My Home is my Castle: 19 ~ Pi

Ich klopfte an ihre Zimmertür. Ich hörte laute Musik. Hip Hop, der tiefe Bass fuhr mir direkt in den Bauch. „Maja?"

„Schon fertig? Ging ja schnell." Maja saß auf ihrem Bett gegen die Wand gelehnt und spielte auf ihrem Handy herum.

Ich sah nach ihrer Anlage und stellte sie leiser. Aus machen erschien mir zu radikal. Ich seufzte schwer. „Warum bist du so bissig?"

„Ich bin nicht bissig." Sie musterte mich. „Du bist nur ziemlich hart drauf, seit du wieder da bist. Reicht es nicht, dass du jede Nacht besoffen heim kommst? Musst du deine One Night Stands jetzt auch mit heim bringen?"

Ich starrte sie an, als ob sie mir eine Ohrfeige gegeben hätte. „Spinnst du?" Maja legte den Kopf schief und ich spürte, wie mir die Hitze in die Wangen stieg. „Nick ist kein One Night Stand", zischte ich.

„Ach?"

„Ich habe keine One Night Stands." Ich starrte sie an. Wo hatte sie das her?

Ich hörte, wie sich meine Zimmertür hinter mir öffnete und dann Schritte auf dem Flur. Seine Nähe, seine Wärme schoben sich von hinten an mich. „Nick, meine reizende Schwester Maja. Maja, das ist Nick – mein Freund."

Ich sah – mit etwas Genugtuung – wie sich Majas Augen weiteten. „Ah ja."

„Hallo." Er stand noch immer hinter mir, aber ich hörte an seinem Tonfall, dass er schmunzelte. Ich hoffte, dass er sich, sein T-Shirt wieder angezogen hatte. Nein, um ehrlich zu sein, hoffte ich das nicht. Für den Spruch hoffte ich, dass Maja ganz genau sah, dass ich den Jackpot gezogen hatte.

„Sorry, dass ich so reingeplatzt bin", sage Maja und klang gleichgültig bis gelangweilt.

„Ja. Gut." Ich zuckte mit den Schultern. „Über die andere Sache reden wir nochmal." Definitiv würden wir nochmal darüber reden wie sie darauf kam. Aber nicht jetzt. Auf gar keinen Fall jetzt.

Ich schob Nick zurück in mein Zimmer und atmete durch.

„Alles okay? Du siehst so... angespannt aus." Er musterte mich und ich spürte, wie sein Blick meine nackte meine streifte. Es war nichts Anzügliches daran, dennoch kroch mir die Röte in die Wangen, als ich daran dachte, wo seine Hand noch vor ein paar Minuten gewesen war.

„Nein... es ist alles in Ordnung." Ich zögerte kurz, trat dann aber vor ihn und lehnte mich gegen ihn. Wie gestern Nacht, schoss es mir in den Kopf – und plötzlich erschien es mir ganz absurd, dass er eben seine Hand noch zwischen meinen Beinen gehabt hatte. Ich war gestern Abend... nicht ich selbst gewesen. Oder zu sehr ich selbst. Zu sehr ich, wie ich jetzt war und zu wenig ich, wie er mich kannte.

Ich spürte, wie er seine Arme um mich schloss und tief durchatmete – wie ich. Wie gestern Nacht. Nur diesmal beschloss ich, wann es genug war, wann es reichte und ich mich lösen konnte. „Danke...", murmelte ich. Ich öffnete meinen Schrank, zog eine dunkle Jeans heraus und einen weichen, weißen Pullover, suchte in meiner Kommode nach einem frischen Slip und BH. Ich machte mir nicht die Mühe ins Bad zu gehen, um mich anzuziehen. Nick hatte mich oft genug nackt gesehen.

Ich spürte seinen Blick auf mir, während ich seinen Pulli auszog und den BH anzog.

„Hörst du bitte endlich auf, dich bei mir zu bedanken?", fragte er leise.

