Es ist vorbei
"Ich hab dich auch lieb, meine Süße!", grinste er mich so verdammt süß an, "soll ich dir auch mal eine Backpfeife verpassen?"
"Damit ich mit Kieferbruch ins Krankenhaus komme?", verschränkte ich meine Arme.
"Gleichberechtigung!", murrte er.
Ohne darüber nachzudenken, wie wütend ich war, sprang ich ihm stürmisch in die Arme.
Er hielt mich fest, ich schlang meine Arme um seinen Hals.
"Ich lasse dich nie wieder gehen, du verdammter Idiot! Versprochen! Wirklich!"
"Das will ich doch hoffen!", hob er die Augenbrauen, "sonst..."
Weiter kam er nicht den ich küsste ihn und nahm ihm all seine Einwände ab. Ich spürte sein freches Grinsen auf meinen Lippen und war einfach nur überglücklich, hier, in seinen Armen sein zu dürfen. Mehr wollte und brauchte ich nicht. Niemand anders würde mich je so fühlen lassen.
"Ich möchte dir noch was erklären. Ich fühle mich einfach, als wenn ich mein Handeln einmal rechtfertigen müsste."
"Ist schon o..."
"Nein", unterbach er mich und fuhr fort, "hör zu. Alles fing damit an, dass du mich gesehen hattest, bei dem Tod deiner Eltern. Irgendwas in mir reizte es, dich noch mal zu sehen. Also besuchte ich dich in deinen Träumen. Ich hatte geplant, mir ein bisschen die Zeit zu vertreiben und dich dann vergessen zu lassen, weil du nichts von meiner Existenz wissen durftest. Aber ich konnte es einfach nicht, so sehr ich es versucht hatte, nach einiger Zeit musste ich dich wieder aufsuchen. Dann wurde es einfach irgendwann viel zu gefährlich, mein Bruder machte mir wortwörtlich die Hölle heiß und ich hatte so wahnsinnige Angst um dich, weil ich genau wusste, was er wollte. Deshalb habe ich ihm die Entscheidung abgenommen und habe dich manipuliert die Erinnerungen an mich zu vergessen, dann hätte er kein Recht mehr gehabt, dich zu verfolgen. Ich hätte dich niemals in der Hölle Leben lassen können. Ich hätte dein ganzes Leben ruiniert. Ich hätte deine Seele verdunkelt, dabei ist deine Seele so rein, wie die eines Engels. Das hätte ich nicht nehmen können. Ich gehe davon aus, dass er bereits damals an Aiden rumgepfuscht hatte, dich zu erobern, um mich leiden zu sehen, weshalb er auch den Mörder angeheuert hatte. Er wollte, dass ich diesen einen Fehler begehe und damit mein Urteil praktisch unterschrieb. Seine Legitimierung, mein Amt an sich zu reißen. Doch hat das meine Gefühle nur verstärkt, jeden Tag wurde die Sehnsucht größer, dich zu sehen. Du hast es auch gespürt, das zeigt nur, wie echt unsere Verbindung tatsächlich war. Vielleicht habe ich dir das Armband auch absichtlich da gelassen, um dich im Notfall immer beschützen zu können. Deshalb wollte der Dämon, dass du es wegwirfst, das war sein letztes Hindernis. Durch dich hat er versucht an mich ranzukommen und außerdem mich gleichzeitig zu verletzen. Er wollte den heutigen Tag provozieren, um mich zu töten und meinem Bruder die Macht zu überlassen Jedenfalls habe ich dich heimlich aufgesucht, erinnerst du dich an den Vorfall vorm Café? Ich gebe zu, vielleicht war das Absicht. Hehe. Dann habe ich dich in deinem Traum besucht und bin wirklich zu weit gegangen. Ab diesem Punkt wusste ich, ich kann nicht ohne dich, so oft ich es auch probieren würde. Dass du mich in der Seitengasse gesehen hast, war nicht geplant. Vielleicht hätte das nicht passieren sollen, aber ich bin verdammt froh, dass du dich dafür entschieden hast, Ti! An diesem Tag habe ich es gespürt, gespürt was für eine Aura von Aiden ausging. Aber du hattest mich wirklich verletzt. Ich war so froh dich zu sehen und deine Reaktion hat mich einfach aus der Fassung gebracht. Aber ich denke, das verstehst du. Genauso wie ich deine Reaktion verstehe. Aber alles was zählt ist, dass wir jetzt hier, genau hier, wieder vereint sind und mein Bruder tot ist. Du bist nicht mehr in Gefahr, nie wieder!"
"Wow", stammelte ich, so unglaublich berührten mich seine Worte, "und ich bin froh, dass du dich nicht beherrschen konntest! Sonst hätte ich etwas verpasst in meinem Leben, so ganz ohne dich."
Da hörte ich Aiden murmeln. Aiden! Vor lauter Aufregung hatte ich ihn ganz vergessen! Was würde nun mit ihm geschehen?
Hastig stürmte ich zu dem am Boden liegenden. Er rieb sich die Augen.
"Aiden!", redete ich auf ihn ein, "geht es dir gut?"
