Ich liebe dich
"Wo bist du gewesen Tiara?! Denkst du ich verzeihe dir so einfach und lasse dich weiterarbeiten?!", verärgert schlug mein Chef auf den Tisch und ich zuckte unter dem Knall zusammen.
"Es tut mir wahnsinnig leid, bitte verstehen Sie doch, dass ich angegriffen und verletzt worden bin! Hier sehen sie die Bestätigung des Falls auf Papier! Bitte geben Sie mir noch eine Chance! Ich werde alles tun!", versuchte ich inständig meinen Job zu retten, der gerade aufgrund meines bis dato unentschuldigtem Fehlens am goldenen Faden hing und zu reißen drohte.
Mein Chef war bekanntlich nicht der empathischste Mensch. Flehend blickte ich ihn an und beobachtete seine Gesichtszüge. Zornig musterte er mich, mein Haupt war schon ganz schwer unter seiner donnernden Stimme geworden.
Doch da öffnete er den Mund, um sein Urteil zu verkünden:
"Ein letztes Mal drücke ich ein Auge zu. AN DIE ARBEIT!"
"Ich weiß gar nicht wie ich Ihnen danken soll, ich werde Sie nicht enttäuschen. Das wird nie wieder vorkommen, versprochen!", erwiderte ich hastig und band mir im Handumdrehen die Schürze um.
"Jaja, hopp!", mit einer Handbewegung scheuchte er mich aus dem Büro, wo mich Charly auch schon mitleidig empfang.
"Noch einmal davon gekommen!", seufzte ich erleichtert.
"Ich bin so froh, was hätte ich nur ohne dich gemacht! Aber du konntest ja nichts dafür, dass ausgerechnet dir sowas zustößt!"
"Danke, das ist echt lieb von dir! Die Verluste macht ein Papier aber auch nicht wieder gut", musste ich zugeben und Charly nickte.
"Egal, vergessen wir das! Ich freue mich!", grinsend liefen wir zurück hinter die Theke und bedienten die Kunden.
"Frau Zanka!", erfreut über ihren Besuch, begrüßte ich sie schon von weitem, als ich sie die Tür öffnen sah und die kleine Glocke zu bimmeln begann.
"Hallöchen, meine Süße! Ich habe dich so lange nicht mehr gesehen! Ich habe mir schon Sorgen um dich gemacht. Sag, geht es dir gut? Ich dachte schon, der alte Griesgram hat dir gekündigt, dann hätte der aber was zu hören bekommen, schließlich kann ich nicht ohne deinen weltbesten Kaffee leben!"
Ich begann förmlich zu schmelzen, wie konnte ein Mensch so süß und herzensgut sein?
"Ich weiß gar nicht was ich sagen soll! Sie rühren mich zutiefst, vielen Dank!"
Ihr Besuch war jedes mal eine Bereicherung in meinem Leben. Diese kleinen Momente konnten den ganzen Tag versüßen.
"Ich bringe ihn sofort ihren Kaffee!"
"Keine Eile, mach das ganz in Ruhe!"
"Soo, hier bitteschön, den habe ich mit extra viel Liebe zubereitet!", lächelte ich sie an, "Warten Sie, ich mache Ihnen die Tür auf."
"Vielen Dank, Engelchen."
Folglich begleitete ich sie zur Tür, um sie mit einem Handgriff zu öffnen. Die Glocke bimmelte erneut vertraut. Da entdeckte ich Aiden vorm Eingang stehen.
"Ti!...Ich.. wollte mich entschuldigen...Ich.."
"Ist schon gut!", stoppte ich ihn, bevor er anfing, sich in einer Rede zu verlieren, "Ich hab dir verziehen. Lass uns das einfach vergessen! Ich möchte einfach nach vorne schauen! Komm rein, ich mache dir auch einen Kaffee!"
Erleichtert lächelte er und nickte, mir in den Laden folgend.
