Casterlystein: 30 ~ Nick

Jan nickte mir zu, während sein Vater mit uns die drei Stufen ins Wohnzimmer hinunter lief und uns Platz anbot. Pi positionierte sich so weit von ihren Eltern entfernt, wie nur irgendwie möglich und bestand förmlich ohne Worte darauf, dass ich mich zwischen sie und die riesige Lücke auf dem Sofa setzte.

Jans Vater fragte, was wir trinken wollten, und um ein Haar hätte ich beim Rotwein, den er aufzählte, ja bitte gesagt. Ich wollte nicht wissen, wie dringend Pi den Rotwein jetzt trinken wollte, denn ich sah sehr genau, wie ihr Blick auf dem langstieligen Weinglas ihrer Mutter hing.

Frederick von Frankenthal räusperte sich laut, als sein Bruder mit unseren Gläsern zurückkam. „Also? Was soll das hier?" Er sah seinen Bruder auffordernd an.

Theo von Frankenthal zog sich einen Sitzhocker heran, faltete die Hände und sah Pis Vater lange durchdringend an. Er war ein paar Jahre älter als Pis Vater, die Seiten von grauen Strähnen durchzogen, aber er hatte die gleichen hellen blauen Augen wie Sophie oder ihr Vater. Theo blinzelte ruhig. Er antwortet jedoch nicht auf die Frage.

Ich sah, wie die Ader auf der Stirn von Pis Vaters anschwillt. Er verschränkte die Arme vor der Brust, fast schon trotzig, und starrte ihn eingeschnappt an. „Denkst du, ich brauche Hilfe, um meine Familienangelegenheiten zu regeln?"

Theo erwiderte Freds Blick kühl. „Ich habe in den letzten drei Monaten mehrfach mit meinem Sohn über deine Tochter gesprochen. Darüber, wie es Sophie nach der Entführung geht und wie sehr sie Jans Meinung nach leidet. Jan hat mir erzählt, dass Pi das Gefühl hat, keine Unterstützung von euch zu bekommen. Sie hat sicherlich nicht immer einfache Entscheidungen getroffen für euch als Eltern. Aber sie hat an Weihnachten angerufen, und ihr habt einfach aufgelegt. Das verwundert mich sehr." Er hob eine Augenbraue.

Ich sah Jans Vater an und war ein wenig erstaunt über seine Wortwahl.

„Deshalb möchte ich, dass wir hier versuchen, eine Lösung zu finden, damit es ihr besser geht."

Pi versteifte sich neben mir.

Pi." Er Vater starrte seinen Bruder an. „Pi soll es besser gehen?"

Theo atmete tief ein.

„Ich denke, Pi geht es im Moment besser, als jedem von uns", zischte er in ihre Richtung. Mein Körper reagierte sofort auf diese Äußerung mit äußerster Anspannung, meine Faust ballte sich, mein Kiefer spannte sich an und ich musste sehr tief durchatmen, um nicht sofort irgendetwas Unbedachtes zu sagen. Etwas wie: Arschloch.

Pi sah unsicher zu Jan, der uns gegenüber auf der anderen Seite der Couch saß. Er zuckte mit den Schultern. Sicherlich hatte er genauso wenig wie wir erwartet, dass das Gespräch direkt so in die Konfrontation starten würde. 

„Ein bisschen Smalltalk zu Beginn wäre ganz okay gewesen, Dad", murmelte er, und blies die Luft geräuschvoll aus. „Sowas wie: gutes Wetter draußen oder wie war der Winterurlaub in der Schweiz? Frag mich, ich bin da gut drin..." Er rollte die Augen und lehnte sich fast schon zu lässig zurück, während Pi neben mir vermutlich gerne losgeheult hätte.

„Besser als jedem von uns, ja?", echote sie. „Aha." Sie richtete sich auf. „Dann kommen wir also direkt zum Punkt." Sie sah ihn wütend an. Ich hielt die Luft an, während ich das Gefühl hatte, dass Pi neben mir gleich explodieren würde. „Und woran machst du das bitte fest, dass es mir so blendend geht, Vater?!" An der Schärfe ihrer Stimme hätte man ein Haar spalten können.

„Wir haben alles für dich getan, Sophie! Wir haben alles getan, um dir eine gute Ausbildung zu ermöglichen. Und als Dank, schmeißt du alles hin! Du hast nicht eine Vorlesung besucht, seitdem du deinen kleinen Alleingang unternommen hast und zurück in diese Stadt bist. Es wäre doch das mindeste, zu erwarten, dass du wenigstens dein Studi-"

Pi öffnete den Mund und sah aus, als ob ihr gleich der Kopf platzen würde. „Alles?!", zischte sie, und sprang auf. Ich wollte ihr Handgelenk festhalten, aber sie drehte sich zu schnell weg. „Alles, ja?"

Sie schüttelte hektisch ihren Arm aus und blieb aufgebracht vor der Bruchsteinwand stehen und atmete tief ein. „Darum geht es dir? Um dieses verfickte Studium?" Sie lachte sarkastisch. „Gott, wie ich dieses Studium hasse..." Sie rieb sich den Nasenrücken und lachte leise. Nur langsam drehte sie sich dann zu uns um, und starrte ihren Vater mit Tränen in den Augen an. „Alles habt ihr getan, ja, um mir eine gute Ausbildung zu ermöglichen... Aber habt ihr mal überlegt, dass alles überhaupt nicht nötig gewesen wäre?"

Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass ich gerade einen gewaltigen Teil des Gesprächs verpasst hatte.


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Sorry für den Cliffhänger :)

Aber ich muss Nicki ein bisschen im Regen stehen lassen ...

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