Kreuzherreneck: 17 ~ Nick

„Wie siehst du denn aus?" Isa schob sich an mir vorbei in die Wohnung. „Warst du feiern?" Sie rümpfte die Nase und hob, als sie die Küche betrat, überrascht beide Augenbrauen. „Woha... Bist du jetzt zum Alkoholiker mutiert oder was?" Sie musterte die leere Flasche Whisky auf dem Küchentisch.

Wortlos ging ich an ihr vorbei, nahm zwei Aspirin und schluckte sie mit einem Glas Mineralwasser hinunter. „Willst du irgendwas Bestimmtes oder einfach auf mir rumhacken?"

Isa musterte mich kritisch, schob die Whiskyflasche zur Seite und setzte sich. „Hast du einen Kaffee?"

„Bist du nett oder hackst du weiter auf mir herum?", fragte ich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. Ich hatte einen Kater und war wirklich nicht in Stimmung für die Spielchen meiner Schwester.

„Ich versuch's." Sie lächelte.

„Das reicht mir nicht für einen Kaffee", gab ich trocken zurück und stellte ihr ein Glas und eine Flasche Wasser hin.

„Du hast ja ne Laune. Was ist los? Ich dachte, Pi ist wieder da?"

„Und ich dachte, ihr wisst das nicht."

„Du weißt doch, dass Mama ein offenes Buch ist."

Ich schnaubte und rieb mir die Stirn. Die Nacht war furchtbar gewesen. Wobei: Nacht? Ich hatte kein Auge zu getan. Dass sie mich rausgeworfen hatte, hatte mich verletzt, mehr als ich im ersten Moment geglaubt hatte. Ich war so wütend auf die Situation, in der ich steckte. Diese Unfähigkeit, ihr nicht sagen zu können und zu dürfen, was sie wissen wollte und vielleicht auch wissen musste, war lähmend. Aber ich konnte nicht... Ich konnte einfach nicht noch mehr Scheiße bauen, auch wenn Pi mir unglaublich wichtig war.

„Willst du erzählen, was los ist?" Isa stand auf, öffnete den Küchenschrank und begann sich alleine einen Kaffee zu machen.

Ich sah auf die Whiskyflasche und schnaufte. Isa wollte ich eigentlich gar nichts erzählen. Sie war eine Tratsche. Nicht so schlimm wie Lucy, aber ich konnte mir sicher sein, dass es innerhalb von einer Stunde die ganze Familie wusste. „Ist alles nicht so einfach", murmelte ich dann doch.

„Aber ihr geht es gut?"

„Interessiert dich wirklich, wie es ihr geht?", erwiderte ich bissig.

Isa hörte auf, Bohnen in den Vollautomaten zu füllen und sah mich dann lange an. „Hör zu: es tut mir leid, okay? Lucy und ich haben uns echt mies verhalten. Das war unfair, okay? Können wir das vergessen?"

„Nein."

„Nick... bitte." Sie ließ die Schultern sinken. „Wir haben übertrieben. Es war... Wir haben nicht gewusst, dass sie uns hört. Wir hätten das nicht sagen dürfen." Sie sprach von Mums Geburtstag. Der Lästerattacke gegen Pi auf der Toilette.

„Stimmt."

Sie fuhr sich genervt durch das offene, rotblonde Haar und stöhnte auf. „Es tut mir leid. Du bist ätzend und dickköpfig, wenn du so bist." Damit drehte sie sich um und machte sich weiter Kaffee. Die Maschine zerkleinerte lautstark die Bohnen und ich nutzte die Pause, um sehr tief durchzuatmen. Um mich runterzuholen. Um die Wut in den Griff zu bekommen. Es wurde wirklich jeden Tag schlimmer mit der Stresssymptomatik. Sehr viel schlimmer.

„Okay", sagte ich dann und ließ den Kopf hängen. Ich hatte keine Kraft für diese Diskussion. „Entschuldigung angenommen."

„Danke." Isa lächelte knapp und holte sich eine Tasse aus dem Schrank. „Wie geht es Sophie?"

Ich zuckte mit den Schultern. „Ja..." Geht hatte sie gesagt. „Den Umständen entsprechend. Sie... kämpft."

