10. September 1972
Sirius' POV
Einer der ersten Schultag also. Wenn auch nicht der allererste, doch das machte mir momentan nicht sonderlich viel aus. Schließlich könnte man nicht wirklich davon ausgehen, dass Regulus während seiner Zeit in Hogwarts sonderlich viel Zeit gehabt hätte, ein Tagebuch zu schreiben. Erst recht nicht regelmäßig. Somit war ich mir ziemlich sicher, dass es mich nicht weiter verwundern würde, wenn jene Einträge von nun an unregelmäßiger als noch einige Seiten zuvor zu finden wären.
Schließlich hatte Regulus während seiner Schulzeit vermutlich mehr zu tun gehabt, als einfach sein Tagebuch weiter zu schreiben. Lernen. Der Regulus, den ich gekannt habe- oder zumindest glaubte, gekannt zu haben, hätte es nicht riskiert, schlechte Noten zu bekommen, nur, um seine Tagebucheinträge regelmäßig schreiben zu können. Schließlich hätte er unsere Ektern enttäuscht, wenn er schlechte Noten mit nach Hause gebracht hätte. Und das war eines der Dinge gewesen, die Regulus niemals hatte tun wollen.
Niemals hatte er unsere Eltern enttäuschen wollen. Niemals hatte er Schande über den Familiennamen bringen wollen. Niemals hatte er zu schlecht sein, oder aus der Reihe tanzen wollen. Er wollte gut genug sein, wollte, dass unsere Eltern eines Tages stolz auf ihn sein würden. Oder? Bitterkeit stieg bei diesem Gedanken in mir auf. Idiot. Naiver Idiot.
Wie hattest du jemals glauben können, dass du es ihnen Recht machen könntest? Wie hattest du jemals glauben können, eines Tages gut genug zu sein? Hattest du es überhaupt jemals geglaubt? Hast du dich einfach an den letzten Rest Hoffnung, den du noch hattest geklammert? Ich weiß es nicht. Doch vielleicht, würde ich es erfahren. Noch bevor wir uns eines Tages wiedersehen.
Seufzend begann ich, meinen Blick über die nächste Seite schweifen zu lassen.
10. September 1972
Ich habe es geschafft. Ich bin ein Slytherin. Ich bin der, der ich, wenn es nach meinen Eltern geht, schon immer sein sollte. Der, den sie als ihren Sohn bezeichnen wollten. Ein ehrenwertes Mitglied der Familie. Ich sollte stolz auf mich sein, schließlich habe ich das Richtige getan. Ich habe mich für das richtige Haus entschieden. Das einzige Haus, das richtig für mich ist. Das einzige Haus, das für jemanden wie mich in Frage kommt. Das vermutlich einzige Haus, das meine Familie auch akzeptieren würde.
Ich habe heute Morgen einen Brief von Mutter bekommen...Den ersten Brief, den sie mir in diesem Jahr geschickt hat. Sonderlich viel, hat sie allerdings nicht geschrieben. Nur, dass sie zufrieden mit mir ist. Dass sie froh ist, dasa ich ein Slytherin, und nicht, wie mein "Blutsverräter von Bruder" ein Gryffindor geworden bin. Dass sie uns Vater zwar froh sind, dass nicht noch mehr Schande in den Familiennamen Black gewaschen wurde, doch auch, dass ich dafür sorgen musste, dass dies auch so blieb.
Dass ich mich immer anständig verhalten sollte, wie es sich für jemanden mit meiner Abstammung gehört. Dass ich mich nicht mit Muggelstämmigen, oder Blutsverrätern abgeben soll. Dass ich mich von Sirius fernhalten soll. Dass ich jeglichen Kontakt zu meinem älteren Bruder meiden solle. Und, dass ich mich in der Schule anstrengen solle. Anstrengen, und ja keine schlechteren Noten als E nach Hause bringen.
Mehr hat sie nicht geschrieben. Eigentlich wundert mich das herzlich wenig, schließlich war sie noch nie sonderlich mitteilungsbedürftig. Weder was das Sprechen, noch was das Schreiben anging. Auch wenn ich sie nach etwas frage, antwortet sie meistens knapp, als hätte sie Angst, zu viel zu sagen. Angst, zu viel mit mir zu sprechen.
So, als würde sie es absichtlich vermeiden, zu viel mit ihren eigenen Verwandten zu sprechen. Denn auch zu Vater, oder Onkel Cygnus ist sie meistens kühl, und ihre Antworten kurz angebunden. Nun ja. Sie wird schon ihre Gründe dafür haben, schätze ich. Das ist momentan vermutlich nicht wirklich meine größte Sorge. Nicht das, worüber ich mir mehr oder weniger freiwillig immer wieder den Kopf zerbreche. Fast gezwungen bin, mir den Kopf darüber zu zerbrechen.
