14. August 1973

Sirius' POV

Der 14. August. Ein Tag, mitten in den Sommerferien,  zwischen Regulus' erstem, und seinem zweiten Schuljahr. Ein Tag,  den wir beide wohl in diesem Haus verbracht hatten. Ohne miteinander  zu sprechen. Ein weiterer Tag, an dem jeder von uns beiden wohl in seinem Zimmer gesessen war, und über Dinge nachgedacht hatte. Zumindest hatte ich das oft getan.

Meistens, hätten meine Gedanken davon gehandelt, dass ich bald nach Hogwarts zurück kehren könnte. Dass ich es nur noch einige Wochen mit dem Rest meiner Familie aushalten müsste, ehe ich James, Remus und auch Peter wieder sehen würde.  Hatte gehofft, dass jene Ferientage, die einfach nicht vorbei gehen wollten, endlich enden würden. Habe gehofft, dass ich jenes Haus nun endlich wieder für ein Jahr verlassen könnte. Meine Eltern ein ganzes, weiteres Jahr nicht wieder sehen würde.

Dass ich ein ganzes Jahr lang wieder jenen Abstand zu meiner Familie haben würde, den ich mir immer gewünscht hatte. Dass ich nicht länger gezwungen sein würde, die Gesellschaft meiner Eltern zu ertragen. In diesem dunklen, auf gewisse Art beunruhigend wirkenden Raum, der sich mein Zimmer genannt hatte, eingesperrt zu sein. Kaum etwas Anderes tun zu können, als die Wand an der gegenüber liegenden Seite meines Zimmers anzustarren, und die Tage zu zählen.

Ob es meinem Bruder während den Ferien auch so ergangen war? Ob er sich ebenfalls zurück nach Hogwarts gesehnt hatte, wenn er wieder einmal für Einige Wochen in jenem dunklen, kühl wirkenden Grimmauldplatz war? Ob er sich auch öfter gewünscht hatte, die Sommerferien wären bereits zu Ende, und er könnte seine Schulfreunde wieder sehen? Ich wusste es nicht. Doch ich wusste, dass sich dies ändern würde,  sobald ich jene Seite vor mir gelesen habe.

14. August 1973

Hallo.

Noch ein wenig mehr als zwei Wochen, bis zum nächsten Schuljahr. Ehrlich gesagt, weiß ich nicht genau,  ob ich über diese Umstände traurig sein soll. Ob ich, wie mein Schulfreund Evan den Ferien nachtrauern soll- denn meine, waren nicht sonderlich erholsam. Sirius hat so ziemlich alles getan, um unsere Eltern regelmäßig zur Weißglut zu bringen.

Er reißt abfällige Kommentare über unsere Familie, obgleich er weiß, dass dies immer auf das Gleiche hinaus führen wird. Er gibt provokante Sprüche von sich, erzählt von seinen Freunden aus Gryffindor, obwohl er weiß, dass dies genau das ist, was Mutter und Vater in diesem Haus nicht hören wollen. Obwohl er weiß, dass dies mit genau dem gleichen Schlägen enden würde, mit denen es immer endet, sobald er jene Themen anspricht. Warum also, tut er es? Wem glaubt er, damit helfen zu können? Sich selbst? Merkt er nicht, dass er seine Lage damit nur noch schlimmer macht? Tut er es vielleicht sogar genau deswegen ? 

Evan, und vermutlich auch Rabastan, werden mir, sobald wir uns wieder in Hogwarts befinden, wieder tagelang damit in den Ohren liegen, wie schrecklich es doch sei, dass wir nun wieder den Unterricht besuchen müssen. Dass wir uns wieder auf den Schulstoff konzentrieren werden müssen, ohne sonderlich viel Freizeit zu haben, in der wir selber für uns entscheiden können,  was wir mit ihr anfangen wollen.

Sie werden mir tagelang damit in den Ohren liegen,  wie sehr sie sich doch die Ferien zurück wünschen. Dass sie am liebsten im Hogwartsexpress sitzen geblieben, und mit ihm zurück zum Gleis 9 3/4 gefahren wären. Und ich? Ich werde bei ihnen sein. Bei ihnen sein, und ihnen schweigend bei ihrem Klagen zuhören.

