2. März 1978
Ein weiterer Gedanke formte sich in meinem Kopf- nein, das war nicht ganz richtig. Es war viel mehr ein Bild, das sich in meinem Gedächtnis formte, statt ein wirklicher Gedanke. Es war das Bild des Gesichts meines Bruders- während meine Erinnerung in Askaban teilweise erschreckend ungenau gewesen war, erschreckend schwammig, so war dieses Bild jetzt dermaßen genau, dass ich selbst den Grauton der Augen meines Bruders genau vor mir sah. Seine Augen waren grau gewesen, ebenso wie meine, und doch hatte es immer einen kleinen Unterschied gegeben, als hätten unserer Gene verhindern wollen, dass wir uns zu ähnlich sahen.
Verhindern, dass man uns nicht ganz so leicht verwechseln konnte- und doch war dies mehr als nur einmal vorgekommen, als wir gerade einmal Kinder gewesen waren. Wie oft waren wir mit dem Namen des jeweils Anderen gerufen worden, damals, bevor irgendwer von uns alt genug für Hogwarts gewesen war? Unseren Eltern war dieser Fehler kaum unterkaufen, meist waren es andere Verwandte- Tante Druella und Onkel Cygnus zum Beispiel, und ganz früher unserer Oma, Irma- doch Reg und ich hatten trotzdem nicht selten versteckt darüber gekichert. Aus irgendeinem Grund war uns diese kleinem Macke unserer Verwandten damals besonders amüsant vorgekommen- das, oder die Tatsache, wie ähnlich wir uns sahen. dieselben schwarzen, lockigen Haare. Dieselbe blasse Haut- und fast dieselben grauen Augen.
Regulus' Augen waren heller gewesen als meine, beinahe silbergrau. die helle Farbe der Iriden hatte einen Kontrast zu den Pupillen gebildet, der kaum zu übersehen gewesen war, und der Letztere immer ein wenig gewietet erscheinen lassen hatte. Doch was sich mir in diesem Moment am meisten ins Gedächtnis brannte war der Ausdruck in den Augen meines Bruders- damals, als ich ihn nach den Winterferien wiedergesehen hatte. Damals, als ich ihm lediglich einige Male über den Weg gelaufen war, jedoch trotzdem nicht ganz drum herum gekommen war zu bemerken, dass etwas nicht stimmte. Da hatte etwas in seinem Blick gelegen, das ich schon damals als beunruhigend wahrgenommen hatte. Sein Blick hatte irgendwie anders gewirkt als normalerweise- starrer, in gewisser Weise ein wenig ausdrucksloser, und doch so, als würde er direkt durch sein gegenüber hindurch blicken.
Gleichzeitig gedankenverloren und zu fokussiert auf irgendwas, was nur er wahr nahm. Zu konzentriert auf etwas, das nur er zu sehen schien- nicht immer sah sein Blick so aus, doch in einigen, kurzen Momenten schien diese Wirkung zum Vorschein zu kommen. In einigen Momenten, in denen unserer Blicke sich flüchtig kreuzten. Damals war mir dies seltsam vorgekommen, auch wenn ich den Grund für jene Veränderung nicht erraten hatte können. Auch wenn ich sie mir nicht ganz hatte erklären können- jetzt konnte ich es. Jetzt. w mein Gedächtnis jene Erinnerung erneut zurück ins Leben rief. Es war ein ähnlicher Blick, wie ich ihn später immer wieder an anderer Personen gesehen hatte.
An meinen freunden, an Lily und James. An Remus, Mary und Marlene. Manchmal glaubte ich sogar erkennen zu können, wie er nach einiger Zeit auch meine Gesichtszüge kennzeichnete. Wie sich jener Ausdruck auch in meinen Blick mischte- jener Ausdruck, den scheinbar Viele trugen, nachdem man etwas geschehen hatte, etwas durchgemacht hatte, was nicht hätte sein sollen. Wenn man etwas durchlebt hatte, das einen verändert hatte, seine Spuren hinterlassen hatte. Ein Ausdruck, als wäre ein Teil der Energie, die einen einst angetrieben hatte, ein Teil der Kraft, des Leuchtens aus den Augen verschwunden. Als wären diese ein wenig stumpfer, trüber geworden. Als würde das leben, das Feuer das in ihnen brannte Stück für Stück ein wenig ersticken, von Erschöpfung ersetzt werden.
