5
P.O.V. Stephen
Geschockt starre ich auf ihren scheinbar leblosen Körper. Es ist still um uns herum. Man hört nur das ungleichmäßig Atmen meinerseits, doch ich kann mich nicht daran erinnern gerannt zu sein. Ein schmerzhaftes Ziehen macht sich in meinem Körper bemerkbar.
'Was machen wir jetzt mit ihr?'
Ich schrecke auf und zucke zusammen. Mein Blick hebt sich und trifft auf den von Selena. Wir kommunizieren nur per Gedanken, denn sonst wäre das Risiko zu groß, dass man uns belauscht. Schließlich hatte sich mein ungutes Gefühl, was das Menschenmädchen anging, bestätigt und jemand oder etwas hatte sie besucht.
Ich schüttle den Kopf. Das kann doch verdammt nochmal nicht wahr sein.
'Ich weiß es nicht.'
Mit dem Rücken stehe ich zu der blutverschmierten Wand auf der mortuus est anima mea steht. Es ist lateinisch und heißt soviel wie 'Meine Seele ist tot'. Doch was hat dieser Satz mit dem Mädchen zu tun? In den Heiligen Schriften wird dieser Satz nur in Verbindung mit dem Untergang gebracht. Doch vielleicht ist dort doch noch etwas anderes. Ich muss unbedingt die Schriftrollen einsehen.
'Wir müssen zum Hohen Rat. Es beunruhigt mich.'
Mit einem überflüssigen Blick zur Wand gebe ich Selena zu verstehen, was ich mit 'es' meine.
'Wir sollten sie aber nicht allein lassen.'
Verdammt, das könnte tatsächlich ein Problem darstellen. Meine Freunde sind bei ihren Göttern, um ihren Verpflichtungen nachzukommen, also bleibt mir wohl nichts anderes übrig, als ein paar Wachen herzuschicken.
'Keine Sorge. Ich trommle ein paar Wachen zusammen. Dieses Zimmer hat momentan höchste Priorität.'
Wir nicken uns zu und gehen vor die Tür. Dort starte ich einen Ruf an die sogenannten Roten Wachen. Wir warten maximal ein bis zwei Minuten, bis sich fünf Gestalten aus der Luft heraus kristallisieren und sich zu Feuer und Blut verbünden. Auf den ersten Blick kann ich erkennen, dass es sich hier um drei Dämonen und zwei Gestaltenwandler handelt. Ich nicke ihnen zu und verlasse dann mit Selena die korridorähnlichen Flure.
"Was hast du jetzt vor? Der Hohe Rat wird mehr oder weniger verdacht schöpfen, wenn du auf einmal die Schriftrollen einsehen willst."
"Ich lass mir schon etwas einfallen", erwidere ich trocken.
Endlich kommen wir an einem riesigen schmiedeeisernen Tor an, welches ich mit den Worten Liberum, Feram, Fortis öffne und gleich wieder schließe, nachdem ich die lateinischen Wörter für wild, frei und stark wiederholt habe.
Normalerweise würde ich jetzt den Geräuschen der unzähmbaren Wildheit der Pferde hier lauschen, doch so viel Zeit bleibt nicht. Wir wissen nicht wann sie wieder aufwacht und haben deswegen nur eine unbestimmte Zeitspanne.
Auf dem Weg zu den Feurigen Wäldern begegnen wir einem Laufburschen, der gerade zwei äußerst temperamentvolle Jungpferde wohin auch immer bringt. Er hat mit diesen alle Hände voll zu tun, deswegen denke, dass er auf dem Weg zum Coral sein wird, damit er sie dann anzähmen kann.
Ich schlug ihm ein Deal vor. Er würde uns unsere Pferde bringen und ich und Selena würden die beiden Jungpferde in den Coral bringen. Natürlich nahm er an und so kam es, dass wir jetzt hier warten.
Hinter mir spüre ich die Tritte des Pferdes gegen das unnachgiebige Holz und höre wie sich seine Hufe in den harten und staubigen Boden graben, nachdem es sich aufgebäumt hat. Mit einem schrillen Wiehern fängt es an seine Runden zu drehen, bis es vor Müdigkeit bald so schlapp sein wird, dass es möglich sein wird, dass man sich ihm nähern kann, ohne das man sich in Gefahr begibt.
