13. Januar 1975
Sirius' POV
Es war seltsam, Dinge über Personen zu lesen, mir denen man einst auf die gleiche Schule gegangen war, sie jedoch scheinbar nicht einmal halb so gut gekannt hatte, wie man früher gedacht hatte. Und noch seltsamer war es, wenn jene Personen einst im gleichen Haus gewohnt hatten, wie man selbst. Wenn sie im gleichen Haus aufgewachsen waren, wir man selbst. Wenn man die bereits sein ganzes Leben lang gekannt hatte, und nun, sechszehn Jahre nach ihrem Tod feststellen musste, dass man so gut wie nichts über sie gewusst hatte. Dass all das, was man geglaubt hatte zu wissen, letzten Endes wohl doch nur die halbe Wahrheit war. Oder?
Das, was ich geglaubt hatte , dowohl über Snape, ald auch über meinen Bruder zu wissen, erschien mir nun viel mehr wie ein kleiner Bruchteil des Ganzen. Wie ein kleiner Splitter, der zu einem größeren Gegenstand gehörte. Wie ein einziges Puzzleteil, während der Rest des gesamten Puzzles erstmals verschwunden blieb, und man nicht wirklich eine Ahnung davon hatte, wir das Puzzle am Ende aussehen würde. Zu was es such am Ende zusammen setzen würde.
Auch, wenn es seltsam klang, so wirkte es teilweise, als würden die Persönlichkeiten von einigen meiner früheren Mitschüler sich mit jeder Seite des Tagebuches, auf der sie vorkamen, ein Stück mehr zusammensetzen. Als wäre auf jeder Seite, auf der ihre Namen erschienen ein weiteres Stück ihrer Persönlichkeit enthalten. Und mit einem Mal, wusste man mehr über Einige von ihnen, als man gedacht hätte. Und mit einem Mal, wusste man Dinge über sie, mit denen man nicht gerechnet hätte.
Ich blätterte auf die nächste Seite, auf der Regulus' Schrift ein wenig undeutlich wirkte, so, als habe seine Hand während dem Schreiben gezittert.
13. Januar 1975
Hallo. Bitte entschuldige meine unordentliche Schrift, aber ich kann mich nicht dazu bringen, mich darauf zu konzentrieren, ordentlich zu schreiben. Wenn ich ehrlich bin, kann ich mich nicht dazu bringen, mich überhaupt auf irgendwas zu konzentrieren. Nicht in diesem Moment. Womöglich auch in den nächsten Wochen nicht, denn meine Gedanken kreisen seit Stunden nur noch um eine, einzige Sache. Um eine Sache, die ich am liebsten vergessen würde. Doch ich weiß, dass ich das nicht kann.
Heute hatte ich eine Doppelstunde VGDDK. Eigentlich ist daran nichts Besonderes, oder Eigenartiges, doch dieses Mal war es anders. Dieses mal haben wir mit einem neuen Kapitel im Unterricht begonnen, von dem ich nun verstehe, weshalb man es erst im dritten Schuljahr behandelt. Ein Kapitel, das ich bis vor Kurzem nur aus Erzählungen von älteren Schülern gehört habe. Das ich bis vor Kurzem noch nicht wirklich ernst genommen habe, da ich nicht gedacht hätte, wie viel Schaden einem einige, bestimmte Wesen zufügen können.
Keine wirklichen körperlichen Schäden, nein. Zumindest glaube ich nicht, dass sie das können. Professor Stone hat auch nichts derartiges erwähnt. Aber ich weiß, was diese Wesen mit einem anstellen können. Was sie einem psychisch antun können. Dass sie einen schocken, ja, sogar durch Angst lähmen können. So, dass einige ihrer Opfer stocksteif vor ihnen stehen, unfähig, sich wirklich zu bewegen, oder sich gar zu verteidigen. Unfähig, etwas gegen das Bild zu unternehmen, dass sich ihnen bietet.
Irrwichte.
Kaum jemand weiß, wie diese Wesen in ihrer wahren Form aussehen, doch jeder weiß, dass sie die Gestalt davon annehmen, was der Zauberer, der ihnen gegenüber steht am meisten fürchtet. Dass sie die Gestalt von seiner größten Angst einnehmen, um ihr Gegenüber in jene Art Schockstarre zu versetzen, die ich bereits einmal erwähnt habe.
