15. Dezember


~Türchen 15~
15. Dezember

„Du... du bist zurück", sagte Hermine leise, ihre Stimme zitterte beinahe vor Erleichterung, die sie selbst nicht ganz verstand. Ihre Hände verkrampften sich unwillkürlich um das Buch, als sie sich umdrehte, und für einen Moment überkam sie der unbändige Wunsch, ihm einfach entgegen zu springen, sich an ihn zu klammern. Er war zurück, nach all der Einsamkeit der letzten Stunden. Er war wieder hier.

Draco antwortete mit einem knappen Nicken, doch sein Blick war nicht warm oder einladend. Er war kühl und distanziert, der Ausdruck in seinen Augen schwer zu deuten. Etwas an ihm war jetzt anders, als am Vorabend. Es war, als ob die Vertrautheit der Nacht, der Moment der Nähe, von der er sich schnell wieder entfernt hatte, ihn in eine Mauer aus Schweigen und Abwehr verwandelt hatte.

„Wo warst du?" fragte sie, ohne nachzudenken. Ihre Stimme war fast ein Befehl, als sie die Antwort von ihm erwartete. Sie hatte das Gefühl, dass er ihr etwas vorenthalten wollte, etwas, das sie dringend wissen musste.

Doch Draco reagierte nicht sofort. Ein Moment der Stille verstrich, in dem er sie kaum ansah. Dann schüttelte er nur den Kopf und murmelte knapp: „Unwichtig."

Die junge Hexe starrte ihn an, verwirrt und frustriert. Warum war er jetzt so abweisend? Wieso wollte er nicht, dass sie erfuhr, wohin er gegangen war? Ihre Gedanken wirbelten, und sie spürte, wie sich die Fragen in ihrem Kopf zu einem Sturm zusammenbrauten, der sie beinahe erdrückte.

„Es ist nicht wichtig?" wiederholte sie, ein bitterer Hauch von Enttäuschung in ihrer Stimme. „Du verschwindest einfach, und das ist nicht wichtig?"

Draco sah sie endlich an, seine Augen kalt, aber etwas in seinem Blick sagte ihr, dass er es nicht leichtfertig sagte. Dass er wirklich nicht wollte, dass sie es erfuhr.

„Es ist nichts, worüber du wir jetzt Sorgen machen solltest...."

Hermine spürte, wie sich etwas in ihr zusammenzog – die Enttäuschung, die Frustration, die immer wieder aufwallten, wenn sie versuchte, hinter die Mauern zu blicken, die er um sich gebaut hatte. Aber noch mehr war da dieses Gefühl – ein Gefühl, das sie nicht benennen konnte, aber das sie immer wieder überkam, wenn sie mit ihm allein war. Ein Drang, ihn zu verstehen, ihn zu entwaffnen, damit er ihr all das zeigte, was er in sich verschloss. Doch stattdessen stand sie da, wie immer, in einem Raum aus leeren Worten und unausgesprochenen Geheimnissen.

„Nein Malfoy. Wieso...kannst du nicht ehrlich zu mir sein?" Die Frage war leise, fast flüsternd, als ob sie vor sich selbst nicht ganz gewusst hätte, dass sie sie aussprechen würde. Ihre Finger spielten mit der Kante des Buches, das sie noch immer in der Hand hielt, als sie ihn ansah.

Für einen Moment blieb Draco still, ein Blick von etwas, das fast wie Unbehagen aussah, flackerte über sein Gesicht. Doch er verbarg es schnell hinter einer Maske aus Gleichgültigkeit.

„Weil es nichts ändern würde", antwortete er, seine Stimme kalt und abweisend. „Es macht keinen Unterschied."

Seine Worte trafen sie wie ein Schlag, und obwohl sie es sich nicht eingestehen wollte, spürte sie einen stechenden Schmerz in ihrer Brust. „Du...du willst es tun oder? Mich doch töten."

Tränen bildeten sich in ihren Augenwinkeln, ohne dass sie etwas dagegen tun konnte.

Draco atmete tief ein und starrte sie an. Fast schon entsetzt: „Glaubst du das wirklich, nach all dem...".

„Ich weiß nicht was ich glauben soll, verdammt! Du erzählt nichts. Stattdessen verschwindet du einfach."

„Du verstehst das nicht, Granger! Aber das sollst du in deinem Zustand auch nicht." Draco fuhr sich frustriert durch die Haare, seine Augen blitzten, als er sie anstarrte. Er trat einen Schritt näher, doch anstatt auf sie zuzugehen, schien er fast von ihr zurückzuweichen, als ob er sich selbst vor ihr schützen musste.

