17. Dezember
~Türchen 17~
17. Dezember
Die Nacht war still, bis auf das gelegentliche Knarren der alten Balken, das wie ein Flüstern durch die Dunkelheit hallte. Hermine lag auf ihrer Seite des Bettes, starrte auf die schmutzige Wand vor sich und lauschte auf Dracos leises Atmen neben ihr. Obwohl er gesagt hatte, dass er nicht so lange schlafen würde- da er sie im Blick haben wollte- , war sie sich sicher, dass er es tat – oder zumindest kurz davor war. Seine regelmäßigen Atemzüge beruhigten sie auf eine Weise, die sie nicht verstand, und sie fühlte sich schuldig dafür.
Doch die Stille war trügerisch. Sie wusste, dass hinter jeder Ecke dieses Hauses Gefahren lauern konnten. Ihre Gedanken jagten sich gegenseitig, während sie versuchte, einen klaren Plan für den nächsten Tag zu fassen. Sie würden Voldemort nicht besiegen können, wenn sie sich gegenseitig an ihrem eigenen Misstrauen erstickten.
„Granger", murmelte Draco plötzlich, seine Stimme kaum mehr als ein Flüstern.
Sie zuckte zusammen, überrascht, dass er noch wach war. „Was?"
„Hörst du das?" Seine Stimme klang angespannt, und Hermine konnte das leichte Rascheln hören, als er sich aufrichtete.
Sie hielt den Atem an und lauschte. Da war tatsächlich etwas – ein leises, scharrendes Geräusch, das näherzukommen schien. Ihr Herz begann schneller zu schlagen, und sie spürte, wie die Anspannung sich wie eine eisige Hand um ihren Nacken legte.
„Was ist das?" flüsterte sie, und ihre Stimme zitterte, obwohl sie es zu unterdrücken versuchte.
Draco schwang die Beine aus dem Bett und griff instinktiv nach seinem Zauberstab. „Bleib hier", sagte er leise und erhob sich.
„Wie bitte? Nein!" Hermine setzte sich ebenfalls auf, ihre Augen weit vor Angst. „Ich lasse dich nicht allein durch dieses Haus gehen!"
Er drehte sich zu ihr um, seine Augen blitzten im fahlen Licht, und sie sah die Wut darin. „Das ist keine Diskussion, Granger. Wenn da jemand ist, der uns finden will, brauchst du Zeit, um zu verschwinden."
„Und was ist mit dir?" Sie stand ebenfalls auf und stellte sich ihm entgegen. Ihre Stimme war jetzt drängend, fast panisch. „Was, wenn du ihnen in die Hände fällst?"
Draco hielt inne, sein Blick bohrte sich in ihren. Für einen Moment sagte er nichts, dann schüttelte er den Kopf. „Mach dir keine Sorgen um mich."
„Das tue ich aber!" Es war aus ihr herausgebrochen, bevor sie es zurückhalten konnte. Sie biss sich auf die Lippe, doch es war zu spät. Die Worte hingen schwer in der Luft, und sie spürte, wie Draco sie anstarrte.
Er wich ihrem Blick aus und drehte sich zur Tür. „Bleib hier, Granger", murmelte er und trat in den Flur hinaus.
Die Hexe biss die Zähne zusammen, ihr Griff um ihren eigenen Zauberstab fester. Sie wusste, dass sie sich zurückhalten sollte, dass sie tun sollte, was er sagte – aber das lag nicht in ihrer Natur. Ihre Angst mischte sich mit Entschlossenheit, und sie folgte ihm auf Zehenspitzen in den Flur, das Herz wie ein Trommelwirbel in ihrer Brust.
Der Flur war dunkel, und das Geräusch war näher – ein Scharren, das fast wie Atem klang, begleitet von einem leisen Flüstern, das sich nicht eindeutig orten ließ. Malfoy stand vor einer weiteren Tür, sein Zauberstab in der Hand erhoben, und drehte sich nicht zu ihr um, als sie hinter ihm auftauchte.
„Du kannst nicht auf das hören, was man dir sagt, oder?" zischte er, ohne sie anzusehen.
