Wenn Traum zu Realität wird

Die Erinnerung bestand aus seinem Gesicht, dass mich in einen Schock verfallen ließ und scheinbar zu viel für meinen Körper gewesen war. ER hatte mich aufgefangen, das ist alles, was ich noch weiß. 


Schnurstracks fuhr ich aus meinem Bett in die Höhe und starrte nach vorne. War das alles wirklich passiert? Wohl kaum. Das konnte unmöglich wahr sein. Nein, das würde keinen Sinn ergeben.. Da war...

"ASMO!", quiekte ich, als ich ihn im Augenwinkel wahrnahm.

"Du bist wach", erwiderte er kühl.

"Warte, ist das ein Traum?! Bitte sag, dass alles ein Traum war. Ich meine du...du.."

Er sah zu Boden und schwieg.

Meine Atmung beschleunigte sich.

"Sonst wär ich doch nicht in meinem Bett, richtig? Das ergibt alles absolut keinen Sinn!", aufgebracht wartete ich auf seine Erklärung.

Nichts. 

"Asmo??", versuchte ich es ein letztes Mal.

Als würde er nachgeben, hob er seufzend seinen Kopf und musterte mich.

Bei dem Anblick seiner Augen verlor ich mich jedes Mal aufs neue. Mir fehlten die Worte, als ich so da saß und ihn anschaute. Diese schwarzen Augen...

"Fühlt es sich wie ein Traum an?", gab er etwas angefressen zurück.

Dieser Tonfall ließ mich ein bisschen einschüchtern und ich schaltete einen Gang zurück. Ich realisierte immer noch nicht so ganz, was das alles auf sich hatte.

Plötzlich spürte ich ich einen tiefen Schmerz in meiner linken Wange und mit einem Schlag kam mir die Besinnung zurück:

"OH.. MEIN.. GOTT...", stotterte ich. An seinem Blick war zu sehen, dass er wusste was gerade geschah.

"Das ist... wirklich passiert.. Du.. hast mich gerettet... DU BIST HIER!", meinen Kopf in den Händen haltend, durchfuhr mich alles wie eine Art Kettenreaktion.

Erneut schaute ich mit offenem Mund zu ihm auf:

"Erklär es mir!"  

Nach einem innigen Blickaustausch erhob er sich schließlich und näherte sich meinem Bett. Aus Reflex wich ich zurück, was ihn scheinbar zu überraschen schien und er sich ans Ende des Bettes setzte. 

"Hast du Angst?", fragte er zögerlich.

"Ich weiß nicht? Habe ich Grund dazu?", antwortete ich schüchtern. 

"Nein", seine Stimme nahm wieder eine angenehme Ruhe an, die mir ebenfalls half mich zu beruhigen, "Ich habe dir gesagt, ich werde dich beschützen, ich würde dir nie wehtun".

"Aber... aber, das war ein Traum?"

"Ti, es gibt Dinge, von denen du nichts weißt. Das hätte nicht passieren sollen.."

"Warum?!", wand ich mit neuem Mut ein.

"Das kann ich dir nicht sagen"

"Immer diese Geheimniskrämerei.. Warum bist du dann überhaupt noch hier??"

"Ich weiß nicht... ich wollte, dass es dir gut geht", so zerbrechlich hatte ich ihn noch nie erlebt.

"Das ist ja alles schön und gut, aber wie zur Hölle kann es sein, dass du in meinen Träumen warst und jetzt hier bist?!", unbedingt wollte ich eine Antwort auf das Mysterium. Komischerweise begann er bei dem Wort "Hölle" zu schmunzeln.

"Was ist so witzig?", fragte ich genervt darüber, dass ich einfach keine Antwort bekam.

Wieder Stille.

"Asmo! Ich..."

"Verdammt Tiara, ich bin der Teufel, okay? Und wir hätten uns nicht treffen sollen!"

Er kochte innerlich.

Wie eingefroren saß ich da und wusste nicht, ob ich lachen oder schreien sollte. 

Als ich meine Gefühle endlich beherrschen konnte, erhob ich das Wort:

"Du bist was? Ist das ein schlechter Scherz?"

"Ich wünschte, das wäre es.. Dann hätte ich keine Probleme am Hals."

"Was für Probleme?", er machte es nicht gerade leichter.

"Du wirst wohl nie Ruhe geben. Okay fein, ich werde es dir Erklären, unter einer Bedingung."

"Und die wäre?"

"Du darfst es niemals irgendwem erzählen."

Ich schluckte schwer.

"...Okay."

"Es ist die Wahrheit, ich bin der Teufel. Was denkst du, was es mit meinem Namen auf sich hat? Und ja, es gibt übernatürliche Dinge. Als ich dir gesagt habe, ich wäre dafür zuständig, dass Menschen ihre gerechte Strafe bekommen, meinte ich das auch so. Ich erscheine gelegentlich bei schweren Sünden, das ist meine Aufgabe, wenn Sünder unbestraft bleiben, übernehme ich das. Das hier ist meine menschliche Form. Ob du es mir glaubst oder nicht ist deine Entscheidung. Solltest du jemandem davon erzählen, sehe ich mich gezwungen, euer Gedächtnis zu löschen."

Das musste ich erst einmal verarbeiten. Daran zu glauben, dass Übernatürliches existierte, war ungefähr so schwer wie als würde jemand sagen, die Erde wäre eine Scheibe. Und doch machte es Sinn, es war die einzig mehr oder weniger logische Erklärung, an die ich denken konnte.

"Okay, wenn das wahr sein sollte, warum hast du meine Erinnerung nicht bereits genommen? Du sagtest, das hätte nicht passieren sollen."

Es schien ihm wirklich nicht leicht zu fallen.