Isa schluckte. „Wurde sie...? Also, hat man sie...?"

Vergewaltigt. Ich schluckte. „Bei der Untersuchung gab es keine Anzeichen, sagt der Arzt... aber sie... sieht schlimm aus." Meine Stimme brach weg und ich starrte auf die grobe Holzmaserung des Küchentischs.

„Oh, man Nicki..." Isa schluckte. Der Kaffee lief laut summend in die Kaffeetasse. „Du hast das Mädchen ja wirklich gern..."

Ich hob den Kopf und sah sie fassungslos an. „Was hast du denn gedacht?! Dass ich sie zu Mums Geburtstag mitnehme und sie nur gelegentlich vögle, oder was?" Ich lachte trocken. „Du müsstest mich doch wirklich besser kennen..."

Isa rieb sich über die Stirn und ihre Mundwinkel zuckten. „Ja, das macht eigentlich nur Lucy." Sie sah mich kurz an und ich wusste genau, woran sie dachte. Lucy hatte irgendwann vor zwei oder drei Jahren ihre Bettgeschichte zu einem Familienfest mitgebracht – und es war eigentlich ziemlich schnell für alle offensichtlich gewesen, dass der Typ an Lucy null interessiert gewesen war. Es war ein Desaster gewesen.

„Du bist ein Biest."

Isa zuckte mit den Schultern. „Ich weiß doch genau, dass du mich unter Biest 1 im Handy eingespeichert hast..." Sie griff nach der Zuckerdose, gab Unmengen an Zucker in den Kaffee hinein und setzte sich zurück zu mir. „Also: was ist jetzt los?"

Ich seufzte schwer. „Wir hatten Streit... oder eine... Auseinandersetzung, ich weiß auch nicht", begann ich dann leise und sah wieder die Holzmaserung des Tischs. „Ich... Es ist kompliziert."

„Dein neuer Facebookbeziehungsstatus?" Isa legte den Kopf schief. Sie schien einen Augenblick nachzudenken, bevor sie fragte: „Es geht um das, was passiert ist? Sie hat Fragen gestellt, du weißt was, weil du einfach bist, wie du bist? Und du darfst nicht drüber sprechen, oder? Die Ermittlungen sind noch nicht abgeschlossen?"

Ein bisschen war ich über ihre schnelle Auffassungsgabe überrascht. Manchmal stellte sie sich hohl und verkaufte sich für dümmer als sie eigentlich war. Ich nickte lahm. „Ja. Ich darf ja selbst nichts davon wissen. Ich hab diese Suspendierung am Hals, hab auf eigene Faust ermittelt, den Kollegen rein gepfuscht und..." Ich atmete zittrig durch. „Die Kommissarin hat mir aus Gefälligkeit den Ermittlungsstand mitgeteilt, aber ich kann es Pi einfach nicht sagen. Das hat sie verletzt und... dann ist da noch eine Sache mit ihrem besten Freund." Ich stöhnte leise. „Er hat mir ein paar Sachen anvertraut, die ich ihr auf keinen Fall sagen darf."

„Bro-Code?", fragte sie.

„So in der Art." Ich schluckte. „Sie hat mich rausgeworfen."

„Gestern?"

Ich nickte.

„Deshalb die leere Whiskyflasche." Es war eine sachliche Feststellung.

Müde legte ich den Arm auf den Tisch und legte den Kopf darauf. „Ich bin total am Arsch, Isa..."

Sie schwieg und trank ihren Kaffee, während ich mit dem Kopf auf dem Tisch lag und versuchte, meine Gedanken zu beruhigen.

Irgendwann hörte ich, wie sie aufstand, zu ihrer Tasche lief und mit ihrem Handy zurückkam. Sie tippte eine Weile darauf herum und erhielt kurze Zeit später vibrierend einige Nachrichten.

Dann telefonierte sie. „Ja? Hallo, mein Name ist Isabelle Gehrig. Das ist ja super, dass gleich jemand rangeht. Ich rufe an, weil wir ihre Praxis von meiner Schwester empfohlen bekommen haben. Dr. Andrea Gehrig? Sie ist Internistin in Mainz... Ja, genau."

Ich hob den Kopf und sah Isa an. Sie erwiderte meinen Blick kühl, aber entspannt.