Wenn ich ehrlich bin, so kann ich die beiden sogar mehr oder weniger verstehen. Schließlich sind ihre Ferien meistens recht...ruhig. Ruhiger als die meinen zumindest, doch darauf komme ich erst später noch einmal zurück.   Evan hat mir letztes Jahr bereits vier Wochen,  ehe die Sommerferien überhaupt begonnen hatten erzählt, dass er mit seinen Eltern für einige Wochen nach  Frankreich fahren würde. Frankreich. Das Land,  das auch Mutter und Vater für eines der edelsten Ländern ist.

Das Land, dessen Sprache ich bereits für einigen Jahren gelernt habe, in dem ich in meinem gesamten Leben jedoch noch nie gewesen bin. Ob ich jemals dorthin gehen werde? Ob ich jemals erfahren werde, wie es in jenem Land aussieht, dessen Sprache ich mir so mühsam eingeprägt habe? Ich weiß es nicht. Und ich weiß auch nicht, ob ich jemals eine Antwort auf jene Frage erhalten werde.

Ich erinnere mich noch genau daran, wie ich die französische Sprache gelernt habe- Mutter hat bereits Text früh damit angefangen, mir jene Sprache beizubringen. ' Die Sprache der Eleganz'. So hatte sie damals von jener Sprache geredet. So, dass ich mich bereits gefreut hatte, bald auch eine so schöne, elegante Sprache sprechen zu können. Allerdings, musste ich bald fest stellen, dass jene Sprache zwar tatsächlich schön  war, allerdings schwer zu lernen. Noch heute fällt es mir schwer, alle Wörter richtig zu betonen, wenn Mutter mich auch Französisch anspricht, aber dennoch bemühe ich mich.

Laut Mutter, gehört es sich für jemanden wir mich, noch eine weitere Sprache fließend sprechen zu können. Da unsere entfernten Verwandten,  die Leszranges aus Frankreich kommen, hält sie es vermutlich für passend, mir jene Sprache bei zu bringen. Und ich werde weiterhin versuchen, jene Sprache fehlerfrei zu lernen. Auch Tante Druella und Onkel Cygnus sprechen jene Sprache fehlerfrei. Ich will nicht der Einzige der Familie sein, der sich verspricht, sobald er mehrere Sätze hintereinander sprechen muss. Der Einzige, auf dessen Zunge sich jene Worte zu winden und zu drehen scheinen, so, dass sie nicht so heraus kamen, wie sie eigentlich klingen sollen. Sondern verdreht. Falsch.

Sirius hat jene Sprache noch nie sonderlich gemocht, schätze ich. Bereits früher, als wir noch jünger waren, und Mutter uns jene Sprache erst seit einigen Wochen gelehrt hatte, hatte er nicht wirklich den Drang dazu gehabt, seine Sache ordentlich zu machen. Er hatte es als recht unnötig empfinden, eine zweite Sprache flüssig sprechen zu können- besonders dann, wenn er das Land, in dem jene Sprache benutzt wird, vermutlich nie besuchen würde. 

Obgleich dies schon damals ein Umstand gewesen war, der Mutter oft wütend gemacht hatte, so hatte ich mir zu dem damaligen Zeitpunkt noch nicht wirklich Gedanken darüber gemacht hatte. Darüber, dass sein Verhalten bereits damals angefangen hat, sich in jene Richtung zu wenden, die unsere Eltern nicht gut heißen. Dass jene, harmlos wirkende Verweigerung des Lernens einer Sprache bereits eine gewisse Art der Provokation gegenüber unseren Eltern gewesen war.

Seltsam, wie mir all das erst jetzt auffällt. Seltsam, wie ich erst jetzt wirklich zu begreifen scheine, wie alt sein Hass gegenüber unserer Familie bereits sein muss. Wie lange er uns wohl schon verachtet. Wann genau es angefangen hat, weiß ich nicht. Mir kommt es jetzt, wo ich zurück Blicke jedoch so vor, als wäre das Alter, in dem Sirius begann, sich anders zu verhalten, als der Rest der Familie,  ungefähr acht Jahre war.

Damals habe ich mir noch keine Gedanken darüber gemacht, es teilweise sogar mehr oder weniger lustig gefunden. Es lustig gefunden, wenn er Bellatrix mal einen Streich gespielt hatte. Es fast schon ein wenig unterhaltsam gefunden, zu beobachten, wie ihre Miene sich langsam verzerrt hatte. Wie sie ihre Augenbrauen Kraus gezogen, und ihre Lippen zu einem einzigen, schmalen Strich zusammen gepresst hatte.

