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Es ist warm. Verdammt warm. Meine Kehle gleicht der Wüste Saudi Arabiens. Vergeblich versuche ich meine aufgerissenen Lippen zu befeuchten, doch scheitere kläglich. Erst jetzt spüre ich den Druck auf meinen Hand- sowie Fußgelenken. Ich bin gefesselt und die Schwärze umgibt mich wie die Nacht wenn sie ihren Höhepunkt erreicht. Ein schmerzhaftes Ziehen geht durch meinen Körper, als ich versuche an den Schüren herumzuzerren. Vor Schreck reiße ich meine Augen auf und öffne den Mund, um an frischen Sauerstoff zu kommen. Doch ich atme nur die staubige, trockenen und verbrauchte Luft, welche mir schwer in den Lungen liegt und meine Kehle reizt. Der Reiz treibt mir die Tränen in die Augen und ich fange an zu husten. Ich fühle mich hilflos und allem und jedem ausgeliefert. Wild hustend ziehe ich weiter an den Fesseln, doch es bringt einfach nichts. Ich huste, würge und in meinen Magen kommt das Gefühl der Übelkeit hoch. Panik macht sich in mir breit und in mir zieht sich alles zusammen. Ich möchte mich krümmen, doch habe Angst vor den Schmerzen. Schließlich vernebelt sich meine Sicht und mich überkommt Erleichterung. Noch bevor ich ganz wegdrifte höre ich Stimmen. Ich hätte gern noch ein wenig mehr mitbekommen, doch einfach mal die Augen zuzumachen und das Gefühl von Freiheit zu spüren, war einfach zu groß.

...

P.O.V. Luzifer

"Warum zur Hölle hast du das gemacht, Stephen? Du weißt man hat es dir verboten."

"Verdammt nochmal, nenn mich nicht so!", herrsche ich Ashton an.

"Er hat aber Recht. Außerdem war das echt hinterhältig von dir. Wir wussten nicht einmal was davon und haben dir trotzdem geholfen. Weißt du was passiert wenn der Hohe Rat das herausfinden?"

"Liam, halt deine Schnauze und stress mich nicht. Ich muss nachdenken."

"Eigentlich bleibt uns nichts anderes übrig, als sie zu den verborgenen Räumen zu bringen", spricht Selena das aus, worüber ich mir schon die ganze Zeit den Kopf zerbreche.

"Oder wir könnten so tun, als ob sie das nur geträumt hat und-"

"Vergiss es. Dazu müssten wir Morpheus oder Oneiro um Hilfe bitten und unser Hass beruht schließlich auf Gegenseitigkeit. Außerdem ist es im Himmel echt ätzend."

Justin verzieht das Gesicht und Ashton fängt an zu lachen.

"Sorry das ich zu spät bin, aber...ach egal", platzt Louis herein und grinst uns verschmitzt entgegen.

Wir wissen schon was ihn aufgehalten hat und fragen daher nicht nach.

"Was passiert?", fragt er in die Runde.

"Stephen hat mal wieder Scheiße gebaut", antwortet ihm Selena.

"Es hat aber nicht mit dem Mädchen von letzter Nacht zu tun, oder?"

Ich höre Unsicherheit gepaart mit Wut in seiner Stimme mitschwingen. Wenn jetzt keiner hier die Wahrheit sagt, dann wird er in sehr geraumer Zeit explodieren.

"Doch. Um genauer zu werden, wurde es ihm verboten erneut auf die Erde zu gehen und man sagte ihm außerdem, dass, wenn er gegen diese Warnung verstößt...du weißt schon." Ashton seufzt. "Dann wird er verbannt."

Schon allein das Wort Verbannung lässt mich sauer aufstoßen und bereit mir stechende Kopfschmerzen. Ich will hier nicht weg. Auch wenn ich es ungern zugebe, würde ich die ganzen kleinen Scheißer und die dummen, wilden Höllenhunde, die immer auf Streit aus sind, ziemlich vermissen.

"Noch dazu wissen wir nicht einmal ob sie ein Gewa (A/N ein Gestaltenwandler) ist", unterbricht Liam meine Gedankengänge.

Es kehrt Stille ein. Eine, für mich, nicht besonders beruhigende Stille. Louis Herz schlägt erstaunlich ruhig. Es scheint schon beinahe entspannt, doch kann ich seine überschüssige Energie spüren. Er möchte mir gerade mehr als nur ein paar Knochen brechen.

"DAS KANN DOCH NICHT WAHR SEIN! SPINNST DU EIGENTLICH KOMPLETT? WAS DACHTEST DU DIR NUR DABEI?"

Okay, ich habe mich geirrt. Er möchte mich hier auf der Stelle umbringen. Äußerst schmerzhaft und qualvoll. Das einzige was ihn davon abbringt, ist unsere Rangfolge. Denn die Halbgötter stehen nicht nur unter der Schutz der Götter und des Teufels, sondern müssen sich auch ihrer Macht aussetzten.

"So, jetzt beruhigen wir uns erst einmal wieder und schauen nach dem Menschenmädchen. Sie ist echt hübsch, findet ihr nicht?"

Verdattert schaue nicht nur ich Selena an, sondern auch die anderen Jungs. Wie zur Hölle kommt sie denn bitte auf das Thema hübsch? Außerdem ist ihrer Meinung nie jemand hübscher als sie. Egal. Sie will mit uns zum Mädchen gehen? Mit den Jungs sicher nicht. Dem einzige dem ich hier einigermaßen Vertrauen kann ist gerade Ashton.