„Was soll das heißen?" Hermine stemmte ihre abgemagerten Hände in die Hüften, und ihre Stimme klang jetzt hart, entschlossen, als wollte sie sich nicht länger mit leeren Antworten zufriedengeben. Ihre Augen brannten, und sie konnte den Kloß in ihrem Hals kaum herunter schlucken. „Was ist mit dir, Malfoy? Warum tust du das?"

Draco schnaubte und blickte kurz zur Seite, als wäre er nicht sicher, ob er wirklich antworten wollte. Der Raum war still, die Spannung zwischen ihnen fast greifbar. „Es ist nicht so einfach, Granger", erwiderte er dann, seine Stimme leiser, aber immer noch voller Widerstand.

„Verstehst du denn nicht, dass meine Mutter mit jeder Sekunde, in der ich dich hier festhalte, näher an ihrem Tod steht? Salazar, sie werden sie umbringen, und gleichzeitig werden sie auch dich töten, wenn ich nicht tue, was sie verlangen, um sie zu retten."

Hermine wich unwillkürlich einen Schritt zurück, als ob seine Worte sie körperlich getroffen hätten. Sie sah den Schmerz in seinen Augen, die Qual, die er so verzweifelt zu verbergen versuchte. Doch statt Mitleid zu empfinden, kochte ihre Wut über.

„Also bin ich nur ein weiteres Opfer in diesem Spiel? Eine Schachfigur, die du opfern kannst, um deine Mutter zu retten?" Ihre Stimme zitterte, aber nicht vor Schwäche – vor Enttäuschung, vor Zorn.

Malfoy verzog das Gesicht, als hätte sie ihn geschlagen. „Das habe ich nie gesagt", entgegnete er leise, aber seine Worte hatten kaum die Kraft, die Spannung zwischen ihnen zu lösen.

„Nein? Aber so klingt es! Du hältst mich hier fest, machst Andeutungen, aber gibst mir keine Antworten. Ich bin nicht blind, Malfoy! Ich sehe doch, dass du innerlich genauso kaputt bist wie ich." Ihre Stimme brach am Ende, und sie hasste sich selbst für die Tränen, die sich wieder in ihre Augen drängten.

Der Slytherin chwieg für einen Moment, sein Blick durchdringend, doch seine Schultern sackten leicht ein, als hätte er die Energie verloren, sich weiter zu verteidigen. „Du verstehst es nicht, Granger", murmelte er schließlich, seine Stimme rau. „Das ist nicht einfach. Nichts davon ist einfach."

„Dann erklär's mir", forderte sie, ihre Augen suchten die seinen, flehend, fast verzweifelt. „Erklär mir, was du vorhast. Was wir tun sollen. Warum ich überhaupt noch hier bin."

Er lachte leise, bitter, als hätte sie gerade den größten Unsinn der Welt gesagt. „Du bist hier, weil ich es so entschieden habe", antwortete er schließlich. „Weil ich die Wahl getroffen habe, dich zu retten, obwohl ich wusste, dass es uns beide ruinieren könnte. Aber frag nicht nach einem Plan, Granger. Denn es gibt keinen."

Seine Worte trafen sie härter, als sie erwartet hatte. Kein Plan. Nichts, woran sie sich festhalten konnte. Nur Chaos und Angst – und er. Ein Mann, der genauso verloren war wie sie selbst.

Hermine schluckte schwer, ihre Kehle war wie zugeschnürt. Sie wollte etwas erwidern, wollte ihn anschreien, ihn dazu bringen, endlich etwas Konkretes zu sagen – etwas, das ihr das Gefühl gab, nicht völlig ausgeliefert zu sein. Doch die Wahrheit in seinen Worten war ein schwerer Schlag. Er hatte keinen Plan. Sie waren beide gefangen, wie Spielfiguren in einem grausamen, unausweichlichen Spiel.

„Also... sollen wir einfach hier sitzen und darauf warten, dass sie uns finden?" Ihre Stimme war leise, fast ein Flüstern. „Das ist dein großer Plan? Nichts tun?"

Draco schüttelte den Kopf und fuhr sich mit einer Hand durch die Haare, seine Finger blieben kurz an seinem Nacken hängen, als müsse er sich zwingen, ruhig zu bleiben. „Es gibt keinen sicheren Weg hier raus, Granger. Du bist das, was sie wollen. Ich bin derjenige, der es ihnen geben soll. Nichts als ein Handlanger."

