen. Er warf einen kurzen Blick nach oben, prüfte, ob alles frei war, dann nickte er Hermine zu. „Hinter mir. Schnell und leise."
Hermine nickte stumm und folgte ihm dicht auf den Fersen. Sie fühlte die Spannung in der Luft, die Gefahr, die in jedem Schritt lauerte. Der Plan war riskant, aber sie hatten keine Wahl. Es ging um ihre Freiheit und darum, Draco's Mutter in Sicherheit zu bringen.
Draco warf ihr einen Blick zu, der entschlossen und besorgt zugleich war.
Gemeinsam gingen sie die Treppe hinauf, jedes Geräusch blendend laut in der Stille des alten Hauses.
Die Luft schien schwer und stickig, als sie die Treppe hinaufgingen. Jeder Schritt schien ein Echo in ihrem Kopf zu hinterlassen, und Hermines Herz pochte unaufhörlich in ihrer Brust. Draco ging vor ihr, sein Zauberstab in der Hand, jede Bewegung kontrolliert und wachsam. Sein Rücken wirkte angespannt, als trage er die Last der gesamten Welt auf seinen Schultern.
Als sie den oberen Flur erreichten, hielt Draco abrupt an und hob die Hand, um Hermine zum Stillstand zu bringen. Die Dunkelheit um sie herum war undurchdringlich, nur ein schwacher Lichtschein fiel durch ein kleines Fenster am Ende des Flurs. Er drehte sich zu ihr um, sein Gesicht im Halbschatten.
„Hier entlang", flüsterte er, seine Stimme kaum mehr als ein Hauch. Er deutete auf eine schmale Tür am Ende des Ganges. „Das ist der Nebenflur, der direkt zur Haupttreppe führt. Wir müssen dort durch, bevor jemand Verdacht schöpft."
Hermine nickte stumm, ihr Griff um ihren Zauberstab fester als zuvor. Sie folgte ihm durch die Tür, ihre Augen ständig wachsam. Der Flur war eng, und die Schatten schienen sich in der Dunkelheit zu bewegen. Es fühlte sich an, als ob die Wände sie beobachteten, als ob jede Bewegung sie verraten könnte.
Plötzlich blieb Draco stehen und drehte sich leicht zu ihr um, seine Stimme kaum hörbar. „Hier wird es kritisch. Wenn wir in den Hauptflur treten, könnten wir gesehen werden. Halte dich dicht hinter mir. Kein Zaubern, es sei denn, es ist absolut notwendig."
Die Brünette nickte erneut und zwang sich, ruhig zu atmen. Sie konnte die Spannung in Dracos Stimme hören, die ungesagten Worte, die zwischen ihnen schwebten: Wenn wir scheitern, war das hier das Ende.
Er öffnete die nächste Tür langsam, und der Hauptflur kam in Sicht. Das Geräusch von Stimmen und das entfernte Klirren von Glas wehten ihnen entgegen. Der Flur war heller beleuchtet, und Hermine konnte am anderen Ende die massive Doppeltür sehen, die zum Thronsaal führte. Es war, als ob die Dunkelheit plötzlich von der Realität verschluckt wurde – eine Realität, die sie unweigerlich verschlingen könnte.
Draco blickte kurz über seine Schulter zu ihr, seine grauen Augen hart und entschlossen. „Jetzt oder nie", flüsterte er.
Hermine holte tief Luft und nickte, ihre Hand um ihren Zauberstab fest umklammert. Sie waren so nah dran – und doch so weit entfernt von Sicherheit.
~*~
Draco bückte sich, sein Gesicht eine Maske aus Härte und Anspannung, während er Hermine nun behutsam hochhob. Sie ließ es geschehen, feilte währenddessen an ihren Schauspielkünsten. Ihre schlaffe Haltung in seinen Armen wirkte erschreckend überzeugend, und der Gedanke daran ließ ihn kurz die Zähne zusammenbeißen. Ihr Kopf fiel zur Seite, als hätte sie jegliches Leben verloren, und ihre Arme baumelten reglos herab. Sie war erschreckend glaubwürdig.
Merlin, er war beeindruckt.