Schon damals hatte Regulus manchmal so gewirkt, und hätte ich ihn nach meinem Schulabschluss jemals wiedergesehen, hätte ich vielleicht festgestellt, dass die trübe, die Erschöpfung in seinem Blick zugenommen hätte. dass mehr davon vorhanden wäre. Denn das, was er in seinem vorherigen Eintrag beschrieben hatte mochte zwar der erste, aber definitiv nicht letzte Auftrag gewesen sein, bei dem er dabei gewesen war. Dass noch weitere gefolgt waren- schlimmere womöglich, auch wenn der erste Auftrag vermutlich auch den ersten, bleibenden Eindruck hinterlassen hatte. Besonders in Erinnerung geblieben war, wenn man es so formulieren wollte.
2.März 1978
Es ist so verdammt seltsam, jetzt wieder in den normalen Schulalltag einzusteigen. Seltsam, so weiter zu machen wie bis jetzt- auch wenn mein Entsetzen über das, was vor einigen Monaten geschehen ist sich allmählich legt. Ich kann wieder schlafen, und die Schreie, die Laute, die die Frau von sich gegeben hatte, verfolgen mich nicht mehr. Zumindest meistens nicht- es gibt Momente, in denen die Erinnerung mich einholt, in denen das Ganze sich wie ein Film vor meinem inneren Auge abspielt. Ab und zu wache ich noch immer erschrocken auf, sehe, wie ein grüner Lichtblitz auf mich statt auf sie zufliegt. Höre Bellatrix'Lachen, oderblicke direkt in die roten Augen des dunklen Lords.
Doch es nützt nichts, an diesen festzuhalten, die Erinnerung wachzurufen. Sie lenken mich von meinem Schulleben ab, obgleich sie ebenso ein Teil meines Lebens sind wie Hogwarts. Es hat keinen Zweck, sich mit der Erinnerung an jene träume aufzuhalten- sie bringen mich durcheinander, machen es mir schwer, mich zu konzentrieren, und die schulischen Leistungen zu erbringen, die meine Eltern nach wie vor erwarten. Eineinhalb Jahre lang noch. Es ist schwer, dem Unterricht folge zu leisten, während meine Gedanken sich größtenteils um die Todesser, um den dunklen Lord drehen. Schwer, meine Gedanken meinen Klausuren und Quidditch zu zuwenden, während meine Gedanken um das damalige Ereignis kreisen, und gleichzeitig darum, was noch kommen möge. Während ich fürchte, dass mich jeder Zeit jemand erwischen, enttarnen könnte- in einem solchen fall müsste ich mich wohl vor Professor Dumbledore verantworten, oder ich würde auf der Stelle von der Schule verwiesen werden. Beides waren Möglichkeiten, die ich mir ersparen möchte- die ich mir ersparen muss, wenn ich nicht in Schwierigkeiten geraten will.
Ich weiß, dass meine Eltern weiterhin gute- überdurchschnittliche Leistungen erwarten, doch ich bin unkonzentriert wenn noch nie zuvor in meinem Leben. Es ist nicht allzu lange her, dass ich mir beim Quidditch Training die Hand verstaucht habe- seltsam, wenn ich daran zurück erinnere. Es war nur ein winziger Moment der Unaufmerksamkeit gewesen- ein kurzer Wimpernschlag, in dem meine Gedanken abdriften, und doch war mit einem Mal der Klatscher da gewesen. und doch war da dieser schmerz gewesen, der mich zurück in die Gegenwart beförderte. Ich möchte nicht sagen, dass ich dankbar dafür war- ganz im Gegenteil, gesellte sich zu de Schmerz auch bald ein Gefühl von Scham gegenüber meinen Hauskameraden, doch letzten Endes war der Schmerz dennoch angenehmer gewesen als meine Gedanken. Erträglicher als das, was mich regelmäßig heimsucht, und mich nachts wach im Bett liegen lässt, so dass meine Aufmerksamkeit am nächsten tag im Unterricht zu wüschen übrig lässt. Miene Hand ist eine Kleinigkeit, die Madame Pomfrey mit Leichtigkeit hatte beheben können, ein kleines Missgeschick, das mir keinerlei Probleme mehr beschert. Das längst behoben, aus der Welt ist, und doch ist es eine Mahnung gewesen. Eine Erinnerung dran, dass ich momentan nicht die beste Version meiner selbst bin. Ich wünschte, ich es könnte es sein- es schmerzt mich, dass ich es nicht kann.