„Wieso wollen sie mich? Der Krieg ist vorbei." Ihre Frage kam scharf und unerbittlich, obwohl sie die Antwort fürchtete.

Draco sah sie an, seine grauen Augen dunkel und ernst. „Du bist die letze im Widerstand, du hast Informationen,die sie haben wollen. Ich weiß es nicht genau nur, dass sie dich wollen. Tot oder lebendig. Und wenn sie dich haben, ist es vorbei. Nicht nur für dich, sondern auch für alles, wofür du gestanden hast. Für den Widerstand."

Hermine erstarrte, ihr Atem stockte. Sie hatte es gewusst – natürlich hatte sie es gewusst. Aber es aus seinem Mund zu hören, mit dieser unerschütterlichen Kälte, machte es nur noch realer. „Und du?" fragte sie schließlich, ihre Stimme kaum hörbar. „Was passiert mit dir?"

Draco lächelte schief, ein Lächeln ohne jede Wärme. „Was mit mir passiert, spielt keine Rolle. Vielleicht bringen sie mich um, vielleicht lassen sie mich am Leben. Ehrlich gesagt, Granger, das ist nicht der Teil, der mir schlaflose Nächte bereitet."

„Was bereitet dir dann schlaflose Nächte?" Sie wusste nicht, warum sie diese Frage stellte. Vielleicht wollte sie ihn verstehen. Oder vielleicht brauchte sie einfach nur etwas, woran sie sich klammern konnte.

Er zögerte einen Moment, dann wich sein Blick von ihr ab. „Die Wahl", sagte er leise. „Die Wahl zwischen dir und meiner Mutter."

Die Stille, die darauf folgte, war unerträglich. Hermines Herz hämmerte in ihrer Brust, und sie spürte, wie sich ihr Magen zusammenzog. Sie konnte nichts sagen. Was hätte sie auch sagen können?

Malfoys schrie die nächsten Worte, seine Stimme bebte vor unterdrückter Wut und Verzweiflung. „Du denkst, ich bin schwach, feige. Vielleicht bin ich das auch. Aber ich habe gesehen, was sie tun. Wie sie töten. Ich habe gesehen, wie sie Menschen brechen. Und ich werde meine Mutter nicht auch noch verlieren. Ich kann nicht."

Seine Stimme brach am Ende, und für einen Moment stand er einfach da, schwer atmend, die Hände zu Fäusten geballt. Hermine spürte, wie ihr Herz sich zusammenzog. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Wie konnte sie ihn trösten, wenn sie selbst kaum noch die Kraft hatte, sich selbst zu trösten?

Hermine kämpfte gegen den Kloß in ihrem Hals an.

Malfoys Worte hingen schwer im Raum, als ob sie die Luft selbst verdunkelten. Sie hatte ihn nie so gesehen: zerbrochen, am Rande seiner Selbstbeherrschung. Und doch war da immer noch diese Fassade, diese Maske aus Arroganz, die er zu tragen schien, selbst wenn sie bröckelte.

„Ich denke nicht, dass du schwach bist," sagte sie schließlich, ihre Stimme leise, fast ein Flüstern. „Ich denke, du bist... menschlich."
Dracos Kopf ruckte herum, seine grauen Augen durchbohrten sie, als suchte er nach einem Hauch von Spott oder Lüge in ihren Worten. Doch da war nichts.

Nur Hermine, ehrlich und verletzlich, genau wie er.
„Menschlich?" wiederholte er bitter. „Das ist ein hübsches Wort für jemanden, der so tief in diesem Sumpf aus Blut und Verrat steckt wie ich."

Die Brünette wollte widersprechen, aber sie hielt inne. War es nicht genau das, was sie an ihm verwirrte? Dieses ständige Schwanken zwischen Licht und Dunkelheit?

„Wir müssen einen Weg finden", sagte sie schließlich, ihre Stimme fester. „Einen, bei dem niemand sterben muss. Weder ich, noch deine Mutter."

Draco lachte kalt, ein rauer, freudloser Laut, der ihr die Kehle zuschnürte. „Und wie stellst du dir das vor, Granger? Glaubst du, ich kann Voldemort austricksen? Glaubst du, ich kann ihn überlisten, ohne dass er merkt, dass ich ihn verraten habe?"

„Vielleicht..." Sie zögerte, aber ihre Gedanken rasten.
„Vielleicht können wir ihm etwas geben, das ihn glauben lässt, er hätte gewonnen. Eine Ablenkung. Einen Vorteil. Etwas, das ihm genug Zeit verschafft, sich sicher zu fühlen - bis wir ihn angreifen."

