Kapitel 15

„Brenda?" Ich stürme gleich auf sie zu und knie mich neben sie hin, um zu sehen, dass sie wirklich wach ist. Natürlich habe ich es gehört und ich müsste eigentlich wissen, dass man wach sein muss, um reden zu können, doch ich bin einfach so mitgenommen, dass ich ganz sicher sein muss. Ich weiß, ich bin ein verrücktes Mädchen, doch ich kann nichts dafür, dass in meinem Leben schon so viel passiert ist und ich all das, was passiert, nicht mehr kontrollieren kann. „Ist er auch wach?", höre ich Newt fragen und sehe dann auf, um Aris zu sehen, der Thomas inspiziert und dann anschließend mit dem Kopf schüttelt und wieder nervös umhertigert. Aber immerhin ist Brenda momentan wach. „Wie geht es dir?", frage ich sie und stütze sie, damit sie sich aufsetzen kann. Ich helfe Brenda, sich gegen die Wand zu lehnen und so zu sitzen. Ich kann den Schweiß erkennen, der ihre Stirn wie ein Film überzieht. Ihre braunen Augen blicken ins Leere, so als wüsste sie gar nichts mehr und wäre in einer anderen Welt versunken. Was ist denn nur mit ihr los? Ist sie paralysiert, da ihr und Thomas etwas Schlimmes passiert ist? Sie tut mir so leid. „Brenda, sprich mit mir, was ist mit euch passiert? Glaube mir, ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht. Ich habe ständig an dich gedacht und wollte nur, dass du wieder hier bist und in Sicherheit. Alle anderen haben sich auch große Sorgen gemacht, vor allem Jorge. Er hat zwar versucht, es so gut wie es geht, zu verbergen, aber dennoch konnte er das nicht so machen, dass man es nicht gemerkt hat. Du bist uns beiden wirklich so wichtig." Ich nehme sie in den Arm, da ich einfach von meinen Gefühlen überwältigt werde und Körperkontakt zu ihr brauche. Brenda erwidert die Umarmung ganz schwach, als hätte sie keine Kraft. Mein Schwindel ist momentan fast verflogen, er beeinträchtigt mich zwar immer noch, aber dennoch ist es momentan so wichtig, dass ich mich da mehr drauf konzentrieren kann und alles andere in den Hintergrund rückt. Ich denke sogar weniger an Newt, was sogar ein Wunder ist, dass ich das kann. Ich bin froh, dass ich mich auch mal von seinen Lippen und seinem perfekten Aussehen und den Gedanken an seine Perfektion lösen kann. „Ich muss dir etwas sagen, May. Es ist wirklich wichtig, du musst mir versprechen, dass du es für dich behältst, es weiß nämlich noch niemand und es ist wirklich wichtig." „Natürlich, du kannst mir alles sagen, das weißt du." Ich setze mich ein Stück von ihr weg und sehe sie an, um mich besser auf das, was sie nun sagen wird, zu konzentrieren. Ich habe ein bisschen Angst, dass es etwas Schlimmes ist, denn sie haben so viel durchgemacht und sie sieht so erledigt aus, dass das das Naheliegendste ist. „Wir sind in unterirdische Tunneln gelaufen. Es war unser einziger Weg und wir dachten, dass wir so schneller wieder zu euch stoßen können. Dann sind wir auf eine Gruppe von Cranks gestoßen. Sie sind wirklich schon sehr hinüber gewesen, noch viel mehr als unsere Wachhunde. Es hat mich gewundert, dass sie überhaupt noch am Leben waren. Sie haben uns bemerkt und angefangen, Jagd auf uns zu machen und wir mussten aufpassen, dass wir von ihnen nicht erwischt und umgebracht wurden. Glaube mir, es gab so viele Situationen, in denen ich fast umgekommen bin und es ist eigentlich ein Wunder, dass ich noch am Leben bin und tatsächlich hier. Mich hat ein Crank dennoch erwischt, ich weiß nicht genau, was es war, ob