4. Februar 1973

Sirius' POV

Obgleich ich ein wenig unsicher war, ob ich jene Seiten noch weiter lesen wollte, so wandte sich mein Blick bereits der nächsten Seite des Tagebuches zu. Obgleich ich wusste, dass mein Name auch auf dieser Seite vermutlich auftauchen würde. Mit dem Wissen, dass ich meinen Namen,  der in der Schrift meines Bruders auf diesen Seiten geschrieben stand, noch viel öfter würde lesen müssen. Und das vermutlich meistens nicht gerade in einem positiven Zusammenhang.

Ich wusste, dass mein Bruder mich wohl noch viele Male in seinem Tagebuch erwähnen würde- jedes Mal mit ein wenig mehr Wut. Jeden Eintrag, in dem er mich erwähnt hatte, musste er mit mehr Wut,  mehr Enttäuschung...womöglich sogar mit mehr Hass geschrieben haben. Ich atmete tief durch.

Damals, als Regulus noch gelebt hatte, war es bereits schwer gewesen, zu wissen, dass er mich verachtete. Dass er mich, womöglich sogar hasste. Es war jedes mal ein wenig schmerzhaft gewesen, darüber nachzudenken, was er wohl über mich dachte. Was für eine Meinung er zu mir hatte.

Wie seine Meinung sich immer mehr verändert ,  und unser Verhältnis sich immer mehr verschlechtert hatte. Doch jene Gedanken, die ihm damals durch den Kopf gegangen waren hier direkt vor mir zu sehen- aufgeschrieben,  auf einer kalten, leblosen Seite Pergament- war fast schlimmer. Zu wissen, was wirklich in ihm vorgegangen war.

Sich seine Gedanken nicht nur auszumalen, zu vermuten, wie diese womöglich ausgesehen haben könnten, sondern sie wirklich zu erfahren. Sie zu lesen. Das Ganze, was damals geschehen war, noch einmal auf eine gewisse Art durchzumachen. Vielleicht auf eine andere Art,  als beim ersten Mal. Aber dennoch...

Schließlich zwang ich mich dazu, den Text weiter zu lesen.

4. Februar 1973

Da bin ich wieder.

Um ehrlich zu sein, weiß ich nicht genau, was ich hier schreibe  soll. Oder besser gesagt, warum ich hier schreiben soll. Schließlich bringt es weder mir, noch dir irgendwas. Für dich bedeutet es lediglich eine weitere, vollgeschriebene Seite. Eine weitere, vollgeschriebene Seite, auf der ich meine Gedanken fest halte, in der Hoffnung,  meinen Kopf endlich frei zu bekommen, und mich auf wichtigere Dinge konzentrieren zu können.

Ich weiß,  dass du es nicht nachvollziehen, oder gar wissen kannst, aber...es ist so verdsmmt schwer, die eigenen Gedanken in den Griff zu bekommen. Darauf zu achten, dass die unangenehmen, schlechten Gedanken einen nicht plötzlich, zu unpassenden Zeitpunkten überrollen. Darauf zu achten, dass jene Gedanken sich von einem fern halten- zumindest so lange, bis man an einem Ort ist, an dem man sie zulassen kann.

An einen Ort, an dem niemand sehen kann, wie man den Kopf in den Händen vergräbt, als wäre er durch die vielen Gedanken zu schwer, als das man ihn noch wirklich aufrecht halten kann. Wie man die bereits hinter den Händen verborgenen Augen schließt, und sich wünscht,  alles würde einfacher sein. Und hofft, es würde sich irgendwie ein alternativer Weg ergeben, den man gehen könnte.

Ein ähnlicher, allerdings einfacherer Weg. Ein Weg, auf dem man einfach das durchziehen kann, was von einem.vetlangt wird, ohne, dass man sich so viele Gedanken darüber macht, wie schwer eben dies einen vorkommt. Wie schwer es eigentlich ist, dem, was man sich vorgenommen hat, auch wirklich nachzukommen.

Wie schwer es eigentlich ist, Erwartungen zu erfüllen,  obgleich man, vor nicht all zu langer Zeit noch geglaubt hatte, eben jene Erwartungen leicht erfüllen zu können. Obgleich man geglaubt hatte,  ihnen durch ein wenig Anstrengung bereits gerecht werden zu können.

Was schreibe ich hier gerade eigentlich? Ich habe weder das Recht, noch einen wirklichen Grund, um mich so zu beklagen. Ich bin ein Erstklässler. Zwar, wird sich dies in wenigen Monaten ändern, doch momentan bin ich noch immer ein Erstklässler. Ich sollte mich nicht darüber beschweren, dass die Erwartungen meiner Eltern,  die sie mir gegenüber haben zu schwer sind. Ich sollte mich nicht darüber beschweren,  dass sie zu hohe Erwartungen haben, was meine schulischen Leistungen angeht. Schließlich muss das doch machbar sein.

Es muss.

Ich muss mich doch nur ein wenig mehr anstrengen, und dann funktioniert es- oder? Ich werde mich mehr bemühen, und die Noten, die meine Eltern von mir erwarten mit nach Hause bringen. Ich werde besser sein, als der Rest meines Jahrgangs. Besser, als die Anderen. Sie Muggelstämmigen. Die Halbblüter. Und auch, als die meisten Reinblüter. Schließlich muss ich das sein. Als Black, darf man nicht zulassen, dass die anderen besser sind, als man selber. Man darf nicht zulassen, dass man geschlagen wird, egal, in welchem Gebiet. Man darf sich nicht aufgeben, und den anderen den Vorteil lassen. Zu zulassen, dass sie eben jenes Aufgeben ausnutzen würden, um selbst besser zu sein. Oder?

Ich weiß es nicht.