Obwohl, der grinst auch schon die ganze Zeit wie ein Bekloppter rum. Ich blicke zu ihm rüber uns sehe wie sein Grinsen aus dem Gesicht gewischt ist.

Sorry Ashton, kleiner Test und jetzt geh verdammt nochmal aus meinem Kopf raus!

Erst jetzt bemerke ich, dass alle Blicke auf mich gerichtet sind. Ähm...ups.

"Ich gehe allein, verstanden?", herrsche ich sie an. Ich weiß nicht mal warum ich auf einmal so wütend bin. Wahrscheinlich einfach nur der Frust.

Auf dem Weg zur Treppe, werde ich an der Schulter gepackt und ausgebremst.

"Ich komme mit. Schließlich kannst du mir Vertrauen", lächelt mich Ash zuckersüß an. Ich verdrehe nur die Augen.

Ich hasse deine Gabe und jetzt geh verdammt nochmal aus meinen Kopf raus, du Idiot!

Doch er fängt nur an zu lachen und beachtet meine Bitte nicht weiter. Deswegen versuche ich an ein bauchfreitanzendes Einhorn auf einem Regenbogen zu denken.

"What the..."

...

"Wie lange müssen wir noch laufen?", quengelt Ashton.

Genervt verdrehe ich die Augen. Warum ist der Typ auch so ungeduldig?

"Kannst du nicht einmal drei Sekunden deine Fresse halten?", knurre ich.

Dieser Junge kotzt mich echt an. Wenn er jetzt auch nur ein Ton sagt, dann werde ich was weiß ich mit ihm machen. Ich könnte ihm eigenhändig die Kehle rausreißen. Oder ihm jedes Körperteil einzeln abtrennen.

Ich schüttle den Kopf. Ich sollte so etwas nicht denken. Schließlich ist er ein verdammt guter Freund. In der Ferne kann ich schon ein großes Gebäude erkennen und plötzlich erhöht sich mein Herzschlag. Nervös fahre ich mir durch die Haare und blicke mich unauffällig um. Scheiße, was passiert hier? Etwas rollt meine Stirn herunter. Unsicher fasse ich mir an den Kopf und spüre mein kalten Schweiß, welcher sofort wieder verdunstet.

"Bruder, was ist los?"

Ashton klingt besorgt und mustert mich.

"Ich...weiß es nicht", antworte ich ihm außer Atem. Ich fühle mich, als hätte ich einmal die Hölle durchgeflogen.

Ashtons Hand findet den Weg zu meinem Hals, bevor er meinen Kopf leicht zur Seite drückt und mich ein höllischen Schmerz durchfährt. Ich sinke langsam zu Boden und verschnaufe kurz.

"Was hast du gemacht?"

"Wir sollten uns beeilen. Sie ist aufgewacht. Alles andere erkläre ich dir später", flüstert er.

Ich nicke ihm zu und gebe ihm zu verstehen, dass er meine Hand nehmen soll.

"Ich bin aber noch nie gereist."

Den Blick dem ich ihm zugeworfen habe, muss ihm mächtig Angst gemacht zu haben, denn ich spüre wie sich seine Finger um mein Handgelenk schließen. In Gedanken male ich mir das Bild des Ortes, an dem wir landen werden, aus und keine zwei Sekunden später landen wir in einer kleinen, alten und verstaubten Kammer.

Vorsichtig lege ich ein Ohr an die Tür und lausche. Ein paar Minuten später überprüfe ich noch einmal, ob ich einen Herzschlag hören kann und als dies nicht der Fall ist, öffne ich langsam die Tür.

"Komm", fordere ich Ashton auf.

Zusammen hasten wir die Treppen nach unten und kommen schließlich an einem langen Gang an. Erneut schließe ich die Augen und konzentriere mich auf die Stille. Nichts. Warum höre ich sie nicht? Ich gehe ein paar Schritte nach vorne und höre plötzlich ein schwachen Herzschlag. Schwach aber verdammt schnell...und er wird immer panischer. Ich reiße die nächste Tür auf und renne den Gang weiter runter. Ashton folgt mir.

"Was hast du vor?", fragt er mich aus dem Nichts.

"Ich weiß es nicht", antworte ich ihm wahrheitsgemäß.

Ich öffne die letzte Tür, sehe wie ihr Körper in sich zusammensinkt und sie wieder teilnahmslos da hängt.

"Du hast sie an einen Pfahl gebunden? Bist du komplett irre?!", schreit mich Ashton an.

Doch ich höre nicht auf ihn und gehe langsam auf sie zu. Ich weiß nicht einmal ihren Namen. Behutsam binde ich sie los und fange ihren schwachen und zerbrechlichen Körper auf.

"Ich bringe sie zu den Räumen", entgegne ich ihm mit fester Stimme. "Es gibt ein Elixier, welches sie hier für eine bestimmte Zeit überleben lässt. Du weißt, welches ich meine?"

Ashton nickt.

"Wir sehen uns in einer viertel Stunde im Raum 3.2."

Damit verschwindet er und es bleibt nichts anderes als eine Staubwolke über. Mit dem Mädchen im Arm begebe ich mich in den Raum 3.2.

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