Denn, obgleich ich es niemandem erzählt habe, hat der sprechende Hut bei meiner Einteilung gezögert. Obgleich ich es stets für mich behalte, war Slytherin nicht die erste Wahl des Hutes gewesen- zumindest nicht die erste Wahl, die er mir vorgeschlagen hat. Als ich aufgerufen wurde- als Mcgonnagall mir den sprechenden Hut bereits aufgesetzt, und ich bereits einige Zeit gewartet hatte, hatte er zu mir zu sprechen begonnen.
Er sagte, ich besäße Mut. Dass ich womöglich sogar nach Gryffindor passen würde. Dass ich meiner Familie nichts ähnlich bin, wie man auf den ersten Blick womöglich denken könnte. Dass ich in Gryffindor recht aufgehoben sein würde, zumal mein Bruder ebenfalls einer von ihnen geworden ist. Dass ich nicht zwingend in das Idealbild eines Slytherin passe, zumal ich anders bin.
Anders. Noch immer frage ich mich, was der Hut wohl damit meinte. Ob er es positiv, oder gar negativ meinte. Ob es ein Kompliment, oder eine Art Beleidigung sein sollte. Doch ich weiß, dass ich das Richtige getan habe, indem ich mich für Slytherin entschieden habe. Ich weiß, dass es besser für mich sein wird, der Tradition der Familie zu folgen. Der Sohn zu sein, den meine Eltern sich wünschen. Der zu sein, der ich schon immer hatte sein sollen. Der, der ich sein muss.
Ich darf sie nicht enttäuschen, nicht ich auch noch. Vermutlich ist dies auch der Grund, weshalb ich auf den Hut eingeredet, ja, ihn fast schon angefleht habe, mich nach Slytherin zu stecken. Weshalb ich darum gebettelt hatte, in dem Haus mit dem silber- grünen Wappen zu landen, in dem alle meiner Urahnen gewesen waren. Das Haus, in das die ehrwürdigen Mitglieder meiner Familie nunmal kommen. Das zumindest, sagt Mutter immer.
Es gibt da allerdings noch etwas, das ich dir sagen wollte. Ich fühle mich seltsam. Seltsam unwohl, als hätte ich etwas Schlechtes getan. Ich fühle mich, als hätte ich ein schlechtes Gewissen, und ich kann nicht sagen, woran dies liegt. Schließlich habe ich doch nichts falsch gemacht. Oder? Ich habe doch nur das getan, was von mir verlangt worden war. Ich habe das getan, von dem ich wusste, dass es meine Eltern zufrieden machen würde. Das, von dem ich mir sicher war, das sie es akzeptieren würden.
Aber warum, fühlt es sich dann an, als läge irgendeine Art Schatten auf meiner Seele, der mich mehr und mehr einzudecken scheint? Wieso wirkt es, als stünde ich halb im Schatten, während dieser sich immer mehr über mir ausbreitet, bis er mich irgendwann ganz einhüllen wird? Wieso fühle ich mich so verdammt hin- und hergerissen?
Liegt es an den abwertenden Blicken, die mein Bruder mir so oft zu wirft? Daran, dass er mich ignoriert? Dass er nun überhaupt nichts mehr mit mir zu tun haben will, da ich in seinen Augen nur ein weiteres Mitglied von jener Familie bin, die er hasst? Ein weiteres Mitglied von jener Familie, von der er loskommen möchte? Vermutlich ist das so. Vermutlich bin ich das. Ein weiterer Slytherin, um den einigen Gryffindor der Familie. Ein weiteres Familienmitglied, das ihn als Verräter betrachtet...mehr oder weniger.
Warum denke ich überhaupt über meinen Bruder nach? Sollte er mir nicht egal sein?
Ich will nicht darüber nachdenken, was er über mich denkt. Ich will nicht wissen, was er über mich denkt. Wieso sollte es mich überhaupt interessieren? Er hat mir den Rücken gekehrt. Er hat meine Familie, und somit auch mich verraten. Oder? Er hast unsere Familie, somit auch mich. Er will nichts mit unserer Familie zu tun haben. Also auch nicht mit mir. Er ignoriert mich.
Das letzte Mal, als ich ihn in einem der vielen Korridore dieses Schlosses gesehen habe, da hatte er nur einen kurzen, enttäuschten Blick für mich übrig. Nur einen kurzen, enttäuschten Blick, aus dem ich glaubte, fast schon ein wenig Schmerz erkennen zu können. So, als hätte ich etwas Falsches getan. Als würde er denken, ich hätte ihn verraten. Doch das habe ich nicht. Ich habe ihn nicht verraten. Er hat mich ersetzt, durch James Potter.
Ich bin nicht verpflichtet, noch zu ihm zu halten. Ich bin nicht verpflichtet, auf seiner Seite zu stehen. Ich darf nicht auf seiner Seite stehen. Er hat angefangen, mich zu ignorieren. Kein Wort mehr mit mir zu sprechen. Denn das hat er nicht. Nicht wirklich. Seit ich ein Slytherin bin, sprechen wir kaum noch miteinander, und wenn, dann wirken unsere Gespräche knapp, und auch kalt. So, als würde er sich beeilen, wieder weg von mir zu kommen, so weit wie möglich. So weit, dass er mich nicht sehen muss. So weit, dass mein Gesicht nicht erneut vor seinen Augen auftaucht, um ihn an sein zu Hause und seine Familie zu erinnern, die er hasst. Weit weg. Zu seinen Freunden. Seinen neuen Freunden. Fast schon wirkt es, als hätte ich eine ansteckende Krankheit, die man meiden sollte, so weit es geht. Eine abstoßende Krankheit, die das Aussehen des Kranken verunstaltet, so, dass man sich davor ekelt, ihn anzusehen.
