Die DTA: 5 ~ Nick
Gewidmet: CarlaKolumna6 als persönliches Ostergeschenk 🐰 DANKE 🤘
Julius und ich fuhren mit dem Bus nach Heidelberg. Nach dem Telefonat mit Mos Anwältin hatte ich keine Nerven mehr zu laufen.
Ich hatte Moritz durch meinen Kommentar zu dem Freundschaftsband hingehängt. Dass er in der Scheiße steckte war meine Schuld. Ich wusste nicht, ob ich das gut fand oder nicht. Aber mir war klar, dass ich die Ermittlungen behindern würde, wenn ich Carries Akte weiterhin bei mir zuhause in diesem Umschlag behalten würde. Fuck.
Fuck.
Moritz hatte sich bei dem Verhör um Kopf und Kragen geredet und in richtige Schwierigkeiten gebracht. Er hätte das Band verloren, das Blut müsse Carrie gehören. Wer Carrie sei, hatte Bernicke wissen wollen, darauf hatte er die Aussage verweigert.
Er beteuerte der Anwältin gegenüber seine Unschuld und verweigerte der Polizei gegenüber jedwede Mitarbeit. Ich hatte ihn immer für intelligent gehalten, aber... Wie konnte man so dumm sein?
Im Gespräch mit seiner Anwältin hatte er darauf bestanden, dass sie mich anrief.
Warum?
Fuck. Was sollte ich mit der scheiß Akte machen?
Ich würde ihn umbringen. Wenn er in der Sache mit drin steckte würde ich ihn umbringen. Wenn er das Pi angetan hatte, würde ich ihn umbringen. Wenn er das getan hatte, wenn er da auch nur ansatzweise irgendwie mit drinsteckte, würde ich ihn umbringen.
Zu Pi und ihrem Aufenthaltsort hatte er kein Wort gesagt. Er hatte tausendmal beteuert, dass er nichts wisse. Er hatte geschworen, dass er damit nichts zu tun habe. Dass seine Anwältin mit mir reden sollte.
Ich würde ihn umbringen. Wenn er mit Carrie etwas zu tun hatte, würde ich ihn umbringen. Und wenn Pi etwas passieren würde, würde er seines Lebens nicht mehr froh werden.
Julius beobachtete mich die ganze Busfahrt über und brachte mich bis nach Hause in meine Wohnung. Vermutlich hatte er Angst, dass ich bis zum Präsidium fahren und Moritz direkt aufs Maul hauen würde - was tatsächlich nicht ganz unwahrscheinlich war.
„Du kannst ruhig heim fahren, ich bin okay."
„Nein." Julius streifte sich die Schuhe ab und hängte seine Jacke auf. „Bist du nicht." Dann ging er an den Kühlschrank und holte zwei Bier heraus. Wortlos öffnete er beide und reichte mir eins. Er stieß stumm mit mir an und trank von seinem ab, während ich die Stelle anstarrte, an der er stand. Vor ein paar Tagen noch hatte Pi genau dort gestanden. In meinem T-Shirt, mit ihren endlos langen Beinen, die langen blonden Haare waren ihr glatt und seidig über den Rücken gefallen und sie hatte gelacht, während sie Kaffee gemacht hatte und ich hatte hier im Türrahmen gestanden und ihr dabei zu gesehen. Shit. Ich spürte, wie mein Hals sich zuzog und meine Augen zu brennen begannen. Nicht jetzt. Bloß nicht jetzt, verdammt. Schnell wandte ich den Blick ab und trank vom Bier ab.
Nein, ich war nicht okay. Ganz und gar nicht. Ich warf den Umschlag mit der Akte auf den Tisch und starrte sie an, während Julius mich ansah, als sei ich nicht mehr ganz dicht.
Ich wollte Moritz auf die Fresse hauen. Wenn er wirklich damit zu tun hatte, und ganz ehrlich, alles sah danach aus, dann wollte ich ihm wirklich weh tun.
Ich setzte die Flasche an und trank sie in einem Zug zur Hälfte aus. „Was ein Scheiß..."
Julius seufzte leise. „Ja... großer Scheiß."
„Und ich dachte, es läuft endlich mal bei mir."
„Du meinst rückwärts und bergab?"
Ich sah ihn ausdruckslos an. Haha. „Kein guter Zeitpunkt."
Julius lächelte knapp und zog sich einen der Stühle ran. „Ich weiß. Galgenhumor. Und jetzt?"
„Ich hab keine Ahnung. Ich will den Typen umbringen..."
„Ich weiß", sagte er nur und sein Lächeln verschwand. „Mach das nicht. Du bist schon vom Dienst suspendiert, Alter. Mehr verkraftet deine Mutter nicht."
„Arsch."
„Gerne..." Er zwinkerte mir zu und ich musste lächeln. „Ich frag nochmal: und jetzt?"