"Hier ist dein Kaffee! Du, ich habe eh gleich Schluss. Würde es dir etwas ausmachen, kurz zu warten? Dann können wir gemeinsam heim gehen."
"Kein Problem!", grinste er zufrieden.
"Tschüss Charly! Wir sehen uns!", umarmte ich sie schnell zum Abschied. In der einen Hand meine Jeansjacke, in der anderen meinen eigenen Kaffee haltend, gingen wir zur Ladentür.
Unvorsichtig stürmte ich zur Tür heraus und stieß mit einem Mann zusammen, der gerade um die Ecke kam. Mein halber Kaffee flog durch den Aufprall aus dem Becher und landete zu meinem Bedauern direkt auf Aidens T-Shirt, da er neben mir herausgekommen war.
Entsetzt jammerte er auf und widmete sich den Flecken auf dem T-Shirt.
"Es tut mir so leid! Ich war unvorsichtig!", entschuldigte ich mich rasch bei dem Fremden und schaute ihn dabei in die Augen. Dieser hob seinen Blick und schenkte mir ein verzeihendes Lächeln. Bei dem Anblick stockte mein Herz. Seine Augen... sie waren so tiefschwarz! Sein Gesicht! Diese Aura...Ich konnte mir dieses urplötzlich aufströmende Gefühl in keinster Weise erklären. Es war so viel intensiver, als alle anderen zuvor. Ich spürte so eine... Leere...Gefesselt von seinem Gesicht, konnte ich meinen Blick nicht mehr abwenden. Einige Sekunden schaute er mir ebenfalls tief in die Augen, bis er sich plötzlich umdrehte und so schnell verschwand, wie er gekommen war. Hatte ich da etwa ein Kichern von ihm gehört? Diese Begegnung wär äußerst eigenartig gewesen, das war mir noch nie passiert. Der Moment, als wir uns in die Augen schauten, war, als würde die Zeit für einen Moment still stehen. Es gab nur den Fremden und mich. So vertraut, als ob ich ihn schon einmal gesehen hätte, doch ich war mir sicher, ihn nicht zu kennen.
"Verdammter Mist!"
Und Aiden.
"Oh Gott Aiden, das tut mir so leid!"
"Ist schon in Ordnung, der Typ hätte auch etwas aufpassen können. Kanntest du den? Ich war zu beschäftigt mit den heißen Flecken auf meinem Shirt!"
Erst jetzt bemerkte ich, wie mein Handgelenk unter dem Silberarmband seltsam kribbelte. Verwundert strich ich darüber. Es war ganz warm. Wie konnte das sein?
"Dieser Blödmann! Das geht bestimmt nicht mehr raus!"
"Sorry Aiden, ich bin in ihn hineingerannt. Ich kann versuchen, das wieder rauszubekommen!"
"Alles gut, brauchst du nicht."
Reflexartig schaute ich verstohlen abermals in die Richtung, in die der mysteriöse Fremde verschwunden war.
"Was ist?", wedelte Aiden mit einer Hand vor meinem Gesicht. Ich musste mich verloren haben.
"Äh nichts, ich habe nur nachgedacht."
"Über was denn?", quetschte er mich wissbegierig aus.
"Ob das ein Zeichen an mich war, weniger Kaffee zu trinken", kicherte ich, Aiden begann ebenfalls zu lachen.
"Hast du schon die Neuigkeiten im Radio gehört?", fing Aiden mit einem neuen Thema an.
"Nein, was denn?", wunderte ich mich, zu selten hatte ich Zeit zum Radio hören oder ich vergaß es einfach.
"Sie wollen doch tatsächlich ein Projekt starten, das elendige Grusel-Viertel unserer Stadt wieder ein bisschen aufzufrischen!"
"Was wirklich??", ungläubig betrachtete ich ihn.