Nun ja. In dem heutigen Unterricht, war es unsere Aufgabe gewesen, zu versuchen mit einem Irrwicht fertig zu werden. Professor Atome hatte eine Art Holzkiste mitgebracht, in der sich der Irrwicht befunden hatte. Er hat uns den Zauber erklärte, und wie wie uns verhalten sollten, wenn wir dem Irrwicht dann tatsächlich gegenüber stehen sollten. Er ermutigte uns, unsere Ängste zu überwinden, und den Irrwicht zu verteiben. Auch hat er gesagt, es wäre nichts Lächerliches dabei, wenn wir es in der ersten Stunde noch nicht ganz schaffen würden, alleine mit unseren Irrwichten fertig zu werden.
Ein wenig später, stellten wir uns in einer Reihe vor der Kiste auf. Nun war unser " Moment" gekommen. Der erste Zauberer, der in der Reihe gestanden hatte, war ein Gryffindor gewesen, dessen Namen ich allerdings nicht kenne. Als er seinem Irrwicht gegenüber trat, und man fast schon sehen konnte, wie seine Stabhand bei dem Gedanken an jenes Wesen ein wenig zitterte, verwandelte der Irrwicht sich in einen Skorpion. Der Gryffindor zuckte zusammen, und machte einige Schritte weiter nach hinten.
Einen Moment lang, hatte er tatsächlich gewirkt, als wäre er am liebsten aus dem Raum gelaufen, doch vermutlich hinderte sein Stolz ihn daran. Er als Gryffindor wollte vermutlich keine Sngdg zeigen. Er wollte vermutlich seinen Mut unter Beweis stellen. Zeigen, dass er mit seinem Irrwicht fertig werden könnte, zumal er ja so unglaublich tapfer war.
Vielleicht, wollte er es aber auch nur aus dem Grund tun, um nachher damit angeben zu können. Also zückte er seinen Zauberstab, rief " Ridukulus" und der Skorpion verwandelte sich in eine Gummischnecke. Ich erinnere mich auch jetzt noch an das stolze, fast schon ein wenig eingebildete Grinsen des Jungen, als er sich Professor Stlne zugewandt hatte.
Ich weiß auch jetzt noch, wie ich mir im Stillen gesagt hatte, dass ich es ebenfalls schaffen müsste. Dass ich genau so gut sein müsste, wie er. Wenn nicht sogar besser. Dass ich es mir nicht leisten konnte, mich vor der ganzen Schulklasse durch einen Irrwicht lächerlich zu machen. Dass ich es mir nicht leisten könnte, etwas nicht zu schaffen, was der Rest der Klasse geschafft hatte.
Vor mir sind noch einige andere Schüler, mit einigen anderen Irrwichten dran gekommen. Eine Mumie. Eine Schlange. Die Leichen von Menschen, dir dem Betroffenen wohl etwas bedeuteten. Auch mein Freund Evan Rosier kam vor mir dran. Und zwar genau vor mir. Ich weiß noch, dass ich so sehr in Gedanken versunken gewesen war, dass ich gar nicht wirklich mitbekommen habe, um was es sich bei Evan's Irrwicht gehandelt hatte.
Dass mein Blick zu Boden gerichtet gewesen war, und ich nur am Rande mitbekommen habe, wie Evan den vor Kurzem gelernten Zauber gerufen hatte. Ich weiß noch, dass ich dabei gewesen war, mit den Kopf darüber zu zerbrechen, welche Gestalt mein Irrwicht wohl annehmen würde. Eines der Dinge, die mir Angst machen sind jene dunklen, tiefen Gewässer, die so trüb und undurchsichtig sind, dass man ihren Boden nicht sehen kann.
Tiefe, dunkle Gewässer, bei denen man nicht weiß, was sich in ihnen befindet. Ob irgendetwas in ihnen lebt, dass sich als gefährlich heraus stellen könnte. Ob es irgendwas an ihnen gibt, dass einem zum Verhängnis werden könnte, wenn man jene Gewässer betreten würde. Doch ich konnte, und kann mir ehrlich gesagt auch jetzt nicht wirklich vorstellen, wie ein Irrwicht so etwas darstellen soll.
Allerdings hat sich heraus gestellt, dass dies wohl doch nicht meine größte Angst ist. Dass es wohl doch nicht das ist, was mich erstarren lässt. Auf das, was letzten Endes jedoch aus jener Kiste gestiegen ist, als ich ihm gegenüber stand, war ich allerdings keineswegs gefasst. Ich habe mit Allem gerechnet. Mit wirklich Allem! Dich nicht damit.
Ich weiß noch nicht einmal, wie ich mich fühlen soll. Ob ich mich schönen soll. Ob ich wütend, oder einfach nur entsetzt sein soll. Ich weiß noch nicht einmal genau, weshalb sich der Irrwicht in das verwandelt hat, in das er sich nunmal verwandelt hat. Weshalb er sich ausgerechnet jene Gestalt ausgesucht hat. Und warum mir ausgerechnet jene Gestalt so einen unglaublichen Schock verpasst hat. Weshalb ich ausgerechnet vor der Gestalt Angst hatte, vor der ich vermutlich am wenigsten Angst haben sollte. Respekt, ja. Doch keine Angst.