Ich stand mit dem Rücken zu ihm und verharrte in meiner Bewegung, während ich den BH schloss. „Kann ich nicht...", gab ich zurück und zog mich schweigend weiter an.

„Wieso nicht?"

Ich streifte mir den Pullover über und stieg umständlich in meine Jeans, ohne Nick anzusehen. „Weil ich das Gefühl habe... dir Unrecht getan zu haben, wegen den ganzen Vorwürfen, die ich dir gemacht habe ... Und ich habe..." Ich drehte mich langsam um. „... gestern einen Rückzieher gemacht und du bist immer noch hier."

Nick sah mich an und runzelte dann die Stirn. „Du spinnst doch." Er schüttelte den Kopf. „Ich glaube, du bist entweder immer noch betrunken oder brauchst dringend einen Kaffee – vermutlich beides." Er seufzte leise.

„Vermutlich..." Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und küsste ihn sanft. „Komm... Ich versuch dich an meinem Vater vorbei zu schmuggeln..."

Wir sammelten unsere Sachen vom Boden auf und liefen die Treppe hinunter. Ich hielt tatsächlich die Luft an und spürte, wie sehr sich Nick anspannte, je weiter wir die Treppen hinunter kamen. Er wollte offensichtlich wirklich nicht mit meinem Vater zusammen stoßen. Wir hatten es schon am Arbeitszimmer vorbei geschafft – die Tür stand offen, es war leer und waren gerade auf dem Weg ins Erdgeschoss. Von dort aus mussten wir nur noch durch die Eingangstür und die Flucht wäre geglückt.

„Sophie?"

Mist.

Nick blieb hinter mir wie angewurzelt stehen und auch ich bremste auf der Treppe, als mein Vater aus dem Wohnzimmer trat.

„Guten Morg--" Er brach ab, als sein Blick auf mich fiel, beziehungsweise offensichtlich auf den Mann hinter mir.

„Guten Morgen", sagte Nick hinter mir höflich, aber ich hörte dennoch die Anspannung in seiner Stimme.

Mein Vater legte die Stirn in Falten und sah irritiert von Nick zu mir. „Nick", sagte er dann knapp und recht schroff. Ja, ich hatte keinen Zweifel daran, dass mein Vater nicht gut auf Nick zu sprechen war. Ich sah, wie er sich immer mehr versteifte und spürte, wie das gleiche hinter mir passierte.

Ich griff demonstrativ nach Nicks Hand und ließ meine Finger zwischen seine rutschen. Seine Hand schloss sich übertrieben fest um meine. „Ihr kennt euch ja schon. Das ist gut." Ich strahlte meinen Vater übertrieben glücklich an, obwohl ich ihm am liebsten eine Standpauke gehalten hätte. „Wir gehen frühstücken."

Damit ließ ich den Patriarchen einfach stehen und zog Nick hinter mir her zur Haustür. Erst als wir auf der Straße standen, atmete er aus. Die Farbe war aus seinem Gesicht gerutscht.

„Das war doch ganz okay", murmelte ich.

Sein Griff um meine Hand war immer noch bombenfest. „Hm."

Ich blieb stehen und fuhr ihm durchs Haar. „Doch. Das lief gut. Glaub mir. Richtig gut. Ich hab Vergleichswerte in den letzten Wochen sammeln können. Ich bin immerhin mit dir aus dem Haus rausgekommen ohne dass ein Alarm losging."

Nick sah mich mit gerunzelter Stirn an. „Ist das dein Ernst?"

Ich lachte leise und küsste ihn sanft. „Lass uns frühstücken gehen..." Ich wollte nicht über meinen Vater sprechen. Nicht über das, was er Nick gesagt hatte. Nicht über das, was er aus Fürsorge mir gegenüber in den letzten Wochen getan hatte. Nicht über das, was das mit mir machte. Ich wollte die letzten Stunden mit ihm einfach genießen. 

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