4. August 1974
Sirius' POV
Gerade, als ich zu dem Regal blickte, das gegenüber von mir an der Wand gelehnt stand, bemerkte ich etwas an jenem Ort, das mir bis vor Kurzem noch nicht aufgefallen war. Vielleicht hatte ich auch einfach nicht darauf geachtet, aber dennoch stand es dort. Ein etwas kleineres Bild, stand eingeramt auf dem Regal, ein wenig schwer zu erkennen, wenn man nicht direkt davor stand. Ich legte das Tagebuch, das ich bis jetzt in den Händen gehalten hatte auf den Boden, brachte mich dazu, für eine gewisse Zeit vom Boden aufzustehen, und näherte mich jenem Bild.
Als ich näher trat, würde das Bild deutlicher, und anstelle von einigen Umrissen, war nun das gesamte Bild zu sehen. Das, was jenes Bild zeigte, war ohne Zweifel die Hausmannschaft von Slytherin. Nun ja. Zumindest, waren jene Schüler, die auf jenem Bild zu sehen waren, vor mehr als zehn Jahren die Hausmannschaft von Slytherin gewesen. Damals. In meiner Schulzeit.
Einige von ihnen grinsten. Andere blickten ernst, ohne einen wirklichen Ausdruck in den Augen. Und alle, hatten sie grüne Uniformen an. Ich erkannte Evan Rosier, jenen Slytherin, den Regulus bereits öfters in seinem Tagebuch erwähnt hatte. Den Slytherin, der einer seiner besten Freunde gewesen war. Rosier grinste leicht in die Kamera, seinen linken Arm, hätte er auf die Schulter seines Nebenmannes gelegt. Ein wenig Arroganz sprach aus Rosier's Blick, jene Arroganz, die er bereits zu seinen Lebzeiten ausgestrahlt hatte.
Und doch schienen sie auf jenem Bild wärmer zu blicken, als sie es früher jemals getan hatten. Die blauen Augen, die früher oft so kalt geblickt hätten, wirkten auf jenem Bild glücklich, fast schon ein wenig verspielt. Womöglich, war jenes Bild nach einem Sieg der Mannschaft gemacht worden.
Direkt neben Rosier, genau in der Mitte des Bildes, saß Regulus. In der Mitte der Mannschaft, jener Platz, auf dem der Sucher einer Quidditchmannschaft meistens saß. Ein leichtes Lächeln umspielte die hellroten Lippen, wirkte fast so, als wäre der Slytherin sich zu jenem Zeitpunkt, als das Bild gemacht würde, nicht sicher gewesen, ob er Lächeln sollte, oder nicht.
Es wirkte fast schon ein wenig zögerlich, doch nicht so gezwungen, wie es auf Familienportraits meistens gewirkt hatte. Nicht so gestellt, als müsste er sich dazu zwingen, auch nur das kleinste Lächeln hinzubekommen. Auf jenem Bild, wirkte er nahe zu glücklich. Wirklich glücklich. Doch auch nur nahezu.
Wenn man nicht gerade auf die Augen des Schwarzhaarigen achtete. Denn jene, hellgraue Augen, die bereits zu Lebzeiten immer ein wenig traurig gewirkt hatten, schienen jenen Ausdruck auf jenem Bild nicht wirklich verloren zu haben. Trotz des Lächelns, das der Slytherin auf den Lippen trug, wirkten die Augen fast schon ein wenig traurig. Stolz. Aber traurig. So, als würde er jenen Moment, in dem das Foto gemacht wurde zwar genießen, aber als gäbe es dennoch etwas, das ihn traurig machte. Dass ihm zu schaffen machte.
Und es war jener Ausdruck in den Augen, der jene Freude, die das Lächeln auszustrahlen versuchte, fast wieder überdeckte. Es so schienen ließ, als wäre jenes Lächeln gestellt. Als würde es auf den ersten Blick ehrlich wirken, was es aber dennoch nicht war. Doch wie genau es meinem Bruder zu jenem Zeitpunkt ging, oder woran er in jenem Moment gedacht hatte, würde ich wohl nie erfahren. Ich konnte noch nicht einmal genau sagen, wie alt er auf jenem Bild sein könnte. Vierzehn? Fünfzehn?
Ich blickte jenes Foto noch eine kurze Zeit lang an, ehe ich das Gefühl hatte, den Blick meines Bruders nicht mehr länger ertragen zu können. Das traurige Lächeln nicht mehr länger sehen zu können, ohne, dass alle Schuldgefühle, die ich gegenüber Regulus jemals gehabt hatte, wieder hoch kamen.
