Tanah Lot: 24 ~ Nick

Becky kam mit drei Glühwein vom Glühweinstand zurück und schob Tom das Portemonnaie in die Jackentasche. „Danke, Schatz." Ihre Wangen glühten und man sah ihr deutlich an, dass sie es eventuell nach diesem Glühwein gut sein lassen sollte.

Tom schob mir den Glühwein zu und nippte an seinem. Die beiden waren gestern aus ihren Flitterwochen zurückgekommen und zumindest Tom war unverschämt braun. Becky war blass wie immer, hatte aber ein paar Sommersprossen mehr auf der Nase, wenn ich nicht irrte.

„Und es war herrlich!", setzte Becky ihre Erzählung fort. Um ehrlich zu sein hatte ich nicht wirklich zugehört. Sie waren auf Aruba gewesen. Ab dem Punkt, wo meine Schwester mit überschäumender Begeisterung von echten, wilden Flamingos am Strand berichtet hatte, hatte ich abgeschaltet.

„Ja, Schatz, jetzt hört auf mit Aruba, du siehst doch, ihn interessiert das nicht." Tom rollte die Augen.

„Ihn interessiert das total!" Becky grinste breit und petzte mich fest in die Wange. „Nicki interessiert alles, was ich erzähle. Nicht, Nickilein?"

„Nein, Becksileinipups. Mich interessiert nicht alles, was du erzählst. Die Sache mit euren Menstruationszyklen zum Beispiel interessiert mich recht wenig..."

Becky riss die Augen auf. „Wie kannst du das nur sagen! Du hast dich immer für unsere Zyklen interessiert!"

„Ihr habt mir eure Zyklen auf's Ohr gedrückt! Ich kam gar nicht umhin mich nicht darum zu kümmern! Ich kann dir immer noch sagen, dass Isa übermorgen ihren Eisprung hat. Argh! Ich würde alles geben, das nicht mehr zu wissen!"

„Oh, Nick, glaub mir, dieses Wissen ist absolute Macht...", nuschelte Tom in seinen Glühwein und räusperte sich dann.

Mein Blick schoss zu ihm und ich stellte vorsorglich den Glühwein auf dem Stehtisch ab. So vorsichtig, wie er die Worte aussprach, war da eindeutig was im Busch. Dann nahm ich Beckys Glühwein und nahm einen Schluck davon und meine Augenbrauen schnellten in die Höhe. Das konnte doch nicht... „Rebecca? Kinderpunsch?"

Becky ließ die Schultern sinken und ein vorsichtiges Lächeln erschien auf ihren Lippen. „Bevor du was sagst: ich wollte es dir sowieso sagen. Heute. Und Mama weiß es auch schon. Aber du bist der erste. Zweite. Gut, Toms Eltern wissen es auch schon. Aber sonst bist du der erste, die Biester wissen es noch nicht, ich liebe dich nämlich am meisten."

Ich starrte die beiden an. Ich war vollkommen vor den Kopf gestoßen. Damit hatte ich am allerwenigsten gerechnet. „Krass. Wow. Herzlichen Glückwunsch!" Ich zog die beiden nacheinander in eine feste Umarmung und trank den Glühwein in einem Zug halb leer. „Auf euch!"

„Der ist ja fertig."

„Hab ich dir doch gesagt." Becky schüttelte den Kopf. „Ich hab dir gesagt, wir sagen ihm das, irgendwo, wo er sich setzen kann und nicht am Glühweinstand auf dem Weihnachtsmarkt."

Ich starrte meine Schwester perplex an. „Ihr bekommt ein Baby. War das geplant?" Ich konnte mir Tom bei aller Liebe nicht wirklich als Vater vorstellen. Dazu war er noch viel zu sehr Kindskopf. Gut, er war aber auch Anwalt für Strafrecht, auch das konnte ich mir nur schwer vorstellen.

Tom lachte. „Alter, ich bin mit deiner Schwester verheiratet. Natürlich war das geplant, was denkst du denn?! Das war ein generalstabsmäßig aufgestellter Produktionsplan über Monate hinweg."

„Jetzt übertreib mal nicht. Du kamst auf deine Kosten!"

Tom rollte die Augen. „Das war harte Arbeit, Frau Schlüsselloch, ja?"

„Entschuldige? Wer hatte denn die meiste Arbeit bei der Sache? Wer lag denn meistens faul auf dem Rück--"

„Stop." Ich hob die Hand und schloss die Augen. „Too much information. Behaltet die genauen Produktionsschritte bitte für euch. Mir reicht die Info, wie weit du bist und ob es dir - euch - gut geht."

„Dreizehnte Woche. Uns geht's prima. Ich hab den Test an deinem Geburtstag gemacht. Davor war es nur eine starke Vermutung..."

„Deshalb war sie auch so panisch, dass das Kleid nicht passt." Tom drückte ihr einen Kuss auf die Wange und sah total überwältigt aus. „Und bei dir? Was gibt es hier neues?"

Ich griff nach meinem Glühwein und dachte einen Moment nach. Ich hatte Becky und Tom nichts von Pis Entziehungskur erzählt. Das hätte einfach zu große Kreise gezogen, auch in meine Familie hinein. „Ja... es wird?" Ich zuckte mit den Schultern. „Ich hab die Umzugskartons abgeholt. Und nächste Woche steige ich nach Absprache mit Max wieder in den aktiven Dienst ein..."