Draco runzelte die Stirn in Blick scharf und prüfend. „Und was genau willst du ihm geben?

„Mein Leben? Deins?"
Hermine schüttelte den Kopf, obwohl ihre Hände leicht zitterten. „Ich weiß es noch nicht", gab sie zu. „Aber wenn wir nichts tun, dann wird er weiter morden. Und er wird deine Mutter töten. Und mich. Und am Ende dich. Wir haben keine Wahl."

Für einen Moment herrschte Stille. Draco schloss die Augen und rieb sich mit einer Hand uber das Gesicht, als versuche er, die Gedanken zu ordnen, die offensichtlich in seinem Kopf tobten.

„Es gibt vielleicht.... Er hielt inne, sein Kiefer angespannt, als ob er mit sich selbst kämpfte. „Es gibt vielleicht eine Möglichkeit. Aber wenn wir das tun, dann gibt es keinen Weg zurück. Für keinen von uns."

Hermine hielt den Atem an. „Was meinst du?"

„Voldemort ist nicht unbesiegbar", sagte Draco, seine Stimme niedrig, fast ein Knurren. „Aber wenn wir ihn stürzen wollen, müssen wir alles riskieren. Und ich meine alles, Granger. Es wird nicht nur gefährlich. Es wird... mörderisch."

Hermine schluckte. „Ich bin bereit. Aber... was ist dein Plan?"

Er sah sie an, und in seinen Augen flackerte ein Funken von etwas, das sie nicht deuten konnte - Angst, Mut, vielleicht beides.

„Ich werde Potters Arbeit...beenden."

Hermine starrte Malfoy  an, ihre Augen weit aufgerissen vor Schock und Verwirrung. Er wusste von ihnen? Was genau wusste er über die Horkruxe?

Draco ließ den Blick von ihr ab und wandte sich zum Fenster, als ob er die Worte nicht laut aussprechen wollte. „Ich werde es beenden...." Seine Stimme war leise, fast kaum hörbar, und Hermine konnte das tiefe Gewicht hinter seinen Worten spüren.

„Du weißt über die Horkruxe Bescheid?" Ihre Stimme klang heiser, und sie versuchte, die Panik zu unterdrücken, die sie überkam. „Wie... wie kannst du davon wissen?"

Draco schwieg einen Moment, dann sprach er leise: „Ich habe recherchiert. Niemand ist unbesiegbar. Jeder hat eine Schwäche, eine Schwachstelle. Es gab Hinweise, die darauf hindeuteten, dass es eine Methode gibt, um Voldemort endgültig zu besiegen – eine Möglichkeit, seine Unsterblichkeit zu brechen. Ich weiß einiges über die Dunkle Magie, mehr als du dir vorstellen kannst, Granger."

„Und werde tun, was nötig ist, um meine Mutter zu retten und Voldemort zu besiegen", erklärte Draco entschlossen. „Selbst wenn das bedeutet, dass ich das Risiko auf mich nehme. Aber wir müssen zusammenarbeiten. Es gibt keinen Raum für Fehler. Wenn wir uns wirklich dafür entscheiden, dann gibt es kein Zurück".

„Wie viele von ihnen gibt es insgesamt?", fragte er schließlich, seine Stimme kaum mehr als ein leises Murmeln.

„Es sind sieben beziehungsweise acht Horkruxe", antwortete Hermine. „Das Tagebuch von Tom Riddle, und der Ring von Marvolo Gaunt, wurden bereits sehr früh vernichtet. Die anderen haben Harry, Ron und ich damals im siebten Jahr zerstört –Das Medaillon von Salazar Slytherin, den Becher von Helga Hufflepuff, das Diadem von Rubina Ravenclaw. Voldemort selbst hat noch zwei, davon bin ich überzeugt: Es fehlen uns noch: Voldemort selbst und die Schlange. Harry, er...war auch ein Seelenstück. Und mit seinem Tod..."

Ihre Augen füllten sich mit Tränen, die sie nicht zurückhalten konnte. Sie erinnerte sich daran, als Harry ihr befohlen hatte sich in Sicherheit zu bringen. Sich und Ron. Doch sie hatte nicht auf ihn gehört, weiter an seiner Seite gekämpft, bis es Ron getroffen hatte, zumindest glaubte sie seinen Schrei gehört zu haben. Kurz bevor er, zu Boden gefallen war. Danach hatte Harry sie angefleht, zu disapparieren. Unter Tränen hatte sie mit ihm diskutiert, doch sein Flehen in der Stimme...Seine Augen...er wollte sie erst in Sicherheit wissen.

