Mistelzweig: 29 ~ Pi
„Nick..." Ich richtete mich langsam auf und starrte ihn mit offenem Mund auf die Ringschachtel. „Was ist das?" Ich starrte die kleine Schachtel an und bekam kaum ein Wort heraus, geschweigedenn Luft oder einen klaren Gedanken zu fassen.
Das war eine fucking verdammte Ringschachtel.
Scheiße.
Das würde er doch nicht wirklich tun?!
Es war eine Sache, mit ihm nach Bali fahren zu wollen, eine andere, mir einen verdammten Ring zu schenken!
Fuck!
Ich spürte, wie mein Pulsschlag sich vervierfachte, mir Schweißperlen auf die Stirn traten und mein Mund staubtrocken wurde.
Shit.
Nick sah mich bloß an. Um seine Mundwinkel zuckte es. „Wirst du gerade panisch?", fragte er trocken.
„Was? Nein!" Meine Stimme überschlug sich und ich schluckte heftig. Ich starrte die kleine Schachtel immer noch an. Ich widerstand nur gerade so dem Instinkt, etwa zwei Meter zwischen mich und die Schachtel bringen zu müssen.
Es war eine Sache, ihm zu sagen, dass ich ihn liebte, eine andere, ihm in die Augen zu sehen, wenn er sowas vor hatte. Dafür war ich noch nicht bereit!
„Du wirst panisch. Ich wusste, dass du panisch wirst..." Er lehnte sich zurück und musterte mich gründlich. „Das wird kein Antrag, Pi-Sophie. Mach dich locker..."
„Nicht?"
Er kniff die Augen etwas zusammen. „Es war ein verrücktes Jahr. Aber so verrückt muss es nicht enden, finde ich." Um seine Mundwinkel zuckte es. „Außerdem hattest du noch Pampers an, als ich schon mit der Konsole meiner Schwestern gezockt habe."
„Willst du damit sagen, dass ich zu jung für dich bin?!", schnaubte ich.
„Ich will damit sagen, dass es für so verrückte Aktionen viel zu früh ist..." Er nahm die Schachtel in die Hand und warf sie einmal hoch. „Außerdem... Vor einer 9 passiert hier gar nichts in der Richtung." Er zwinkerte mir zu und ich atmete laut, vielleicht zu laut, auf.
Mein Herzschlag verlangsamte sich und meine Bereitschaft, aus dem Fenster zu verschwinden, verschwand. „Also kein Ring?"
„Kein Ring."
Ich atmete nochmal auf. „Nicht, dass du das falsch verstehst... Ich liebe dich, aber..."
Er schmunzelte. „Du solltest jetzt besser nichts mehr sagen. Ein aber nach Ich liebe dich fühlt sich an, als ob sich eine Kralle in dein Herz gräbt."
„Du bist total blöd... Nikolas."
Er hob die Augenbraue.
„Bekomme ich jetzt das Geschenk?!"
Er lachte. „Und wenn es doch ein Ring ist?"
„Du hast gesagt, es ich keiner."
„Es ist ein Ring." Er schmunzelte. „Zumindest brauchst du einen Ring, um es zu benutzen. Aber keinen Ring, mit dieser symbolischen Tragweite, wie du denkst. Wobei..." Er zögerte kurz und sah nochmal auf die Schachtel in seiner Hand. „... doch. Es ist... auch ein Geschenk mit Tragweite..." Nick sah mich eine Weile schweigend an. „Du hast mir diese... Reise nach Bali geschenkt. Das ist etwas sehr symbolisches. Und das hier auch." Er schob die Schachtel zu mir hinüber und sah mir dabei zu, wie ich mit wild pochendem Herzen das silberne Band von der samtenen Schachtel zog. Ich traute mich nicht, die Schachtel aufzuklappen.
„Wir haben nie wirklich darüber gesprochen, weißt du", sagte er leise. „Aber... nach diesen letzten Wochen..." Er atmete aus und zuckte mit den Schultern. Sein Blick ruhte erwartungsvoll auf mir.
Wenn es kein Ring war – aber doch ein Ring? Ich hatte keine Ahnung, was er damit meinte. Mit flauem Magen öffnete ich die Box und schloss die Augen. Hoffentlich war da wirklich kein Diamantring drin...
Als ich sie öffnete, brauchte ich einen Moment, um zu realisieren, dass er mir tatsächlich keinen Heiratsantrag machte.