„Oh... krass..." Becky sah mich mit großen Augen an. „Meinst du, dass das der richtige Moment ist?"

Ich zuckte mit den Schultern. „Mir geht es gut, Becky." Und das meinte ich auch so. Die Therapie half mir. Ich war stabil. Ich hatte mich gut im Griff, ich war mental fit. Natürlich hatte ich noch immer Baustellen und ich vermisste Pi noch immer. Aber ich war bereit, wieder in den richtigen Dienst zurückzukehren. Ich hatte mit Schrader darüber gesprochen und auch mit dem Polizeipsychologen. Und auch der hatte sein Okay gegeben. Ich sei in viel besserer Verfassung als vor meiner Begutachtung vor dem letzten SEK-Eignungstest. Juhu.

Allerdings, aber das hatte ich Schrader gegenüber nicht ausgesprochen, war ich mir tatsächlich nicht sicher, ob ich langfristig wirklich bei der Einheit bleiben wollte. Ja, Bernickes Angebot lag mit noch in den Ohren. Ich hatte nie zur Kripo gewollte. Ich hatte mich nie damit beschäftigt und auch nie überlegt, mich dahin versetzen zu lassen. Ich wusste auch nicht, ob das mit meiner Suspendierung überhaupt eine Option war. Meine Akte war sonst blütenrein, das wusste ich. Vielleicht im nächsten Jahr. Erstmal wieder reinkommen und dann mal sehen. Primäres Ziel war ohnehin, meine Nerven und die PTBS im Griff zu behalten.

„Und wie läuft es mit Pi?" Becky lehnte sich mit den Ellbogen auf den Stehtisch und blinzelte. Eine Gruppe Asiaten schob sich an uns vorbei und der Duft gebrannter Mandeln wehte vom Stand nebenan zu uns hinüber. Ich hätte gerne gut gesagt, weil es das war, was Becky hören wollte. Pi war seit drei Wochen in der Klinik. Besucht hatte ich sie nicht, aber an den Wochenenden hatten wir telefoniert. Sie hatte mir geschrieben, als sie angekommen war, dass sie ihr Handy freiwillig abgeben würde und es nur am Wochenende zurückbekommen würde. Ich glaubte zu wissen, was es sie für eine Überwindung gekostet hatte, mir zu schreiben und mich am Ende zu fragen, ob wir dann vielleicht telefonieren wollten. Vielleicht.

Was immer es kostet.

„Es...", setzte ich an, „Sie..." Ich sah auf den Boden meiner leeren Glühweintasse und seufzte schwer.

„Beziehungsstatus: Es ist immer noch kompliziert?", fragte Tom

Ich nickte matt.

So kompliziert war es eigentlich gar nicht mit Pi und mir. Aktuell waren wir... sowas wie Freunde. Sie war in dieser Klinik und wir telefonierten samstags und sonntags. Ihr ging es besser, sagte sie. Sie war nüchtern. Sie hatte kaum noch Symptome und lenkte sich in der Klinik mit Sport ab. „Sport, Nick, ich! Kannst du das glauben?", hatte sie gesagt und dabei gelacht. Sie joggte und hatte mit Yoga angefangen. Außerdem machte sie Krafttraining. Mit kindlicher Begeisterung hatte sie mir davon berichtet, dass sie ganze zehn Kilo im Bankdrücken schaffte. Ich hätte sie beinahe ausgelacht. In diesem Moment fehlte sie mir so viel mehr als ich sagen konnte. „Ja... aber..." Ich räusperte mich. „Sie kommt höchstwahrscheinlich demnächst zurück nach Heidelberg."

Wirklich?" Tom sah mich ungläubig an. In etwa so hatte ich bei unserem letzten Telefonat auch ausgesehen, als Pi mir davon erzählt hatte. Sie hatte mir von ihrem Therapeuten erzählt und von ihrer Traumatherapie und dass sie in die Wohnung zurück musste - als Teil ihrer Therapie. Um das Katastrophieren zu durchbrechen, wie sie gesagt hatte. Das Wort hatte ich noch nie gehört und im ersten Moment hatte ich geglaubt, sie hätte es sich ausgedacht, doch dann hatte sie mir erklärt, dass das tatsächlich ein Fachwort ihres Therapeuten war. Sie würde automatisch vom Schlimmsten ausgehen, davon, dass ihr in der Wohnung wieder etwas schlimmes passierte. Vermutlich hatten ihr das ihre Eltern auch eingeredet. Ganz abwegig erschien es mir jedenfalls nicht, dass sie genau das tat.

„Wirklich", sagte ich und sah auf die Uhr. „Wenn es klappt nächste Woche."

„Oh, wow..."

Ich nickte lahm. Zwei Wochen vor Weihnachten. Und dann hatte ich keine Ahnung, wie es weitergehen würde. Aber das hatte sie auch nicht. Hannah hatte neulich gesagt, ich sollte nicht so weit in die Zukunft planen, sondern eher die Salamischeibchen-Taktik anwenden: immer eine Scheibe nach der nächsten. Deshalb atmete ich tief durch und zückte mein Portemonnaie. „Noch einen Kinderpunsch?"

..........

Es gibt kein Salami-Emoji

In Ermangelung dessen... 👶 Es tut mir ja leid 🙈 aber das passte so gut 🦩🦩🦩🦩🦩🦩

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