"Naja, ich mag dich. Ist eine gute Abwechslung neben der Menschenbestrafung."

"Eine Frage noch: Warum ich? Warum meine Träume?"

Sichtlich war er es nicht gewohnt in so einer Situation zu stehen, wo er nicht seine überhebliche Macht ausspielen konnte. Wie sagt man so schön, jede harte Schale hat einen weichen Kern. Irgendwie niedlich, wie er dasaß mit gesenktem Haupt.

"Das erzähl ich dir vielleicht ein anderes Mal, wenn du artig bist", grinste er und die Unsicherheit war gänzlich verflogen, ja seine ganze Machtpräsenz schien sich regeneriert zu haben. Ich spürte es förmlich, wie er größer wurde. Gezwungenermaßen musste ich mich damit zufrieden geben.

"Weg von dir, was ist mit dem betrunkenen Mann?", erkundigte ich mich, als gleich meine Wunde erneut anfing zu brennen. Ich hielt meine Wange und verzog das Gesicht. Natürlich bemerkte er es und kam näher. Er legte seine Hände an mein Kinn, was ein seltsames Gefühl in mir auslöste und drehte meinen Kopf nach rechts, um die Wunde näher zu betrachten. Beinahe vergaß ich zu atmen, als er sich entfernte:

"Du hast nochmal Glück gehabt. Trotzdem solltest du sie versorgen. Kannst du aufstehen?"

"Natürlich, der kleine Kratzer hindert mich ja nicht am Laufen", versicherte ich ihm und erhob mich langsam vom Bett, um festzustellen, dass meine Beine doch wackeliger waren als erwartet. Gekonnt griff er nach meinem Arm und stützte mich.

"Danke", gab ich verlegen zurück.

"War wohl ein bisschen voreilig", grinste er und half mir zum Bad. 

Am Waschbecken angekommen, bestätigte ich ihm, dass ich nun alleine stehen konnte und schaute in den Spiegel.

"Ach du meine Güte", rief ich entsetzt, als ich den Geist von Spiegelbild vor mir sah. Jetzt im Nachhinein war es mir ziemlich peinlich, wie ich die ganze Zeit ausgesehen haben musste, als wir uns ausgesprochen haben. Im Türrahmen lehnend lachte er nur leise. Sehr witzig wieder mal.

Vorsichtig reinigte ich meine Wunde mit einem nassen Waschlappen und zischte leise "Autsch".

"Geht es?", fragte er jetzt wieder besorgt.

"Ja, ich werde es überstehen", lächelte ich.

Manchmal konnte er ja ganz süß sein, wenn er wollte.

Anschließend holte ich mir ein Pflaster aus dem Schrank und klebte es behutsam über meine Wunde. 

"Geschafft", grinste ich zufrieden und verzog sogleich wieder die Miene. Das sollte ich lieber nicht tun, Lachen tat weh. Leider.

"Jetzt musst du aufpassen, dass du mich nicht zum Lachen bringst", scherzte ich und drängelte mich an ihm vorbei, zurück ins Schlafzimmer. Scheinbar hatten sich meine Beine wieder ans Gehen gewöhnt.

Flink zog ich mein Nachtshirt aus, um es durch einen Pullover zu tauschen.

"Schon mal was von Privatsphäre gehört? ", ermahnte ich ihn, was er jedoch geschickt umging:

"Dein Arm", er deutete auf die Stelle, wo mich der Betrunkene festgehalten hatte. Ein Bluterguss und blaue Flecken, aber es tat kaum weh.

"Schon okay", beruhigte ich ihn, "was ist nun mit dem Mann? ...Was hast du mit ihm gemacht?"

Zögerlich setzte ich mich vor ihn aufs Bett.

"Wie gesagt, keine Sorge. Ich füge Menschen normalerweise keinen Schaden zu. Ich habe dafür gesorgt, dass er später seine Strafe erhält. Man könnte sagen, ich hätte ihn markiert."

"Äußerst interessant", gab ich interessiert zurück, doch leider wollte er mir nicht mehr erzählen.

"Sag mal, das warst doch du vorhin im Café?", konfrontierte ich ihn erneut.

"Ich weiß nicht was du meinst", lachte er.

Da realisierte ich wieder, womit ich es eigentlich zu tun hatte. Er war der Teufel. Diese Nachricht schockierte mich immer noch so sehr, das ich nicht wusste, wie ich damit umgehen sollte, vor allem wenn ich kein Sterbenswörtchen an Jo weitergeben durfte. War es gegen die Natur, sich gut mit "Dem Teufel" zu verstehen? Ich meine, es würde ihm noch Probleme bereiten. Andererseits fühlte ich mich so sicher bei ihm, da niemand etwas gegen den Teufel ausrichten konnte. Ein neuer Geistesblitz schoss durch meinen Kopf. Was, wenn er mir wirklich mit dem Drohbrief helfen und mich ein für alle Mal vor dem Mörder beschützen könnte? Die einzige Frage, die offen bleiben würde, war, ob er wirklich so fair war, wie er immer betonte.

"Ich weiß noch nicht so ganz, wie ich damit umgehen soll..", gab ich zu und erhielt wieder seine volle Aufmerksamkeit.

"Kann ich verstehen. Man trifft nicht alle Tage den Teufel. Wenn du das nicht möchtest, sag einfach Bescheid, ich sorge dafür, dass das ungeschehen bleibt."

Der Gedanke daran, ihn gehen lassen zu müssen, löste unerklärbare Trauer in mir aus. Aber wie sollte das auch weitergehen? Ich konnte doch nicht einfach eine Freundschaft fürs Leben mit dem Teufel aufbauen. Früher oder später würde der Tag kommen... 

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