Also kehrte ich dem Bild wieder den Rücken zu, ließ mich erneut an jenem Platz nieder, an dem ich bis vor einigen Minuten noch gesessen hatte. Ich schlug das Tagebuch erneut auf, blätterte durch die gelblichen, rauen Pergamentseiten, ehe ich erneut bei jenem Datum ankam, bei dem ich zuletzt gewesen war.
4. August 1974
Ferien. Wieder einmal.
Wenn ich ehrlich bin, ist in letzter Zeit nicht sonderlich viel passiert, wenn man von den Planungen unserer Familie absieht. Gestern Mittag, am Tisch, haben Tante Druella und Onkel Cygnus eine Neuigkeit verkündet, die sich wohl auf jeden der Familie ein wenig auswirken wird.
Gestern Mittag, hätten sie während dem Essen stolz verkündet, dass sich Cissy's Leben in einem Jahr ändern würden. Dass es bald einen erfreulichen Anlass geben würde, der den Anfang eines neuen Lebens für meine Cousine bedeuten soll. Eines neuen Lebens, an einem neuen Ort an dem sie noch nie gewesen war, aber an dem sie dennoch bald ihr restliches Leben verbringen würde.
Narcissa wird nächstes Jahr verheiratet werden. Mit niemand anderem, als Lucius Malfoy, dem einzigen Sohn von Abraxas Malfoy. Eigentlich, sollte es mich nicht sonderlich wundern, dass Lucius Malfoy der zukünftige Ehemann meiner Cousine sein sollte. Schließlich sind die Malfoys, ebenso wie die Black eine der ältesten, reinblütigen Zaubererfamilien. Reich sind sie noch dazu.
Auch, wenn man die Familie Malfoy nicht kennt , so scheint allein der Name bereits ein wenig Macht auszustrahlen. Auch, wenn man den Malfoys noch nie begegnet ist, so kennt man ihren Ruf vermutlich bereits schon. Eine reiche, vornehme Familie, für die die Reinheit des Blutes ebenso wichtig ist, wie für die Blacks. Der Erbe der Familie, Lucius Malfoy, scheint der ideale Erbe einer reinblütigen Familie zu sein.
Es heißt, er wäre nahezu perfekt. Eine Art von Sohn, die sich wohl die meisten Eltern in reinblütigen Familien wünschen. Stolz. Recht arrogant und stets auf die Sitten und die Tradition seiner Familie bedacht.
Ich bin Lucius noch nie begegnet, doch das wird sich diesen Sommer wohl ändern. Denn Tante Druella meinte außerdem, dass der Junge Malfoy in zwei Wochen mit seinen Eltern zu Besuch kommen würde, nur, um sich schon einmal hier umgesehen zu haben. Nur, um bereits ein wenig vertraut mit dem Haus, und der Familie der Blacks zu sein.
Narcissa sah im ersten Moment, als sie davon erfahren hatte, fast schon ein wenig erschrocken aus. So, als wäre die überrascht, bereits im Alter von zwanzig Jahren heiraten zu müssen. Als wäre sie fast schon ein wenig geschockt wegen des Umstandes, dass sie bereits mit zwanzig Jahren die Frau eines reinblütigen Zauberers sein würde. Ich erinnere mich daran, sie ein wenig auf ihrer Unterlippe herum kauen gesehen zu haben, so, als wäre sie recht nervös, wenn sie an die Zukunft dachte.
Verständlich. Schließlich ist es vermutlich nicht sonderlich leicht, mit etwas klar zu kommen, dass das Leben ziemlich stark verändern würde. Besonders dann, wenn es einem gerade erst vor wenigen Minuten mitgeteilt worden war. Als ich später noch einmal mit Cissy gesprochen habe, meinte sie, sie wäre glücklich, dass es Lucius ist, den ihre Eltern als ihren zukünftigen Ehemann bestimmt haben. Sie kennt ihn bereits ein wenig aus ihrer Schulzeit, zumal er nur ein Jahr über ihr gewesen war.
Sie hatten nicht besonders viel miteinander zu tun gehabt, sich vielleicht hin und wieder einmal begrüßt. Sich hin und wieder einmal zu genickt, doch viel mehr auch nicht. Und doch ist meine Cousine der Meinung, er wäre der Richtige für die. Ob sie dies aus eigener Überzeugung sagt, oder weil sie weiß, dass ihre Eltern das wohl so hören wollen würden, weiß ich nicht genau. Doch in gewisser Weise, schien sie fast schon ein wenig glücklich zu sein.