"Ja, nach den ganzen Vorfällen haben sie beschlossen, ein paar Hilfsorganisationen auf die Menschen dort anzusetzen. Ob denen das gefällt, ist eine andere Frage. Jedenfalls wird ihnen geholfen und die Häuser renoviert, beziehungsweise abgerissen und neu aufgemacht. Soll attraktiv für neue Investoren sein und würde die Stadt außerdem ein bisschen sicherer machen, findest du nicht auch?"
"Äh, ja natürlich! Das ist eine wirklich schöne Idee! Die Menschen dort tun mir immer so leid. Sie können doch nichts für ihren Zustand. Es ist ein ewiger Kreislauf, aus dem sie ohne Hilfe nicht ausbrechen könnten. Ich habe immer darauf gehofft, das da mehr investiert wird. In einer so fortschrittlichen Gesellschaft gehört das doch dazu!"
"Wo du Recht hast."
"Tut mir leid, dass ich dich nach so langer Zeit wieder darauf anspreche. Sorry, dass ich dich einfach so betrunken geküsst habe. Das war nicht richtig."
"Ich liebe dich auch, Aiden. Ich denke, das ist mir jetzt klar geworden!", platzte es plötzlich aus mir heraus, ich konnte die Worte selbst nicht begreifen.
Er machte riesen Augen und starrte, als ob gerade ein Einhorn vorbeigeflogen wär. Schöne Vorstellung eigentlich.
"Wirklich?"
"Ja."
Überglücklich nahm er mir den Kaffee aus der Hand und stellte ihn auf den Boden, um sich mir langsam anzunähern, seine Lippen meinen annäherte und mich sehnsüchtig, so voller Leidenschaft, küsste. Ich ließ es zu, ich ließ die Gefühle zu und wurde nicht enttäuscht. Irgendwas hatte die Barrikade durchbrochen, ich konnte endlich wieder klar denken und fühlen. Mein Herz schlug wild an seine Brust, seine Hände vergruben sich in meinen durchwuschelten Haaren. Immer wieder berührten sich unsere Lippen und spielten ein verworrenes Spiel der Liebe. Die Umgebung blendete ich vollkommen aus, es war wunderschön. Er war wirklich gut in dem, was er tat, das musste ich jetzt zugeben.
"Du bist so wunderschön", lächelte er in den Kuss hinein.
Geschmeichelt musste ich gleichermaßen grinsen.
"Ich liebe dich auch, Tiara! Und deshalb würde es mich sehr glücklich machen, dich meine Freundin zu nennen!", seine süßen Blicke ließen mir gar nichts anderes übrig.
"Ich sage ja", flüsterte ich in sein Gesicht.
Er legte behutsam seinen Arm um mich und zog mich ganz nah an ihn heran. Nun gehörte ich ihm, oder? Gemeinsam gingen wir die Hauptstraße entlang. Arm in Arm.
Kurze Zeit später zückte ich mein Handy, um Josie die Neuigkeiten mitzuteilen.
Daraufhin begann Aiden lauthals zu Lachen:
"Typisch Frauen!"
"Hey!", protestierte ich, "sie ist meine beste Freundin, fast wie meine Schwester. Wir teilen alles. Praktisch sind wir eins".
Jetzt konnte ich mich auch nicht mehr zurück halten, so lachten wir uns gemeinsam die Seele vom Leib.
Das Laute Vibrieren meines Handys unterbrach den Anschwall:
"WIEE JETZT? Du und Aiden? Hast du dich endlich entschieden? Erzähl mir alles!"
Ich grinste wie verrückt in mein Handy hinein, deshalb wollte Aiden natürlich auch sofort die Nachricht sehen. Schnell drehte ich mich in die andere Richtung.
"Fies!"
"Das geht dich nichts an! Das sind Frauengespräche!"
Gespielt beleidigt verschränkte er die Arme. Das sah super niedlich aus, wie er de schmollend stand und mich süß anblickte.
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