Cognac: 20 ~ Nick

„Komm rein."

Ich war seltsam nervös als ich Schraders Büro betrat und mich ihm gegenüber setzte. „Hi."

Max legte die Akte zur Seite und musterte mich gründlich. „Siehst gut aus. Wie geht es dir?"

Ich lehnte mich zurück und dachte über die Frage nach. „Gut denke ich." Ich widerstand dem Drang meine Hände zu kneten. Er hatte mich gestern einbestellt. Meine Suspendierung war zum nächsten Montag aufgehoben.

„Gut. Das freut mich." Er atmete tief durch. „Du kommst zurück."

Ich nickte langsam. In den letzten Therapiesitzungen hatten wir viel darüber gesprochen. Über die Suspendierung. Über den Auslöser, den Junkie, die Provokation, über Pi, die Entführung, die Wut gegenüber Lüttkenhaus und ob ich bereit war, nach den abgelaufenen zwei Monaten wirklich in die aktiven Dienst zurückzukehren. „Ja, ich komme zurück."

„Und... bist du bereit dafür?"

Ich sah Schrader lange an und zuckte mit den Schultern. „Ganz ehrlich: ich weiß es nicht."

Max atmete durch. „Okay..."

„Mir geht es viel besser als vor zwei Monaten. Mir geht es viel besser, als vor der Therapie. Ich schlafe besser. Ich spreche über Diana. Ich spreche über die Entführung. Ich spreche über meine Wut. Aber ich weiß nicht, ob ich...", ich sah ihn direkt an, „Ich weiß nicht, ob das noch mal passiert. Ich weiß es nicht."

„Das ist ehrlich."
„Du kennst mich, Max."
„Ja." Er nickte langsam.

Wir wussten beide, wie ich vor Dis Tod war. Ich war derjenige im Team, der am belastbarsten war. Ich war der, der am genauesten wusste, wie der Dienst abzuleisten war, wie die Vorschriften waren, wie man zu handeln hatte. Ich war die sichere Bank im Team. Er wusste das, die anderen wussten das. Ich war belastbar. Ich war zuverlässig. Ich war leistungsfähig. Ich wollte weitergehen, bis zum SEK. Und dann war Diana gestorben und ich war all das nicht mehr. Dann war Pi entführt worden und ich war es noch viel weniger.

„Du kannst mich auch im Innendienst einsetzen", sagte ich leise. „Wenn du es mir draußen nicht zutraust, schiebe ich auch Akten hin und her."

„Wäre dir das lieber?", fragte er mich direkt und sah mich offen an.

Ich hatte keine Ahnung, was ich darauf antworten sollte. Ich wusste es nicht. Ich wollte nicht degradiert werden. Ich wusste, was ich konnte. Ich war gut in meinem Job. Ich war richtig gut in dem, was ich tat. Ich tat das gerne. Ich war gerne draußen.

Ich senkte den Blick und starrte auf Schraders Schreibtisch. Bernickes Worte kamen mir wieder in den Sinn. Dass ich bei der Kripo nicht verkehrt wäre. „Ich weiß es nicht."

Max schwieg einen Moment, bevor er wieder ansetzte. „Ich weiß es auch nicht. Du warst da draußen mein bester Mann, Nick. Ich hätte dich sofort zu den Jungs vom SEK gelassen. Du wärst da richtig gewesen..."

„Wäre... ja. Ich wäre da richtig gewesen. Bevor das alles passiert ist." Ich holte tief Luft und spürte, dass die Luft aber nicht richtig in meinen Lungenflügeln ankam. Mein Traum von früher war geplatzt. Mein Kindheitstraum war geplatzt. Ich hatte so viele Jahre darauf hin gearbeitet und er war endgültig geplatzt. Es jetzt von Max zu hören und es selbst auszusprechen war verdammt hart und richtig scheiße. „Das ist vorbei, richtig?"

„Das ist vorbei."

Wir schwiegen beide.

„Diese scheiß Suspendierung", presste ich heraus.
„Das war nicht die Suspendierung", sage er ruhig. „Das war..."

Mein Geist", flüsterte ich. Schrader sah mich verständnislos an und ich schüttelte den Kopf. „Nichts. Schon gut."

„Okay..." Er notierte sich etwas auf einem Post It und nickte dann. „Innendienst. Bis du bereit bist, wieder raus zu gehen. Okay?"

Ich schloss die Augen. „Okay." Aber während ich es aussprach wusste ich tief in meinem Inneren, dass mein Geist nicht nur in meiner Wohnung war. Mein Geist war auch hier.

„Wie geht es Sophie?"

Ich zögerte. „Sie ist noch in Düsseldorf. Ich war vor einer Woche bei ihr... Sie sah gut aus."

„Hat sie Hilfe?"

Ich nickte. „Hat sie." Wobei... Hilfe? Sie hatte ihr Eltern.

Schrader lächelte. „Das ist gut. Nicht, dass es am Ende bei ihr so läuft wie bei dir." Sein Lächeln wurde schief. „Pass auf dich auf, Kleiner."

Ich stand auf und nickte. Ich war dabei. Der Innendienst war ein weiterer Meilenstein im "auf mich aufpassen".

.........

🤷‍♀️

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