„Ich rufe an, weil wir uns wirklich große Sorgen um unseren Bruder machen. Er ist im Moment in einer wirklich sehr belastenden Situation und er ist der Meinung", sie sah mich fest an, „dass es nicht nötig sei, seine PTBS behandeln zu lassen..." Sie lauschte. „Ja, der sitzt mir gegenüber... Ja, ich kann Sie weiter reichen." Isa hielt mir ihr Handy hin.

Ich wollte ihr instinktiv den Mittelfinger zeigen. Auf gar keinen Fall wollte ich dieses Telefonat annehmen. Auf gar keinen Fall!

Isa reichte mir ihr Handy und hob demonstrativ die andere Faust. Mach schon. Arschloch.

Ich wusste schon, warum ich Isa eigentlich nicht leiden konnte.

Fünf Minuten später kam ich vom Balkon zurück in meine Küche und Isabelle sah mich auffordernd an. „Und?"

„Weißt du eigentlich, wie übergriffig das gerade war?"

„Wann ist der Termin?"

„Es gibt keinen Termin."

„Du bist so ein Arschloch, Nick!" Isas Körper spannte sich an und sie griff nach der erstbesten Sache, die sie sah, und warf sie nach mir. In diesem Fall war es ihre Kaffeetasse.

„Spinnst du?!", fauchte ich. Zum Glück war die Tasse leer und ich fing sie gerade so auf, bevor sie die Fensterscheibe treffen konnte. „Hast du sie noch alle?!!"

Isa war aufgesprungen und funkelte mich wütend an. Sie sah Becky plötzlich so ähnlich. Die gleichen grünen Augen, nur hellere Haare. Sie war etwas größer, etwas schwerer, hatte aber ähnliche Gesichtszüge, wenn auch etwas markanter als Becky. Wenn sie zornig war, war die Ähnlichkeit verblüffend. „Wann ist der Termin??" Sie presste die Worte heraus und während sie das tat, füllten sich ihre grünen Augen mit Tränen.

„Das sage ich dir nicht, du übergriffige Kuh!"

Isa schnaubte. „Argh!" Sie griff neben sich und warf mit einem Küchentuch nach mir. „Wann, Nick?!" Sie heulte.

„Warum, bitte, heulst du?"

Weil!" Isa nahm einen Stapel Zeitungen und warf den auf den Küchenboden, zornig wie Rumpelstilzchen. „Weil du mir wichtig bist, man. Du bist immer noch mein kleiner Bruder. Und du gehst da hin, verdammt!! Und wenn ich dich an den Haaren dahin zerren muss, okay?" Sie schnaubte wie ein wütender Drache und ließ dann die Schultern sinken.

Ich blinzelte. „An den Haaren?"

Isa schnaubte. „Oder am Schwanz. Was dir lieber ist."

Ich blinzelte erneut und schüttelte verwirrt den Kopf. Einen solchen Wutausbruch hatte ich von ihr nicht mehr abbekommen seit... pff... da hatten wir beide noch zuhause gewohnt. Ich glaube, damals ging es um Konzertkarten für eine Boyband, die ich absichtlich verschlampt hatte. Ich ließ die Schultern sinken und gab auf. Freiwillig. „Nächste Woche Dienstag."

„Gut. Ich komme mit." Sie nickte und bückte sich, um die ganzen Papiere wieder aufzuheben. „Entschuldige."

„Sicher, dass ich das Wutproblem habe?"

Isa lachte trocken und setzte sich wieder. „Nächste Woche Dienstag geht schnell..."

„Ja", ich lehnte mich angespannt gegen die Wand. „Privatpatient im öffentlichen Dienst... Drea hat außerdem wohl schon vorgefühlt. Gott, wie ich meine übergriffige Familie hasse."

„Du liebst uns."

Ich sah sie skeptisch an. „Du glaubst gar nicht, wie ätzend ihr seid..."

„Wie machen uns wirklich nur Sorgen um dich, Nicki..."

„Ihr habt bestimmt ne Whatsapp-Gruppe, in der ihr mein Seelenleben diskutiert."

Isa zuckte die Schultern. „Ja, haben wir."

„Ernsthaft...?"