Ich wünschte, ich könnte zurück in die Schüle des einfachen Schülers schlüpfen, der ich einst gewesen war- wie alle um mich herum es zu sein scheinen. Fast wünsche ich mir, zurück in den Körper meines elfjährigen Selbst schlüpfen zu können, dessen größtes Problem es gewesen war, die nächsten Prüfungen zu bestehen- mit einem Ohnegleichen zu bestehen. Das Verwandlung geliebt hatte, und von Zaubertränke überfordert gewesen war- so sehr, dass mein vergangenes Ich sich ab und an von Severus- und nur von Severus- hatte helfen lassen. Ich vermisse die Stunden, die wir gemeinsam in der Bibliothek verbracht haben, Stunden, die mir manchmal endlos vorkommen, und die ich dennoch immer wertgeschätzt habe. Unabhängig von der Tatsache, dass die Person, mit der ich meine Freizeit teilte ein Halbblut war- denn Severus war erst seit meinem zweiten Jahr mein bester Freund gewesen. Auch jetzt lernen wir noch oft zusammen, doch es fühlt sich anders an als zuvor- ich glaube nicht, dass Severus jemals wirklich unbeschwert gewesen war- dass irgendwer von uns beiden es jemals gewesen war.
Ganz ohne Druck, ganz ohne Sorgen- wir hatten schon immer unsere Probleme gehabt, nicht war? Wir waren nie Teil der normalen, unschuldigen Schülerschaft gewesen- der Erstklässler, die sich mit unschuldigem Staunen in der großen Halle umsahen. Für die alle so neu, vielleicht soagr beängstigend war, und die doch immer eine gewisse Leichtigkeit ausgestrahlt hatten. Uns hatte schon immer mehr angehaftet als das- ist es nicht so? Irgendwas haftete an uns wie unsere Eigenen Schatten, und war so unmöglich abzuschrubben wie flüssiges Pech. , doch während wir zusammen lernten, war es verlockend gewesen, sich der Illusion hinzugeben, wir wären unbeschwert gewesen. Wir wären ganz normale Schüler gewesen, und während Severus erklärte und ich zuhörte- und gelegentlich scherzte- war es ab und an beinahe leicht zu glauben gewesen. Mittlerweile erscheint mir Unbeschwertheit wie etwas unerreichbares, und Unschuld wie etwas, dass mir an jenem tag, an dem ich meine Cousine zu dem Auftrag begleitet durch die Finger rann wie Sand am Meer- oder wie Blut. Die Vorstellung, auch nur die Illusion von jeglicher Form der Unbeschwertheit, kommt mir seltsam fremd, geradezu lachhaft vor. Die Vorstellung, einfach so weiter machen zu können, kommt mir lachhaft vor.
Ich weiß nicht, was genau an jenem Tag passiert ist, doch es scheint über das, was ich gesehen, was ich mitgemacht ab hinaus zu gehen. Irgendwas scheint in mir passiert zu sein- irgendwas, das mehr ist, als nur diese furchtbaren Bilder vor meinem inneren Auge, mehr als die verblassende Erinnerung an diesen einen tag. Irgendwas in mir scheint sich verändert zu haben, und es macht es mir unmöglich, wieder in die Haut, den Kopf des Jungen zu gelangen, der ich einst war. Irgendwas scheint die Türe zur Vergangenheit zuzuhalten, scheint einen schnitt in mein Leben getan zu haben- und ich weiß nicht, ob sich jemals noch etwas daran ändern lässt. Doch das macht nichts, glaube ich. Ich bin nicht mehr der Junge von früher, doch das ist nichts ausschließlich negativ. Der frühere Regulus war zu sensibel, zu weich. zu empfindlich. Er würde das hier nicht durchstehen- die Anspannung, das ständige Gefühl, das sämtliche Augen auf einen gerichtet sind. Die Schmerzen. Die Albträume. Er würde in all dem ertrinken. und so ist es möglicherweise gar gut, dass er nicht mehr auf dieser Welt weilt. Aber es ist dennoch ein seltsames Gefühl. Ich fühle mich fremd- in dieser Schule, unter meinen eigenen Freunden. Viellicht soagr, wenn ich in den Spiegel blicke, und diesen dunkelhaarigen, knochigen Jungen mit den stechend grauen Augen vor mir sehe.