„Definitiv nicht", flüsterte sie zurück und hob ebenfalls ihren Zauberstab. „Was immer es ist, wir stehen das zusammen durch."
Draco warf ihr einen schnellen Blick zu, seine Lippen verzogen sich in einer Mischung aus Frustration und Respekt. „Na gut. Aber wenn wir sterben, sag ich „Ich hab's dir gesagt."
Hermine schnaubte leise, obwohl ihr Herz wie wild raste. „Vielleicht stirbst du zuerst, Malfoy, dann hab ich das letzte Wort."
Das Scharren hinter der Tür verstummte abrupt, und beide hielten den Atem an. Draco zählte leise von drei herunter, bevor er die Tür mit einem Ruck aufriss.
Was auch immer sie erwartete – ein Todesser, ein Fluch, Voldemort selbst – sie würden kämpfen. Die Tür öffnete sich, der Flur leer bis auf eine Reihe alter Besen und eine zerbrochene Lampe, die dort lag. Ein leises Scharren durchzog die Luft. Eine Gestalt, klein, die hektisch durch den Raum rannte und schließlich durch ein Loch in der Wand verschwand.
Malfoy ließ langsam die Luft aus seinen Lungen entweichen, senkte den Zauberstab und warf Hermine einen Blick zu. „Eine Ratte."
Hermine spürte, wie ihre Knie weich wurden, und sie musste sich an der Wand abstützen. „Eine Ratte", wiederholte sie tonlos und begann dann, leise zu lachen. Es war ein angespanntes, nervöses Lachen, das sie nicht kontrollieren konnte.
Draco sah sie an, und für einen Moment dachte sie, er würde etwas Beleidigendes sagen, aber stattdessen ließ er sich neben ihr an die Wand sinken und schüttelte leicht den Kopf. „Du bist unmöglich."
„Das sagt der Richtige", entgegnete sie und versuchte, ihre Atmung zu beruhigen.
Die Dunkelheit um sie herum schien ein wenig nachzulassen, und obwohl das Manor sie noch immer wie ein lebender Albtraum umfing, war der Moment nicht mehr ganz so erdrückend.
~*~
„Fahr zur Hölle, Malfoy."
Hermines Stimme hallte durch den stillen Raum des Manors, scharf und leise genug, um nicht gehört zu werden - außer von ihm. Sie stand mit verschränkten Armen in der Dunkelheit, ihr Zauberstab in der Hand, und funkelte Draco an, der sie mit einem ebenso genervten Blick bedachte.
„Wieder einmal, Granger, dein Charme und deine Eloquenz überraschen mich." Seine Stimme triefte vor Sarkasmus, während er sich langsam von der Wand abstieß, an die er sich gelehnt hatte.
„Du wolltest mich allein gelassen!" zischte sie, ihre Augen funkelten vor Wut. „Was, wenn es keine Ratte gewesen wäre, sondern - ich weiß nicht - ein Trupp Todesser, der uns aufgespürt hat?"
Der Slytherin hob eine Augenbraue und ließ die Worte wirken, bevor er ruhig antwortete: „Das habe ich aber nicht. Außerdem... wenn es Todesser gewesen wären, hätte ich sie getötet. Und du hättest mehr als genug Zeit gehabt, zu fliehen."
„Zu fliehen?" Hermines Stimme wurde lauter, aber sie unterdrückte den Drang, zu schreien. „Das ist deine Antwort? Ich bin keine, die flieht, Malfoy! Wir stehen das hier zusammen durch, oder wir fallen zusammen!"
Der Malfoy zog die Mundwinkel zu einem dünnen Lächeln hoch, aber es erreichte seine Augen nicht. „Wie rührend, Granger. Aber ich habe nicht vor, zu fallen. Und das solltest du auch nicht."
Sie wollte etwas entgegnen, doch dann bemerkte sie, wie angespannt er wirkte. Seine Schultern waren steif, seine Augen suchten unruhig die Schatten ab. Trotz seiner Worte konnte sie die Angst und das Misstrauen spüren, die unter der Oberfläche brodelten.