Was habe ich falsch gemacht?
Ich habe doch nur getan, was von mir erwartet wurde, wieso scheint das niemand wirklich zu verstehen? Warum scheint mein eigener Bruder das nicht zu verstehen?
Denn, obgleich mir seine Meinung egal sein sollte tut es weh. Es tut verdammt weh.
Es tut weh, sich an frühere Zeiten zu erinnern, in denen wir noch unzertrennlich gewesen waren. An jene Zeiten, in denen wir einander nicht hassten. In denen wir uns nicht ignorierten, so taten, als würde der jeweils Andere nicht existieren. Zeiten, in denen wir miteinander gesprochen hatten, ohne uns in die Haare zu kriegen. Ohne, das jedes zweite Gespräch in Streit ausartete. Es tut weh, wenn ich daran denke, dass jene, verachtende Blicke das einzige zu sein scheinen, das noch übrig geblieben ist. Das Einzige, woraus unser Verhältnis nun bestand.
Ich sollte aufhören, daran zu denken. Aufhören, so sentimental zu sein. Aufhören, diesen Eintrag an diesem Tag fort zu führen.
Regulus
Ohne es wirklich zu merken, musdte ich beim Lesen jener Zeilen schlucken. Ich spürte, wie sich ein leichter Druck auf meine Augen auszuüben schien, als gäbe es etwas, das sie unbedingt loswerden mussten, damit jenes Gefühl aufhörte. Obgleich ich wusste, was das war, würde ich es nicht tun. Ich würde nicht weinen. Nicht hier. Nicht wegen jenem Tagebuch. Nicht wegen den Worten meines Bruders. Denn schließlich, war er doch selbst schuld an dem, was aus ihn geworden ist. Oder?
Er hat sich doch selbst dazu entschieden, den Fußstapfen der Blacks zu folgen. Einer von ihnen zu werden, während er mir den Rücken kehrte. Sich auf ihre Seite schlug, obgleich wir uns einst versprochen hatten, uns nie im Stich zu lassen. Und obgleich es mir noch immer ein wenig schee fiel, es zu zugeben, so hatten wir beide jenes Versprechen gebrochen. Wir beide, hätten den jeweils anderen verraten, indem wir ihm den Rücken gekehrt, ihn alleine gelassen hatten.
Weil wir beide zu stur gewesen waren, unsere Meinungen zu ändern. Zu stur, um zu zugeben, dass jeder von uns beiden ein wenig falsch gelegen hatte. Doch die Vorstellung von einem elfjährigen Regulus, der jene Zeilen schrieb, war fast zu viel für mich. Due Vorstellung davon, wie er sich dabei gefühlt haben muss. Alleine. Verwirrt. Verlassen. Er war gerade einmal eöf Jahre alt gewesen, als er jene Zeilen geschrieben hatte.
Und doch klanven diese bereits so verzweifelt, dass kch mir nicht mehr sicher war, ob ich den Rest des Buches lesen wollte. Er war so verdammt jung gewesen. Jung, und naiv, obgleich er wohl selbst gewusst haben musste, dass seine Gutgläubigkeit ihm in diesem Fall nicht helfen würde. Dass er umsonst hoffte, eines Tages wieder ein besseres Verhältnis zu mir haben zu können.
Vermutlich, hat er aus eben diesem Grund auch verleugnet, überhaupt noch etwas mit mir zu tun haben zu wollen. Denn, obgleich es sich bei dem, was ich mir durchlas nur um Tinte auf gelblichen Pergament handelte, so konnte ich den den Kampf mit sich selbst des Jüngeren fast schon mitfühlen. Ein wenig, zumindest.
Und ohne, dass ich es verbinden könnte, merkte ich, wie meine Hände sich an jenem Tagebuch festzuklammern schienen. Wie sie jene Seite, die ich vor wenigen Minuten noch gelesen hatte, ein wenig zerknitterten. Wie sie zu zittern begannen. Ich biss mir auf die Unterlippe, in der Hoffnung, jene, einzelne Tränen, die sich ihn meinen Augen zu stauen schienen aufhalten zu können.
" Verdammt, Reg.", brachte ich mit halb erstickter Stimme hervor. " Warum musstest du nur so ein naiver Idiot sein?"
4. Februar 1973
AN: Joa, es geht weiter. XD Ich hoffe, dass es jetzt echt mal regelmäßiger wird...aber joa😅 wie findet ihr das neue Kapi? Schreibt mir gerne eure Meinung dazu in die Kommis und joa😅 dann bis bald 😊❤
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