„Naja. Wir haben eine... Mädelsgruppe. Ohne dich. Da geht es nicht ausschließlich um dich, sondern auch um... Menstruationstassen und so Frauenkram..."

„Gott... Ich bin bestimmt adoptiert..." Ich stöhnte. „Ich hasse diese Frauen..."

„Du liebst uns..."

„Ich hasse euch." Ich seufzte schwer, musste aber lächeln. Ich liebte sie wirklich. Ohne die Mädels... würde ich im Moment wirklich durchdrehen. Und gerade war ich wirklich dankbar, dass Isa in meiner Küche stand. „Isa?"

„Mh?"

„Danke..."

Sie nickte langsam.

„Musst du heute eigentlich nicht arbeiten?" Ich sah auf die Uhr. Es war halb elf Uhr am Montagvormittag.

„Doch, aber mir ist ein Termin ausgefallen. Der nächste ist erst um elf." Sie sah selbst auf die Uhr. „Außerdem ist der bei dir im Haus. Deshalb bin ich eigentlich hier."

Sie war Immobilienmaklerin.

„Ah. Verstehe. Du wolltest mich also eigentlich gar nicht besuchen."

„Doch... Ich hab nur ökonomisch gedacht." Sie lächelte. „Das wird ein kurzer Termin werden. Die Wohnung wird vermutlich nicht lange auf dem Markt sein. Die Lage ist unschlagbar, das Haus topsaniert... der Mietpreis noch in Ordnung." Sie zuckte mit den Schultern und ließ ihren Blick schweifen. Diesmal war es nicht der Schwesternblick, sondern der Maklerblick. „Ich liebe diese Wohnung..."

Ich folgte ihrem Blick über den alten Dielenboden. Ich wusste noch, wie Di und ich den damals abgeschliffen per Hand hatten, nachdem wir ihn vom Laminat des Vormieters befreit hatten. Stundenlang hatten wir den Boden gemeinsam mit Julius, Tom und Becky und jeder Menge Gon Tonic geölt. „Ja... ich auch..."

„Manchmal habe ich das Gefühl, dass Diana hier noch wohnt", sagte sie vorsichtig und sah mich an.

„Mh", machte ich leise. Das hatte ich auch schon gedacht. Manchmal war es besser, manchmal war es schlimmer.

Sie griff nach meiner Hand und drückte sie. „Ich hoffe, sie ist kein Poltergeist..."

Ich rang mir ein Lächeln ab. „Nein... nicht mehr..."

Isa seufzte schwer. „Du hättest früher mit uns über all das reden müssen, Nicki... Über Di, den Einsatz – und wenn schon nicht mit uns, dann wenigstens mit irgendwem anderen. Mit Julius oder Tom oder..." Sie schluckte. „Du hast das alles sehr lange in dich hinein gefressen. Da ist es doch kein Wunder, dass dich diese Entführung jetzt so aus der Bahn geworfen hat."

„Das hätte jeden aus der Bahn geworfen."

„Nick..."

„Ja. Ich weiß." Ich ließ die Schultern sinken und schloss die Augen. Ich war von dem Gespräch mit Isabelle total erledigt. So lange und intensiv hatte ich schon lange nicht mehr mit ihr gesprochen. „Tust du mir einen Gefallen? Postest du das alles bitte nicht direkt in eure Menstruationstassengruppe?"

Isa stand auf und küsste mich sanft auf die Wange. „Ich versuche mich ausnahmsweise zurückzuhalten. Wir sehen uns am Dienstag."

Ich brachte sie zur Tür. „War schön dich zu sehen..."

„Ja... du fandest es furchtbar." Sie grinste und tätschelte mir die Brust. „Nicki, pass auf dich auf, ja. Und bau bitte keinen größeren Blödsinn bis dahin. Und vielleicht... so als Tipp: gib ihr das Gefühl, dass du trotzdem für sie da bist, okay? Lass sie nicht hängen. Wir Frauen wollen nicht alleine gelassen werden, auch wenn wir euch von uns stoßen, so als Tipp." Sie küsste mich nochmal auf die Wange. „Hab dich lieb."

Ich sah ihr nach, wie sie die Treppe hinunter lief um ihre Maklerkunden abzuholen und schloss dann die Tür.