Die Brünette schnaubte und wandte sich von ihm ab, ihre Schritte hallten leise auf den alten Dielen. „Weißt du, Malfoy, du könntest wenigstens so tun, als würdest du mich ernst nehmen."
„Ich nehme dich ernst, Granger", erwiderte er, seine Stimme ruhiger als zuvor. „Deshalb will ich dich beschützen. Und deshalb mache ich mich auf den Weg, um sicherzugehen, dass wir morgen noch leben."
Sie blieb stehen, ihre Hand ruhte auf dem Türrahmen.
„Du bist ein unglaublicher Idiot, weißt du das?"
Draco trat näher, und sie spürte die Wärme seiner Anwesenheit hinter sich. „Das höre ich oft."
Die Hexe seufzte tief und wandte ihm den Kopf zu.
Ihre Augen begegneten seinen, und für einen Moment war die Spannung zwischen ihnen nicht nur die einer hitzigen Diskussion. Sie spürte die Schwere des Hauses, die Gefahr, die in jeder Ecke lauerte - und gleichzeitig die Tatsache, dass sie ihm vertrauen musste.
„Du bist ein Arschloch", murmelte sie schließlich, mehr zu sich selbst als zu ihm.
„Und du bist stur", gab er zurück. „Das macht uns wohl ebenbürtig."
Sie musterten einander für einen Moment, dann nickte Hermine langsam. „Also... was ist der Plan für morgen?"
Draco trat einen Schritt zurück und deutete mit einer Kopfbewegung zur Tür. „Wir machen weiter. Suchen erstmal nach der Schlange. Sie ist wahrscheinlich bei ihm. Und wir hoffen, dass niemand merkt, dass wir hier übernachten."
„Das ist alles?" Hermines Stirn legte sich in Falten.
„Hast du eine bessere Idee?" fragte er, seine Stimme schneidend, aber nicht feindselig.
„Noch nicht", gab sie zu, bevor sie sich wieder in Bewegung setzte. „Aber ich werde eine finden. Und wenn du schlau bist, hörst du besser auf mich, Malfoy."
„Charmant Granger."
~*~
Draco saß am nächsten Morgen am Rand des Bettes, sein Zauberstab locker in der Hand, und starrte ins Nichts. Hermine war von einem einfallenden Sonnenstrahl geweckt worden und beobachtet ihn nun
Während er da so saß- am Rand des Bettes, den Rücken leicht gekrümmt, den Blick ins Leere gerichtet, konnte die Brünette nicht anders als ihn für einige Sekunden zu mustern. Sein Zauberstab lag locker in seiner rechten Hand, die Finger umschlossen das Holz, als würde er es nicht loslassen können – oder als wäre es das Einzige, was ihn noch mit der Realität verband.
Sie blinzelte verschlafen, als ein schmaler Sonnenstrahl durch das schmutzige Fenster fiel und die Stille des Raumes erhellte. Ihre Augen fanden ihn erneut. Er wirkte seltsam... ruhig. Und doch war da eine Anspannung in seinem Körper, die sie nicht übersehen konnte – die gestrafften Schultern, die kaum merkliche Bewegung seiner Finger, die rastlos auf den Zauberstab trommelten, als würde er einen unsichtbaren Rhythmus spielen.
Trotz des zerrissenen Hemdes, das schmutzig und locker an ihm hing, und der Falten, die der Schlaf hinterlassen hatte, konnte sie nicht anders, als ihn attraktiv zu finden. Der Stoff spannte sich an seinen Unterarmen, und Hermine bemerkte mit einem Anflug von Verlegenheit, wie definiert sie waren. Seine Hände zogen ihre Aufmerksamkeit noch mehr auf sich – sie waren schmal, fast elegant, von Venen durchzogen, und doch verrieten sie eine Stärke, die sie zuvor nie bemerkt hatte.
Seine platinblonden Haare, normalerweise makellos und glatt, waren zerzaust, einzelne Strähnen fielen ihm in die Stirn, als ob sie sich weigerten, den Regeln zu folgen, die Draco Malfoy sonst so penibel einzuhalten schien. Der goldene Lichtstrahl, der sein Gesicht streifte, brachte die Härte seiner Züge zum Vorschein – den markanten Kiefer, die scharfen Wangenknochen, die feinen Linien, die in der Nacht anscheinend definierter geworden waren.