Ich weiß nur, dass ich keine Schande in den Namen ' Black' hinein waschen darf. Dass ich meine Familie nicht in dem Maße enttäuschen darf, wie mein Bruder es getan hat. Der gleiche Bruder, mit dem ich mich vor wenigen Tagen gestritten habe.

Erneut.

Erneut wirft er mir vor, auf die falsche Bahn zu geraten. So zu sein, wie der Rest der Familie. Verdorben. Aber...Ich verstehe es nicht. Ich verstehe nicht,  was er meint. Bin ich tatsächlich verdorben, allein, weil ich meine Eltern stolz machen will? Bin ich verdorben, weil ich sie nicht enttäuschen will? Weil ich nicht aus der Familie ausgeschlossen werden will, wie es meinem Bruder bereits passiert ist? Weil es mir wichtig ist, zu wissen, dass meine Familie mich als würdig ansieht? Weil ich tue, was ich tun muss?

Vielleicht. Vielleicht bin ich verdorben. Spielt das denn eine Rolle? Ich tue, was ich tun muss. Was von mir erwartet wird. Was meine Eltern zumindest zufrieden stellen wird. Sollte es mir da nicht eigentlich egal sein, was jemand wie mein Bruder dazu sagt? Was jemand, der seine eigene Familie, noch eingeschlossen,  im Stich gelassen hat? Dem es egal ist, wie es mir geht, oder was mit mir passiert?

Der mich jeden Morgen mit einem knappen, verächtlichen Blick in der großen Halle begrüßt? Der mich dafür hasst, dass ich ein Slytherin bin? Für die Wahl, die der sprechende Hut getroffen hatte? Denn so ist es doch. Er interessiert sich nicht für die Familie. Nicht für Mutter und Vater. Nicht für mich. Wir sind ihm egal. Wir sind ihm egal, solange es ihm selbst gut geht. Solange er seine anderen, drei Freunde hat, mit denen er über alles reden kann. So lange er seine drei anderen Freunde hat, mit denen er sich ohnehin besser zu verstehen scheint, als er es jemals mit mir getan hat. Oder?

Es sollte mir egal sein, was er sagt. Als was er mich bezeichnet. Wie er mich sieht, denn schließlich hatte er sich vor einem Jahr von mir, und dem Rest der Familie abgewandt. Er hat kein Recht, mir vor zu werfen, falsch zu liegen. Oder? 

Ich weiß nur,  dass es mir nicht egal ist. Dass ich mich benehme, als wäre es mir egal. Mich bemühe, um mir selbst einzureden, es wäre mir egal. Mich so sehr bemühe, dass ich es hin und wieder sogar fast selbst glaube. Aber es fühlt sich an, als gäbe es noch immer einen Teil von mir, der sich weigert, dies zu glauben. Einen Teil, der sich weigert, die Dinge so zu akzeptieren, wie sie sind.

Vermutlich klinge ich wieder einmal komplett verrückt. Tue ich das nicht immer? Wenn auch nur ein wenig?

Wie auch immer. Ich schätze, ich komme auf dich zurück. Früher oder später.

Regulus

Obgleich ich mir gedacht hätte, so etwas Ähnliches geschrieben auf dieser Seite vorfinden zu müssen, so spürte ich, wie es noch ein wenig mitnahm. Wie es mich mitnahm, daran erinnert zu werden, dass ich bereits in meinem zweiten Schuljahr angefangen hatte, den jüngeren Schwarzhaarigen mehr und mehr zu ignorieren. Dass ich,  obgleich es erst sein erstes Jahr in Hogwarts gewesen war, begonnen hatte, ihm aus dem Weg zu gehen. Mich mehr mit den anderen Rumtreibern abzugeben, als mit ihm. Weil er ein Slytherin war. Weil er ein Black war.

Weil er, nachdem er in jenem Haus gelandet war, für mich h bereits genau so gewesen war, wie der Rest der Familie. Weil er,  in meinen Gedanken immer mehr wie sie wurde. Weil ich mir ein Bild von ihm erschaffen hatte, in der Hoffnung, mich nicht mehr  schuldig zu fühlen. Schuldig daran, dass er immer mehr in die Form des Vorueigesohnes gedrückt worden war.

Schuld daran, dass er dir gesamten Erwartungen unserer Eltern ertragen musste. Mit dem  Bild, das ich von Regulus hatte- Das ich mir von ihm gemacht hatte, war alles so viel einfacher gewesen. Mit dem Glauben, er habe es selbst so gewollt. Mit dem Glauben,  er habe seinen Weg selbst gewählt. Mit dem Glauben,  ich hätte ihm ohnehin nicht helfen können, weil er meine Hilfe nicht wollte. Es war einfacher, sich einzureden, er wäre selbst schuld an dem, was ihm zugestoßen war.

Daran, was aus ihn geworden war. Daran, dass er bereits mit 18 Jahren starb, obgleich er noch sein ganzes Leben vor sich gehabt hätte. Hätte. Wenn die Dinge nur ein wenig anders verlaufen wären, als sie es letzten Endes waren. Wenn ich nicht zu feige gewesen wäre, um mir selbst einzugestehen, dass Regulus nicht die alleinige Schuld an seiner damaligen Lage getragen hatte. Dass er definitiv mit schuld daran war, doch nicht alleine. Nicht alleine.

Oder?

14. August 1973

AN: Jo...Ich lebe noch XD Und es geht endlich auch mal weiter...tut mir leid,  für meine momentane Inaktivität. Ehrlich. Ich werde versuchen, wieder aktiver zu werden. Wie findet ihr das neue Kapi eigentlich? 😅 Schreibt mir gerne eure Meinung dazu in die Kommis und Joa 😊 Dann bis bald 😅❤

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