Ich hoffe für sie, dass dies so bleibt. Ich weiß, dass Hochzeiten in reinblptigen Familien hauptsächlich dazu dienen sollen, das Blut rein zu halten, aber dennoch würde ich nicht wollen, dass Cissy in ihrer Ehe unglücklich ist. Ich weiß, dass Liebe bei solchen Hochzeiten keine große Rolle spielt, aber dennoch hat meine Cousine es verdient, glücklich zu sein.
Ich erinnere mich noch an die Hochzeit meiner ältesten Cousine, Bellatrix. Sie war damals ebenfalls nicht älter als zwanzig gewesen, und schien trotz ihrem Stolz ein wenig überrumpelt gewesen zu sein. Damals war ich gerade einmal acht Jahre alt gewesen, doch ich erinnere mich noch genau daran, wie sie jenem Abend, vor ihrer Hochzeit einige Tränen vergossen hatte.
Damals waren wir alle im Salon des Grimmauldplatzes gewesen, Andromeda, Narcissa, Sirius und ich. Bellatrix war auf dem Sofa des Salons gesessen, ein Glas Wein in der Hand. Den dünnen Griff des Glases, hatte sie so fest umklammert, dass man fast hätte fürchten können, sie würde ihn zerbrechen. Hin und wieder hatte sie einen kleinen Schluck aus dem Glas genommen, während sie wie betäubt geradeaus geblickt hatte. Während sie, auf die gegenüber liegende Wand gestarrt hatte, einen leeren, fast schon toten Ausdruck in den Augen. Einzelne Tränen, waren aus jenen, dunklen Augen geflossen, die blassen Wangen hinunter gelaufen. Und wir, standen alle einfach nur da.
Sirius hatte Bellatrix bereits damals nicht wirklich leiden können. Schon damals, waren die beiden wie eine Art Grinse gewesen, hätten öfter spöttische Bemerkungen in der Gegenwart des Anderen gemacht. Es war nicht selten passiert, dass die beiden sich in einen Streit verwickelt hatten. Einen Streit, in den meistens Mutter und Tante Druella eingeschritten waren. Einen Streit, der für Sirius meistens mit Zimmerarest endete.
Bellatrix hatte nie mehr abbekommen, als einige, mahnende Worte von ihrer Mutter- in gewisser Weise, war Bellatrix schon immer das Lieblingskind der ganzen Familie gewesen. Schon von klein auf, hatte sie gewusst, was es mir sich brachte, eine Black zu sein. Schon von klein auf, hatte sie jene Verantwortung, die ihr, als der Ältesten der Familie zu Teil wurde, recht ernst genommen.
Während Cissy und Andromeda teilweise noch mit mir und Sirius gespielt hatten, so schien Bellatrix sich bereits in einem sehr jungen Alter zu gut dafür gewesen zu sein. Ich erinnere mich an ihre verächtlichen Blicke, die sie uns einst zugeworfen hatte, als wir im Salon fangen gespielt hatten. So, als wäre sie bereits zu erwachsen für solche Dinge. Damals habe ich nicht gewusst, ob ich sie bewundern, oder einfach nur die Augen über die verdrehen sollte.
Damals, hatte ich noch nicht gewusst, was für eine Verantwortung wir alle gegenüber unserer Familie hatten, und noch immer haben. Ich hatte nicht ganz verstanden, weshalb sie all das so ernst genommen hatte. Jetzt tue ich es.
Manchmal, wenn Bellatrix und Sirius sich wieder einmal gestritten hätten, habe ich mich zu ihm in sein Zimmer geschlichen. Immer nur dann, wenn ich mir auch wirklich sicher gewesen war, dass unsere Eltern nichts davon mitbekommen würden. Dann hatte er recht wütende Bemerkungen über unsere Cousine gemacht. Hatte sich darüber beschwert, dass die Famile sie so bevorzugte. Darüber, dass sie scheinbar alles durfte. Was nicht ganz gestimmt hatte, denn immerhin, gab es auch Grenzen, die Bellatrix ebenfalls zu beachten gehabt hatte. Sirius, hatte dem allerdings nicht sonderlich viel Beachtung geschenkt.
Wenn ich so darüber nachdenke, so wundert es mich nicht wirklich, dass die beiden sich nie verstanden haben, denn sie stellen so ziemlich das komplette Gegenteil des jeweils anderen war. Bellatrix, die verantwortungsbewusste Tochter, die die Familientradition würdigte. Die ihren Eltern gefallen wollte, und es ihnen recht zu machen versuchte. Und Sirius, der schon damals eine Art Rebell der Familie gewesen war, wenn auch noch nicht in solchen Ausmaßen.