Sie versuchte, ihre Gedanken zu ordnen, aber es war schwierig, ihn so anzusehen, ohne das flüchtige Gefühl von Faszination zu verspüren.
Merlin was tat sie da?
Es war Malfoy. Und doch...
Der Zauberer bewegte sich plötzlich, legte den Zauberstab zur Seite und fuhr sich mit der Hand über's Gesicht. Die Geste wirkte müde, fast verletzlich, und ließ seine Haltung für einen Moment weniger kontrolliert erscheinen. Er rieb sich die Augen, dann fuhr seine Hand durch sein Haar, was es nur noch mehr durcheinander brachte.
Hermine merkte nicht, dass sie ihn ungeniert angestarrt hatte, bis er den Kopf drehte und sie direkt ansah. Seine grauen Augen fingen das Licht ein, das sie noch heller und tiefer erscheinen ließ, und für einen Herzschlag fühlte sie sich, als hätte er sie durchschaut.
„Granger," sagte er leise, seine Stimme heiser vom Schlaf, aber mit einer Härte, die nicht ganz verschwand. „Warum starrst du mich an?"
Hermine fühlte, wie ihr Gesicht heiß wurde, und sie räusperte sich schnell, um ihre Verlegenheit zu überspielen. „Ich starr nicht. Du... du hast einfach nur so da gesessen.
„So still, Malfoy. Das gefällt mir fast zu gut", murmelte sie, ohne ihn anzusehen, ihre Stimme halb spöttisch, halb neugierig.
Er lachte leise, aber es klang nicht echt. „Genieß es, Granger. Es wird nicht lange so bleiben."
Doch dann fiel er wieder in Schweigen, und Hermine konnte es nicht ignorieren. Sie richtete sich erneut auf, zog die Decke enger um sich und sah ihn an. Seine Schultern waren gesenkt, sein Blick leer, als ob er gegen etwas in sich selbst ankämpfte.
„Was ist los?" fragte sie schließlich, sanfter diesmal.
„Nichts." Seine Antwort war zu schnell, zu abweisend.
„Draco." Es war das erste Mal, dass sie ihn mit seinem Vornamen ansprach, und es überraschte sie selbst. Doch der Effekt war sofort spürbar. Sein Blick schnellte zu ihr, und in seinen Augen lag etwas zwischen Schock und Widerstand.
„Was?"
„Es ist offensichtlich, dass dich etwas beschäftigt. Du kannst mir entweder sagen, was es ist, oder wir sitzen hier die ganze Nacht und starren in die Dunkelheit."
Er schnaubte, wandte den Blick ab und fuhr sich mit einer Hand durch die blonden Haare. „Du bist wirklich hartnäckig, Granger. Das ist keine deiner besseren Eigenschaften."
„Das sehe ich anders", sagte sie trocken.
Eine lange Stille folgte, in der sie ihn einfach ansah. Schließlich brach er unter ihrem Blick zusammen und sprach, seine Stimme war leise, aber schwer.
„Ich verstehe nicht, warum du mir vertraust."
Die Brünette runzelte die Stirn. „Was meinst du?"
„Ich war dein Feind. Jahrelang. Ich habe dich beleidigt, dir das Leben schwer gemacht. Ich habe zugesehen, wie meine Familie..." Er brach ab, und sie konnte sehen, wie seine Hände sich zu Fäusten ballten. „Und trotzdem bist du hier, mit mir, als wäre das alles... vergessen."
Die Hexe schwieg einen Moment, bevor sie ruhig erwiderte: „Es ist nicht vergessen. Aber ich habe gelernt, dass Menschen mehr sind als die schlimmsten Dinge, die sie getan haben. Zumindest manche Menschen."
Er lachte bitter. „Großartig. Also sehe ich aus wie einer von denen, die vielleicht nicht komplett verloren sind?"