Aiden blinzelte einige Male und erstarrte als er mich sah.
Was hatte er nur? Woran erinnerte er sich?
"Tiara?", murmelte er verwirrt.
"Ja, ich bin hier. Hier, bei dir! Es ist vorbei!", lächelte ich.
"Was ist passiert?", er rieb sich den Schädel.
"Das erzähle ich dir sofort. Aber hast du Schmerzen?"
"Nein, mein Schädel dröhnt nur. Es ist alles gut. Ich...Oh mein Gott! Ich erinnere mich wieder!"
"Woran?", fragte ich neugierig.
"An alles!"
Damit hatte ich nicht gerechnet.
"Wirklich alles?"
"Ja!"
"An uns?", fragte ich ängstlich.
Perplex starrte er mich an. War das jetzt neu oder hatte er wirklich noch Gefühle?
"Tiara... es tut mir so schrecklich leid, was ich dir alles angetan habe. Ich habe dich total fertig gemacht."
"Ich verstehe das, Aiden. Ist schon okay, du kannst nichts dafür. Der Dämon hat dich beeinflusst. Du warst ihm schutzlos ausgeliefert. Es tut mir leid, dass du wegen mir da reingezogen wurdest."
"Hey! Kopf hoch! Du hast dir das nicht ausgesucht!"
Dankbar drückte ich ihn, er erwiderte die Umarmung.
"Ich würde ja wirklich gerne darüber reden und alles verstehen, aber ich hätte gerne was Kleines zum Essen und Trinken. Ich bin total fertig. Und du ganz offensichtlich auch. Ich werde noch Josie anrufen, sie hat ebenfalls eine Erklärung verdient!"
"Ja, mach das. Du hast Recht. Wir haben sie da mit reingezogen, also verdient sie eine Erklärung."
"Was ist mit ihm?", Aiden deutete auf Asmo, der in einiger Entfernung stehen geblieben war und uns beobachtete.
"Er hat uns alle gerettet. Ich wäre euch sehr dankbar, wenn ihr in mitkommen lasst. Ich liebe ihn, Aiden..."
"Wenn du das sagst, vertraue ich dir da. Keine Sorge. Ich werde schnell Josie anrufen. Entschuldige mich."
Aiden holte sein Handy heraus und wählte Josies Nummer. Tatsächlich hatte er keinen Kratzer mehr, selbst seine Kleidung war wieder ganz. Zufrieden sah ich zu, wie er mit Jo redete und bemerkte sein verlegenes Lächeln und seine unruhigen Schritte. Da fiel mir wieder etwas ein, das vor langer Zeit schon hätte eigentlich geschehen sollen, hätten uns nicht die ganzen übernatürlichen Wesen dazwischen gefunkt.
Mein Blick schweifte wieder hinüber zu Asmo, der immer noch brav dort stand, sein Blick auf mir ruhend. Ich lächelte ihm zu und deutete ihm an, zu uns zu kommen. Zögerlich setzte er sich in Bewegung.
"Wo ist deine Selbstsicherheit hin verschwunden?", neckte ich ihn.
"Die war nie weg!", das war der Asmo, den ich kannte.
"Und was ist nun mit uns?", stellte ich zögerlich die Frage, die mir schon lange im Kopf herumschwirrte.
Süß lächelnd setzte er zum Reden an:
"Ich würde mich freuen, dich mein Freundin nennen zu dürfen."
"Dagegen habe ich nichts einzuwenden!", strahlte ich bis über beide Ohren, "auch wenn du jetzt wieder zurück in die Hölle musst. Ich freue mich trotzdem über viele Besuche von dir. Ich weiß, du wirst mich wieder besuchen, ob in meinen Träumen oder auch so. Das nehme ich auf mich. Es ist mir egal, was du bist, ich liebe dich trotzdem."
Verlegen schaute ich ihn an, er mich.
"Was das angeht, werde ich dir später noch etwas erzählen. Aber verzieh nicht gleich wieder das Gesicht. Keine Sorge, alles wird gut."
Er streckte mir eine Hand entgegen:
"Gehen wir, Mylady?"
Glücklich nahm ich seine Hand an:
"Yes, sir!"
Aiden sagte uns, Josie wäre schon unterwegs, wir können zum Café aufbrechen.
Ein letztes Mal drehte ich mich um und betrachtete den See und das Ufer, das vor kurzer Zeit noch ein Schlachtfeld gewesen war. Jetzt war wieder alles friedlich. Nichts deutete darauf hin, dass sich hier eben noch der Teufel und sein Bruder um Leben und Tod geprügelt und viele Tränen geflossen waren. Mit einer Handbewegung hatte Asmo alles an seinen rechten Platz geschafft. Die Sandkuhlen waren wieder eben, die Bäume alle wieder heile und die verkohlten Überreste, die aus Versehen mit seinem Höllenfeuer in Berührung gekommen waren, verschwanden gleicherweise. Gedankenverloren schweifte mein Blick über das stille Wasser, das mich unglaublich beruhigte. Lächelnd kuschelte ich mich an die Schulter neben mir und dachte darüber nach, dass nun endlich alles vorbei sei.
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