30. Juni 1972
Sirius' POV
Der 30. Juni. Der Tag, an dem ich aus Hogwarts zurück gekehrt war. Der Tag, an dem meine erstes Jahr in Hogwarts geendet hatte. Der Tag, an dem ich in mein sogenanntes ' zu Hause', zurück gekehrt war, nur um fest zustellen, dass ich für meine Eltern fast schon ein Fremder geworden war. Nur um fest zustellen, dass sie mich nun noch mehr hassen, als sie es ohnehin schon getan hatten. Ich war damals zurück nach Hause gekehrt, nur um diese geballte Welle an Hass zu spüren zu kriegen, die mir bereits beim Betreten des Hauses entgegen geschlagen war.
Es war hart, doch, wenn ich ehrlich sein sollte, war dies nicht sonderlich überraschend gewesen. Immerhin war ich ein Gryffindor gewesen, eine Schande für die gesamte Familie. Nicht, dass ich dies bereute. Dennoch war es keine sonderlich schöne Erfahrung, mitzubringen, dass die eigenen Eltern einen verachteten. Für das, was man war. Was aus einem geworden war. Für etwas, auf das man noch nicht einmal wirklich Einfluss hatte. Und doch hatte dies sie nicht davon abgehalten, mir jene hasserfüllte Blick zu zuwerfen, die ich damals abbekommen hatte. Dennoch hatte es sie nicht davon abgehalten, mich zu hassen. Zu verachten.
Leicht nervös überflog ich jene Seite, mit dem Datum, das mein erstes Wiedersehen mit meiner Familie, nach meinem ersten Schuljahr gehabt hatte.
30. Juni 1972
Ich bin es mal wieder. Mal wieder schreibe ich hier rein, kritzele meine Gedanken und Gefühle auf diese Seiten. Mittlerweile weiß ich gar nicht mehr wirklich, warum ich das überhaupt tue. Ich meine, du bist ein Buch. Du kannst mich nicht verstehen. Das, was ich auf deine Seiten schreibe, kommt nicht bei dir an. Du denkst nicht darüber nach, so, wie ich es tue. Für dich ist es einfach nur eine weitere Seite voller dunkelblauer Tinte. Und um ehrlich zu sein, kann ich selbst auch nicht wirklich behaupten, dass es mehr als das wäre.
Und trotzdem spreche ich wieder einmal fast schon mit dir. Als wärst du ein richtiges Lebewesen, dass mich versteht. Als könntest du mir antworten, oder mir irgendwelche Ratschläge geben. Oder mir zumindest zeigen, dass du mich verstehst. Denn ich das Gefühl, dass ich genau das nicht habe. Jemanden, der mich versteht, meine ich. Ohnehin interpretiert jeder das, was ich sage wie er will. Und niemand scheint zu verstehen, was ich wirklich meine. Wie es mir wirklich mit den ganzen letzten Ereignissen geht.
Wovon ich rede? Nun ja, lass mich dich aufklären.
Heute ist Sirius nach einem Jahr wieder nach Hause zurück gekehrt. Wir haben uns seit einem Jahr lang nicht mehr gesehen. Eigentlich sollte ich da doch froh sein, dass wir uns endlich wiedersehen...oder? Sollte ich nicht eigentlich glücklich darüber sein, meinen Bruder nach so langer Zeit mal wieder zu sehen? Wieder mit ihm reden zu können, so, wie wir es vor Hogwarts getan haben? Wieder Zeit mit ihm verbringen zu können? Daran zu arbeiten, dass unser Verhältnis wieder besser werden würde?
Vielleicht.
Nur, dass wir nicht geredet haben. Na ja, kaum zumindest. Es ist, als hätte sich während diesem einen Jahr noch mehr geändert, als ich bis jetzt gedacht habe. Es ist, als hätten die Jahre vor Hogwarts nie existiert. Als hätten mir uns schon immer nur gedulded. Als hätten wir nie wirklich irgendwas miteinander zu tun gehabt, abgesehen davon, dass wir zufällig im gleichen Haus gelebt haben. Weißt du, langsam glaube ich, dass Mutter mit dem, was sie mir vor einigen Monaten erzählt hat Recht hatte. Ich habe einfach das Gefühl, dass sie mit ihrer Einschätzung von Sirius richtig lag.
Auch, wenn ich es immer noch nicht ganz wahr haben will, aber...er verhält sich seltsam. Er redet kaum noch mit uns, weder mit unseren Eltern, noch mit mir. Alles, was er für uns- für mich übrigens zu haben scheint, sind einige gelangweilte, oder gar fast schon verächtliche Blicke. Als würde er es bereuen, wieder nach Hause gekommen zu sein.
Als würde er sich wünschen, er hätte uns niemals wieder gesehen. So, als wäre er sogar froh gewesen, dass er uns in der Zeit, in der er sich in Hogwarts aufgehalten hatte, nicht sehen musste. So, als wären wir fast schon eine Art Qual. Als wären wir etwas Schlechteres, als er selbst. Mutter meinte vor einigen Monaten, er würde sich mittlerweile für etwas Besseres halten. Sie vermutete, er würde denken, dass er dem Rest der Familie überlegen war. Dass er schlauer, begabter als alle Anderen der Familie Black war.
