Kapitel 25
Ich liege wieder da und vegetiere, während ich darauf warte, dass ich mit Newt sprechen kann. Danach wird es nicht mehr lange dauern, bis Mary hier auftauchen wird und all dem ein Ende bereiten wird. Sie ist momentan schon damit beschäftigt, die tödliche Substanz herzustellen, sie ist in ihrem provisorischen Labor und geht meinem Wunsch nach, dass sie mein Leiden verkürzt. Sterbehilfe ist eigentlich nie ein gutes Mittel, doch ich sehe keinen anderen Ausweg, auch für Newt denke ich wird es so das Beste sein, denn es würde ihn zu sehr mitnehmen, wenn er die ganze Zeit bei meinem Leidensprozess dabei sein müsste. Ich muss die Zeit, die wir noch haben, genießen und darf mich nicht quälen und nur daran denken, was auf mich zukommen wird. Ich werde ihm weder sagen können, dass er nicht immun ist noch werde ich ihm sagen könne, was ich denn eigentlich wirklich von ihm denke und empfinde. Ich habe mit allen anderen Lichtern, sowie auch Brenda und Jorge gesprochen und wir haben alle beschlossen, dass Thomas sich darum kümmern wird, dass Newt geheilt wird. Es wird funktionieren, das hat man ja an Brenda gemerkt. Sie ist schon fast wieder die Alte, ihr geht es von Tag zu Tag besser. Eines Tages, wenn er auch wieder komplett geheilt ist und langsam über meinen Verlust hinweggekommen ist, hat Brenda mir versprochen, dass sie ihn in eine ruhigen Minute zur Seite nehmen wird und ihm in meinem Namen alles sagen wird, was er wissen muss. Ich habe auch einen Brief verfasst, den ich ihr überreicht habe. Solch einen Brief, einen richtigen Liebesbrief für jemanden zu schreiben, der ihn erst eine ganze Zeit nach dem man gestorben ist, erhalten wird, ist ein solch grausames Gefühl, dass man es eigentlich nicht in Worte fassen kann. Die Stunden, in denen ich diesen Stift in der Hand gehalten und dieses weiße Blatt, das sich immer mehr mit Worten füllte, vor mir hatte, waren eine der grausamsten meines Lebens. Ich hätte mich nicht gewundert, wenn ich schon da an meinem Herzschmerz gestorben wäre, denn es hatte sich in Realität so angefühlt. Sterben konnte nicht schlimmer sein. Ich wollte auch gar nicht mehr warten, denn jede Sekunde konnte die letzte sein und wenn ich hier nun so sitze, vergeude ich sie damit, dass ich auf Newt warte. Die Zeit rinnt mir durch die Finger, wie wenn man versucht, Wasser festzuhalten, es aber dennoch nicht funktioniert. Genau so fühlt es sich an. Hilflos. Verzweifelt. Meine Gedanken kreisen sich alle nur noch um ihn. Ich hoffe, dass an dem Ort, an dem ich in Zukunft bin etwas ist, was es mir ermöglicht, über ihn zu wachen. Ich weiß ja nicht, ob es Schutzengel gibt, doch ich weiß, dass wenn es möglich ist, ich genau das sein werde. Ich werde sein Schutzengel sein, über ihn wachen, jede Tat, die er macht beobachten und mich freuen, wenn er glücklich ist und ihm Trost spenden, wenn er traurig ist und mich vermisst. Vielleicht werde ich es irgendwie schaffen können, ihm ein kleines bisschen zu helfen, ihn fühlen lassen, dass ich immer bei ihm bin und es auch immer sein werde und er niemals alleine ist. Wenn ich daran denke, dass er, wenn er alt ist und ein langes erfülltes Leben gehabt hat, wieder zu mir kehrt, weiß ich, dass es doch noch einen geringen Lichtblick gibt. Dann können wir zusammen sein, wir beide werden glücklich sein, denn dann kann uns nichts mehr etwas anhaben, kein Tod und keine Krankheit. Ich weiß, dass unsere Liebe diese Zeit bis dahin überstehen wird, denn zumindest meine ist so groß, dass ich meine ganze Zeit über an nichts anderes denken werde. Ich habe seit ich ihn kenne an noch nichts anderes gedacht und ich werde es auch in Zukunft nicht ändern, es würde noch nicht einmal gehen, wenn ich es wollte. Wo bleibt er denn nur? Will er denn nicht zu mir? Oder ist es für ihn auch einfach nur so schwer wie für mich und er muss sich erst einmal überlegen, wie er all das verdauen soll? Ich habe ihm noch nicht gesagt, was ich mit Mary besprochen habe, ich werde es auch nicht, denn ich weiß, dass er es nicht zulassen wird. Er sagt nämlich immer zu mir, dass ich stark sein muss und kämpfen muss und schließlich wäre das genau das Gegenteil von dem, was er mir immer zu vermitteln versucht. Ich gebe einfach auf, obwohl er noch immer die Hoffnung hat, dass alles gut werden kann. Er denkt noch immer, dass es irgendein Wunder bewirken könnte, da er mich liebt und deswegen sein Blut besser reagieren würde und dann die Möglichkeit hätte, mich zu heilen. Ich denke, insgeheim weiß er, dass es nichts bringt und es wirklich das Beste wäre, mein Leid zu beenden, doch er wird es niemals zugeben. Denn dann müsste er sich ja auch eingestehen, dass er nicht immun ist und das alles auch durchmachen muss. Nur hätte er dann keine Person, die ihm helfen könnte, indem sie für ihn da wäre. Ich werde zwar über ihn wachen und zusehen, wenn Thomas ihm hilft, ihn zu heilen. Ich höre ein paar Stimmen vor dem Zelt, ich kann sie als die von Mary und Newt vernehmen. Oh nein! Bitte, lass sie einfach normal reden und nicht darüber, was Mary momentan macht oder über meinen Gemütszustand. Was mich eigentlich wundert, dass ich jetzt ein paar Stunden habe, in denen mich der Brand in Ruhe lässt. Vorhin habe ich zwar erst wieder ein paar Stunden kämpfen und leiden müssen, es wird jedes Mal schlimmer, doch zu dieser Zeit habe ich gedacht, dass es nie wieder aufhören wird und ich nie wieder klar denken kann. Jetzt habe ich seit ein paar Stunden Frieden. Das einzige, was gut ist, dass ich, wenn ich mit dem Brand beschäftigt bin nicht daran denken muss, was für Schmerzen ich habe. Ich leide dann wenigstens nicht. „May, warum tust du mir das an?!" das Zelt wird von Newt aufgerissen, der auf mich zustürmt. An seiner Seite ist Mary und an Newts Tränen erkenne ich, dass sie es ihm gesagt hat.
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