„Ja." Sie zuckte mit den Schultern. „Das tust du."
Draco lehnte sich zurück und starrte an die Decke. „Du machst es einem schwer, sich selbst zu hassen, Granger."
„Gut."
Er drehte den Kopf zu ihr, und in seinem Blick lag eine Mischung aus Frustration und... etwas anderem. „Du verstehst es nicht. Ich habe dich nicht nur gehasst, ich habe dich verachtet. Deine ganze Existenz hat mich provoziert. Und jetzt..."
„Jetzt was?" fragte sie leise.
Er biss die Zähne zusammen, als würde er sich selbst zwingen, nicht zu antworten. Doch schließlich murmelte er: „Jetzt bist du der einzige Mensch, dem ich mehr vertraue als mir selbst. Und das macht mich wahnsinnig."
Hermine blinzelte, überrascht von der Intensität seiner Worte. „Vielleicht solltest du dir selbst auch ein bisschen mehr vertrauen", antwortete sie schließlich.
Der Malfoy schüttelte den Kopf. „Das ist leichter gesagt als getan."
„Ich bin ein Wrack...zu nichts zu gebrauchen."
„Hey, sag sowas nicht, oder muss ich dich daran erinnern, dass du- anstatt mich zu töten- gerettet hast?"
„Mag schon sein, aber wir beide sind auf eine kranke Art und Weise kaputt."
„Oh ja, vor allem, bist du eine wandelnde Katastrophe, Malfoy."
Draco schnaufte leise, fast wie ein Lachen, und schüttelte den Kopf. „Wenigstens bin ich eine attraktive Katastrophe."
Hermine warf ihm einen Blick zu, ihre Lippen schmal. „Eingebildet wie immer."
Aber sie wusste, dass er recht hatte. Und das war vielleicht das Problem.
Der Krige hatte sie verändert, und das auf keine positive Weise. Fast....wäre sie an Rons Tod zerbrochen, hatte sich in dem Muggelhaus versteckt. Schwach und einsam.
Er sah sie lange an, seine grauen Augen unergründlich. Schließlich nickte er, kaum merklich, und wandte sich wieder ab.
„Ich bin nicht gut. Ich weiß nicht, ob ich jemals gut sein kann."
„Niemand verlangt, dass du perfekt bist", entgegnete sie ruhig. „Aber ich glaube, du bist besser, als du denkst."
Wieder Schweigen. Dann hörte sie ihn leise murmeln: „Merlin Granger, du machst es mir unmöglich....", er brach ab.
„Was", drängte sie lächelnd.
Er räusperte sich, als falle es ihm schwer darüber zu sprechen.
„Dich zu hassen."
Sie wusste nicht was sie sagen sollte.
Die Hexe spürte, wie ihre Kehle trocken wurde. Die Worte schwebten zwischen ihnen, schwer und unausweichlich, und sie wusste nicht, wie sie darauf reagieren sollte. Stattdessen ließ sie sich von einer plötzlichen, unbewussten Intuition leiten und stand auf. Langsam ging sie um das Bett herum, bis sie neben Draco stand, und setzte sich dann behutsam auf die Bettkante, direkt neben ihn.
Sie konnte spüren, wie die Wärme seines Körpers sie umfing, obwohl sie ihn nicht direkt berührte. Ihre Nähe ließ eine fast greifbare Spannung entstehen, eine, die sie gleichzeitig anzog und nervös machte. Sie legte die Hände auf ihre Knie, unsicher, wohin mit ihnen, und blickte zur Seite, um ihn anzusehen.
Draco hatte den Kopf leicht gesenkt, als wolle er ihren Blick meiden. Doch als sie sich neben ihn setzte, hob er ihn langsam, und ihre Augen begegneten sich. Seine grauen Augen wirkten dunkler als gewöhnlich, durchdrungen von etwas, das wie ein innerer Konflikt aussah.
„Was hast du gesagt?" fragte sie schließlich leise, ihre Stimme war sanft, fast flüsternd.
