Epilog

Newts pov

... Deswegen denke daran, dass ich dich liebe und immer lieben werde. Vergiss das nie, aber lebe trotzdem frei. Ich werde die tolle Zeit, die wir zusammen hatten, nie vergessen.

In unendlicher Liebe,

deine May

Ich lege den Brief bei Seite, während ich die Tränen nicht mehr zurückhalten kann. Sie rollen mir in Sturzbächen die Wange hinunter. Es schmerzt so sehr. Ich vermisse May so sehr, jeder Tag, jede Stunde, jede Minute, jede Sekunde ohne sie ist eine reine Qual und ich halte es kaum aus. Ich kann es nicht glauben und nicht verkraften, dass sie tot ist und auch nie wiederkehren wird. Sie ist doch noch so jung gewesen. Wir sind so jung, wir hätten doch eigentlich noch unser ganzes Leben vor uns gehabt. Wenn ich daran denke, was uns alles entgeht, Momente, in denen wir wunschlos glücklich sein können, dann ist es, als würde mein Herz zerbersten. Es hat sich vor Schmerz so sehr verkrampft, dass ich spüre, wie es nicht mehr weitermachen will. Seit drei Monaten ist sie jetzt schon nicht mehr am Leben. Diese drei Monate sind ohne Bedeutung, es gibt nichts mehr, das wichtig ist. Ich leben den Tag nur, damit er zu Ende ist und mich niemand fragt, was mit mir los ist. Ich will nicht reden, sie verstehen doch sowieso alle nicht, wie es mir geht. Sie wissen nicht, wie es ist, das Mädchen zu verlieren, das man über alles liebt und von ihr nicht mal gesagt bekommen zu können, dass sie mich auch liebt. Ich habe es jetzt erst erfahren. May liebt mich! Sie hat es all die Zeit getan! Wie konnte ich denn nur so blind sein, dass ich es nicht erkannt habe? Wieso war ich denn so geblendet? Ich habe so gelitten, habe mich ständig gefragt, was ich anders machen könnte, damit sie ihre Gefühle mir gegenüber ändern könnte und mich auch lieben könnte. Ihre Lippen, warum habe ich sie denn nicht einmal küssen können? Nichts ist mehr wichtig. Ich bin vom Brand geheilt, dafür hat Thomas gesorgt, doch selbst als ich erfahren habe, dass ich nicht immun bin und er in mir schlummert, war ich nicht annähernd so getroffen, wie kaputt ich wegen May all die Zeit bin. Der Schmerz, den es dann noch mehr gegeben hat, war eigentlich auch schon ohne Bedeutung. Alles ist egal. Vielleicht wäre es doch besser gewesen, wenn ich gestorben wäre und nun bei ihr wäre. Dann hätten wir beide das gleiche Schicksal gehabt und könnten dann nun glücklich sein. Wäre das denn nicht besser? Doch ich weiß, dass sie es mir nicht verziehen hätte, wenn ich aufgegeben hätte. Ich muss kämpfen, für sie, so wie sie es auch gemacht hat, bis es keinen anderen Ausweg mehr gab. Ich mache mir ständig Vorwürfe, dass ich es nicht verstanden habe, dass ich nicht immun bin und sie deswegen sterben musste. Wieso habe ich sie denn nicht retten können? Ist es mir nicht vergönnt, Liebe erfahren zu dürfen und das Mädchen, das ich liebe, an meiner Seite haben zu dürfen? Ihr blondes Haar, ihre blauen Augen, diese perfekt geschwungenen Lippen ... in meinen Gedanken sehe ich alles wieder vor mir und stelle mir vor, wie ich die Konturen ihres Gesichtes mit dem Finger nachfahre. Es wird nie eine andere geben, das hat sie zwar im Brief geschrieben, dass sie sich freuen würde, wenn ich ein anderes Mädchen kennenlernen würde, doch das wird definitiv nicht der Fall sein. Ich werde nie über die Trauer hinwegkommen. Ich habe das Gefühl, dass es jeden Tag schlimmer wird, den ganzen Tag werde ich von dieser Leere verfolgt, die mich nicht mehr loslässt und mich einhüllt. Selbst, wenn andere fröhlich sind oder ich Brenda und Thomas sehe, wie sie glücklich verliebt sind, kann ich nicht mehr machen, als mir ein Lächeln abzumühen. Ich bin zu schwach, um das alles durchzustehen. Da hätte das Schicksal sich eine starke Person aussuchen sollen, ich bin nur schwach und warte darauf, dass der Schmerz vergeht. Ich weiß nicht einmal mehr, was der Alltag hier zu bedeuten hat, ich tue die Arbeit, die mir aufgetragen wird und unterhalte mich manchmal mit anderen, damit niemand Fragen stellt, aber ich denke nur an die Nacht. Wenn die Träume mich überkommen und sie wieder da ist. Ein paar Stunden kann ich glücklich sein, mit ihr an meiner Seite, niemand kann uns etwas anhaben und wir sind frei, doch dann wache ich wieder auf und muss der Realität ins Auge blicken. Das jeden Tag. Seit drei Monaten und es ist kein Ende in Sicht. Was soll dieses Leben denn bringen? Jeder Mensch hat doch ein Recht auf Glück, wo ist meines bitte? Soll ich mein ganzes Leben nur noch hoffen, dass der Schmerz sich in Grenzen hält und dass die Nacht lange währt, sodass ich ihr nahe sein kann? Das ist doch kein Leben! Was soll ich ändern? Was sollen die anderen ändern? Ich kann ihnen ja auch nicht böse sein, denn sie versuchen mir so gut es geht, zu helfen, doch das kann niemand wirklich. Nicht einmal ich kann das. Nur sie könnte das! Ich lese den Brief noch einmal und wieder ist es, als würde man mir das Herz aus der Brust reißen. Ich falte den Brief zusammen und lege ihn unter mein Kissen, wo er für immer sein wird. Zusammen mit ein paar Fäden ihres Lieblingsoberteils. Mehr habe ich von ihr nicht behalten können. Nicht einmal ihre Beerdigung habe ich richtig überstanden. Mittendrin habe ich es nicht mehr ausgehalten und bin abgehauen. Jetzt sitze ich manchmal stundelang einfach nur da, wo sie begraben ist und rede mit ihr. Frage mich, ob sie mich, da wo sie ist, sieht oder vermisst. Ob sie mir zuhört. Vielleicht ist sie ja in diesen Momenten bei mir und redet mit mir, doch ich bekomme es nicht mit. Ich werde es nie wissen. Nichts wird wieder so sein wie es einmal war. Das hat der Brand uns gestohlen. Diese Seuche, die nicht nur Menschenleben auslöscht, sondern auch noch das Leben anderer zerstört. Ich werde nicht der einzige sein, der so ein Schicksal hat. Und es wird nie aufhören ...

Danke an alle, die dieses Buch gelesen haben. Ich weiß, es hat ein schlimmes Ende, doch ich hoffe, dass ihr mich jetzt nicht hasst. Hab euch trotzdem lieb,

Eure Rennmaus1701

PS: Schaut doch mal bei 'No prejudices' und 'Angels in paradise' vorbei! :3

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