Er ist so verdammt blass- und ohne Zauber sehen seine Augenringe kränklich aus. Seine Züge wirken so unglaublich jung, jünger, als ich mich selbst fühle. Sie wirken, als passten sie nicht mehr zu mir. Ich fühle mich kalt, wie ich es noch nie zuvor getan habe, und selbst das knisternde Feuer das Kamins ändert nicht wirklich etwas daran. Manchmal habe ich das Gefühl, als käme die Kälte nicht von draußen, von dem Winter, der dem Frühling noch nicht ganz gewichen ist, sondern aus meinem Inneren. Manchmal habe ich das Gefühl, in mir befindet sich etwas- vielleicht ein Teil von mir- der seit jenem Tag auf immer gefroren ist, und der von keinem Feuer dieser Welt wieder zu Scherzen gebracht werden kann. Manchmal habe ich das Gefühl ich hätte Eiswasser statt Blut in meinen Venen. Wenn wir- Sev und ich - zusammen über unseren Bücher sitzen, fühlt die Situation sich angespannt an- nicht feindselig, bei Merlin, nein. Severus ist nach wie vor die Person in Hogwarts, der ich am meisten vertraue- mehr noch als Evan, obgleich ich letzteren bereits mit gesamtes Leben lang kenne. Die Zeit, die ich mit beiden von ihnen verbringe, gibt mir zumindest den Eindruck einer gewissen Normalität- etwas, an dem ich mich festhalten kann, während alles Andere erschreckend schnell an mir vorbei zu zeihen scheint.
Dennoch ist da eine Distanz, die bisher nicht da war- eine Anspannung, die sich nicht ganz beschreiben lässt. Während ich früher das Gefühl gehabt hatte, dass ich mit Severus sprach kann, dass selbst einige meiner Geheimnisse sicher bei ihm sind, scheint es nun, als hätten wir Geheinisse voreinander. Es ist, als würde das, was wir nie aussprechen stets mit uns im Raum sein. Als würde das, was mir miteinander teilen, und was doch nur im Stillen da war schwer auf unseren Schultern wiegen- während wir uns fragen, was in dem jeweils Anderen vor sich geht. Einmal heb ich versucht, mit Severus über die letzten Ereignisse zureden. Mit ihm über Voldemort, über die Aufträge- über meinen ersten Auftrag. Ich wollte darüber sprechen, ihm davon erzählen, doch die hälfte der Worte blieb mir im Hals stecken. Es fühlte sich falsch an, laut darüber zu sprechen- nicht nur, weil mich das Gefühl plagte, dass mich jederzeit jemand gören könnte. Nicht nur, weil ich es aus offensichtlichen Gründen für unangebracht heilt, hier darüber zu sprechen.
Der Auftrag- die Erinnerung daran- fühlte sich seltsam persönlich an, wie etwas, das ich mit niemand Anderem teilen kann- oder möchte. Persönlich, wegen dem, was ich getan habe. Persönlich wegen dem, was ich im Rückblick darauf fühle- es ist, als würde ich fürchten, ihm einen zu tiefen Einblick in mein Inneres zu gewähren. Als würde ich mich davor fürchten, was er erwidern würde, würde ich ihm alles zu erzählen. Würde ich ihm anvertrauen, wie sehr mich das Ganze verfolgt. ich will nicht, dass er sich über mich lustig macht, wie Bellatrix es tun würde. Ich will nicht, dass er mich als schwächlich ansieht, wie mein Bruder es tut. Ich brachte nur Einzelheiten hervor- und Severus schüttelte sachte de Kopf, als ich weiter ausführen wollte.
Sachte, aber dennoch bestimmt, mit diesem ganz bestimmten, bedächtigen Blick in den Augen. Der, der schon immer gleichermaßen faszinierend, wie beängstigend gewesen war- in dem viel zu viele zu liegen schien, der immer schon zu durchdringend gewesen war. Der wirkte, als wüsste er, was in mir vorging, Obgleich ich kaum ein Wort darüber verloren hatte- da mir diese Vorstellung nicht behagt, sage ich mir, dass Severus ebenfalls nicht über die Aufträge spreche möchte. Nicht hier. Ich sage mir, dass er dem ebenfalls ausweichen will, dass es ihn möglicherwiese ebenso er verfolgt wie mich- gleichzeitig frage ich mich, was wohl sein erster Auftrag gewesen war. Ob er schon einen ersten Auftrag bekommen hat, und worin er bestand. Andererseits weiß ich nicht, ob ich die Einzelheiten darüber wissen wollen würde. Es ist Severus' letztes schuljahr- schafft er im Sommer seine Prüfungen, wird er nach dem Juni nie wieder an diesen Ort zurück kehren. Manchmal beneide ich ein wenig dafür.