Er sah sie an, seine Kiefermuskeln angespannt, und schüttelte leicht den Kopf, als hätte er gehofft, sie würde nicht darauf bestehen. Doch Hermine ließ nicht locker, ihre Neugier und etwas anderes, Tieferes, hielten sie davon ab, das Thema fallen zu lassen.
„Sag es noch mal", drängte sie mit einem kleinen, unsicheren Lächeln.
Draco seufzte leise, eine Hand fuhr durch sein unordentliches blondes Haar. Dann ließ er seine Hand wieder auf seinem Knie ruhen und blickte direkt in ihre Augen. „Ich sagte, du machst es mir unmöglich, dich zu hassen."
Ihre Lippen öffneten sich leicht, doch wieder fand sie keine Worte. Sie hatte nicht erwartet, dass er es tatsächlich wiederholen würde – zumindest nicht so direkt, so ungeschützt.
„Es sollte einfach sein", fügte er hinzu, seine Stimme war tief und rau. „Es sollte einfach sein, dich nicht zu mögen, Granger. Aber stattdessen ..." Er brach ab, sein Blick wanderte flüchtig zu ihren Lippen, bevor er sich hastig abwandte.
Hermine fühlte, wie ihr Puls schneller wurde. Sein Geständnis, so schlicht und doch so intensiv, hinterließ einen Knoten aus Emotionen in ihrer Brust. Ihre Gedanken rasten, doch sie schaffte es, leise zu sagen: „Warum kämpfst du so sehr dagegen an?"
Draco lachte leise, ohne wirkliche Freude. „Weil es kompliziert ist. Weil ich kompliziert bin."
„Es ist alles kompliziert", stimmte sie zu, und zu ihrer Überraschung klang ihre Stimme ruhig. „Aber das heißt nicht, dass du allein damit leben musst."
Er drehte den Kopf zu ihr, und diesmal wich er ihrem Blick nicht aus. Die Stille, die folgte, war voller unausgesprochener Worte und schwerer Spannung. Sein Blick hielt ihren fest, so intensiv, dass sie sich kaum bewegen konnte.
„Granger", sagte er schließlich, und sein Tonfall war rau- eine Mischung aus Warnung und Bitte.
Doch sie blieb, wo sie war, rührte sich keinen Millimeter. „Was ist?" fragte sie leise, ihr Herz schlug wie ein Trommelwirbel in ihrer Brust.
Draco zögerte, sein Gesicht so nah bei ihrem, dass sie jeden winzigen Muskel zucken sehen konnte. Sie sah die Unsicherheit, das Verlangen, und etwas, das sie nicht ganz deuten konnte. „Ich bin nicht gut für dich", sagte er schließlich, kaum mehr als ein Flüstern.
„Vielleicht lässt du das mich entscheiden", entgegnete sie, ihre Stimme fest, auch wenn ihr Inneres vor Aufregung bebte.
Sein Blick wanderte erneut zu ihren Lippen, verharrte dort einen Moment zu lange. Sie spürte, wie er sich ihr unbewusst ein Stück näherte, bis sie seinen Atem auf ihrer Haut spüren konnte.
Die Luft zwischen ihnen war schwer und elektrisch, jeder Herzschlag brachte sie näher an den Punkt, an dem es keinen Rückweg mehr gab. Hermine wusste, dass sie nur noch einen winzigen Schritt entfernt waren – von was genau, wusste sie selbst nicht, aber sie wollte es herausfinden.
Draco schloss die Augen für einen Moment, als müsste er gegen einen inneren Drang ankämpfen. Dann öffnete er sie wieder, und sein Blick war weicher, aber nicht weniger intensiv. „Du machst alles schwieriger, Granger", flüsterte er leise, seine Stimme rau vor unterdrückter Emotion.
Hermine konnte spüren, wie ihre Hände leicht zitterten. Es war nicht Angst – zumindest nicht vor ihm. Es war das Gewicht des Moments, das Wissen, dass hier gerade etwas passierte, das sie beide nicht mehr rückgängig machen konnten.
„Vielleicht", erwiderte sie schließlich, ihre Stimme kaum mehr als ein Flüstern, „mache ich es auch einfacher, als du denkst."