Ich fange langsam wirklich an, ihren Worten Glauben zu schenken. Ich weiß nicht genau warum, aber aus irgendeinem Grund, kommen mir ihre Worte mit einem Mal so unglaublich real vor. So glaubwürdig. Und um ehrlich zu sein, stimmen ihre Worte sogar. Sirius hat sich verändert, seit er aus Hogwarts zurück gekommen ist. Er ist nicht mehr wirklich der Sirius, mit dem ich vor seiner Abreisetag nach Hogwarts nicht gesprochen hatte. Den ich darum gebeten hatte, mir so oft wie möglich zu schreiben. Nicht mehr der, dem ich früher blind vertraut hätte, der eine Art bester Freund für mich gewesen war. Der, mit dem ich über Alles hatte reden können.
Er hat sich verändert. Nun kassiert er lieber Ohrfeigen von Mutter, als dass er seine Meinung für sich behält. Nun provoziert er unsere Eltern aus freiem Willen, nur, um zu sehen, wie es sie fadt zur Weißglut bringt. Nun widerspricht er ihnen noch häufiger, als er es vor seiner Zeit in Hogwarts getan hatte, nur, um einen weiteren Streit zwischen ihm und unseren Eltern hervor zu rufen, der meist mit bitteren Worten, blauen Flecken und Tränen endet.
Ich verstehe ihn nicht. Ich verstehe das Verhalten meines eigenen Bruders nicht. Wieso tut er das? Merkt er nicht, dass er sich nicht nur nach und nach von der Familie entfernt, sondern auch von mir? Merkt er nicht, dass wir immer weniger miteinander zu tun haben, ja, kaum noch miteinander sprechen? Dass wir es fast schon als seltsam empfinden, am gleichen Tisch zu sitzen? Miteinander zu reden? Ich weiß es nicht genau. Aber wenn es ihm klar ist, scheint es ihn trotzdem Allem nicht sonderlich zu interessieren.
Was habe ich falsch gemacht? Wieso war es ihm so unglaublich leicht gefallen, mich durch neue, bessere Freunde zu ersetzen, die er in Hogwarts kennen gelernt hat? Liegt es auch an ihnen, dass er unsere Familie so verachtet? Waren sie es, die ihn vollends dazu gebracht haben, sich gegen unsere Familie zu stellen? Wieso hätten sie dies tun sollen? Sind die Konsequenzen denn nicht klar, wissen sie denn überhaupt irgendwas von unserer Familie? Ich weiß es nicht.
Aber...ich habe so verdammt viele Fragen, die ich vermutlich nie beantwortet bekommen werde.
Weißt du was? Ich glaube, ich werde mich langsam zu Bett begeben.Es ist schon spät, und ich will nicht von Mutter und Vater erwischt werden, wie ich hier, an meinem Schreibtisch sitze, und diese Zeilen schreibe.
Und wer weiß? Vielleicht wird das Verhältnis zwischen mir und Sirius wieder besser, wenn ich erst mal in Hogwarts bin. Obwohl ich es ehrlich gesagt bezweifle.
Nun denn...das war's für heute, schätze ich. Bis dann.
Regulus
Ich seufzte leise, als ich mit der flachen Hand über die alten, gelblichen Pergamentseiten fuhr. Ein wenig rau, uneben fühlten sie sich an, doch dies lag nicht an ihrem Alter. Nicht daran, dass sie vermutlich bereits seit mehr als zehn Jahren hier herum gelegen waren. Hier, im Zimmer meines kleinen Bruders. Meines verstorbenen, kleinen Bruders.
Ich schluckte. Tot. Leblos. Genau wie die dunkelblaue, trockene Tinte, die in gewundener Schrift auf jenen kalten, gelben Seiten festgehalten wurde. Das Geschriebene so zu lesen, machte mich traurig. Immer wieder, rief es mir ein ähnliches, trostloses Bild in Erinnerung. Regulus, wie er alleine in jenem dunklen Zimmer saß, in dem ich mich in diesem Moment befand. Regulus, wie er, leicht nach vorne gebeugt und den Kopf auf eine Hand gestützt, an jenem Schreibtisch saß, der jetzt wirkte, als wäre er seit Jahrhunderten nicht mehr benutzt worden.
Das dunkle Holz, aus dem jener Schreibtisch bestand, wirkte unstabil, als hätte der Belast der letzten Jahre das Holz leicht morsch werden lassen. Und dann war das Bild wieder da. Regulus, wie er in der Nacht jene Zeilen schrieb, in der Hoffnung, seine Gedanken irgendwie ordnen zu können. Oder sie los zu werden. Er war damals elf gewesen. Zu jung, um sich bereits mit solchen Themen herum schlagen zu müssen. Zu jung, um sich so weit reichende Gedanken machen zu müssen.
Zu jung, um sich so vor der Zukunft fürchten zu müssen. Zu jung, im mitten in der Nacht alleine und verloren an seinem Schreibtisch zu sitzen, und seine trostlosen Gedanken in einigen, kühlen Pergamentseiten fest zu halten.
Doch war er jene Gedanken dadurch jemals wirklich los geworden?
Zögerlich blätterte ich auf die nächste Seite.
31. August 1972
AN: Soo, ich update diese Story endliiich wieder...und stelle fest, dass ich sie echt vermisst habe 😅😂😊 aber Hey, hier ist das nächste Kapi und joa...Wie findet ihr es so? Meint ihr, ich kann zufrieden sein? Ich bin mir nämlich nicht ganz sicher😶😅 Also dann, schreibt mir gerne eure Meinung dazu in die Kommis und joa ☺😅 dann bis bald ☺❤
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