Regulus
Hielt ich da tatsächlich das Tagebuch meines Bruders in den Händen- oder eher ein Stück seiner Seele? Ich wusste es nicht mehr genau, spiegelte sich in diesen wenigen Zeilen mehr des Innenlebens meines Bruders, als ich sämtlichen seiner Manierismen damals hätte entnehmen können. Alles, jede Seite dieses Buches erschien mir voller Emotionen, die in der tatsächlichen Person verdrängt gewesen waren-Worte, die nie gesprochen worden waren, und Gedanken, die immer für sich behalten worden waren. Ich hätte nicht sagen können, was genau es in mir auslöste, all das auf einmal zu lesen- es war zu viel, zu erschlagend, als dass es eine spezifische Empfindung in mir hätte auslösen können. Ich fühlet mich, wie damals in Hogwarts, wenn James und ich zu spät mit dem lernen für Prüfungen begonnen hatten- wenn wir teilwiese mitten in der Nacht noch damit beschäftigt gewesen waren., und mehre Seiten an Lernstoff einzuprägen.
Es fühlte sich nach zu viel an- zu viel Wissen, zu viele Worte, so dass es mir manchmal fast unmöglich erschienen war, alles davon im Kopf zu behalten. Ähnlich ging es mir jetzt- nur, dass es dieses Mal nicht mein Kopf war, der sich so erschreckend voll, kurz vor dem Platzen anfühlte- stattdessen war es mein Herz. Irgendwas, in meinem Inneren, das auf schmerzhafte Weise anschwoll, und kaum noch Platz in meinem Brustkorb zu haben schien. Meine Emotionen waren ein Chaos- und sie waren ein großes Chaos, dass sich so schnell nicht entwirren lassen würde. Meine Reue, meine Trauer, meine Wut, die Hilflosigkeit, die ich damals empfunden hatte, während mein eigener Bruder sich mehr und mehr entfernt hatte. Die ich jetzt empfand, wissend dass es für sämtliche Reue, sämtliche Entschuldigungen zu spät war, dass ich der Person, die sich ihr Herz mehr oder weniger in diesen Zielen ausgeschüttet hatte nicht mehr helfen konnte.
Dass ich ihn nicht erreichen konnte, und die Zeilen lediglich ein Echo der Vergangenheit waren- dass die geschilderten Ereignisse Jahrzehnte zurück lagen, und mir kaum etwas anderes übrig blieb, als das Leben meines Bruder wie die Handlung eines Buches zu verfolgen- aus weiter Entfernung. Nur waren es keine Kilometer, sondern ein ganzes Leben, das mich von meinem Bruder trennte. Alles davon schein ineinander zu verfließen, viele verscheiden Farben wurden allmählich u einem schwammigen Braunton, in dem sich keine Details mehr erkennen ließen. Ich wusste nicht, was genau ich fühlte, doch ich fühlte zu viel- und ein kleiner Teil von mir sehnte sich danach, dass Buch für eine Zeit abzulegen. Eine pause zu machen, um das, was ich bisher gelesen hatte verdauen zu können. Doch ebenso wie bei einem Buch, wollte ich weiterlesen- wissen, wie es weiterging, obgleich ich den groben Ausgang bereits kannte. Ich wollte weiter lesen- wie bei einem buch, dessen Ende man schon kennt, und das einen dennoch weiterhin gespannt hält während man darauf wartet, am Ende doch andere Worte zu lesen als die, die man erwartet. Ich blätterte um.
8. Mai 1978
AN: Ugh. Es tut mir leid, sowohl für die lange Zeit, als auch für diesen etwas holprigen einstieg in das neue Kapi- ich hatte mal wieder die Schreibblockade des Lebens, muss ich gestehen :( habe literally wischen Sommer und jetzt kaum etwas auf das Papier bekommen, meh. Es war so frustrierend, vor allem, weil ich zu der Zeit eigentlich so viel...well, zeit gehabt hätte, lmao.
Aber jetzt funktioniert es zumindest momentan wieder einigermaßen, so- yay, I guess 😅
Ich bin nach wie vor offen für Feedback- sowohl positiv, als auch negativ^^
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