5. Juli 1977

Sirius' POV

Ich seufzte. Am fünften Juli hätten bereits die Sommerferien nach Regulus' fünftem angefangen. Die Ferien, nach denen nichts mehr so gewesen war, wir davor. Nicht, das es jemals so gewesen war, wie davor, doch jene Ferien, hatten einiges verändert. Es waren jene Ferien, aus denen mein Bruder mit einem dunklen Mal auf dem Unterarm wiederkehren würde. Die Ferien, in denen er sich komplett von mir abgewendet hatte- oder es zumindest nach ihnen tun würde.

Ich wusste, dass ich durch das Lesen des Tagebuches nicht sonderlich viel erreichen würde, weder für mich, noch für sonst jemanden. Ich wusste, dass ich dadurch lediglich die ganze Geschichte erneut erleben würde -oder zum Großteil bereits schon noch einmal erlebt hatte, denn die nächsten Tahebucheinträge bezogen sich nur noch auf den letzten zwei Jahre in dem Leben meines Bruders- mit dem Unterschied, dass ich dieses Mal mehr Hintergründe kennen würde.

Dass ich wissen würde, wieso und warum, doch ich war mir mit einem Mal nicht mehr sicher, ob ich dies als gut, oder als schlecht empfinden sollte. Denn wenn ich weiter las, würden womöglich immer wieder neue Schuldgefühle auftreten, und ich würde mir wünschen, das Geschene ändern zu können, wohl wissend, dass ich dies eben nicht konnte. Ich würde mir wünschen, in der Vergangenheit anders gehandelt zu haben, doch dies könnte ich nun nicht mehr. Die Vergangenheit war vorüber.

Und obwohl man die Vergangenheit eigentlich ruhen lassen sollte, begann ich die nächste Seite zu lesen. Denn ruhen lassen hatte ich die Vergangenheit nicht, seit ich jenes Buch überhaupt aufgeschlagen hatte.

5. Juli 1977

Die Sommerferien haben angefangen, und mit ihnen kommen Neuigkeiten. Meine älteste Cousine, ehemals Bellatrix Black, jetzt Bellatrix Lestrange ist bei uns. Sie ist in den letzten Tagen hier eingetroffen- ich weiß nicht mehr genau wann, denn es war Nacht, als sie hier angekommen ist. Ich hatte zu jenem Zeitpunkt bereits geschlafen, doch ich hatte hören können, wie sie mit meinen Eltern gesprochen hatte. Auch, wenn ich zu jenem Zeitpunkt noch ein gehört hatte, worüber sie gesprochen haben.

Jetzt jedoch, weiß ich worüber sie gesprochen haben. Bellatrix ist nicht ohne Grund hier, weißt du? Sie ist nicht hier, weil sie uns einfach einen Besuch abstatten will, denn das hat sie eine lange Zeit schon nicht mehr getan. Sie war immer zu beschäftigt mit ihrem Dasein als eine der vertrautesten Todesser von Voldemort gewesen. Ich weiß, dass sie vor einigen Tagen noch hin und wieder Briefe an ihre Eltern, oder etwa an meine geschrieben hatte, in denen sie von ihrem Leben im Lestrange Anwesen, und ihrem Todesser- Dasein berichtete.

Unsere Familie war, und ist noch immer sehr stolz auf sie. " Bellatrix hat den richtigen Weg gewählt ", wie Mutter und Vater stets zu sagen pflegen. " Sie macht dem Hause Black alle Ehre". Ich weiß noch, wie Tante Druella einmal gesagt hatte, Bellatrix wäre die Einzige ihrer Töchter, die den Mut hatte, das Richtige zu tun. Selbst Narcissa wäre zu zaghaft, zu feige dafür gewesen.

Du fragst dich sicherlich, warum ich das hier erzähle, nicht wahr?