„Bitte Hermine, geh, bitte...Du musst gehen. Ich...werde mich stellen."

„Nein Harry, tu...tu das nicht!"

„Wir werden uns wiedersehen, das verspreche ich. Aber wenn du jetzt nicht gehst, dann ,Merlin Mione, rede ich in wieder ein Wort mit dir."

Sie hatte daraufhin gelacht, das letze Mal mit ihm gelacht, bevor sie disappariert war. Weil sie gewusst hatte, dass er nicht kämpfen würde, bevor er sie nicht in Sicherheit wusste. Aber er musste kämpfen. Er allein musste den Mörder seiner Eltern zur Strecke bringen.

„Granger".

Malfoy Stimme riss sie aus ihren Gedanken.

Sie blinzelte die Tränen weg und richtete ihren Blick wieder auf ihn. Er stand da, seine Arme verschränkt, der Blick unverändert hart, aber in seinen grauen Augen lag etwas, das sie nicht sofort deuten konnte. Ungeduld? Besorgnis?

„Was?", fragte sie schärfer, als sie es beabsichtigt hatte. Die Erinnerungen an Harry hatten ihre Gedanken in einen Sturm aus Schuldgefühlen und Schmerz verwandelt, und Draco Malfoy war das Letzte, womit sie sich gerade auseinandersetzen wollte.

„Ich brauche eine Antwort." Seine Stimme klang ruhig, aber angespannt. „Die Schlange – Nagini – wo ist sie jetzt? Und warum glaubst du, dass Potter selbst ein Horkrux war? Was genau bedeutet das?"

Hermine sog tief die Luft ein und schüttelte den Kopf, als wollte sie die Schwere der Erinnerungen abwehren. „Nagini war immer an seiner Seite. Immer. Als würde sie ihn beschützen – oder er sie. Und Voldemort selbst..." Sie brach ab, zögerte. „schuf Harry als achten Horkrux. Harry war überzeugt, dass er selbst unwissentlich ein Teil von Voldemorts Seele in sich trug. Aber mit seinem Tod..." Ihre Stimme brach, und sie schloss kurz die Augen, um die Fassung zurückzugewinnen. „Mit seinem Tod wurde das zerstört."

Draco nickte langsam, als würde er die Puzzlestücke in seinem Kopf zusammensetzen. „Das bedeutet, dass nur noch die Schlange und Voldemort selbst übrig sind."

Hermine nickte. „Ja, genau. Nur noch Nagini und Voldemort selbst. Das ist unser Ziel – sie zu zerstören. Wenn wir die Schlage besiegen, verliert Voldemort einen wichtigen Teil seiner Seele, dann ist es nur noch er."

Draco hielt inne und starrte sie nachdenklich an. „Das wird nicht so einfach Granger. Selbst wenn wir es schaffen Nagini zu töten, können wir nicht einfach ins Manor hineinspazieren."

„Keiner hat behauptet, dass es einfach wird Malfoy, aber ich werde nicht hier warten und nichts tun", erwiderte Hermine lauter, ihre Entschlossenheit durchdrang nun ihre Stimme. Es wird kein einfacher Weg sein, aber..." Sie machte eine Pause und blickte zu Draco. „Vielleicht können wir es schaffen, wenn wir klug vorgehen."

Der Malfoy lang skeptisch, aber auch neugierig. „Und wie genau stellst du dir das vor?"

Hermine schwieg für einen Moment und dachte nach. „Wir müssen uns der Gefahr stellen. Es ist ein riskantes Spiel, aber wenn wir es richtig machen, können wir ihn schwächen und die Chance nutzen, ihn zu besiegen."

„Und was ist mit dir, Granger?" Draco sah sie an, ein ernstes, prüfendes Stirnrunzeln auf seinem Gesicht. „Ich habe alles riskiert, damit du nicht ins Manor gebracht wirst, und nun willst du dich selbst ausliefern- direkt in die Schusslinie geraten."

Hermine hielt seinen Blick fest. „Es ist unsere einzige Hoffnung Malfoy, wenn wir scheitern wird diese Welt für immer verloren sein, wenn wir aber gewinnen- und ja Malfoy es gibt eine Chance- dann könnte alles wieder gut werden. Dann könnten wir eine Welt erschaffen, in der Voldemorts Terror kein Zuhause hat, in der Frieden und Freiheit wieder Einzug halten."