Liegt es einfach daran, dass ich nicht damit gerechnet habe? Daran, dass ich überrascht über die Gestalt des Irrwichts war? Liegt es einfach daran, dass mich das, was ich gesehen habe, in gewisser Weise überrumpelt hat? Oder ist es tatsächlich richtige Angst, die mich überkam, als ich dem Irrwicht gegenüber stand?
Angst vor ihr, als der Irrwicht in ihrer Gestalt aus der Kiste trat. Als sie mit kühler, ausdrucksloser Miene auf mich zu gekommen war. Kalte Wut hatte in ihren Augen geblitzt. Es hatte so verdammt real gewirkt. Der kühle, und doch unglaublich wütende Blick. Die steife Haltung. Der Blick, den sie nicht von mir abgewandt hatte, während sie mir immer näher gekommen war.
Sie, die Person, die ich schon mein ganzes Leben lang kenne. Die Person, ohne die ich vermutlich gar nicht erst hier wäre. Zumindest nicht als der, der ich bin. Die Person, der ich vertrauen sollte, bei der ich mich sicher fühlen sollte. Sie, die ich schon seit einigen Monaten nicht mehr gesehen habe, doch deren Gesicht ich niemals vergessen könnte. Sie, die Person, mit der ich über meine Ängste sprechen sollte. Die nicht selbst zu meinen Ängsten gehören sollte.
Sie. Walburga Black.
Ich bin aus dem Klassenzimmer gerannt, als ich mich wieder aus meiner Schockstarre gelöst hatte. Ich hatte weg gewollt. Einfach weg. Weg von den verwirrten, bohrenden Blicken der anderen Schüler. Weg von Professor Stone, der mich ziemlich entsetzt abgeblickt hatte.
Ich bin so ein Feigling.
Ich werde wohl nie in der Lage sein, einen Irrwicht effektiv zu bekämpfen. Nicht, solange er diese Gestalt annimmt.
Ich glaube, ich höre hier auf.
Regulus
Fassungslos starrte ich auf die gelbliche Pergamentseite vor mir. Ich merkte, wie meine Hände ein wenig zitterten. Das konnte nicht sein. Das konnte einfach nicht wahr sein. Und doch stand es dort, in jenem Buch. Geschrieben in jener dunklen Tinte, die der Slytherin auf jeder Seite des Buches verwendet hatte.
Ich hätte nie gedacht, dass Regulus' Irrwicht jene Gestalt annehme würde. Nie hätte ich gedacht, dass seine größte Angst, die irgendwo tief in ihm verborgen gelegen hatte unsere Mutter gewesen war. Nie hätte ich gedacht, dass sein Irrwicht die Gestalt von der Person annehmen würde, dir er sein ganzes Leben lang stolz machen wollte.
Und doch passte es auf seltsame, in gewisser Weise auch grausame Art und Weise zusammen. Auch, wenn der Gedanke daran erstmals absurd schien, so machte es Sinn, so bald man es sich einige Male durch den Kopf gehen ließ. Regulus hatte Mutter stolz machen gewollt. Er hatte so gut wie nie etwas getan, von dem er geglaubt hatte, dass es sie verärgern könnte. Auch, wenn er für die nie gut genug gewesen war, hatte er versucht, sie zufrieden zu stellen.
Aus Angst davor, was passieren würde, wenn er es nicht schaffen würde. Wenn er sie enttäuschen würde, so, wie ich. Aus Angst davor, was passieren würde, wenn er nicht gut genug war.
Aus Angst davor, nicht gut genug zu sein.
Ja, das passte zu ihm. Ich schluckte Ich spürte ein leichtes Ziehen in meiner Brust, von dem ich schwören konnte, dass es nicht da gewesen war, ehe ich jene Seite gelesen hatte.
Seine größte Angst war Mutter gewesen. Und was hatte ich getan? Ich war vor dem Beginn meines sechsten Schuljahres von zu Hause abgehauen. Von dem zu Hause, in dem ich nun erneut fest saß. Und Regulus war alleine gewesen. Ganz alleine. Mit unseren Eltern.
6. Februar 1875
AN: Jep, hier mal ein melodramatisches Kapitel XD Heute oder morgen kommen vielleicht noch zwei, oder drei, kommt drauf an, wie viel Zeit und Ideen ich habe^^ wie findet ihr das neue Kapi eigentlich? Schreibt mir gerne eure Meinung dazu in die Kommis und Joa 😊 Dann bis bald 😉❤
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