Die Stille um sie herum war beklemmend, nur unterbrochen vom leisen Knarren der Holzdielen unter Dracos Schritten. Sein Blick war starr nach vorne gerichtet, sein Atem flach und kontrolliert. Jeder Muskel in seinem Körper war angespannt, und seine Finger umklammerten Hermines Körper, als würde er sie gegen die Welt verteidigen wollen – selbst in diesem Schauspiel.
Der Hauptflur erstreckte sich vor ihnen wie ein Korridor in die Hölle. Das kalte Licht, das von den brennenden Fackeln an den Wänden fiel, tauchte alles in ein unheilvolles Glühen. Die massiven Türen am Ende des Flurs schienen in der Ferne zu pulsieren, als ob sie das drohende Grauen dahinter ankündigten.
Der Zauberer blieb vor der Doppeltür stehen, die zum Thronsaal führte. Zwei Todesser standen Wache, ihre schwarzen Roben und Masken ließen sie wie Schatten erscheinen. Ihre Stimmen verstummten, als sie Draco und die reglose Gestalt in seinen Armen bemerkten.
„Malfoy." Die Stimme des linken Wächters war rau und misstrauisch. „Was hast du da?"
Draco hob den Kopf, und seine Augen flammten mit einer Mischung aus Arroganz und Berechnung. „Potters Schlammblut ", antwortete er kalt, seine Stimme mit einer Schärfe, die auch ihm selbst wehtat. „Die Jagd ist vorbei."
Die Wachen tauschten Blicke, dann trat der rechte Wächter näher. „Ist sie...?"
„Tot", unterbrach Draco, bevor der andere die Frage zu Ende stellen konnte. „Widerstandslos, am Ende. Sie hat das bekommen, was sie verdient hat."
Draco's Worte klangen hart, distanziert, aber in ihm tobte ein Sturm. Jeder Satz fühlte sich an wie Gift, und doch zwang er sich, die Fassade aufrechtzuerhalten. Es war ihre einzige Chance.
Die Wache starrte Hermine an, als suche sie nach einem Zeichen, dass Draco log. Doch sie blieb reglos, ihre Augen geschlossen, ihre Lippen blass. Der eine Wächter trat zurück und nickte widerwillig. „Bringen Sie sie hinein. Der Lord wird erfreut sein."
Ein kehliges Lachen der beiden Todesser erfolgte. Draco stimmte mit ein, ehe er an ihnen vorbei schritt und die Türen sich mit einem bedrohlichen Knarren öffneten.
Der Thronsaal war so wie er ihn in Erinnerung hatte. Nichts hatte sich während seiner Abwesenheit verändert. Er war riesig, überwältigend, und die Atmosphäre drückte auf unangenehm gegen seine Brust. Hohe Decken, geschwärzter Marmor, und überall das dunkle Glitzern von Zauberlichtern, die in der Luft schwebten. Am Ende des Saals, auf einem erhöhten Podest, saß er – sein dünner, leichenhafter Körper in eine dunkle Robe gehüllt, seine eisigen Augen auf ihn gerichtet.
Der Raum war erfüllt von gedämpftem Flüstern und dem leisen Rascheln von Roben, als die anwesenden Todesser sich umdrehten, um ihre Gäste zu mustern. Es fühlte sich an, als würden tausend Augen auf ihnen lasten.
Er trat näher, jeden Schritt sorgfältig kalkulierend. Sein Blick wich keinen Moment von Voldemort, auch wenn sein Herz in seiner Brust hämmerte. „Mein Lord", sprach er und neigte leicht den Kopf, die Maske aus Gleichgültigkeit perfekt. „Ich bringe euch das Schlammblut. Ihr Wunsch ist erfüllt."
Voldemorts Lippen verzogen sich zu einem unheilvollen Lächeln. „Gut gemacht, Draco", zischte er, seine Stimme leise, aber durchdringend. „Leg sie dort ab, damit ich sie mir ansehen kann."
Der Malfoy ögerte einen winzigen Moment, nur eine Sekunde, die ihm wie eine Ewigkeit vorkam. Dann trat er vor, ging die wenigen Schritte zum Podest hinauf und legte Hermine behutsam auf den Boden. Ihre reglose Gestalt lag da, umgeben von der Kälte des Marmors, und Dracos Hände zitterten leicht, als er sich von ihr löste.