Im Inneren der Schachtel steckte der Kopf von Captain America. Also dort, wo der Ring stecken sollte. Zweidimensional, starrte mich der Captain an und ich starrte perplex zurück.
„Zieh ihn raus", sagte Nick leise.
Ich tat, wie er sagte, nahm den flachen Kopf zwischen die Finger und zog sanft daran. Mit ein bisschen Widerstand löste sich der Captain von den Kissen und ich hielt ihn komplett in der Hand. „Du bist verrückt", platzte es aus mir heraus.
Nick zuckte mit den Schultern. „Ja, vielleicht." Er holte Luft. „Hör zu... es läuft so gut im Moment..." Er schluckte. „Wir haben nicht darüber gesprochen, aber... Ich weiß, wie sehr du die Wohnung hier magst, aber ich hab sie nun mal nicht mehr ewig und-- Ich lasse dich auf gar keinen Fall alleine zurück zu Ida in die WG. Komm mit nach Ladenburg." Er schüttelte den Kopf. „Also... wenn du dich mit dem Gedanken anfreunden kannst, aufs flache Land zu ziehen... mit mir... ganz offiziell..."
Ich starrte auf den Schlüssel in meiner Hand. Den Schlüssel mit dem Captain-America-Key-Cover.
Nicks eigene Schlüssel hatten auch solche Cover. Lightning McQueen von Cars und das Krümelmonster hatte er daran, beide hatte er von seinen Neffen geschenkt bekommen. „Also, darüber müssen wir ernsthaft nochmal reden?" Ich sah ihn verwirrt an. „Ich dachte, das sei schon irgendwie klar gewesen?"
Er lachte leise. „Von dem Moment an, als du neulich deine Tampons ins Bad gestellt hast, oder was?"
Ich zuckte mit den Schultern. „Nein, in dem Moment, als du gesagt hast, ich soll nach Hause kommen." Ich legte den Schlüssel auf die Packung und kletterte rittlings auf ihn. „Ja, man, Gehrig. Ich komm mit dir aufs flache Land... whatever it takes."
Im Kuss atmete er tief aus und lehnte seine Stirn gegen meine. Ich spürte seine Körperwärme durch sein T-Shirt und auch, wie sich seine Atemfrequenz allmählich beschleunigte, je länger wir uns küssten. Seine Hände rutschten unter meinen Pulli und wanderten auf meiner Haut hinauf zu meinen Schulterblättern. Ein Schauer breitete sich in meinem Körper aus, ein furchtbar schöner Schauer, und ich seufzte leise.
„Aber glaubt mir, dass man Glück und Zuversicht selbst in Zeiten der Dunkelheit zu finden vermag. Man darf nur nicht vergessen, ein Licht leuchten zu lassen", flüsterte er und zog mich etwas näher an sich heran.
Ich legte den Kopf schief. „Zitierst du hier Dumbledore?"
„Vielleicht", gab er zurück und versiegelte meine Lippen mit seinen. „Für eine echte Slytherin tue ich fast alles..."
„Ich liebe dich." Ich strich ihm die Haare aus der Stirn und seufzte schwer. „Du warst in den letzten Monaten wirklich mein Held..."
„Du musst kein Superheld sein, um das Mädchen zu kriegen. Das richtige Mädchen wird den Helden in dir zum Vorschein bringen."
„Das war nicht Harry Potter."
Nick grinste. „Deadpool." Er lehnte sich zurück und zog mich mit sich. „Ich liebe dich auch. Nur, falls das heute irgendwie noch nicht rüber gekommen ist..."
Ich bohrte ihm neckend den Finger in die Lippe und schob mein Bein über seins. „Doch. Kam es. Sehr sogar..." Er griff nach der Decke, zog sie über uns und ich kuschelte mich zufrieden an seine Seite. „Ich ziehe zu dir... ganz offiziell..."
Mit gespreizten Fingern fuhr er durch mein Haar. „Tust du... wenn du willst..."
Ich schloss die Augen und lauschte dem aufgeregten Herzschlag in seiner Brust. „Ich will nirgendwo anders sein...", flüsterte ich und meinte jedes Wort genau so, wie ich es gesagt hatte. Ich wollte bei ihm sein. Wo er war, war mein zu Hause. Ich würde ihm folgen, wohin er gehen würde.
Ich vertraute ihm blind.
Ich war daheim.
...............
🥞 So viele Eierkuchen....
Und kein 💍😇
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