Nun, es ist so, dass meine Eltern beschlossen haben, dass es Zeit für mich wird, in ihre Fußstapfen zu treten. In Bellatrix's Fußstapfen. Sie sagten, es wäre Zeit für mich, ebenfalls einer von ihnen zu werden- sie haben über all das bereits mit Bellatrix gesprochen. Sie sagen, es sei eine Ehre, zu ihnen zu gehören. Eine Ehre, dafür einzustehen, woran die Familie glaubt. Eine Ehre, dafür zu kämpfen, an das man glaubt. Ich habe in diesen Tagen bereits ein paar mal mit Bellatrix darüber gesprochen, wie es war, wenn man im Dienst von Lord Voldemort steht.

Wie Lord Voldemort selber ist. Wie es ist, seine Auufträge auszuführen. Bellatrix wirkte sehr überzeugt, als sie mir erzählte, wie mächtig Voldemort war. Wie mächtig, dich gleichzeitig auch gütig gegenüber seinen Verbündeten. Sie sagte, er würde den reinblütigen Zauberern zur Größe verhelfen. Zu der Größe, die sie verdienen. Er würde dafür sorgen, dass jeder das bekommt, was er verdient.

An dieser Stelle, hatte sie ein abfälliges Schnauben von sich gegeben, als sie einige Sekunden später muggelstämmige Zauberer erwähnt hatte. Auch sie würden bekommen, was sie verdienen, hatte Bellatrix behauptet. Sie würden den reinblütigen Zauberern untergeordnet sein, so, wie es schon immer hatte sein sollen.

Ich hatte während alle  ihrer Erzählungen nichts gesagt. Was hätte ich auch sagen können? Es kommt mir vor, als wäre ich mein ganzes Leben lang hierauf vorbereitet worden. Mehr oder weniger. Als hätte man mich von klein auf auf das vorbereitet, was mich nun erwartet. Von klein auf habe ich gelernt, wie wichtig der Blustatus für meine Familie ist. Wie viel Wert die Blsvks auf diesen legen. Ich habe gelernt, dass ich als Reinblut besser sein muss, als muggelstämmige oder halbblütige Zauberer. Habe gelernt, dass ich das tun muss, was gut für meine Familie ist. Habe gelernt, dass der Ruf der Familie wichtig ist.

Doch mit einem Mal, fühle ich mich noch nicht bereit dazu. Zu dem, was sie von mir erwarten, und ich kann mir nicht ganz denken, warum. Schließlich würde ich meine Familie damit stolz machen, oder etwa nicht? Doch ich bin noch so jung. Ich bin gerade einmal 16, und nach den Ferien beginnt mein sechstes Schuljahr. Bin ich nicht noch viel zu jung, zu unerfahren? Bin ich denn wirklich bereit dazu, in seine Dienste zu treten? Das zu tun, was auch immer er von mir verlangt? Zu töten, wenn er mir dies befiehlt? Ich weiß es nicht.

Ich weiß nicht, ob ich jemals einen Menschen töten könnte, selbst wenn es sich dabei um Muggel oder muggelstämmige Zauberer handelt. Meine Familie hatte mir schon von klein auf erzählt, dass diese weniger wert seien als wir. Dass sie uns unterlegen seien, und vielleicht ist dem auch so, aber dennoch. Ich weiß nicht, ob ich bereit für all das bin, doch ich fürchte, ich muss es sein. Für meine Familie.  Für meine Eltern. 

Ich würde das tun, was sie von mir verlangen, und dadurch würde ich ihre Anerkennung gewinnen, oder etwa nicht? Und womöglich nicht nur ihre Anerkennung. Vielleicht werden mich eines Tages auch diejenigen anerkennen, für die ich bis jetzt unsichtbar gewesen bin. Diejenigen, die nichts von mir halten, die mich für durchschnittlich halten. Doch das glaube ich nicht.