Er trat zurück, seine Haltung steif, sein Herz raste. Voldemort beugte sich leicht vor, seine schlangenartigen Augen musterten Hermine mit unheimlicher Neugier. „Wie enttäuschend", flüsterte er, seine Stimme wie Gift. „Ich hätte mehr erwartet. Aber..." Seine Lippen verzogen sich zu einem weiteren grausamen Lächeln. „Das macht es umso einfacher."
Draco spürte, wie sich seine Hand um seinen Zauberstab krampfte. Der Moment war nah. Sie hatten nur einen Versuch. Hermine musste handeln – und alles hing davon ab, ob Voldemort ihnen glaubte.
~*~
Die Todesser um sie herum standen stumm in zwei Reihen, ihre Kapuzen tief ins Gesicht gezogen, ihre Haltung angespannt. Ihre Augen verfolgten jede seiner Bewegungen, wie die von Raubtieren, die auf den ersten Fehler warteten.
Voldemorts blassen Finger ruhten auf den Armlehnen, während seine Augen wie glühende Kohlen auf Draco herabsahen. Neben ihm lag Nagini, ihre massige, schuppige Gestalt zusammengerollt, die gelben Augen fixierten Hermine mit einem unheimlichen Hunger.
Es wäre so einfach, dachte er, seine Gedanken kreisten wie ein verzweifelter Sturm. Und gleichzeitig so unmöglich. Der Basiliskenzahn, den Draco damals bei seinem kurzen verschwinden, aus den Ruinen von Hogwarts geholt hatte, in Hermines Umhang war zum Greifen nah. Ein gezielter Stich in Naginis Körper, und einer der Horkruxe wäre zerstört. Doch der Raum war voller Todesser, und Voldemorts Augen ließen keinen Raum für Fehler.
„Komm näher zu mir Draco", befahl Voldemort, seine Stimme scharf wie ein Messer.
Draco kniete sich nieder, vorsichtig auf den kalten Holzboden. Sein Blick blieb auf den Boden geheftet, während er die Schritte des Dunklen Lords hörte, die sich ihm näherten. Jede Bewegung von Voldemort war langsam, kalkuliert, als ob er die Situation auskostete.
„So lebendig sah sie einst aus", sprach Voldemort leise, als er vor ihnen stehen blieb. „Und nun... nichts weiter als Dreck unter unseren Füßen. Oder etwa nicht?"
Der Malfoy schluckte, wagte es aber nicht, aufzusehen. Der Druck in seiner Brust wurde unerträglich, als Voldemort sich zu Hermines vermeintlich leblosen Körper hinabbeugte.
„Nagini."
Die Schlange zischte leise, ihre Bewegungen geschmeidig, als sie sich näher schlängelte. Ihr Körper strich an Dracos Knie vorbei, und für einen schrecklichen Moment war die Spitze ihres Kopfes nur wenige Zentimeter von Hermines Gesicht entfernt.
Der Slytherin zwang sich, ruhig zu bleiben, doch sein Inneres schrie vor Anspannung. Es war ein Tanz auf Messers Schneide.
„Gut gemacht, Draco", sagte Voldemort schließlich, seine Stimme durchdrungen von falschem Lob. „Doch ich frage mich... bist du bereit, deine Loyalität ein weiteres Mal unter Beweis zu stellen?"
Malfoy hob leicht den Kopf, seine Augen fanden die seines Lords. „Was immer Ihr verlangt, mein Lord."
Ein grausames Lächeln breitete sich auf Voldemorts Gesicht aus. Er erhob sich zu voller Größe, und mit einer schnellen Handbewegung deutete er auf die Seiten des Raumes. Zwei Todesser traten vor, und Draco spürte, wie sein Atem stockte.
Zwischen ihnen, mit aufrechtem Rücken und einem Blick, der mehr Stärke zeigte, als er erwartet hatte, stand Narcissa Malfoy.
