Kapitel 24

Ich liege mal wieder wie ein gestrandeter Walfisch auf der Liege, während ich auf Brenda warte. Ich werde heute mit ihr reden müssen, denn das ist vielleicht das letzte Mal, dass ich das kann. Sie ist gesund, bei ihr hat die Heilung angeschlagen und momentan ist sie auf dem Weg der Besserung. Selbst, wenn Thomas probieren würde, ob es bei mir funktionieren würde, würde es nichts mehr bringen, denn dafür geht es mir schon viel zu schlecht. Das läuft wirklich sehr schlecht für mich und ich hoffe, dass ich wenigstens eine anständige Beerdigung bekommen werde. Sie sollen mich alle in guter Erinnerung behalten, so wie ich im Himmel über sie wachen werde. Ich werde sie alle so schrecklich vermissen, Brenda und Jorge, meine Familie, die anderen als meine Freunde und Newt als der Junge, in den ich unsterblich verliebt bin und mit dem ich einfach nicht zusammen sein kann. Ich habe eine solche Angst vor dem Tod, dass mich Albträume heimsuchen und ich den ganzen Tag über zittere und jedes Mal, wenn der Brand zurückkehrt, fast vor Panik sterbe. Ich kann das nicht bis zum Ende mitmachen, denn ich will nicht elendig verrecken. Ich hoffe, dass sie irgendein Mittel haben, das sie mir verabreichen können, durch das ich meine letzte Phase des Verreckens friedlich beenden kann und nicht elendig ableben muss. Ich weiß auch gar nicht, wie ich das machen soll, wie ich mich von Newt verabschieden soll, denn das kann ich nicht. Ich liebe ihn und kann mir nicht vorstellen, von ihm getrennt zu sein und ich werde das auch nicht zulassen können. Doch ich habe keine Wahl, mein Körper tut das, was er will. „Newt ist nicht immun", ist das erste, was Brenda sagt, sie bei mir ins Zelt tritt und sich mit einem Stuhl neben mich setzt. „Es tut mir so leid, dass ich so mit der Tür ins Haus falle, doch ich wusste nicht, was ich sonst machen sollte. Du musst es wissen, schließlich ist er dir wichtig und das erklärt auch, warum die Behandlung bei dir nicht anschlägt. Es tut mir so leid, May, ich würde alles dafür geben, dir helfen zu können, irgendetwas tun zu können, damit die Behandlung bei dir noch wirken würde, doch ich kann es nicht. Es liegt nicht in meiner Hand und das ist das Schlimmste, dass es nur geben kann. Du bist meine beste Freundin, wie eine Schwester für mich und ich kann dich einfach nicht gehen lassen. Ich habe dich so lieb. Es ist, wie wenn man mich auf eine Folter spannen würde und Jorge und ich reden und oft zusammen und versuchen uns Halt zu geben und unsere Trauer ein wenig zu lindern, doch wir schaffen es nicht wirklich. Du gehörst zu unserer Familie." Ich sehe, wie auch Jorge nun zu mir in die Hütte tritt und sich neben Brenda, mir gegenüber, niederlässt. Beide greifen nach jeweils einer meiner Hände und halten sie. Ich bemerke die Tränen, die sich in meinen Augenwinkeln gebildet haben und nun anfangen, meine Wangen hinunterzukullern. Mein Herz schmerzt so sehr, dass ich es kaum noch aushalte. Ich weiß nicht, wie lange ich es noch aushalte, so zu sein, in den Gedanken an das, was bevorsteht und das ich nicht vermeiden kann. „Ich liebe euch so sehr", schluchze ich, mein Herz sinkt in ein tiefes Loch voller Dunkelheit, wo schon der Teufel wartet, sich die Handflächen reibt und darauf wartet, dass er mein Herz und meine Seele bekommt, die er dann verspeisen kann. Er weiß das dann wenigstens zu schätzen. Der Teufel ist netter zu mir als der Brand. Wie auch immer dieses Virus ausgebrochen ist, ich hasse alle Personen, die dafür verantwortlich sind und die vielleicht nichts dagegen getan haben, obwohl sie es eigentlich gekonnt hätten. Ich würde ihnen gerne einmal zeigen, wie wegen ihnen die Welt nun aussieht, was sie also angestellt haben und hoffen, dass sie ihre Taten dann bereuen würden. Es kann eigentlich alles egal sein, ich bin nur noch eine kurze Zeit auf dieser Welt, ich kann nichts mehr an der Welt verändern, kann nur noch hoffen, dass man sich an mich erinnern wird und Newt ein Mädchen findet, mit dem er glücklich zusammen sein kann. Wobei, er hat ja auch den Brand. Was soll er denn machen? Ich muss nachdenken! Bei ihm ist es doch so, dass er noch nicht ausgebrochen ist, deswegen kann Thomas ihn auch retten. Er ist sein bester Freund und immun, bei Brenda hat sein Blut Wunder bewirkt und somit kann Newt auch gerettet werden. Der anfängliche Schock, dass Newt vielleicht genau das gleiche wie ich durchmachen müsste, ließ mich erst zusammenzucken. Doch er hat noch eine Zukunft. Er wird es überleben, denn er ist stark, das weiß ich. Für ihn steht noch die ganze Welt offen. Er wird es schaffen, diese Welt zu verändern. Er wird jemanden finden, den er liebt und die ihn auch lieben kann und nicht solche Angst wie ich haben wird. Das hat er verdient, denn er ist einfach der liebenswürdigste Mensch, den ich kenne. „Sorge dafür, dass Newt gerettet wird", flehe ich Brenda schluchzend an und drücke ihre Hand ganz fest, um ihr zu vermitteln, wie wichtig mir das ist, denn ich habe keine Kraft, es ihr auf eine andere Weise zu zeigen. „Du liebst ihn wirklich. Ihr solltet glücklich zusammen sein. Er liebt dich so sehr, May, das musst du wissen. Und er leidet so sehr, weil er denkt, du erwiderst seine Gefühle nicht. Doch ich verstehe dich vollkommen. Was tut man denn nicht alles, um die zu schützen, die man liebt?" Als sie das sagt, fange ich wieder an zu weinen.

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