Oft hatte sie es Mutter damals ebenfalls mitgeteilt, was meistens damit geendet hatte, dass Sirius eine ordentliche Menge Ärger abbekommen hatte. Egal  ob es sich dabei um eine einfache Standpauke, oder einige Ohrfeigen gehandelt hatte. Obgleich ich seine Streiche teilweise lustig gefunden hatte, so hatten mir die Strafen , die er für diese von Mutter und Vater bekam, schon immer ein wenig Angst gemacht. Vermutlich lag es auch daran, dass ich mich, was Streiche gegenüber anderen Familienmitgliedern eher heraus gehalten hatte. Dass ich fast nie mitgemacht hatte.  Oder nur minimal.

Ich wollte den Zorn unserer Eltern nicht auf mich lenken. Ich wollte sie nicht wpgebd machen, nur, um einige, wenige Minuten vielleicht über ihre verdutzten Gesichter lachen zu können, ehe sie mich in meine Schranken weisen würden. Ich hatte sie schon damals nicht wirklich wütend machen, oder enttäuschen wollen. Schon damals habe ich versucht, mich relativ vernünftig zu verhalten. So, wie sie es von mir erwarteten.

Auch, wenn ich es damals vermutlich  noch nicht wirklich ernst genommen habe. Auch, wenn ich noch nicht wusste, was für eine Verantwortung es mit sich bringt, als Black aufzuwachsen. Wie oft wurden Sirius und ich früher von Mutter und Vater angeschrien worden, weil wie uns ihren Augen unvernünftig verhalten hatten?   Ich weiß es nicht mehr.

Ich weiß,  dass ich das nicht sollte. Dass ich die Vergangenheit ein für alle mal hinter mir lassen sollte, damit sie mich in meiner Zukunft nicht behindert. Damit ich mich auf die Zukunft konzentrieren kann, ohne immer wieder daran erinnert zu werden, was einmal war. Wie die Dinge früher einmal ausgesehen hatten- und wie sie jetzt aussehen. Und ich weiß, dass es nicht gerade als Eigenschaft eines Black gilt, sich in der Zeit zurück zu wünschen. Nur, um ein paar, wenige Jahre. Aber hin und wieder,  tue ich es doch. Hin und wieder,  wenn ich jene angespannte Atmosphäre fühle, die in dieser Familie herrscht. Wenn ich alleine in meinem Zimmer sitze, und darüber nachdenke, wie es einst war. Wenn mein Weg sich wieder einmal mit dem meines Bruder kreuzt, und wir uns wieder einmal nur diese kühlen, verachtenden Blicke zuwerfen.

Dann wünschte ich manchmal, in der Zeit zurück gehen zu können. Doch ich weiß,  dass das nicht möglich ist. Dass nichts wieder so sein wird, wie früher einmal. Diese Zeiten sind abgeschlossen und vorbei. Und wer weiß? Vielleicht ist es auch besser so.

Also dann. Man hört sich.

Regulus

Ich wusste nicht genau wieso, doch früher, ungefähr zu der Zeit, in der mein Bruder jenes Tagebuch wohl geschrieben hatte, hatte ich nie wirklich darüber nachgedacht, wie es ihm in den Ferien wohl gehen musste. Ich hatte nie darüber nachgedacht,  dass sie auf ihn ebenfalls öde und leer wirken könnten. Dass er ebenfalls oft in seinem Zimmer saß, und die Tage bis hin zur Rückkehr nach Jocwsrts zählte- wenn auch vielleicht nicht ganz so eifrig, wie ich es stets getan hatte.

Und dennoch konnte ich nicht anders, als eine gewisse Wut auf ihn zu verspüren. Wieso hatte er sich trotz allem auf die Seite unserer Eltern geschlagen? Wieso hatte er trotz Allem das getan, was sie von ihm verlangten? Warum hatte er nicht rechzeitig begriffen, dass die Einstellung unserer Familie falsch gewesen war? Dass er auf die falsche Bahn geraten und auf dem besten Weg gewesen war, in sein eigenes Verderben zu rennen? Wieso hatte er all das erst bemerkt, als es zu spät gewesen war? Als er mit einem Fuß bereits mehr oder weniger auf der anderen Seite gestanden hatte?

Hatte er es überhaupt jemals vollständig begriffen?

1. September 1973

AN: Ja...ähm...Hi?😅 Ich lebe noch. Und ich habe bald Ferien= Mehr Kapitel! Endlich auch mal wieder. 😅 Wie fandet ihr dieses Kapitel eigentlich? Schreibt mir gerne eure Meinung dazu in die Kommis und joa😊😅 dann bis bald 😉❤

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