Was ein wundervoller Vormittag.

Ich war verkatert.
Mit Kaffeetassen beworfen worden.
Zu nem Therapeutentermin gezwungen worden.

Und hatte die Erkenntnis, dass meine Schwestern eine Whatsapplästergruppe hatten.

Toll. Diese Gespräche mit Isabelle waren immer wieder ein Vergnügen.

Der weitere Tag ging als offiziell miesester der letzten vier Wochen in meinen Kalender ein. Zum einen kochte ich die letzte Tasse Kaffee mit dem chilenischen Kaffee – trank ihn aber nicht, weil ich die Tasse umstieß und mir brühheiß übergoss. Dann holte ich den Umschlag mit meinem offiziellen Suspendierungsbescheid aus dem Briefkasten. Suspendiert für zwei Monate. Damit hatte ich gerechnet, es dann aber schwarz auf weiß zu lesen, war ein weiterer Tiefschlag. Die letzten Wochen war ich „nur" krank geschrieben gewesen. Immerhin: der Wichser erstattete offenbar keine Strafanzeige wegen Körperverletzung. Das konnte aber noch kommen. So, wie es gerade bei mir lief – rückwärts und bergab – würde das garantiert noch kommen.

Der nächste Punkt auf meiner Hitliste war mein angefahrenes Auto. Als ich mittags meine Wohnung verließ, stand Wagen mit komplett verschrammter Fahrerseite dort, wo ich gestern geparkt hatte. „Das kann doch nicht wahr sein..." Ich lief fassungslos einmal um das Auto herum. Kotflügel, Fahrertür, Außenspiegel, Beifahrerseite, alles eingedellt und verschrammt. Ich ließ genervt und frustriert den Schaden aufnehmen, machte einen Termin in der Werkstatt aus und ging ins Fitnessstudio.

Nach anderthalb Stunden hatte ich zwar etwas Anspannung loslassen können, aber es auch dermaßen übertrieben, dass ich mir irgendetwas in der Schulter gezerrt hatte. In der kaputten Schulter. Ausgerechnet. Julius war monatelang damit beschäftigt gewesen, die Schulter wieder stabil zu bekommen und als ich unter der Dusche stand, war der alte Schmerz wieder da.

Ja. Und dann, als ich mit einem Kühlpack auf der Couch lag und eine Folge Blacklist lief, hielt ich mein Handy in der Hand und versuchte Pi anzurufen. Ich erreichte nur die Mailbox. Er dauerte, bis mir aufging, dass ihr Handy vermutlich noch bei der Kripo war. Dann wollte ich ihr eine Nachricht schreiben, was genauso schwachsinnig war – weil ihr Handy vermutlich noch bei der Kripo war.

Schließlich rief ich in der Klinik an und fragte mich durch bis zu ihrer Station. „Sophie von Frankenthal? Die ist entlassen worden. Heute Nachmittag. Tut mir leid."

Es fühlte sich an, wie ein Schlag in den Magen. Entlassen? Hatte sie nicht gesagt, dass sie erst morgen am Dienstag entlassen werden sollte?

Ich ließ mich nach hinten auf die Couch sinken und starrte mein Handy an. Langsam scrollte ich durch Whatsapp und verharrte mit dem Daumen über Idas Kontakt. Wenn Pi entlassen worden war... war sie dann zurück in Heidelberg? Ich tippte eine Nachricht an Ida und schickte sie ab. Die Antwort kam schnell. Ida hatte keine Ahnung. Pi war nicht in Heidelberg.

Scheiße. Ich hatte keine Möglichkeit, sie zu erreichen. Facebook vielleicht, aber... nein. Ich öffnete Pis Kontakt und schrieb ihr eine Nachricht. Unabhängig davon, ob sie ihr Handy hatte oder nicht.

Pi: Hallo Pi-Sophie... ich weiß nicht, ob und wann du diese Nachricht liest. Ich habe versucht, die in der Klinik anzurufen, aber du wurdest schon entlassen. Ich wollte dir nur sagen: ich denke an dich. Pass auf dich auf...

Bevor ich es mir anders überlegen konnte, drückte ich auf senden und schaltete mein Handy frustriert aus. Ich hatte genug von diesem Tag.

......

💩

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