Der Slytherin sah Hermine entschlossen an, doch seine Miene war von einer Unterströmung aus Panik und Angst durchzogen. Die dunklen Augen hatten einen fiebrigen Glanz, und seine Hände zitterten leicht, als würde er sich zusammenreißen müssen, um den Sog der Angst nicht zu verfallen. „Meine Mutter ist meine oberste Priorität, Granger. Ich werde sie retten, koste es, was es wolle. Hauptsache, sie ist in Sicherheit."

„Ich kann nicht zulassen, dass sie ihm in die Hände fällt. Sie muss gerettet werden, sonst hat alles andere keinen Sinn."

Hermine trat einen Schritt näher und legte sanft ihre Hände auf seine Schultern. „Malfoy, hey, Malfoy, sieh mich an." Sie zwang ihn, seinen Kopf zu heben, seine Panik in ihren Augen zu sehen. „Wir finden einen Weg, ja? Aber du kannst nicht allein gehen. Du weißt, dass wir das zusammen angehen müssen. Deine Mutter... sie braucht dich, und ich... brauchen dich auch."

Draco starrte sie an, die Panik in seinen Augen machte ihr das Herz schwer. Er ließ die Worte auf sich wirken.

Ein leiser Seufzer entglitt ihm, und er schüttelte den Kopf, als könnte er den Gedanken an seine Priorität, seine Mutter zu retten, kaum ertragen. „Ich kann es nicht ertragen, sie zu verlieren, Granger. Nicht jetzt."

Hermine trat einen Schritt näher, ihre Stimme sanft und eindringlich. „Wir finden einen Weg. Du bist nicht allein in dieser Sache."

Draco ließ den Blick von ihr abgleiten, starrte auf den Boden, als würde er nach einer Ausrede suchen, um vor den Gefühlen und der Verantwortung zu fliehen, die sich ihm aufbürdeten. „Was, wenn es nicht reicht?" Die Unsicherheit in seiner Stimme verriet, wie angreifbar er sich fühlte.

„Das wird es", versprach sie fest, ihre Stimme klang stärker, als sie es sich selbst zugetraut hätte.

„Das wird es, Malfoy... ich werde alles tun, was nötig ist, damit sie aus Voldemorts Fängen gerettet wird. Ich verspreche es."

Draco sah auf und fixierte sie mit einem durchdringenden Blick. „Du... du würdest das wirklich tun?" Die Skepsis und Verwirrung in seinen Augen war deutlich zu erkennen. Es war, als ob er nicht ganz fassen konnte, dass jemand wie Hermine Granger, seine schärfste Rivalin und jahrelange Feindin, bereit war, so viel für ihn zu riskieren.

Sie selbst wusste nicht, weshalb es ihr so wichtig war. Vielleicht lag es daran, dass sie ihn besser verstanden hatte, als sie es sich jemals eingestehen wollte. Vielleicht lag es daran, dass sie schon immer an das Gute in jedem Menschen geglaubt hatte – selbst in jemandem wie Draco Malfoy. Oder, dass sie sein Leid nicht ertragen konnte.

Hermine sah Draco an, ihr Blick weich, als sie seine Unsicherheit erkannte. Sie konnte ihn nicht so sehen. So innerlich gebrochen. Es war wie ein eisiger Kloß in ihrer Brust, der ihr den Atem abschnitt. Sie verstand, dass er sich verantwortlich fühlte, dass er Angst hatte, versagen zu können. Sein Blick war voller Panik und Wut, und die Brünette wusste, dass sie die einzige war, die ihm ein wenig Trost spenden konnte, selbst wenn er sich ihr womöglich nie ganz öffnen würde.

„Danke Granger....wirklich", murmelte er schließlich, seine Stimme brüchig. „Ich... ich werde meine Mutter nicht im Stich lassen, aber... ich weiß nicht, wie ich das durchstehen soll."

Hermine blickte ihm ruhig in die Augen, ihr eigenes Herz klopfte schwer. „Wir finden einen Weg, ich verspreche es", beruhige sie ihn, dabei drückte sie seine Hand leicht.

Malfoy war überrascht von der unerwarteten Geste, hielt ihre Hand jedoch fest, ließ es zu, auch wenn er es zunächst nicht wirklich verstanden hatte. Sein Blick traf ihren, und für einen flüchtigen Moment schien er sich in der Intensität ihrer Worte und ihres Versprechens zu verlieren.

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