er mich gebissen oder gekratzt hat, aber ich habe seitdem diese Schmerzen. Ich fühle mich nicht mehr gut, es ist, als würde ich mich verändern, als wäre ich nicht mehr der Mensch, den ich all die Jahre davor gewesen bin. Ich bin nicht mehr Brenda, irgendetwas hat die Kontrolle über mich, ich bin Thomas gegenüber fies gewesen und habe ihn ohne Grund angemotzt und geschubst. Ich weiß nicht, warum ich so bin und ich will es auch gar nicht, aber trotzdem bin ich es. Ich kann es einfach nicht kontrollieren, ich will das nicht." Sie legt ihre Hand auf ihre Hose und schiebt sie ein Stück nach oben, sodass ihre Haut zum Vorschein kommt. Es sieht schlimm aus, sehr schlimm, mir wird von einer Sekunde auf die andere speiübel. Denn es ist das, was ich auch habe. Die Wunde sieht haargenau so aus, wie sie auch bei mir ist und sie ist auch fast an der gleichen Stelle. Ich kann nicht in Worte fassen, wie sehr mich das mitnimmt. Das kann und darf doch einfach nicht wahr sein! Brenda darf nicht den Brand haben! Es reicht doch schon, dass mein Leben schon bald komplett gelaufen ist und ich dabei bin, mich in eine Art verrückte Möchtegernzombie zu verwandeln, da muss es meine beste Freundin nicht auch tun. Sie ist ein so toller Mensch, sie hat das nicht verdient! So muss ich also auch aussehen, wenn der Brand gerade wieder Kontrolle von mir erlangt! Sie sieht grausam aus, total mitgenommen, als würden die Wümer sich gerade durch ihren Kopf fressen und sie fertigmachen. „Ich habe ihn auch", antworte ich einfach, es ist das einzige, was ich momentan herausbringe. Wir beide, zwei Freunde, sind dabei, zerstört zu werden. Ich kann es nicht glauben. Ich leide, weil sie das auch hat, dabei weiß ich eigentlich, wie es ist, da ich es auch habe. Bei ihr ist er aber schon weiter, keine Ahnung, ob es daran liegt, dass ihr Crank schon weiter hinüber war, ihre Wunde schlimmer war oder ich einfach ein bisschen immuner bin, aber ich finde es grausam. Wenn ich mich momentan schon so schlimm fühle, dann muss sie sich ja noch schlimmer fühlen. Wir beide zusammen werden die schlimmste Zeit unseres Lebens durchmachen. „Weiß Thomas es?", frage ich sie und daraufhin schüttelt sie den Kopf. „Und Newt?", gibt sie keuchend von sich. Als ich nicke, sieht sie mich verwirrt an. „Nicht böse gemeint, doch es wundert mich nicht. Ich habe gleich gemerkt, dass es zwischen euch beiden gefunkt hat. Ihr beide seid füreinander bestimmt, das weiß jeder. Ihr seid süß zusammen und ich kann verstehen, dass du ihm das anvertraut hast." „Wir sind nicht zusammen, Brenda", gebe ich die Wahrheit von mir und werde sogleich von der Realität erschüttert. Ich will es so sehr, doch ich kann es niemals. Es ist zu grausam, um daran zu denken. Brenda muss wohl merken, dass mich das sehr mitnimmt und legt den Arm um mich. „Das werdet ihr schon noch. Ich habe in unserem Zuhause schon gemerkt, dass er an dir interessiert war, aber jetzt, als du mir aufgeholfen hast, habe ich gesehen, wie er dich ansieht, dass er dich beobachtet, weil er sich Sorgen um dich macht. Ich verspreche, dass das noch etwas wird." Ich bin so froh, dass Newt das momentan nicht mitbekommt, er und Aris sich ein Stück entfernt haben, damit wir uns in Ruhe unterhalten können. Ich kann nur beten, dass ich während meiner Leidenszeit noch ein wenig schöne Zeit mit Newt verbringen kann. Es ist mir das Wichtigste auf der Welt.

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