"Bist du dir sichern, dass wir das durchziehen wollen?"
Selena war neben mich getreten, ohne das ich etwas bemerkt hatte. Doch spüre ich jetzt ihren Blick auf mir ruhen.
"Wir haben keine andere Wahl. Sag mir, was würdest du an meiner Stelle machen?"
"Wenn ich ehrlich bin, weiß ich es nicht. Ich schätze es an dir, dass du so viel Verantwortung auf dich nimmst, auch wenn du immer so tust, als wäre alles ein Klacks und du den großen Macker raushängen lässt."
Ich grinse. Wie recht sie doch hat. Es war nie wirklich einfach. Da kann ich behaupten was ich will. Am Horizont taucht eine dunkle Silhouette auf.
"Komm. Wir müssen."
Selena nimmt meine Hand und keine zwei Sekunden später stehen wir vor dem Laufburschen. Er hat Mühe die Pferde in Zaum zu halten, denn sie erschrecken sich und fangen an zu scheuen.
"Wir nehmen sie gleich so. Nimm ihnen das Halfter ab."
Kurz schaut er mich erstaunt an, bevor er meinen ungeduldigen Gesichtsausdruck wahrnimmt und ihnen das Halfter über die Ohren zieht. Von der Freiheit gepackt, reißt der schwarze Hengst vor mir den Kopf hoch, doch noch bevor er begreifen kann, was mit ihm geschieht, habe ich mich auf seinen Rücken geschwungen und halte mich in seiner üppigen Mähne fest. Selena macht neben mir genau das gleiche mit ihrem rotbraunen Hengst. Mit aller Mühe schaffe ich es, dass mein Pferd nicht gleich davonrast, sondern meinem Willen folgt. Doch ich will nicht, dass es sich lange fügt. Es könnte seinen freien Willen brechen und dann ist er zu nichts mehr zu gebrauchen und wir müssten ihn zur Erde schicken.
"Curre", flüstere ich in sein Ohr.
Ich spüre, wie er sich streckt, seine Galoppsprünge länger und kraftvoller werden, er an Tempo gewinnt und seine Freiheit genießt.
'Wo bist du?'
'Direkt hinter die Stephen.'
Ich kann förmlich spüren wie sich ihre Augen in meinen Rücken brennen und dort ruhen bleiben.
'Wann kommen wir ungefähr bei diesem Tempo an', frage ich sie.
'Die Pferde werden nicht lange durchhalten. Schließlich rennen sie auf einem hohen Niveau. Mit Glück finden wir noch bevor die Abenddämmerung einbricht einen geschützten Platz. Nach einer drei Tages Reise, müssen wir die Pferde wechseln, dann müssen wir über die Rote Bucht zum anderen Zipfel des Glühenden Eisens.'
Verdammt, so lang hätte ich die Reise gar nicht eingeschätzt. Aber sie hat Recht. Wenn wir nicht durch den Wald der toten Seelen reiten, und das können wir wirklich nicht, dauert es dementsprechend.
Doch konnte ich auch nicht wissen, was uns noch alles erwarten würde...
(Hey, ich melde mich nach einer gefühlten Ewigkeit auch mal wieder. Ich hatte Stress in der Schule, weil ich meine eine Prüfung, glaube ich, ziemlich verhauen habe und lerne jetzt ziemlich viel. Die Prüfungsergebnisse bekommen wir zwar erst im August, aber meine schlechtes Gefühl hat mich im Gegensatz meines Guten Gefühls noch nie getäuscht. Nächste Woche habe ich dann Abschlussfahrt. Da könnt ihr nicht wirklich viel von mir erwarten, aber ich möchte dann mal eine kleine Karte zeichnen, damit ihr wisst, wo wir uns befinden. Auch versuche ich diese Woche noch ein Kapitel rauszuhauen. Lasst jetzt gern ein Kommentar oder Like da. Ich würde mich freuen :))
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