Malfoy blinzelte, als wäre er von ihrer Antwort überrascht, und seine Augen suchten in ihren nach etwas – nach einer Bestätigung, einer Erlaubnis, vielleicht auch einem letzten Grund, sich zurückzuziehen. Doch Hermine wich seinem Blick nicht aus, selbst als ihr Herz so laut schlug, dass sie fürchtete, er könnte es hören.
„Du solltest das nicht wollen", murmelte er, seine Stimme kaum mehr als ein Hauch. Seine Hand hob sich langsam, zögernd, und für einen Moment dachte sie, er würde sie zurückhalten. Doch dann senkte er sie wieder, seine Finger ballten sich auf seinem Knie zur Faust.
„Und wenn ich es will?" fragte sie, ohne nachzudenken.
Das brachte ihn dazu, den Kopf leicht zu schütteln, ein fast bitteres Lächeln auf seinen Lippen. „Du solltest es nicht", wiederholte er, aber seine Stimme klang weniger überzeugt.
Hermine spürte eine ungewohnte Kühnheit in sich aufsteigen. Vielleicht war es die Spannung, vielleicht war es der kleine Funke Hoffnung, den sie in seinem Blick sehen konnte. Ihre Hand hob sich langsam, fast wie von allein, und berührte leicht seinen Unterarm. Sie spürte, wie seine Muskeln unter ihrer Berührung anspannten, doch er zog sich nicht zurück.
„Vielleicht will ich aber genau das, Malfoy", antwortete sie, und diesmal war ihre Stimme fester.
Er sah sie an, seine Augen weit, seine Atmung flach. Die Nähe zwischen ihnen war jetzt fast überwältigend, ihre Knie berührten sich, und die Wärme seines Körpers schien alles andere in den Hintergrund zu drängen.
Draco senkte den Blick auf ihre Hand, die plötzlich auf seinem Unterarm ruhte, dann wieder zurück in ihre Augen. „Hermine", sagte er, und ihr Name auf seinen Lippen klang wie eine Warnung – oder ein Flehen.
Es brachte sie beinahe um. Ihr Name. Er hatte ihren Vornamen ausgesprochen.
Jetzt beugte sie sich ein kleines Stückchen vor, so nah, dass sie seine Atemzüge zählen konnte. „Sag mir, ich soll aufhören", flüsterte sie, ihre Stimme war kaum hörbar, aber in der Stille des Raumes hallte sie nach.
Draco zögerte, und in diesem Moment wusste sie, dass er es nicht sagen würde. Sein Blick wanderte erneut zu ihren Lippen, und diesmal war da keine Zurückhaltung mehr, nur noch ein unausgesprochenes Einverständnis.
Langsam, fast zögerlich, schloss er die Distanz zwischen ihnen. Seine Hand hob sich und strich sanft über ihre Wange, die Berührung so leicht, dass sie wie ein Flüstern auf ihrer Haut lag. Hermine hielt den Atem an, ihr Herzschlag war das Einzige, das in ihren Ohren widerhallte.
Dann, endlich, neigte er den Kopf ein wenig zur Seite, und ihre Lippen berührten sich. Es war kein stürmischer Kuss, kein unkontrolliertes Verlangen, sondern etwas Zartes, Unsicheres – wie ein erster Schritt auf unbekanntem Terrain.
Doch die Spannung, die sich zwischen ihnen aufgebaut hatte, entlud sich in diesem Augenblick, und Hermine spürte, wie alles um sie herum verblasste. Nur er zählte, nur dieser Moment.
Draco zog sich nur ein Stück zurück, gerade so, dass ihre Lippen sich nicht mehr berührten, aber ihre Stirnen aneinander lehnten. „Das hätte ich nicht tun sollen", murmelte er, seine Stimme war rau, fast brüchig.
Hermine lächelte schwach und öffnete die Augen. „Vielleicht solltest du es dann einfach nochmal tun", flüsterte sie leise in die Stille.
Und diesmal war es er, der lächelte, ein schwaches, freches, aber kaum sichtbares Lächeln, bevor er ihre Lippen erneut fand, entschlossener als zuvor.
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