zweiundsechzig
"Was hast du denn gemacht?" fragte Sungho besorgt, als er Yoongi ohne Jimin traf.
Sie wollten sich in einer kleinen Bäckerei treffen und frühstücken, wie sie so oft schon getan hatten.
Fragend blickte Yoongi ihn an.
"Dein Gesicht."
"Ich habe mich geprügelt." log Yoongi und nahm sich die Speisekarte aus dem Ständer auf dem Tisch.
"Mit wem?" hakte Sungho nach.
"Keine Ahnung, so ein Typ. Er hat Jimin dumm angemacht, also habe ich ihn beschützt."
Yoongi fand sich selber lächerlich. Ob Sungho die Lüge schlucken würde, war ihm relativ egal.
Er schämte sich, dass er in seiner eigenen Beziehung geschlagen wurde.
Natürlich hatte er schon oft gehört, dass es Gewalttaten in Beziehungen und Ehen existierten. Doch jedes Mal waren Frauen Opfer und Männer die Täter.
Auch wenn es viele schwarze Zahlen in diesem Bereich gab, fühlte sich Yoongi damit nicht bestärkt. Die "ach so starken Männer" ließen sich schlagen.
Yoongi schluckte den Kloß hinunter, der sich in seinem Hals anbahnte.
"Und ich dachte, Jimin würde dich beschützen." witzelte Sungho. Er bemerkte schnell den niedergeschlagenen Blick. "Das war bloß ein Scherz, Yoongi. Ich weiß, dass ihr gleichgestellt seid."
Verstehend nickte Yoongi und las sich weiter die Karte durch.
"Geht es dir gut?" fragte Sungho erneut voller Sorge.
"Ich habe wahrscheinlich eine leichte Gehirnerschütterung und meine Rippe ist angeknackst." antwortete Yoongi leise. "Mir geht es nicht gut."
Die körperlichen Schmerzen waren jedoch ein Dreck im Gegensatz zu seinen seelischen.
Langsam taute Yoongi auf und hatte das Bedürfnis, wenigstens ein bisschen zu erzählen. "Jimin lässt mir nicht wirklich Zeit, mich auszuruhen. Er ist momentan in einer Phase, wo er neue Sachen ausprobieren möchte."
"Zum Beispiel?" Neugierig verschränkte Sungho seine Hände unter seinem Kinn und stützte seinen Kopf auf diese.
Beschämt senkte Yoongi seinen Blick. "Gestern Abend hat er mich gefragt, ob ich nicht ein Dreier haben will."
"Mit wem?" erkundigte sich Sungho überrascht.
"Hat er nicht gesagt."
"Und du willst es nicht?"
"Ich weiß, welchen Part ich dann spielen müsste und das will ich nicht." Yoongis Stimme wurde beinahe von den Hintergrundgeräuschen übertönt, doch sein bester Freund verstand ihn noch gut genug.
Nachdenklich musterte er Yoongis Gesicht. "Steht Jimin auf Erniedrigung?"
"Kann sein." Yoongi raufte sich die Haare. "Ich habe keine Ahnung. Er hat ein paar dunkle Phantasien, die ich schon mitbekommen habe, aber das hält sich noch in Rahmen."
"Für deinen Vanilla-Arsch dunkel oder wirklich dunkel?" schmunzelte Sungho amüsiert.
Yoongi sah den Dunkelhaarigen in die Augen. "Er überschreitet Grenzen, ohne es zu wissen."
"Jimin kam mir immer so unschuldig vor." murmelte Sungho enttäuscht.
"Ist er auch. Nur halt im Bett nicht."
Verzweifelt wischte sich Yoongi über sein Gesicht. "Ich glaube, er mag es, mich-" Seine Stimme brach ab, weshalb er sich verlegen räusperte. "Er will mich leiden sehen."
"Wie meinst du das?" fragte Sungho und spürte ein ungutes Gefühl in seinem Magen.
"Naja, als ich-" Yoongi spielte nervös mit der roten Serviette, die vor ihm auf einem Teller lag.
"Ich will dich nicht zwingen, irgendetwas zu erzählen." sprach Sungho einfühlsam, als er merkte, dass Yoongi mit seinen Gedanken plötzlich überfordert war. "Ich höre dir zu, wenn du bereit bist."
"Er wollte direkt mit mir schlafen, als ich verprügelt worden bin. Und ich mein direkt danach. Als ich noch Blut im Gesicht hängen hatte." Yoongis Sicht wurde verschwommen. "Ich weiß nicht, wieso sich Jimin so verändert, sobald es darum geht. Ich liebe ihn wirklich, aber er tut mir so weh, dass ich bald nicht mehr kann."
Sunghos Brust zog sich zusammen, während sein Mitleid für Yoongi stetig wuchs.
"Aber eigentlich bin ich glücklich mit ihm und will mich nicht von ihm trennen." Yoongi wischte die Tränen von seinen Wangen und lachte gequält. "Wahrscheinlich heule ich gerade über Luxusprobleme."
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