Bellatrix mit ihrer kühlen, unnahbaren Art, und Sirius, dem es schwer gefallen war, auch nur einige, wenige Minuten wirklich still zu sitzen. Und doch schien jener Hass, an jenem Tag vor Bellatrix's Hochzeit, keine große Beachtung geschenkt zu bekommen. Sirius war einfach, genau wie alle anderen da gestanden, und hatte seine Cousine angestarrt. So, als wüsste er nicht, was er von dem Ganzen halten sollte. Davon, mit jemandem verheiratet zu werden, den man vermutlich nicht liebt.
Bellatrix sagte, sie würde es für die Familie tun, denn diese stand über allem. Für die Familie, die sie aufgezogen hatte, und die sie nun im Gegenzug stolz machen würde. Die Familie, deren reinblütige Linie fort geführt werden müsse- eine Sache, die durch Bellatrix's Hochzeit mit Rodolphus mehr oder weniger gesichert zu sein schien. Ich erinnere mich daran, ihre Stimme zittern hören zu können, als sie jene Worte gesagt hatte.
Sie hatte den Willen ihrer Eltern über den Ihren gestellt, so, wie ich es bereits auch schon einige Male tun musste. Sie hatte das getan, was ihre Familie von ihr gewollt hatte, auch, wenn sie sich vielleicht nicht sicher war, dadurch glücklich zu werden. Doch die hatte geglaubt, das Richtige zu tun. Sie hatte geglaubt, ihrer Familie dadurch eine gute Tochter zu sein. Den Familienstolz aufrecht zu erhalten. Und womöglich, hatte sie dies durch jene Hochzeit auch in gewisser Weise getan.
Mutter hat einst gesagt, Liebe sei überbewertet. Sie macht nur schwach, verletzlich und tut unglaublich weh, so bald etwas nicht ganz so läuft, wie es laufen sollte. Sie ist nichts, was man beachten sollte, wenn man im Leben weiter voran kommen will. Vielleicht stimmt dies ja auch.
Einige Gefühle, können durchaus schmerzhaft sein, wenn man sie zulässt. Ich kann es nicht genau sagen, aber vielleicht, ist Liebe ja eines von jenen Gefühlen.
Mutter sagte außerdem noch, Gefühle wären unnötig, sobald man so h zwischen ihnen, und der Familie entscheiden müsse. Unnötig, wenn es darum geht, die Ehre der Familie zu erhalten. Unnötig, wenn man sich entscheiden muss ob man den richtigen, oder den falschen Weg einschlagen will. Gefühle seien unwichtig, wenn es darum geht, eine reinblütigen Familie zu erhalten. In diesem Fall, eben durch Hochzeiten.
Und doch hoffe ich für Cissy, dass ihre Hochzeit mit Lucius Malfoy für die erfreulicher wird, als Bellatrix's Hochzeit es für sie selbst gewesen war. Ich hoffe, dass ihre Ehe mit dem Malfoy- Spross gut verläuft. Ich will nicht, dass sie gezwungen ist, den Rest ihres Lebens mit jemandem zu verbringen, den sie nicht liebt.
Regulus
Es war auf eine gewisse Weise schon ein wenig rührend, zu sehen, wie er sich um seine Cousine gesorgt hatte. Verständlich, denn schließlich waren die beiden etwas wie Freunde gewesen. Trotzdem, schien Regulus in der Familie Black so ziemlich der Einzige gewesen zu sein, der sich tatsächlich darum gesorgt hatte, ob Narcissa in ihrer Ehe glücklich sein würde. Zumindest dann, wenn man von ihr selbst absah.
Denn, wenn ich ehrlich war, hatte es mich nicht sonderlich interessiert. Für mich war Narcissa damals, ebenso wie Regulus, einfach eines von jenen Goldkindern der Familie Black gewesen. Eines dieser Goldkinder, denen es nur darum ging, ihre Eltern stolz zu machen. Die eine Person allein an deren Blutstatus beurteilten, und sich an der Familientradition fest klammerten.
Erst jetzt, sollte ich erfahren, dass sie wohl mehr gewesen waren, als das. Es war traurig, dass ich dies erst jetzt bemerkte.
20. August 1974
AN: Helloo😅 ich will heute jetzt keine Versprechungen zu mehr neuen Kapiteln machen, da ich merke, dass ich diese nicht immer einhalten kann. Trotzdem hoffe ich, dass ich heute noch dazu komme, ein oder zwei weitere Kapis zu veröffentlichen...joa😅 Schreibt mir gerne eure Meinung zu diesem Kapi in die Kommis und Joa 😅😉 dann bis bald 😊❤
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