Ich glaube nicht, dass sie mich mehr anerkennen würden, wenn ein dunkles Mal auf meinem linken Unterarm brennen würde. Ich glaube nicht, dass ich dadurch ihre Anerkennung gewinnen würde. Vielleicht hätten sie Angst vor mir, oh ja, das schon. Doch mehr auch nicht. Ich werde trotzdem weiterhin der seltsame Junge aus der Familie Black sein. Der Außenseiter, der außer Evan Rosier und Severus Snape keine richtigen Freunde hat. Der Außenseiter, der so versessen darauf ist, seine Familie stolz zu machen. Oder?

Die meisten meiner Freunde werden sich ihm ebenfalls anschließen. Evan brennt richtig darauf. Seit er sechzehn geworden ist, hat er mir immer öfter davon erzählt, dass er nun alt genug war, um in Voldemort's Dienste zu treten. Alt genug, um sich für seinen Glauben einzusetzen. Obgleich Evan ebenfalls aus einer strengen Familie kommt, sprechen seine Eltern nie sonderlich viel über Voldemort. Sie erzählen nie besonders viel darüber, was sie von seinen Plänen halten, ich weiß nur, dass sie der Meinung sind, er habe die richtige Idee. Auch mit Evan sprechen sie nicht besonders viel über ihn. Wenn sie es tun, dann in hohen Tönen, doch ihr Wissen über Voldemort, hatten sie laut ihm nie wirklich mit ihm geteilt.

Evan war schon immer recht neugierig gewesen, interessiert an den dunklen Künsten noch dazu. Früher, als wir noch in den niedrigeren Klassen gewesen waren, hat er den älteren Slytherins oft zugehört, wenn sie über die dunklen Künste oder über Voldemort gesprochen haben. Manchmal hat er sie von etwas weiter weg belauscht, manchmal hatte er sich zu ihnen gesetzt, um zu zuhören. Ich dachte damals, sie würden sich über ihn lustig machen, und ihn weg schicken- denn schließlich waren sie drei bis fünf Jahre älter sls wir es damals gewesen waren- doch das hatten sie nicht getan, nein. Stattdessen, hatten sie ihm einiges darüber erzählt, ihm sogar einige Fragen die er gestellt hatte beantwortet. Auch sie hatten damals so überzeugt gewirkt.

Ich wünschte, ich würde mir nicht mehr so viele Gedanken darüber machen.

Regulus

Ich erstarrte, als ich jene Seite las. Ich war davon ausgegangen, dass Regulus sich vollkommen freiwillig in Voldemort's Dienste gestellt hatte. Was vielleicht letzten Endes auch tatsächlich so war, doch ich wusste nicht, dass unsere Eltern ihm einen gar so großen Anstoß gegeben hatten. Natürlich waren sie an der Entwicklung meines Bruders beteiligt. Natürlich hätten sie eine große Rolle dabei gespielt, wie er sich entwickelt hatte, doch ich hatte nicht gewusst, wie sehr.

Auch erschreckte es mich, was Regulus in jenem Eintrag geschrieben hatte. Dass er versuchte, sich selbst immer mehr zu überzeugen, das Richtige zu tun, doch andererseits...tat das nicht jeder? Versuchte nicht jeder irgendwann in seinem Leben einmal sich einzureden, das Richtige zu tun, um besser mit dem was man tat klar zu kommen? Redete sich nicht jeder einmal ein, das Richtige zu tun, damit es ihm leichter viel, es zu tun?

Vermutlich schon.

Doch das, was Regulus versuchte gut zu reden, das war nicht gut. Ganz und gar nicht. Und es erschreckte mich, wie versessen er darauf gewesen zu sein schien, sich selbst einzureden, es wäre gut. Verdammt, Reg. Warum warst du nur so naiv? So leicht in die gewollte Form zu biegen und zu drehen, als hättest du keinen eigenen Willen?

Oder war dies dein eigener Wille?

29. Juli 1977

AN: Das zweite Kapitel^^ ich hoffe, ich habe nicht nur Quatsch geschrieben...😶 Na ja, jedenfalls, schreibt mir gerne eure Meinung dazu in die Kommis und joa...dann bis bald ❤😊

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