Die Miene des jungen Zauberers zeigte einen kurzen Moment der Erleichterung, doch diese wurde sofort von Furcht und Schmerz überschattet. Seine Mutter war hier, inmitten dieses Alptraums. Ihre Augen trafen seine, und er konnte darin sowohl Entschlossenheit als auch stumme Warnung lesen.
„So eine schöne Familie", sagte Voldemort süffisant, während er zwischen Draco und Narzissa hin und her sah. „Und doch frage ich mich... wie weit würdest du gehen, Draco, um sie zu schützen?"
Draco biss die Zähne zusammen, sein Körper spannte sich an, als würde er jeden Moment auf einen Schlag vorbereitet sein.
„Sag mir, Narcissa", fuhr Voldemort fort, seine Stimme süß wie Gift. „Bist du töricht? Oder einfach nur schwach?"
„Ich bin loyal", antwortete sie leise, ihre Stimme ruhig, aber fest.
„Loyal?" Voldemort lachte, ein Geräusch, das die Luft im Raum kälter erscheinen ließ. „Loyalität, meine Liebe, ist so leicht zu behaupten. Doch ich werde bald sehen, ob dies der Wahrheit entspricht."
Der Thronsaal war still, so still, dass jeder Atemzug wie ein Gewitter in Dracos Ohren hallte. Die Todesser hielten ihre Positionen, ihre Augen glitzerten aus den Schatten ihrer Kapuzen, aber niemand wagte es, sich zu bewegen. Selbst die Luft schien von der Schwere des Augenblicks erstickt zu werden.
Voldemort lehnte sich leicht nach vorne, die blassen Finger wie Krallen an den Armlehnen seines Thrones. Seine roten Augen funkelten, als würde er ein besonders interessantes Rätsel betrachten. „Narcissa", sagte schließlich , seine Stimme so weich wie ein Schlangenflüstern. „Komm her."
Draco's Mutter zögerte nur einen Moment, kaum wahrnehmbar, bevor sie ihre Haltung aufrechterhielt und nach vorne trat. Ihre Bewegungen waren kontrolliert, jede Geste durch Jahre aristokratischer Disziplin geschliffen. Doch Draco sah das leichte Zittern ihrer Finger, das sie zu verbergen versuchte.
„Prüfe es." Befahl der dunkle Lord, und seine Worte schnitten wie ein Dolch durch die Stille.
Narcissa nickte knapp, der Ausdruck in ihrem Gesicht war leer, aber Draco konnte die Wellen der Panik in ihren Augen lesen. Sie kniete sich neben Hermines reglosen Körper, und die Kälte des Steinbodens schien das Licht aus ihren Augen zu saugen.
Hermine lag vollkommen still. Ihre Haut war fahl, ihre Glieder schlaff, ihre Augenlider geschlossen, als würde sie in einem tiefen, endlosen Schlaf ruhen. Der dunkle Umhang, der sie bedeckte, ließ sie wie eine Statue wirken – stumm und kalt, fast zu perfekt in ihrer Reglosigkeit.
Narcissas Finger zögerten, bevor sie Hermines Handgelenk berührten. Die Berührung war kaum mehr als ein Streichen, doch in diesem Moment bemerkte sie es. Der winzige, kaum spürbare Puls unter der Oberfläche. So schwach, dass nur jemand, der genau hinsah, es erkennen konnte.
Ihre Augen weiteten sich einen Hauch, und für einen Augenblick blieb sie reglos. Ihr Blick wanderte zu Dracos Gesicht. Er sah nicht zu ihr, sondern starrte Hermine an. Seine Augen waren hart, aber etwas in ihnen flackerte – eine stumme Bitte, ein verzweifeltes Flehen, das nur sie verstehen konnte. Er lebte für dieses Mädchen auf dem kalten Fußboden. Er begehrte, vielleicht, sogar liebte er sie.
Es war alles, was Narcissa wissen musste. Sie richtete sich langsam auf, ihre Haltung wieder vollkommen kontrolliert. Sie sah Voldemort an, und in diesem Moment, trotz der Dunkelheit, die sie umgab, lag eine stille Stärke in ihrem Gesicht.
„Tot", antwortete sie schließlich, ihre Stimme ruhig, aber hohl.
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