Ich seufzte leise. „Ich weiß es nicht. Ich hab keine Ahnung." Hatte ich wirklich nicht. Ich hatte keine Ahnung, warum seine Anwältin mich angerufen hatte. Warum sie mir das alles erzählt hatte. Warum Moritz darauf bestanden haben sollte, dass ich das alles wusste. Wenn er doch so ganz offensichtlich irgendwie in dieser Sache mit drinsteckte. In Pis Verschwinden verwickelt war. So ganz offensichtlich. Zu offensichtlich. Zu offensichtlich? Was sollte ich mit der Akte machen?
„Pi ist weg."
„Pi ist weg", wiederholte ich und spürte wie die Endgültigkeit dieser Worte das Brennen in meine Augen zurück brachte.
„Und es gibt keinen Anhaltspunkt."
„Nein."
„Außer diesem Freundschaftsband."
„Ja." Er rieb sich das Kinn. „Aber... Das ergibt doch keinen Sinn."
Ich zuckte mit den Schultern. „Ja..."
„Das können doch zwei ganz unterschiedliche Fälle sein: Das Pferd und die Entführung. Das muss doch gar nicht zusammenhängen. Da muss es keine Verbindung geben." Er sah mich an und nippte an seinem Bier. „Wer hätte ein Motiv?"
„Sie zu entführen?"
„Nein, sie zu fotografieren... Nick!" Er rollte die Augen.
„Keine Ahnung. Ich?"Ich setzte die Flasche an und trank sie aus. „Ich weiß es nicht. Ich hab keine Ahnung. Ich weiß nicht, ob sie Feinde hatte. Wir haben nicht über früher gesprochen. Hier in Heidelberg hatte sie Bekannte, aber wenig enge Freunde. Ida, Mo, Luke aus dem Wunder vielleicht, mich. Dich vielleicht, aber dich würde ich eher als Intimfeind bezeichnen, so wie ihr euch angezickt habt." Ich musste lächeln.
„Und sonst?"
„Keine Ahnung."
„Nick..."
„Ich weiß es nicht! Du nervst!"
Julius warf ein Küchentuch nach mir und schüttelte den Kopf. „Du auch. Habt ihr nie über eure verkorkste Kindheit gesprochen?"
„Wenig. Sie hat von ihrer Cousine Charly erzählt..."
„Die Reality TV Tante? Heißes Gerät..." Er grinste breit.
Müde rieb ich mir die Stirn. Das Pochen kehrte in meinen Kopf zurück. Stärker als sonst. Auch das Rauschen im Ohr war wieder da. Charly war nicht das Problem. Moritz war das Problem. Ich verstand es einfach nicht. Warum Mo? Wie konnte er sowas tun? Wie konnte er zu so etwas fähig sein? Die Frage war: war er zu so was fähig? Oder war es ein Zufall? DNS-Spuren am Band belegten, das es seines war. Das Blut brachte ihn mit Carrie in Verbindung. Er musste dort gewesen sein. Er musste es dort verloren haben. Oder? Oder.
Ich schloss für einen Moment die Augen. Dachte an einen Augenblick zurück vor ein paar Tagen. Pi und ich auf dem Weg zurück zu meiner Wohnung. Wir waren im Biergarten gewesen und sie hatte mir von diesem Streit erzählt, den sie und Moritz seit ein paar Wochen hatten. Eigentlich war es kein Streit, sondern einer Veränderung in ihrer Freundschaft... Etwas weniger Greifbares als ein Streit. Er war eingeschnappt, weil sie weniger Zeit für ihn hatte und sie hatte ein komisches Gefühl dabei, dass er wieder Kontakt zu seiner Ex-Freundin hatte.
Die Akte würde ich morgen früh im Präsidium einwerfen. Ich musste das Ding loswerden. Das hatte mir bis jetzt nur Unglück gebracht. Vielleicht half sie jetzt wenigstens, Pi zurück zubringen.
Ich ruckte auf und starrte Julius an.
Er hat mit ihr Schluss gemacht. Das ist drei Jahre her. Und danach ist Jana nach dem Abi abgehauen und hat den Kontakt zu ihm und mir vollkommen abgebrochen. Und plötzlich ruft sie ihn an? Das ist doch komisch.
„Was?" Julius sah mich verwirrt an, als ich aufsprang und aus dem Flur mein Handy holte.
Sie hat uns beide damals total im Stich gelassen. Sie ist einfach abgehauen. Als das mit Carrie passiert ist, hat sie mich nicht mal gefragt, wie es mir geht.
Er hatte sich mit Jana getroffen. An dem Nachmittag als das mit Pi passiert war. Ich hatte sie gesehen. Das konnte ein Zufall sein. Konnte. Oder auch nicht.
Mein Puls beschleunigte sich und ich suchte im Kontaktverlauf nach einer Nummer. Julius Blick spürte ich die ganze Zeit auf mir, während ich wählte. Als er endlich abnahm war ich seltsam erleichtert. „Jan? Bist du noch in Heidelberg?"
.........
Mo hat da ja offensichtlich gannz besonders besonnen reagiert... und aaaalles richtig gemacht. Nerven aus Stahl. Oder hat er doch Dreck am Stecken... äh Freundschaftsband? 😎
Ach ja, Auftritt Franky in.... 3.... 2.... 1....
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